Max Schmeling
Max Schmeling (* 28. September 1905 in Klein-Luckow; † 2. Februar 2005 in Hollenstedt bei Hamburg) war ein deutscher Schwergewichtsboxer. Er gilt bis heute als einer der populärsten Sportler Deutschlands.

Leben
Max Schmeling wuchs in Hamburg Eilbek auf.
Karriere als Boxer
1924 beginnt Schmeling seine Profi-Boxkarriere, die ihn frühzeitig und mehrmals nach New York führt - das damalige Mekka des Profiboxens. Dort lässt er sich von dem einheimischen jüdischen Manager Joe Jacobs vertreten.
Am 12. Juni 1930 kämpft er gegen Jack Sharkey um den vakanten Weltmeister-Titel im Schwergewicht. Nach einem regelwidrigen Tiefschlag seines Gegners in der 4. Runde kann Schmeling nicht weiterkämpfen, wird aber durch dessen Disqualifikation zum Weltmeister erklärt. Bis heute ist Schmeling der einzige Weltmeister, der seinen Titel durch eine Disqualifikation seines Gegners erhielt.
Am 3. Juli 1931 verteidigt er seinen Titel durch technischen K.O. in der 15. Runde gegen den US-Amerikaner Young Stribling. Am 21. Juni 1932 kommt es in New York zum Rückkampf gegen Sharkey. Dem Amerikaner wird diesmal jedoch nach 15 Runden der Sieg nach Punkten und damit der WM-Titel zugesprochen, in den Augen auch vieler Amerikaner ein Skandalurteil.
1935 gewinnt Schmeling in Hamburg einen Boxkampf gegen den Amerikaner Steve Hamas.
Schmelings berühmtester Kampf geht allerdings nicht um eine Weltmeisterschaft: Am 19. Juni 1936 kämpft er in New York gegen den so genannten "Braunen Bomber" Joe Louis, der als unschlagbar gilt, aber damals noch nicht Weltmeister ist. Schmeling studiert analytisch Filme seines Gegners, findet einen Schwachpunkt in der Deckung, und überrascht die Boxwelt, indem er Louis schon früh hart treffen kann und dann durch K.O. in der 12. Runde besiegt. Dieses Ergebnis ist auch ohne WM-Titel aus deutscher Sicht die bis dahin größte Überraschung im Boxsport und wird politisch mißbraucht als "Beweis für die Überlegenheit der arischen Rasse".
Im Juni 1938 bekommt Schmeling - erneut in New York - die zweite Chance, wieder Weltmeister zu werden, da Louis einen Rückkampf gegen den einzigen Mann will, der ihn geschlagen hat. Schmeling wird dabei sowohl von deutscher als auch von internationaler Seite als Vertreter des inzwischen an die Macht gekommenen NS-Regimes gesehen (aus persönlicher Sicht wohl zu Unrecht, da Schmeling stets Distanz zur NS-Ideologie wahrte und während der Reichskristallnacht zwei Juden in seinem Hotelzimmer Unterschlupf gewährte), was dem Kampf eine äußerst brisante politische Dimension verleiht. Diesmal begeht Louis nicht mehr der Fehler der tiefliegenden, linken Hand, schlägt lange Geraden zu Schmelings Kopf, und treibt ihn gleich zu Beginn der Runde zurück. Nach rund einer Minute landet Louis einen schmerzhaften Treffen auf Schmeling's linke Niere, kurz darauf weitere entscheidende Kopftreffer. Schmeling geht mehrmals zu Boden, steht aber immer wieder auf, bevor der Kampf schließlich abgebrochen wird. Louis gewinnt souverän in der ersten Runde.
Dies war Schmelings letzter Boxkampf in den USA.
Max Schmeling heiratet am 6. Juli 1933 die deutsch-tschechische Filmschauspielerin Anny Ondra, die er bereits 1930 kennenlernte. Ondra gründet 1930 mit Karl Lamac in Deutschland die Ondra-Lamac-Filmgesellschaft. Nach der Heirat dreht die als Stummfilmdiva berühmte, blonde Schönheit nur noch wenige Filme. Das vermeintliche Traumpaar zieht sich immer mehr zurück. Nach dem Krieg (1950) ziehen die landliebenden Schmelings nach Hollenstedt in der Lüneburger Heide, wo sie unter anderem eine Hühnerfarm und eine Nerzzucht betreiben. Vier Jahre nach der Goldenen Hochzeit, 1987 stirbt Anny Ondra im Alter von 84 Jahren.
Schmeling, der die Anordnung des Reichssportführers ignoriert, sich von seinem amerikanisch-jüdischen Manager Joe Jacobs zu trennen, muss daraufhin als einziger deutscher Spitzensportler aktiv am Zweiten Weltkrieg teilnehmen.
Wichtigste Kämpfe
02.08.1924 Düsseldorf, Tonhalle: t.K.o.-Sieg 6.Rd. gegen Jean Czapp
XX.02.1925 Köln: keine Entscheidung 2 Rd (Schaukampf gegen Jack Dempsey)
24.08.1926 Berlin, Lunapark (DM Halbschwer): K.o.-Sieg 1.Rd. gegen Max Dieckmann
19.06.1927 Dortmund, Westfalenhalle: (EM Halbschwer) t.K.o.-Sieg 14.Rd. gegen Fernand Delarge
06.11.1927 Leipzig, Achilleion: (EM u. DM Halbschwer) K.o. Sieg 7.Rd. gegen Hein Domgörgen
06.01.1928 Berlin, Sportpalast: (EM Halbschwer) K.o.-Sieg 1.Rd. gegen Michele Bonaglia
04.04.1928 Berlin, Sportpalastt: (DM Schwer) PS 15Rd gegen Franz Diener
23.11.1928 New York, Madison Square Garden: K.o.-Sieg 8.Rd. gegen Joe Monte
04.01.1929 New York, Madison Square Garden: PS 10 Rd gegen Joe Sekyra
22.01.1929 Newark, Armory Hall: K.o.-Sieg 1.Rd. gegen Pietro Corri
01.02.1929 New York, Madison Square Garden: t.K.o.-Sieg 9.Rd. gegen Johnny Risko
27.06.1929 New York, Yankeestadium: PS 15 Rd gegen Paolino Uzcudun
12.06.1930 New York, Yankeestadium: (WM Schwer) Dsq.-Sieg 4.Rd. gegen Jack Sharkey
03.07.1931 Cleveland, Muncipal Stadium: (WM Schwer) t.K.o.-Sieg 15.Rd. gegen Young Stribling
21.06.1932 Long Island, Bowl: (WM Schwer) PN 15 Rd gegen Jack Sharkey
26.09.1932 Long Island, Bowl: t.K.o.-Sieg 8.Rd. gegen Mickey Walker
08.06.1933 New York, Yankeestadium: t.K.o.-Niederl. 10.Rd. gegen Max Baer
13.02.1934 Philadelphia, Convention Hall: PN 12 Rd gegen Steve Hamas
13.06.1934 Barcelona, Montjuic-Stadion: Unent. 12 Rd gegen Paolino Uzcudun
26.08.1934 Hamburg, Dirt-Track-Bahn: t.K.o.-Sieg 9.Rd. gegen Walter Neusel
10.03.1935 Hamburg, Hanseatenhalle: t.K.o.-Sieg 9.Rd. gegen Steve Hamas
07.07.1935 Berlin, Poststadion: PS 12 Rd gegen Paolino Uzcudun
19.06.1936 New York, Yankeestadium: K.o.-Sieg 12.Rd. gegen Joe Louis
15.12.1937 New York, Madison Square Garden: K.o.-Sieg 8.Rd. gegen Harry Thomas
30.01.1938 Hamburg, Hanseatenhalle: PS 12 Rd gegen Ben Foord
16.04.1938 Hamburg, Hanseatenhalle: K.o.-Sieg 6.Rd. gegen Steve Dudas
22.06.1938 New York, Yankeestadium: (WM Schwer) t.K.o.-Niederl. 1.Rd. gegen Joe Louis
02.07.1939 Stuttgart, Neckarstadion: (EM Schwer) K.o.-Sieg 1.Rd. gegen Adolf Heuser
Einberufung in die Wehrmacht
Im Jahr 1940 wird er in die Wehrmacht einberufen.
Als Fallschirmjäger beteiligt Schmeling sich am 20. Mai 1941 am ersten Angriff auf die von Großbritannien besetzte Mittelmeerinsel Kreta. Schmeling verletzt sich während des Absprungs (leichte Knöchelverstauchung), läßt sich im Lazarett behandeln und anschließend nicht k.v. schreiben. Das einer amerikanischen Zeitung gewährte Interview, in welchem er britische und griechische Kriegsrechtsverletzungen auf Kreta leugnet, bringt ihn in Konflikt mit der Wehrmachtsführung.
In fast allen Internet-Biographien heißt es, dass von 1941 bis 1944 Freunde von Schmeling im Widerstand in der Wehrmacht tätig gewesen seien. Auch an der Vorbereitung für das Attentat vom 20. Juli 1944 seien sie beteiligt gewesen. Er hätte diese persönlichen Kontakte ausgenutzt, um zahlreiche Juden und Regimegegner vor der Deportation in Konzentrationslager (KZ) zu bewahren.
Aufgrund seiner Verletzung wird Schmeling Ostern 1943 aus der Wehrmacht entlassen und bis Ende des Kriegs zum Dienst in Kriegsgefangenenlagern eingesetzt. Ab 1946 lebt Schmeling in Hamburg.
Er erhält am 22. Januar 1947 von der US-Militärregierung in Deutschland die Boxerlaubnis für die amerikanische Besatzungszone. Finanzielle Not zwingt Schmeling, nach acht Jahren am 28. September wieder in den Ring zu steigen.
Rückzug vom Boxsport
1948 zieht sich Schmeling ganz vom Boxsport zurück. Er bestreitet am 31. Oktober in Berlin seinen letzten Kampf gegen den Hamburger Richard Vogt, den er nach Punkten verliert.
Mit seinem großen Rivalen Joe Louis verbindet ihn bis zu dessen Tod 1981 nach den beiden Boxkämpfen eine Freundschaft. Er unterstützt ihn auch finanziell, da Louis mit der Steuerfahndung "Schwierigkeiten" hat, die es ihm übel nimmt, das Louis "politische" Spenden während seiner Zeit in der Armee tätigte. Schmeling bezahlt sogar einen Teil der Beerdigungskosten von Louis.
Schmelings Kampfstatistik liegt bei 56 Siegen in 70 Profikämpfen (37 davon durch K.O.), 10 Niederlagen und 4 Unentschieden.
Nach seiner Boxkarriere lässt sich Schmeling mit seiner Ehefrau Anny Ondra in Hollenstedt bei Hamburg nieder und betreibt in Hamburg-Bramfeld die Generalvertretung Norddeutschland für Produkte aus dem Haus Coca-Cola. Sein ca. 8 ha großes Anwesen soll seiner Heimatgemeinde Wenzendorf (Gliedgemeinde der Samtgemeinde Hollenstedt) übertragen werden. Die Eheleute genießen und pflegen das Landleben und betreiben neben einer überregionalen Süßgetränkeabfüllerei auch eine Hühnerfarm und Nerzzucht.
1987 verwitwet Schmeling nach 54 Jahren Ehe.
1997 wird nach vier Jahren Bauzeit die Max-Schmeling-Halle in Berlin eröffnet. Die Sporthalle liegt neben dem Jahn-Stadion, bietet 8.500 Sitzplätze und ist die Heimstätte des Basketballvereins Alba Berlin.
Aus Anlass seines 99. Geburtstages gibt die Österreichische Post eine Briefmarke mit Schmelings Portrait im Wert von 0,55 Euro heraus. 2004 wird er in der Fernsehsendung "Unsere Besten Sportler des letzten Jahrhunderts" Sechster von über 500.
Am 2. Februar 2005 stirbt Max Schmeling an einer schweren Erkältung in seinem Wohnort Hollenstedt. Die offizielle Trauerfeier findet am 1. März 2005 im Hamburger "Michel" (St. Michaelis-Kirche) statt.
Aus Anlass des Todes von Max Schmeling gibt die Österreichische Post AG am 1. März 2005, dem Tag der Trauerfeier für die Box-Legende, eine Sonderbriefmarke mit dem Schmeling-Porträt von George Grosz im Wert von 1 Euro heraus.
Ehrungen
- Großes Bundesverdienstkreuz, 1971
- International Boxing Hall of Fame, 1992
- Ehrenbürger von Los Angeles
- Ehrenbürger von Las Vegas
- Ehrenbürger von Klein-Luckow, anlässlich seines 99. Geburtstages
- Ehrenmitglied im Österreichischen Boxverband
- Träger der Deutschen Feuerwehr-Ehrenmedaille, der höchsten Auszeichnung der deutschen Feuerwehren für Zivilpersonen
Werke
- 8-9-aus. Ullstein, Berlin, 1957 (vergriffen)
- Erinnerungen. Ullstein, Berlin 1982. ISBN 3-550-07473-5
(die beiden Bücher widersprechen einander in fast allen wesentlichen Punkten)
Literatur
- Friedrich, Dorothea: Max Schmeling und Anny Ondra. Ullstein, Berlin 2001. ISBN 3-898-34030-9
- Kluge, Volker: Max Schmeling. Aufbau-Verlag 2004. ISBN 3-351-02570-X
Siehe auch
Weblinks
- Biografie bei International Boxing Hall of Fame (engl.)
- WamS-Interview zur Rettung zweier Menschen durch Schmeling während der Reichspogromnacht 1938
- Radiobericht vom Kampf gegen Steve Dudas am 28. April 1938 in Hamburg, Deutsches Rundfunk-Archiv, Real Audio
- BBC Nachruf (engl.)
- Wiedererkannt in der SVZ
- kalenderblatt.de: Schmeling gegen Louis
Personendaten | |
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NAME | Schmeling, Max |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schwergewichtsboxer |
GEBURTSDATUM | 28. September 1905 |
GEBURTSORT | Klein-Luckow |
STERBEDATUM | 2. Februar 2005 |
STERBEORT | Hollenstedt bei Hamburg |