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Berner Alpen

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Als Berner Alpen wird derjenige Teil der Alpen bezeichnet, der sich in südwestlich-nordöstlicher Richtung zwischen dem Berner Oberland im Norden und dem Wallis im Süden erstreckt. Im Osten bilden Haslital und Grimselpass den Übergang in die Urner Alpen, im Süden sind sie durch das Rhônetal begrenzt. Die Grenze nach Norden und Nordwesten bildet nach weitgehend einheitlicher Auffassung die markante Furche, die das vergletscherte Berner Hochgebirge von den grünen Vorbergen und ihren besiedelten Tälern trennt. Sie verläuft von Meiringen über Grindelwald, Mürren, Kandersteg, Engstligenalp und Iffigenalp zum Col du Pillon. Unsicher ist lediglich die Zuordnung der Lohnergruppe, in deren Bereich die Furche nicht vorhanden ist. Die der Furche nördlich vorgelagerten Berge werden in der Regel als Berner Voralpen bezeichnet, im Westen auch als Freiburger Alpen und Waadtländer Alpen. Unklar ist die Begrenzung im Südwesten. Hier reichen die Berner Alpen als einheitliches Bergmassiv bis an das untere Rhônetal bei St. Maurice. Weil die letzten Berggruppen allerdings auf keiner Seite mehr zum Kanton Bern gehören, nimmt man diese häufig vom Begriff der Berner Alpen aus. Das gilt verbreitet für die Gruppen des Grand Muveran und der Dents de Morcles, vielfach aber auch für die Gruppe der Diablerets, die freilich zum Teil noch zum Kanton Bern gehört.

Die so begrenzten Berner Alpen zerfallen in zwei geologisch wie landschaftlich völlig unterschiedliche Hälften, die westlichen Berner Alpen und die (östlichen) Berner Hochalpen. Die westlichen Berner Alpen bestehen aus isolierten Kalkmassiven, die maximal 3.250 m hoch sind und nur noch mäßig vergletschert. Sie sind von Karsthochflächen, Plateauvergletscherung und riesigen Karstquellen geprägt. Sie sind durch Pässe voneinander getrennt, die allesamt auf Saumwegen überschritten werden können (Sanetschpass, Rawilpass und (im Osten) Gemmipass. Die Berner Hochalpen bestehen aus stark vergletscherten langen Bergketten mit zahlreichen Gipfeln im Bereich um 4.000 m Höhe. Sämtliche Passübergänge sind hier vergletschert, und hier befinden sich mit dem Aletschgletscher und dem Fieschergletscher zwei der größten Gletscher der Alpen.

Der flächenmäßig größte Teil der Berner Alpen befindet sich im Kanton Wallis. Das gilt für die ganze Südabdachung der Berner Alpen, aber auch für das Leukertal, das Lötschental sowie Aletsch- und Fieschergletscher. Lediglich die Nordabdachung, die Aaregletscher und das Gaulibecken samt dem Urbachtal gehören zum Kanton Bern. Die Grenze zwischen Wallis und Bern verläuft im wesentlichen über die Wasserscheide zwischen Aare und Rhône. Ausnahmen sind allein die Passregionen von Sanetschpass und Gemmipass, die auch nördlich der Wasserscheide zum Wallis gehören. Zählt man auch die westlichen Gruppen zu den Berner Alpen, so hat auch der Kanton Waadt einen kleinen Anteil an den Berner Alpen (Nordabdachung der Dent-de-Morcles-Gruppe, der Muveran-Gruppe und der Diablerets).

Geologie

Die Berner Hochalpen sind im wesentlichen ein Teil des Aarmassivs, bestehen also aus mehr oder minder ortsansässig entstandenem (autochtonen) Kristallin, und zwar weitgehend aus Zentralem Aaregranit, Lauterbrunner Granit, Amphibolit, Gneisen und Schiefern. Mitten durch die Berner Alpen erstreckt sich in Längsrichtung das Alpine Längstal, von der Grimsel über den Konkordiaplatz ins Lötschental und weiter nach Leukerbad. Im Nordwesten ist dem Aarmassiv ein Mantel von Jura-Kalk vorgelagert, der durch Druck von Süden steil aufgestellt ist, und auf den zum Teil das Kristallin sogar überschoben ist. Der aufgestellte Kalk ist am markantesten am Wetterhorn und am Eiger zu sehen, die Überschiebung des Kristallin an der Jungfrau.

Der Kalkmantel bildet eine einheitliche Kolonne von markanten Gipfeln, vom Wetterhorn über den Eiger zur Blümlisalp und weiter über das Doldenhorn und das Balmhorn bis zum Gemmipass. Er ist (zusammen mit den aufgeschobenen Kristallinstücken) das eigentliche Schaustück der Berner Alpen, eine riesige Mauer von 2 - 3 km Höhe und knapp 50 km Länge, mit Eiger, Mönch und Jungfrau als Kernstück. Das Kristallin ist im Bereich der Jungfrau eng mit dem Kalkmantel verflochten, weiter westlich ist es aber davon getrennt durch die Furche des Kanderfirns, des Lötschenpasses und der oberen Dala (Leukerbad). Hier taucht das Kristallin nach und nach ab und verschwindet samt dem Kalkmantel unter dem Rhonetal.

Die westlichen Berner Alpen bestehen im wesentlichen aus Kalken der Unterkreide, nur in der Südabdachung über Sion auch aus Jurakalken.

Erschließung und Tourismus

Im Mittelalter dienten die Pässe der westlichen Berner Alpen als Übergänge vom Berner Oberland ins Wallis. Über den Gemmipass wurde ein regelrechter Fahrweg angelegt, der allerdings nie zu verkehrsmäßiger Bedeutung gelangte und bis heute für Kfz unpassierbar ist. Die Passregionen wurden schon frühzeitig für die Alpwirtschaft genutzt, und zwar insbesondere von den deutschsprachigen Alemannen, weshalb noch heute einige Gipfel dort, in ansonsten französischsprachiger Umgebung, deutsche Namen tragen (Rawilhorn, Wetzsteinhorn).

Die ins Rhonetal führenden Täler wurden gegen Ende des Mittelalters mit Wasserleitungen ausgerüstet, die der Bewässerung der trockenen Südhänge über dem Rhonetal dienten und dienen (sog. Bisse oder Suonen).

Besiedelt wurden auf der Nordseite nur die Täler entlang der Ränder der Berner Alpen (kleine Ausnahmen im Urbachtal und Stechelberg), auf der Südseite auch die Abhänge der Berge sowie das Leukertal, das Lötschental und das untere Fieschertal. Der größte Teil des Gebirges blieb nicht nur unbewohnt und ungenutzt, sondern auch unzugänglich und völlig unbekannt.

Die Randbereiche der Berner Alpen, insbesondere auf der Berner Oberländer Seite, wurden in der Barockzeit und Romantik Reiseziel für Dichter (Goethe), Maler (William Turner, Samuel Birmann, Caspar Wolf) und Forscher (Louis Agassiz, Hugi). Insbesondere die Grindelwaldgletscher und der Schmadribachfall, Rosenlaui und der Unteraargletscher galten als sehenswert.

Die touristische Eroberung und damit die geografische Entdeckung der inneren Berner Alpen erfolgte vom Grimselpass her. Hier hatten schon in der Barockzeit Naturforscher ihren Stützpunkt, und von hier starteten die Expeditionen zur Erstbesteigung von Jungfrau (1811) und Finsteraarhorn (1812 und 1829). Dabei verwechselte man zunächst einen südlich vom Mönch liegenden Berg mit der Jungfrau (sog. Trugberg). Das Lötschental wurde erst mit Eröffnung der Lötschbergbahn ein passabler Ausgangspunkt für Touren, jedenfalls wenn man von Norden kommt.

1894-1912 wurde die Jungfraubahn erbaut, die nun den Umweg über die Grimsel erspart, wenn man vom Berner Oberland zur Jungfrau oder auf den Mönch will.

1913 wurde auch der Lötschbergtunnel fertiggestellt und mit ihm die bis heute einzige durchgängige Verkehrsverbindung über die Berner Alpen zwischen der Grimsel und St. Maurice (heute mit Autoverladung). Seither ist auch das Lötschental von Norden her zugänglich und bietet einen dritten Zugang zum Berner Hochgebirge, wenn man von Norden her kommt.

Im Osten der Berner Hochalpen wurden nach und nach die Kraftwerksanlagen der KWO errichtet (Räterichsbodensee, Grimselsee, Oberaarsee), die sich aber passabel in die Landschaft einfügen und sogar, im Falle des Grimselsees, dem obersten Tal der Aare den Charakter eines norwegischen Fjords verleihen.

In den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts war eine Autobahn (Nationalstraße) über den Rawilpass geplant, die zwischenzeitlich wieder ad acta gelegt wurde.

In den westlichen Berner Alpen entstanden größere Skigebiete, oberhalb von Crans-Montana, von Anzere und von Les Diablerets, wobei die Seilbahnen auf die Pointe de la Plaine Morte bzw. auf den Sex Rouge auch die Gipfelregionen erschließen (Sommerskilauf). Auch am Südrand der östlichen Berner Alpen entstanden kleinere Skigebiete, so in Leukerbad, auf der Belalp und der Bettmeralp (mit Eggishorn). Wildhorn, Ebnefluh und Rosenegg wurden als Hubschrauberlandeplätze für das "Heliskiing" ausgewiesen.

Davon abgesehen sind die Berner Hochalpen bis heute praktisch nur dem Wanderer und Bergsteiger erschlossen; durch Wege und Pfade und durch Hütten der Alpenclubs (vor allem des SAC), von denen einige durch den Frühjahrsskitourismus groß geworden sind, andere dagegen völlig abgeschieden und wahre Geheimtipps für Liebhaber der Einsamkeit sind. Bei Skibergsteigern beliebt sind die Haute Route der Berner Alpen vom Grimselpass über die Oberaarjochhütte, die Finsteraarhornhütten und Konkordiahütten ins Lötschental sowie die Verbindung vom Jungfraujoch (Jungfraubahn) ins Lötschental oder zu den Konkordiahütten. Im Sommer sind ebenfalls die Bereiche gut besucht, die sich bequem von der Jungfraubahn her erreichen lassen. Alle übrigen Bereiche, insbesondere die gesamte Nesthorn-Bietschhorn-Gruppe samt ihren ins Rhonetal führenden Tälern sind noch sehr einsam. Völlig wild und unberührt ist bis heute das Tal des Fieschergletschers, durch das nur heikle Pfadspuren führen.

Ein wesentlicher Teil dieser Wildnis wurde 2002 als UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn ausgewiesen.

Die westlichen Berner Alpen sind intensiver erschlossen, insbesondere die Verdrahtung und Verbetonierung der Berge um Crans-Montana ist wenig erfreulich. Von den Skigebieten abgesehen sind sie aber, weil Fahrstraßen über die Pässe fehlen, ebenfalls noch recht naturbelassen und ein Eldorado für Wanderer mit fantastischen Ausblicken auf die gegenüberliegenden Walliser Alpen.

Bekannte Gipfel der Berner Alpen sind: