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Benutzer:Benowar/Reader

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Hier entsteht der Wiki-Reader Spätantike. --Benowar 11:52, 9. Jun 2005 (CEST)

WikiReader Spätantike: Zwischen Christentum und Heidentum – Julian Apostata und seine Zeit

Einführung in die Zeit Julians und in die Spätantike

Die Achsenzeit des 4. Jahrhunderts. Zwischen paganer Tradition und dem Weg zum Imperium Romanum Christianum.

Der Begriff Spätantike ist sicherlich nicht vielen Menschen geläufig - obwohl er modernen Ursprungs ist. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Kunstgeschichte geprägt, um einen subjektiv empfundenen Einschnitt gegenüber der „klassischen Antike“ deutlich zu machen. In der Geschichtswissenschaft wird damit die Zeit von etwa 284 n.Chr. bis zum Ende des 6. bzw. dem Beginn des 7. Jahrhunderts nach Christus bezeichnet. Während der Beginn durch die Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian gekennzeichnet ist (284-305), herrscht über das Ende dieses Zeitraums in der Forschung keine Einigkeit. Manch einer wird mit dem Ende Roms im Westen das Jahr 476 verbinden, in welchem Romulus Augustus (spöttisch „Augustulus“ genannt) von dem Skiren Odoaker abgesetzt wurde. Doch ist dies vielmehr ein verkürzte Darstellung, die außerdem unrichtig ist und mehr dem Bedürfnis der Schulbücher entspringt, klare Zäsuren setzen zu können, wo es im Grunde keine gibt. Wer sich intensiver mit der Epoche der Spätantike beschäftigt, wird feststellen, dass kaum etwas wirklich klar und unwiderlegbar ist.

Als grober Zeitrahmen für die Spätantike kann - trotz aller Forschungsprobleme - gelten: Im Westen des Römischen Reiches (welches nach dem Tod Kaiser Theodosius des Großen im Jahre 395 faktisch in zwei Teile getrennt war, wenn auch die Reichseinheit nie aufgegeben worden ist) dauerte die Spätantike mindestens bis zur Ablösung des letzten Kaisers Romulus Augustulus im Jahre 476, eher aber bis zum Einfall der Langobarden in Italien (568). Im Osten des Imperiums (welches später zum so genannten Byzantinischen Reich werden und bis 1453 forbestehen sollte) reichte die Epoche hingegen bis etwa zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian I. 565 n.Chr. bzw. bis zur arabischen Expansion, die ab 632 einsetzte. Die Spätantike bildet einen insgesamt relativ eigenständigen Zeitraum des Altertums, der zwar nicht mehr der klassischen Antike angehört, aber auch noch nicht dem Mittelalter zugerechnet werden kann. Statt wie früher in der Forschung von einem Niedergang, sollte für die Jahre von ca. 300 bis 600 eher von einer Transformation des antiken Erbes gesprochen werden - dies ist das Ergebnis der modernen Forschung, die sich in den letzten knapp 40 Jahren äußerst intensiv mit dieser vielschichtigen Zeit auseinandergesetzt hat.

Die Epoche der Spätantike war von mehreren Faktoren gekennzeichnet, die in diesem Beitrag - wenn auch stark verkürzt - skizziert werden sollen. Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt der Siegeszug des Christentums und damit verbunden der langsame Niedergang heidnischer Traditionen dar. Ein bedeutendes Charakteristikum der Spätantike ist, dass sie durch ein Nebeneinander von antiken Traditionen und christlich-germanischer Überformung gekennzeichnet ist. Auch in der Kunst und der Literatur entstand durch die Ablösung klassisch römischer durch christlich geprägte Formen und Themen ein eigener, charakteristischer Stil. Die Spätantike steht auch unter den Zeichen der Reformierung von Heer und Verwaltung durch die Kaiser Diokletian und Konstantin den Großen (306-337), der Zementierung der sakralen Stellung des Kaisers, der Völkerwanderung (im engeren Sinne ab 375) und in deren Folge schließlich der Transformation des westlichen Teils des römischen Reiches in jene germanisch-romanische Welt, die das Mittelalter prägen sollte.

Im Zusammenhang mit der Transformation der antiken-heidnischen Welt kommt dem 4. Jahrhundert eine besondere Bedeutung zu. War das Christentum um das Jahr 310 noch einer Verfolgungswelle ausgesetzt, so war dieselbe Religion am Ende des Jahrhunderts zur Staatsreligion erhoben worden. Heidnische Opfer waren verboten, auch wenn sich das Heidentum noch bis weit ins 6. Jahrhundert im Imperium halten konnte - sowohl in Teilen der gebildeten Oberschicht als auch auf dem freien Land, wo, anders als in den Städten, sich das Christentum nur langsam ausbreitete. Vor allem im Westen des römischen Reiches war die Zahl der Heiden und Christen noch um 400 relativ ausgeglichen, erst danach verdrängte das Christentum den alten Götterglauben, nicht zuletzt aufgrund der heilsgeschichtlichen Botschaft des Christentums, welches ein besseres jenseitiges Leben nicht nur für die Reichen, sondern auch für die ärmeren Schichten, wie auch für die Frauen anbot. Auch der missionarische Impetus und das karikative Wirken der Kirche sowie die letztendliche Zerrisenheit der heidnischen Kulte - die ja keine Einheit darstellten - beschleunigte diesen Prozess.

Der Person des Kaisers Flavius Claudius Julianus, von der Kirche später nur Julian Apostata (griechisch für Abtrünniger) genannt, kommt in diesem Zusammenhang besondere Beachtung zu. Denn Julian war der einzige Kaiser, der vom Christentum, in dessen Glauben er erzogen worden war, zum Heidentum konvertierte. In den nur knapp zwei Jahren seiner Herrschaft, von 361 bis 363, versuchte er die so genannte Konstantinische Wende rückgängig zu machen - jene Hinwendung Kaisers Konstantins hin zum christlichen Glauben, dessen Priviligierung und Anerkennung erst den Siegeszug des Christentums erst ermöglichte. Wir werden auf die Zeit Konstantins noch an anderer Stelle zu sprechen kommen, daher wollen wir es bei dieser knappen Schilderung bewenden lassen und uns nun der Person Julians zu wenden.

Julian war ein Verwandter Konstantins, genauer gesagt der Sohn von dessen Halbbruder Julius Constantius. Sein Vater kam nach dem Tod Konstantins infolge der blutigen Säuberung von 337 ums Leben, von der noch die rede sein wird. Julian und sein Stiefbruder Gallus rückten in der Zeit der Alleinherrschaft von Constantius II. mehr in den Mittelpunkt. Constantius hatte sich in den Nachfolgekämpfen durchgesetzt, die nach dem Tod Konstantins unter dessen drei überlebenden Söhnen entbrannt war. Gallus wurde von Constantius zum Caesar (in der Spätantike Unterkaiser bedeutend) im Osten eingesetzt, erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen jedoch nicht und wurde 354 hingerichtet. Julian, der sich ganz den philosophischen Studium gewidmet hatte, wurde schließlich 355 zum Caesar im Westen ernannt und mit der Verteidigung Galliens beauftragt, dessen Grenze von den germanischen Stämmen der Franken und Alamannen bedrängt wurde. Julian erfüllte diese Aufgabe mit Bravour und schlug 357 ein Alamannenheer beim heutigen Straßburg. Dennoch blieben zwischen Constantius und Julian immer gewisse Spannungen bestehen, an die sowohl der mißtrauische Charakter des Constantius als auch das vielleicht teils undurchsichtige Handeln Julians ihren Anteil hatten. 360 jedenfalls beorderte Constantius, der an der Ostgrenze mit dem Neupersischen Reich der Sassaniden in schwere Kämpfe verwickelt war, Teile des Westheeres nach Osten. Dies führte zur Revolte der gallischen Legionen, die in Lutetia (Paris) Julian zum Kaiser ausriefen - wahrscheinlich jedoch mit dessen Wissen und Willen. Ein Bürgerkrieg wurde nur durch den kurz darauffolgenden Tod des Constantius verhindert, woraufhin Julian das ganze Reich zufiel.

Julian begann bald darauf mit einer Politik, die letztendlich auf eine Restauration des Heidentums hinausgelaufen wäre. Das Christentum sollte nach seinem Willen zurückgedrängt und politisch möglichst ausgeschaltet werden. Doch fiel der Kaiser auf seinem 363 begonnen Persienfeldzug in der Nähe des heutigen Samarra im Irak. Julian, ein hochgebildeter, intelligenter und arbeitssamer Kaiser, der sich als Grieche und Heide fühlte, beflügelte mit seinem Scheitern die Fantasie der Nachwelt. Sein Leben wurde denn auch bald Gegenstand von Werken heidnischer wie christlicher Schriftsteller, wobei die einen seinen letztendlich vergeblichen Kampf um die Bewahrung des alten Glaubens lobten, die anderen hingegen den Menschen das Schicksal eines „Abtrünnigen“ aufzeigen wollten. Man neigte in der Folgezeit oft dazu, Julian entweder zu verteufeln oder ihn über Gebühr zu loben und zu einer tragischen Heldengestalt zu stilisieren - was freilich beides nicht der Realität entsprochen hat. Im den folgenden Kapiteln soll das Leben Julian nachgezeichnet werden, der als letzter heidnischer Kaiser über das Imperium herrschte und ernsthaft die Entwicklung hin zum Imperium Romanum Christianum in Frage stellte - und damit letztendlich scheiterte. Ob nun ein romantischer Anachronismus (Wolfgang Schuller) oder nicht, seine Zeit verdeutlicht auch die Achenzeit des 4. Jahrhunderts n.Chr., in welchem das spätantike römische Reich seine letztendliche Gestalt annahm.

Julian zwischen Mythos und Realität. Quellensituation und Forschungsstand.

Das Römische Reich und seine Nachbarn um 350

Das Römische Reich von der Zeit Konstantins des Großen bis zur Alleinherrschaft Constantius’ II.

Konflikt und Koexistenz: Das Sassanidenreich unter Schapur II.

Lange Grenzen: Die Germanen an Rhein und Donau

Die Familie Julians und seine Jugendjahre

Ein Familiendrama: Julius Constantius und die Säuberung von 337

Ein Opfer der Historiografie? Constantius II.

Unter einer Maske - Julians Weg zum heidnischen Glauben: Die Jugendzeit Julians bis zur Hinrichtung des Constantius Gallus.

Caesar Julianus

Julian in Gallien

Ein inszenierter Akt? Die Erhebung von 360 und der Feldzug gegen Constantius II.

Julians heidnische Restauration

Julian als Augustus - die politische Programmatik

Julians Christenpolitik

Ein fehlgeschlagenes Experiment: Julians „heidnische Staatskirche“

Julian und die Juden

Enttäuschung in Antiochia und die Niederschrift des Barthassers

Julians Perserkrieg und das Ende

Der Tod Julians und sein literarisches Nachleben

Die heidnische Renaissance und deren Gegenkräfte. Julians kulturelles Umfeld und dessen Nachwírkung.

Die julianfreundliche Historiografie: Ammianus Marcellinus, Eunapios von Sardes und Zosimos.

Epitaph auf Julian: Libanios

Christlicher Widerstand: Gregor von Nazianz und Athanasius

Die Romantik des Scheiterns. Rückblick und Ausblick

Kommentiertes Quellen- und Literaturverzeichnis