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Heinrich Ratjen

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Dora Ratjen (1937)

Dora Ratjen (* 20. November 1918 in Bremen; † 22. April 2008[1]; eigentlich Horst Ratjen; weitere Namen: Heinrich, Heinz, Hugo, Herrmann) war ein deutscher Leichtathlet, der 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin am Hochsprungwettbewerb der Damen teilnahm. Dort wurde er mit der Höhe von 1,58 Meter hinter der Ungarin Ibolya Csák, der Britin Dorothy Odam und seiner Mannschaftskollegin Elfriede Kaun Vierter.

Zwei Jahre später wurde Ratjen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Wien, bei denen erstmals Frauen zugelassen waren, mit der neuen Weltrekordhöhe von 1,70 Meter Europameisterin. Auf der Rückreise stellte ein Magdeburger Polizeiarzt fest, dass Ratjen männliche Genitalien hatte, die er sich während des Wettkampfs nach oben band. Ratjen wurde der Rekord aberkannt, neue Europameisterin wurde die Olympiasiegerin Csák. Das Reichsfachamt Leichtathletik (Vorläufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) entzog Ratjen sofort das Startrecht bei internationalen Wettbewerben. Die Begründung lautete offiziell „Verstoß gegen das Amateurstatut“.

Nach Kriegsende arbeitete Horst Ratjen als Barmann in Hamburg. Später gab er an, nur drei Jahre lang als Frau gelebt zu haben. 1957 behauptete er, dass er vom Bund Deutscher Mädel zu dieser Travestie gezwungen wurde, um die Medaillenchancen Deutschlands bei den Olympischen Spielen zu verbessern.

Einzelnachweise

  1. Gunnar Meinhardt: „Die unglaubliche Geschichte der Gretel Bergmann“, in: Die Welt, 20. August 2009

Siehe auch

Commons: Dora Ratjen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien