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Videorekorder-Formatkrieg

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Ein Formatkrieg ist eine wirtschaftliche Auseinandersetzung zwischen den Anbietern von verschiedenen kommerziellen, nicht ohne weiteres kombinierbaren technischen Standard-Lösungen für ein gemeinsames Sachproblem. Viele Formatkriege enden sehr schnell mit dem Rückzug der meisten konkurrierenden Angebote.

  • Der bekannteste längerdauernde Formatkrieg ist der "Video-Krieg" der späten 1970er und frühen 1980er Jahre: Als die ersten Heim-Videorekorder auf den Markt kamen, gab es Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Herstellern und Nutzern, was nun das bessere Format sei.
  • Während der frühen und mittleren 1980er gab es einen Heimcomputer-Formatkrieg.
  • Ein neuerer Formatkrieg ist der zwischen Microsoft Windows, Mac OS und Linux.
  • Ein heute (2005) sich anbahnender Formatkrieg ist der zwischen Blu-ray Disc und HD-DVD.

VHS (JVS), Betamax (Sony) oder Video 2000 (Philips) - Welches ist/war das bessere System?

VHS und Beta erschienen etwa gleichzeitig am Markt, Video 2000 etwas später. VHS bot gegenüber den anderen Systemen eine wesentlich schlechtere Bildqualität, andererseits längere Cassettenlaufzeiten und (anfangs) robustere Rekorder.

Das eigentliche Urpatent von Sony, welches das VHS-System überhaupt erst möglich machte, wurde von der Firma JVC erworben, da Sony seine eigene Erfindung als zu schlecht erachtete.

Marketing von JVC

Alle Firmen, die unter ihren eigenen Namen Videorecorder vertreiben wollten und weder Patente auf noch Produktionskapazitäten für Videorecorder hatten, legten mit JVC lediglich ihr Firmen-Layout und eventuelle Besonderheiten fest und dann wurden vorerst alle Videorecorder, egal für welche Firma, unter deren jeweiligem Logo von JVC in Japan produziert.

Marketing von Sony

Die Firma Sony bestand dagegen bei seinen außerjapanischen Partnern darauf, dass diese eigene Produktionsstätten in jeweiligem Vertriebsland aufbauten, was naturgemäß lange Produktions-Anlaufzeiten schaffte. Unverständlich an der ganzen Sache war auch die Preispolitik, denn Sony bot mehr Leistung für weniger Geld. Wer 1979 einen Sony Videorecorder kaufen wollte, musste oft suchen, dagegen gab es immer VHS-Recorder zu kaufen. Wer sich die technischen Daten dieser drei konkurrierenden Videosysteme anschaut, wird schnell erkennen, dass Betamax die Nase vorne hatte, dicht gefolgt von Video 2000; das Schlusslicht gab dann VHS ab. Es war für jeden im Sehvergleich leicht zu erkennen, dass Betamax die bessere Bildqualität lieferte, aber auch -- so lange es noch Mono-Ton gab -- die etwas schlechtere Tonqualität bot. Dieses hing ganz einfach mit der relativ geringen Bandgeschwindigkeit des Betamaxsystems zusammen, da der Ton in Mono längs und nicht mit der Video-Schrägspur aufgezeichnet wird; also geringere Bandgeschwindigkeit zwar die bessere Bildqualität, aber nicht bessere Tonqualität lieferte. Im übrigen sind auch die Betamax-Cassetten wesentlich kleiner und handlicher als bei VHS, der Nachteil von Betamax hierbei ist jedoch die deutlich niedrigere maximale Laufzeit. Später konnte dann Sony als erster mit Stereo- und HiFi-Ton auftrumpfen, aber dies hatte lizenzrechtliche Gründe und lag nicht etwa daran, dass JVC technisch nicht dazu in der Lage gewesen wäre.

Warum Video 2000 von Philips und Grundig eine Totgeburt war

Philips hatte den Trend verschlafen und bot anfangs noch Recorder mit dem VCR-System an. Um mit der stark wachsenden Konkurrenz Schritt halten zu können, warf Philips dann sein nicht vollständig ausgereiftes System Video 2000 auf den heiß umkämpften Markt. Die Folgen zeigten sich wenig später: Obwohl die Leistungsmerkmale von Video 2000 unbestritten zu den besten gehörten, war es die Reparaturanfälligkeit der Geräte, die legendär wurde. Eines der größten Übel war Bandsalat im Allgemeinen und Bandrisse durch Umspulen im Besonderen. Die Bildqualität hingegen konnte sich ohne weiteres mit der von Betamax messen, ebenso war der Ton besser als der von beiden anderen Systemen. Bemerkenswert ist auch die bis zu 8 Stunden betragende Spieldauer der Video-2000-Kassette – nach 4 Stunden wurde sie einfach umgedreht und konnte weitere 4 Stunden bespielt werden.

Was kosteten 1978/1979/1980 Videorecorder oder Cassetten?

Zwischen 1978 bis 1982 kostete z.B. eine E240 VHS-Cassette umgerechnet etwa €27 bis €35 eine L195 Betamax-Cassette ca. €24 bis €27 und eine Video-2000-Cassette €31 bis €40.

Abgesehen davon gab es kaum Cassetten mit den genannten Spielzeiten: leicht verfügbar waren je nach System bei VHS die E180 (180 Min), bei Betamax die L500 (120 Min), und je 2x 180 Min bei Video-2000.

Zum Vergleich: Philips bot noch 1978 s/w-Spulenbänder mit einer Spieldauer von nur 30 Min. für sagenhafte € 50 (DM 98,-) an.

Bei den Videorecordern hielten sich fast alle Verkäufer (bis 1980) an die von den Herstellern empfohlenen Verkaufspreise. Diese lagen nicht unter € 1.500 (DM 2.950,-), meist sogar weit darüber.

Beispiel aus dem Quelle-Winterkatalog 1978/79

  • Philips VCR Video-Cassetten-Recorder N 1700 Long Play mit einer VC 30: DM 2.898,-
    VC 30 (30 bzw. 65 Min.): DM 55,-
    VC 60 (60 bzw. 130 Min.): DM 75,-
    VC 70 (70 bzw. 150 Min.): DM 85,-
  • AKAI VHS Video-Cassetten-Recorder VS-9300: DM 2.989,-
    E-60: DM 39,-
    E-120: DM 55,-
    E-180: DM 65,-
  • AKAI Tragbare S/W-Video-Cassetten-Recorder-Ausrüstung für Batterie- und Netzbetrieb Kamera mit 8fach-Zoom-Objektiv und elektronischem Monitorsucher, separates Aufzeichnungsgerät mit Schultergurt zu tragen; mit Netzteil/Ladegerät, zwei Akkus. Maximale Cassettenlänge: 30: DM 3.995,-
  • AKAI Tragbare Farb-Video-Cassetten-Recorder-Ausrüstung für Batterie- und Netzbetrieb Beschreibung wie beim S/W-Gerät, hier allerdings wird ein loses Spulenbandsystem verwendet (max. 30 Minuten): DM 13.900,-
    Farb-Video-Bandspule (30 Min.): DM 49,50