Karl XIV. Johann (Schweden)
Karl XIV. Johann, König von Schweden (schwedisch Karl XIV Johan) und Karl III. Johann, König von Norwegen, eigentlich Jean-Baptiste Jules¹ Bernadotte (* 26. Januar 1763 in Pau, Frankreich; † 8. März 1844 in Stockholm), franz. Kriegsminister, Marschall von Frankreich, Prinz² von Pontecorvo, Oberbefehlshaber der alliierten Nordarmee gegen Napoléon und König von Schweden und Norwegen von 1818 bis 1844.
Kurzbiografie
Jean-Baptiste Bernadotte war ein französischer Revolutionsgeneral, der nach der französischen Eroberung Belgien, Hollands und des linken Rheingebietes unter Napoléon Bonaparte in der Italienarmee kämpfte. Kurzfristig Kriegsminister und angesehener Militär war er zu Napoléon Konkurrent und einer der wenigen, die den Aufstieg von des Corsen vielleicht hätten verhindern können; seine Frau Desirée Clary, eine ehemalige Verlobte Napoléons, war allerdings die Schwägerin von Joseph Bonaparte und zwischen Napoléon und ihm herrschte eine Art Hass-Liebe.
In der Kaiserzeit wurde Bernadotte einer der 14 aktiven Marschälle vom 19. Mai 1804, mit denen Napoléon seine Feldzüge führte. Er nahm u.a. an den Schlachten bei Austerlitz und Wagram teil und jagte erfolgreich Blücher nach Lübeck, wo er ihn gefangen nahm. In seiner Zeit bis 1810 war er Gouverneur des Kurfürstentums Hannover, von Ansbach und der Hansestädte. Vom Kaiser erhielt er den Titel Prinz²) von Ponte Corvo und weitere Ehren. Nach der Schlacht von Wagram hatte er sich mit dem Kaiser zerstritten, führte aber erfolgreich die Heimatverteidigung, als die Engländer in Holland landeten. 1810 wurder er vom schwedischen Volk zum Tronfolger gewählt und vom König von Schweden, der Kinderlos war, als Kronprinz adoptiert. Bernadotte wurde nun Schwede.
Als in den folgenden französischen Feldzügen Schwedisch-Pommern widerrechtlich besetzt wurde, fing Karl Johann, wie er nun genannt wurde, Napoléons Gegner zu unterstützen. So riet er Zar Alexander zu der Rückzugstaktik, die den französischen Russlandfeldzug zur Katastrophe werden ließ. 1813 stellte er sich mit Truppen gegen Napoléon und wurde Oberbefehlshaber einer von drei Armeen der Koalition, der sogenannten Nordarmee. Unter ihm errang von Bülow den Erfolg bei der Schlacht von Großbeeren und Dennewitz. Aufgrund seines Plans kam es zur Völkerschlacht von Leipzig, an der er zwar zögerlich teilnahm, zu deren Erfolg er aber beitrug. Im weiteren Feldzug weigerte er sich, auf französischen Boden zu kämpfen um Frankreich zu vernichten, obwohl Zar Alexander in ihm Napoléons Nachfolger sah. Stattdessen führte er einen Anschluss Norwegens an Schweden durch. In der Folgezeit begründete er Schwedens Neutralitätspolitik und beteiligte sich nicht an der Koalition gegen Napoléon während der Herrschaft der hundert Tage. 1818 wurde Bernadotte als Karl XIV. Johann König von Schweden und als Karl III. Johann König von Norwegen. In Schweden regiert die Dynastie Bernadotte noch immer.
Leben
Als Franzose vor Napoléons Regierungsführung
Die Anfänge bis in die französischen Revolution hinein
Jean-Baptiste Bernadotte war das fünfte Kind des Henri Bernadotte (* 14.10.1711, † 31.03.1780), eines Sachwalters beim Senneschall (heute entspräche dies einem Anwalt am Kreisgericht), und dessen Frau Jeanne de Saint Vincent. Er trat nach einer abgebrochenen Anwaltslehre 1780 in die französische Armee - in das eigentlich für die Übersee bestimmte Marineinfanterie-Regiment Royal-la-Marine - ein und diente u.a. auf Korsika, in Marseille und Grenobel, wo er am 7. Februar 1790 den Rang eines Feldwebels erreichte. Durch die Änderungen der französischen Revolution konnte er - wie viele andere auch - als Nichtadliger auch in die Offiziersränge aufsteigen. Die nächstfolgenden Beförderungen zum Hauptmann und Bataillonschef erhielt Bernadotte dank seiner Beliebtheit durch Wahlen bei der Truppe, wie es vorübergehend in der Revolution üblich wurde.
In der Revolutionsarmee
In der französischen Revolutionsarmee kämpfte er im 36. Infantrieregiment anfänglich in der Rheinarmee u.a. bei Mainz (Mai 1793) unter dem Oberkommando von General Custine, der das linke Rheinufer erobern wollte, damit Frankreich mit dem Rhein "seine natürliche Grenze" erhalte. Dieser Gedanke einer "natürlichen Landesgrenze" blieb Bernadotte verhaftet und die spätere Annexion Norwegens zugunsten Schwedens liegt hier begründet.
In der Folge unterstützte Bernadottes Regiment die Nordarmee und er nahm an den Kämpfen von Hondschoote (September 1793) und Wattignies teil, in dessen Folge sich der Feind hinter die Grenzen zurückziehen musste. Durch die Hinrichtungen von führenden in Ungnade gefallenen Generalen wie Custine und Beauharnais durch das Terrorregimes des Öffentlichen Wohlfahrtsausschusses stiegen einige Soldaten wie Jourdan, Moreau, Masséna, Desaix, Lannes und Davout auf, so auch Bernadotte, der am 8. Februar 1794 Kommandeur eines Bataillons, am 4. April Kommandeur einer Halbbrigade mit 3.000 Mann wurde.
In den folgenden Offensiven der französischen Armee unter Jourdan, die bald die Sambre-Maas-Armee genannt wurde, tat sich Bernadotte durch besondere Tapferkeit hervor, so drängte er den österreichichen General Kray nach Maastricht zurück. Beim Sieg in der Schlacht bei Fleurus am 26. Juni 1794 hatte er entscheidenden Anteil, als er wankende Truppen aufhielt und mit 6 Bataillonen verlorenes Terrain zurückeroberte und die Österreicher bis an ihr Lager bei Chapelle d'Erlemont zurückjagte. General Kléber, unter dem Bernadotte stand und mit dem er sich im Laufe der Zeit befreundete, schlug ihn zum Brigadegeneral vor. Bernadotte erreichte mit seinen Truppen Neuss am 5. Oktober, musste sich aber auf Befehl Richtung Maastricht zurückziehen. In der Schlacht bei Aldenhoven (auch Schlacht bei Jülich genannt) am 2. Oktober hielt er mit 10.000 Mann einer Übermacht von 25.000 Gegnern stand, sodass die Franzosen unter dem Oberbefehl von Jourdan gewannen. Am 22. Oktober 1794, zweieinhalb Jahre nach Erhalt des Unteroffizierrangs, wurde er Divisionsgeneral.
Als am 4. November 1794 Maastricht kapitulierte, wurde Bernadotte Garnisonskommandant bis zum Dezember, dann übernahm er im Januar 1795 in Köln das Kommando über die 4. Division, mit der er zwar Kreuznach eroberte, die sich aber wegen der anderen französischen Misserfolge durch Pichegru und Kléber ebenfalls zurückziehen musste. Auch im Deutschlandfeldzug 1796 war Bernadotte anfänglich erfolgreich und besetzte Würzburg, Bamberg und Nürnberg und schlug bei Montabaur, Hadamar und Limburg den Feind zurück, musste aber dem damals 25 jährigen Erzherzog Karl weichen, als dieser ihn durch ein Täuschungsmanöver mit der österreichischen Hauptarmee angriff. Jourdan wurde bei Würzburg geschlagen und dankte Anfang Septebmer ab. Letztlich galt die Sambre-Maas-Armee als vernichtet.
Unter Napoléon in der Italienarmee
Bernadotte hoffte, nach Indien, Mauritius, Réunion oder Amerika geschickt zu werden, jedoch erbat der unter Druck geratene General der Italien-Armee, Napoléon Bonaparte, Unterstützungstruppen, die ihm das Direktorium duch Bernadotte schickte. Die 20.000 Mann schafften die 1.000 Kilometer in kürzester Zeit und der Alpenübergang galt lange Zeit als vorbildlich. In Italien anfang Februar angekommen, gab es Streit über die Unterbringung der Soldaten in dessen Verlauf Bernadotte Berthier, Napoléons Generalstabchef zum Duell auffordern wollte und seit dem eine Feindschaft zwischen beiden herrschte.
Am 3. März 1797 fand die erste Begegnung zwischen Napoléon und Bernadotte in Mantua statt. Bernadotte erhielt den Befehl über die 4. Division, die auf Wien maschieren sollte und ganz aus seinen zugeführten Truppen der Sambre-Maas-Armee bestand. Auf dem Weg dahin zeigte Bernadotte weiteren Mut, besetzte am 18. Palmanova, am 19. eroberte er Gradisca, indessen Folge sich Erzherzog Karl nur nach Norden zurückziehen konnte. Anschließend hatte Bernadotte die Aufgabe, Richtung Laibach (Ljubljana) zu maschieren und die dortige Gegen zu besetzen. An den dort eroberten Quecksilberminen von Idria bereicherte sich Napoléon mit 800.000 Francs, behielt die Hälfte und verteilte den Rest an Offiziere - u.a. Berthier 100.000, Bernadotte, Murat, Fraint und Junot jeweils 50.000.
In der Waffenstillstandszeit schickte Napoléon Bernadotte mit restlichen eroberten österreichischen Fahnen und einem Brief, indem er schrieb, Bernadotte "... gehört heute zu den Offizieren, die am stärksten zum Ruhm der Italienarmee beitragen" nach Paris zum Direktorium. Dort wurde er mit großen Ehren empfangen und ihm wurde das Kommando von vier Divisionen im Süden Frankreichs angeboten, was er aber ablehnte. Am 13. Oktober traf er wieder in Italien ein und erhielt das Kommando über seine Division zurück, am 17. Oktober wurde der Friede von Campo Formio geschlossen.
Botschafter in Wien, Januar bis Mai 1798
Kurzfristig war Bernadotte vom Direktorium als Nachfolger Naploéons, der die Englandarmee kommandieren sollte, für die Italienarmee vorgesehen. Als es jedoch zu einem Volksaufstand in Rom kam und eine militärische Strafexpedition erfolgen sollte, wurde die Italienarmee Berthier übertragen und Bernadotte wurde auf Empfehlung Napoléons hin Botschafter in Wien. Seit der Vollstreckung des Todesurteils an Marie-Antoinette - einer Tante Kaiser Franz II. von Deutschland - hatte es keine diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich gegeben. Bernadotte empfing in dieser Zeit Künstler, zu denen Rodolphe Kreutzer, Johann Nepomuk Hummel, und Ludwig van Beethoven gehörten.
Als Bernadotte den Wunsch des Direktoriums erhielt, die Botschaft mit republikanischen Farben zu schmücken, ließ er am 13. April 1798 um 8 Uhr abends die Trikolore hissen, was zu einem Volksauflauf von 3.000 Personen führte. Das Hissen der Landesflagge war zu dieser Zeit für Botschaften noch nicht typisch, die Trikolore wie alles Revolutionsfranzösische bei den Österreichern verhasst. In Folge des Tumultes wurde das Erdgeschoss der Botschaft gestürmt und verwüstet und die Fahne verbrannt. Bernadottes Adjutant Gérard rettete ihm hierbei das Leben. Da dieser Auflauf insgesamt fünf Stunden dauerte und, trotz dreier Schreiben Bernadottes an den österreichischen Minister Thugut, die Polizei, bzw. das Militär der nahegelegenen Kaserne erst spät in der Nacht stärker einschritt, sah Bernadotte hierdrin eine gezielt gesteuerte Verletzung des Völkerrechts und verlangte die Pässe.
Nach diesen Vorfall reiste Bernadotte mit seinem Gefolge aus Österreich ab. Um einen Krieg zwischen beiden Ländern zu vermeiden - Napoléon wollte sich zu seinem Ägyptenfeldzug einschiffen und Außenminister Talleyrand sollte zuvor in die Türkei abreisen, die Türken beschwichtigen - entschuldigte sich sowohl der österreichsische Kaiser wie auch Talleyrand für Frankreich für diesen Vorfall und Bernadotte wurde gerügt. Das Direktorium, dem gegenüber er alles aufklären konnte, billigte sein Verhalten und er wurde am 27. Mai zum bevollmächtigten Gesandten in Den Haag ernannt, was er jedoch dankend ablehnte.
Dieser Vorfall fand in ganz Europa Beachtung, da ein Krieg deswegen nicht ausgeschlossen war. Zur Erinnerung trägt die Straße in Wien, wo die Botschaft lag, den Namen Fahnengasse.
Heirat und Oberbefehlshaber in Mainz, Ehrendoktor
Am 17. August 1798 heiratete er Désirée Clary, die Tochter eines reichen Händlers aus Marseille. Delikat, dass Désirée vom April 1795 Napoléons Verlobte gewesen war, bis dieser im März 1796 Joséphine de Beauharnais heiratete; Désirées Schwester Julie war mit Joseph Bonaparte verheiratet und Bernadotte somit Schwager von Joseph, Bruder Napoléons und späterer König von Neapel (1806 - 1808) und König von Spanien (1808 - 1813), wurde. Bernadotte verstand sich sowohl mit Joseph, der auch Trauzeuge war, als auch mit Lucien Bonaparte sehr gut. Napoléon schätzte er, lehnte aber den Ägyptenfeldzug ab, weil er mangels französischer Seehoheit an ein Scheitern und damit an die Sinnlosigkeit des Unternehmens glaubte.
Am 10. Oktober wurde Bernadotte zur Mainzer Armee versetzt und hatte sein Hauptquartier in der Universitätsstadt Gießen. Durch sein Engagement sowohl zugunsten des gesellschaftlichen Zusammenlebens als auch für die Wissenschaft - er verhinderte, dass Sammlungen der Universität nach Paris gebracht werden sollten - wurde ihm am 17. Dezember der Ehrendoktor der Philosophie verliehen. Als Joubert sich als unzureichend erwies, ernannte es Bernadotte am 10. Februar 1799 zum Oberbefehlshaber der Italienarmee, der schwere Bedenken aufgrund der mangelnden Truppenstärke hatte. Kriegsminister Schérer übernahm aufgrund Bernadottes Empfehlung an Barras selbst das Oberkommando. Letzterer erhielt am 21. Februar, rückdatiert auf den 5., das Oberkommando der Rheinischen Observationsarmee. Als im erneuten Krieg gegen Österreich diese Armee mit der Helvetien- und der Donauarmee unter Jourdans Kommando zusammengelegt wurde, begab sich Bernadotte wegen Bluthustens in Kur.

Kriegsminister und Vaterschaft
Am 2. Juli 1799 wurde Bernadotte einstimmig vom Direktorium, als Nachfolger des allgemein für unfähig gehaltenen Milet-Mureau, zum Kriegsminister gewählt. Zwei Tage später kam sein Sohn Oscar, der spätere Oskar I. von Schweden und Norwegen, auf die Welt. Als Pate kann Désirées Schwager Joseph Bonaparte angenommen werden, obwohl auch Napoléon dies später im Exil mehrfach behauptete.
Zur Zeit Bernadottes Kriegsminsteramtes gab es 260 000 Soldaten, die von allen Seiten durch äußere Feinde wie im Inneren durch die Royalisten bedroht waren. Er ordnete die Finanzen, ging gegen Korruption vor, richtete neue Rekrutencamps ein und verbesserte die Versorgung die Truppen. Als Jourdan, Augereau und Saliceti versuchten, mit ihm ein Komplott gegen die Regierung zu begehen, indem Barras, Sieyès und Fouché verhaftet werden sollten, lehnte er dies in seiner Funktion als Kriegsminister mit Truppenunterstützung ab, er müsse dazu zuvor zurücktreten. Der Komplott fand nicht statt. Sieyès, Barras und Roger-Ducos, die gewarnt worden waren, setzten gegen den Widerspruch der anderen beiden Direktoren Bernadotte am 14. September ab, indem sie seinen angeblichen Rücktritt annahmen. Sieyès gewährte Bernadottes gewünschtes Ruhregehalt als Divisionsgeneral. Bernadottes Nachfolger, Edmond Louis Alexis Dubois-Crancé, blieb keinen Monat im Amt und wurde von Berthier beerbt.
Delikat: Bernadotte soll geäußert haben, dass er, als Vorgesetzter, Napoléon verhaften lassen müsse und würde, wenn er sich unerlaubt von seiner Truppe aus Ägypten entfernen würde. Napoléon tat dies durch die Landung in Frankreich genau einen Monat später.
Unter Napoléon
Brumaire 1799
Bernadotte reagierte auf Napoléon zurückhaltend und abweisend, weil er dessen Rückkehr nach Frankreich als Fahnenflucht von den in Ägypten zurückgelassenen Truppen sah. Napoléon suchte den Kontakt über die familiäre Bindung und nutzte die nichts ahnende Désirée als Informantin. Er versuchte sogar, Bernadotte auf seine Seite für den geplanten Staatsstreich zu ziehen, den dieser aber als Republikaner ablehnte. Bernadotte konnte das Versprechen abgerungen werden, von sich aus nichts gegen Napoléon zu unternehmen; würde er aber vom Direktorium oder der gesetzgebenden Körperschaft gerufen, dann ginge er gegen alle Unruhestifter zur Verteidigung der Republik vor. Aufgrund des gegebenen Wortes lehnte Bernadotte eine Zusammenarbeit sowohl mit General Moreau, wie auch Jourdan, Augereau, Saliceti und Ratsmitgliedern am 10. November/19. Brumaire ab.
Direkt nach dem Staatsstreich tauchte Bernadotte kurz mit seiner Frau, die sich als Mann verkleidet hatte, unter, da er wie andere Gegner Repressalien befürchten musste. Ein Brief Joseph Bonapartes brachte ihn dazu, wieder nach Paris zu kommen. Wie vorher Bernadotte aus familieren Gründen nicht offen gegen Napoléon vorgegangen war, so nahm letzterer ersteren aus den gleichen Gründen wieder in Familienclan auf.
Staatsrat und Kommandeur der Westarmee
Durch die Festigung der Macht Napoléons vergab er einem Teil seiner Gegner und Kritiker wie Moreau, Augereau und auch Bernadotte. Letzterer wurde am 24. Januar 1800 zum Staatsrat ernannt und arbeitete in der Kriegssektion an den Rekrutierungsgesetzen. Am 11. April 1800 wurde Bernadotte zum Oberbefehlshaber der Westarmee mit Hauptquartier in Rennes ernannt, ein Posten der Ruhm versprach, denn eine Landung der Engländer wurde erwartet und die Chouans unter Georges Cadoudal trieben hier ihr unwesen. Eine englische Landung in Quiberon am 5. Juni von fast 600 Mann wurde durch örtlichen Widerstand vertrieben, ohne dass er Eingreifen musste. Weitere geplante Landungen blieben aus, da Bernadotte die Küsten stärkte, wie auch massiv gegen die Royalisten vorging und weil der Anschlag auf Napoléon durch die "Höllenmaschine" am 24. Dezember 1800 fehlschlug. Es kam zu Friedensvorverträgen am 1. Oktober 1801. In dieser Zeit starb Bernadottes ehemaliger Vorgesetzter und Freund Jean-Baptiste Kléber, Napoléons nachfolgender Oberbefehlshaber der Armee in Ägypten, durch ein Attentat. Gleichzeitig machte er die Bekanntschaft mit Juliette Recamier und mit Anne Germaine de Staël, mit der er eine lebenslange Freundschaft pflegte.
Gesandter für die USA, Januar 1802 bis April 1804
In der Zeit bei der Westarmee nahm das familliär-vertraute Verhältnis zwischen Bernadotte und Napoléon wieder ab, nachdem letzterer Bernadotte sehr hart bei einer Beförderung scholt. Mehrfach geriet Bernadotte in den Verdacht, gegen Napoleon zu integrieren. So wetterten bei einer Kutschfahrt die Generäle Augereau, McDonald und Masséna mit Bernadotte gegen Napoléon, aber keiner der drei war bereit mit Bernadotte etwas zu unternehmen. Kurz darauf kamen Schmähschriften gegen Napoléon aus Reihen der Westarmee in Umlauf und Bernadotte geriet in Verdacht, wobei er hiervon keine Kenntnisse hatte. Bei einer anderen Gelegenheit äußerte Bernadotte über eine Feier Napoléons, dass er diese als langweilig empfunden hätte, was diesem aber zu Ohren kam.
Als sich das Verhältnis arg angespannt hatte, setzte sich u.a. Joseph Bonaparte für Bernadotte ein. Napoléon schlug im Frühjahr 1802 Bernadotte vor, Gouverneur von Louisiana, dem französischen Besitzungen in den USA, die fünfmal so groß wie Frankreich waren, zu werden. So ernannte Napoléon ihn am 31. Dezember zum bevollmächtigen Gesandten bei den amerikanischen Bundesstaaten. Bernadotte verzögerte allerdings die Abfahrt, sodass die englische Kriegserklärung dazwischen kam. Bernadotte trug Napoléon erneut seine militärischen Dienste an, während dieser das schwer gegen England zu verteidigende Gebiet für 40 Millionen Francs an die USA verkauft hatte. Napoléon nahm Bernadotte als kommandierenden General wieder auf, gab ihm jedoch fast ein Jahr lang kein Kommando.
Gouverneur von Hannover und Reichsmarschall von Frankreich
Als Anfang Februar 1804 Bernadottes guter Bekannter Moreau verhaftet wurde, befürchtete er gleiches. Statt dessen bot Napoléon ihm ein Bündnis an, welches dieser Annahm und Julie Recamier gegenüber wiefolgt kommentierte: "Ich musste mich entscheiden. Ich habe ihm nicht meine Zuneigung, aber meine loyale Mitarbeit versprochen, und ich werde Wort halten." Am 14. Mai erhielt er das Oberkommando über die Hannoverarmee und wurde, nachdem am 18. Mai Napoléon vom Senat zum Kaiser ernannt worden war, am 23. Mai von diesem mit 18 anderen zum Reichsmarschall ernannt - Bernadotte als Siebter. Wie schon unter der königlichen Herrschaft üblich wurde er nun als "Mon cousin" vom Kaiser angesprochen. Am 12. Juli wurde er außerdem zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Bei der Kaiser-Krönung Napoléons am 2. Dezember trug er die Halskette voran und ist auf Jacques-Louis Davids Gemälde rechts vom Altar hinter Kardinal Fesch und neben Caulaincourt, Eugène de Beauharnais, Talleyrand und Berhtier zu sehen. Als weitere Anerkennung ließ er Bernadotte und Berthier Anwesen schenken, wobei erster das ehemalige von General Moreau bekam.
Als Gouverneur des Kurfürstentums Hannovers, welches dem englischen König Georg III. gehört hatte, erwies er sich als guter Verwalter und war bei den Hannoveranern und im norddeutschen Raum schnell geschätzt. In dieser Zeit hatte er mehrere freundschaftliche Kontakte zu führenden Soldaten anderer Nationen, wie z.B. zu Gebhard Leberecht von Blücher.
Randnotiz: In der Nacht zum Abreisetag in sein Exil versuchte Bernadotte seinen Freund Lucien Bonaparte, der mit Napoléon Streit wegen seiner Heirat mit Alexandrine Jouberthon hatte, erfolglos mit den Worten "Wer sich aus dem Spiel zurückzieht, verliert" zum Bleiben zu bewegen. Lucien antwortete: "Mein Lieber, hier gibt es kein Spiel mehr für mich zu gewinnen, der Einsatz ist mir zu hoch."
Kommandeur des 1. Korps der Grand Armee
Als am 9. August 1805 Österreich dem Abkommen von St. Petersburg vom 11. April beitrat, bildete sich damit eine Koalition von 500.000 Soldaten aus Österreichern, Russen, Engländern, Schweden und Napolitanern gegen Frankreich. Da Napoléon keine Chance sah, die geplante Invasion Englands wegen der mangelnden Seehoheit durchzuführen, löste er das Lager von Boulogne auf und ließ seine Truppen unauffällig zum Rhein marschieren. Bernadotte erhielt am 23. August den Befehl, seine Regimenter in Göttingen zu sammeln und wurde am 29. zum Kommandanten des 1. Korps von sechsen ernannt. Er marschierte in 10 Tagen 350 Kilometer und erreichte am 27. September Würzburg, wo ihm die 24.000 Mann der bayrischen Armee unterstellt wurden.
Auf Befehl Napoléons verletzte er die Neutralität Ansbachs, als er hierdurch marschierte und zog über Eichstätt nach Ingolstadt. Hier erhielt er den Befehl, München zu nehmen. Am 12. Oktober zog Bernadotte in München ein, welches vom österreichischen General Kienmayer geräumt war. In der Folge eroberte er in vier Tagen das Salzburger Land. Am 13. November erhielt er den Befehl, Kutosows Russen zu verfolgen, die zuvor Mortier geschlagen hatten. Dies gelang ihm nicht, weil die Brücken zerstört und Mortiers Truppen die Boote zum überqueren der Donau in Beschlag hatten. Napoléon machte Bernadotte zum Sündenbock dafür, dass Kutusow entkam und dieser konnte die ungerechtfertigte Kritik schlecht akzeptieren.
Die restliche Zeit unter Napoléon
Für seine militärischen Erfolge ernannte Napoléon ihn 1806 zum Fürsten von Ponte Corvo. Er nahm u.a. an den Schlachten von Austerlitz und Wagram teil, verfolgte Gebhard Leberecht von Blücher und brachte ihn in Lübeck zur Kapitulation und verwaltete Hannover, Ansbach und Hamburg als Gouverneur. 1809 verstritten sich Napoléon und er jedoch.
Kronprinz von Schweden
1810 wählten die schwedischen Stände ihn beim Reichstag in Örebro zum Kronprinzen und Bernadotte wurde vom schwedischen Königspaar Karl XIII. von Schweden und Hedwig von Schleswig-Holstein-Gottorp, deren eigene Kinder früh verstorben waren, adoptiert. Bernadotte wanderte mit Genehmigung Napoléons nach Schweden aus und führte von nun an den Namen Karl Johann, Kronprinz von Schweden.
Er erwies sich jetzt als loyaler Schwede: Als Napoléon Schweden zur Kriegserklärung gegen England und zum Beitritt in die Kontinentalsperre zwang und schwedisch Pommern widerrechtlich besetzte, nahm Bernadotte Kontakte zu Napoléons Gegnern auf. Alexander I. (Russland) riet er zur Taktik, die französischen Truppen anzugreifen, wenn Napoléon nicht befehligte, vor Napoléon selber aber zurückzuweichen. Diese Taktik wurde auch in den Befreiungskriegen 1813 durchgeführt, in denen Bernadotte die sogenannte Nordarmee befehligte. Er trug durch Planung und seine Truppen wesentlich zum Ausgang der Völkerschlacht bei Leipzig bei. Anschließend erreichte er einen Anschluss Norwegens, welches zu Dänemark gehörte, in Personalunion an Schweden.

König von Schweden und Norwegen
Im Jahre 1818 wurde er als Karl XIV. Johann Nachfolger seines Adoptivvaters in Schweden, in Norwegen trug er nach seiner Krönung den Namen Carl III. Johan. Als König leitete er die schwedische Neutralitätspolitik ein.
Anmerkung
¹) Der Vorname Jules, der u.a. in der Ernennungsurkunde zum schwedischen Kronprinzen auftaucht, war kein Taufname, sondern ein zugelegter Name; in der Zeit der französischen Revolution zur Ehrung römischer Helden nicht unüblich.
²) statt "Prinz" ist häufig auch "Fürst" und "Herzog", manchmal "Fürst und Herzog" zu finden. Strenggenommen gibt es keine entsprechende deutsche Übersetzung, da "Fürst" im deutschen Adelsrecht nach einem "Herzog" kommt, im Französischem aber vor ihm rangiert. Der französische Titel ist prince, im Englischen wird ebenfalls prince benutzt (nach Amelunxen).
Literatur
- Clemens Amelunxen: Jean-Baptiste Bernadotte. Marschall Napoleons - König von Schweden. Köln 1991.
- D. P. Barton: Bernadotte - Französischer Grenadier und König von Schweden, 1763 - 1844; Wilhelm Goldmann Verlag, 19336; Titel der Originalausgabe: The Amazing Career of Bernadotte 1763 - 1844.
- Fritz Corsing: Jean Baptiste Bernadotte; Paul Neff Verlag, 1960
- Gabriel Girod de l'Ain: Jean Baptiste Bernadotte - Bürger, französischer Revolutionsgeneral, schwedisch-norwegischer König Verlag des Südkurier, Konstanz 1989. Titel der Originalausgabe: Bernadotte - Chef de guerre et Chef d'Etat, Libraire Académie Perrin, Paris 1968
- Torvald T:son Höjer: Carl XIV Johan. 3 Bände. Stockholm 1939/1943/1960 (schwedisch)
- Arthur E. Imhof: Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König. Götingen 1970
- Hans Klaeber: Marschall Bernadotte, Kronprinz von Schweden. Gotha, 1910
- Karl Marx: Bernadotte, in: The New American Cyclopædia 1857, Band 3: http://www.mlwerke.de/me/me14/me14_154.htm
- Désiré Lacroix: Die Marschälle Napoleons I., Übertragen von Oskar Marschall von Bieberstein; Verlag von Heinrich Schmidt & Carl Günther, 1898
- Carl Bleibtreu: Marschälle, Generale, Soldaten Napoleons I., 2. Aufl., Verlag Alfred Schall, Berlin, vor 1911
Weblink
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Personendaten | |
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NAME | Bernadotte, Jean-Baptiste |
KURZBESCHREIBUNG | französischer General und König von Schweden und Norwegen von 1818 bis 1844 |
GEBURTSDATUM | 26. Januar 1763 |
GEBURTSORT | Pau, Frankreich |
STERBEDATUM | 8. März 1844 |
STERBEORT | Stockholm |