Wilhelm Canaris
Wilhelm Franz Canaris (* 1. Januar 1887 in Aplerbeck bei Dortmund; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) war ein deutscher Admiral und während des NS-Regimes Leiter des Amtes Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht.
Erster Weltkrieg
Canaris wurde in Dortmund geboren und wuchs in Duisburg auf, wo er das Steinbart-Gymnasium besuchte. Er ging als Seekadett 1905 zur Marine und war 1916 Kapitänleutnant und Beobachtungsoffizier, 1917 war er beim U-Boot-Einsatzstab in Cattaro und stellvertretender U-Boot-Kommandant im Handelskrieg.
Zwischen den Kriegen
Er galt als Vertrauter des Freikorpsführers Hermann Ehrhardt und war 1919 Mitglied des Kriegsgerichts, vor dem sich die der Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht angeklagten Freikorpsmitglieder verantworten sollten, das dann aber einen Großteil der Beschuldigten freisprach. Bereits ein Jahr später beteiligte er sich am Lüttwitz-Kapp-Putsch und wurde daraufhin festgenommen und inhaftiert, aber nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Weitere Stationen waren 1921 Erster Admiralstabsoffizier beim Kommando der Marinestation der Ostsee, 1925 als Korvettenkapitän Dezernent in der Flottenabteilung der Marineleitung, 1927 Referent beim Stab des Chefs der Marineleitung; 1931 Chef des Stabes beim Kommando der Marinestation der Nordsee. In den 20er Jahren protegierte er Reinhard Heydrich, der in dieser Zeit eine Offizierslaufbahn in der Marine einschlug. Heydrich, der später zu einem der führenden Funktionäre der SS aufstieg, wurde 1931 unehrenhaft aus der Marine entlassen.
Zu Beginn des Dritten Reichs befürwortete er den Nationalsozialismus und stieg unter dem NS-Regime zum Chef der deutschen Abwehr auf. 1935 bis 1944 war er dann Admiral und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Ausland/Abwehr und 1944 Leiter der OKW-Dienststelle für Wirtschaftskriegführung.
Zweiter Weltkrieg
Erst gegen Kriegsanfang kommen ihm Zweifel an Hitlers Regierung, die sich mit der Zeit mehren. Er erhält in seiner Position als Chef der Abwehr die Fassade des loyalen Geheimdienstlers aufrecht, bietet aber seinen engsten Mitarbeitern Hans Oster und Hans von Dohnanyi, die Umsturzpläne gegen die Regierung schmieden, Schutz.
Mitte Februar 1944 wurde Canaris seines Amts als Abwehrchef enthoben und drei Tage nach dem Anschlag vom 20. Juli auf Hitler von seinem Rivalen im RSHA VI (SD Ausland), SS-Brigadeführer Walter Schellenberg, festgenommen. Anfang April 1945 entdeckte ein General in einem Panzerschrank der Abwehr Canaris' lang gesuchte Privattagebücher, die am 5. April von Ernst Kaltenbrunner, dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Hitler persönlich vorgelegt wurden. Hitler befahl die "sofortige Vernichtung der Verschwörer". In einem sämtliche rechtliche Normen verletzenden SS-Standgerichtverfahren im KZ Flossenbürg wurde Canaris zum Tode verurteilt. Am 9. April 1945 musste er zusammen mit Dietrich Bonhoeffer und Hans Oster sich völlig entkleiden und dann nackt zum Galgen gehen.
Auszeichnungen
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse
- Eisernes Kreuz (1914) 2. und 1. Klasse
- Deutsches Kreuz in Silber
Siehe auch
Literatur
- Heinz Höhne, Canaris. Patriot im Zwielicht; München (C. Bertelsmann) 1976 (ISBN 3570016080)
Weblinks
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/CanarisWilhelm/
- http://www.shoa.de/content/view/93/0/ - Biografie bei Shoa.de
- Urteil gegen Walter Huppenkothen, Ankläger des SS-Standgerichts
Personendaten | |
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NAME | Canaris, Wilhelm Franz |
KURZBESCHREIBUNG | Beteiligter des Aufstandes vom 20. Juli 1944 |
GEBURTSDATUM | 1. Januar 1887 |
GEBURTSORT | Aplerbeck bei Dortmund |
STERBEDATUM | 9. April 1945 |
STERBEORT | KZ Flossenbürg |