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Julien Offray de La Mettrie

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Julien Offray de La Mettrie
Julien Offray de La Mettrie

Julien Offray de La Mettrie (* 25. Dezember 1709 in Saint-Malo; � 11. November 1751 in Potsdam) war ein franz�sischer Arzt und Philosoph.

Der junge La Mettrie studiert Medizin und promoviert. Anschlie�end praktiziert er acht Jahre lang als Landarzt. 1742 zieht er in die franz�sische Hauptstadt, wo er kritische Essays gegen die "Geldgier" der �rzte publiziert, die nach kurzer Zeit von der Obrigkeit verboten werden.

La Mettrie gilt insbesondere mit seiner Schrift "L'homme machine" (Der Mensch eine Maschine, 1748) als wichtiger Denker in der Geschichte des Materialismus, wenngleich die oft allein aus diesem Titel geschlussfolgerte philosophische Position eines mechanistischen Materialismus nicht zutreffend ist.

Unter Berufung auf [[Ren� Descartes|Descartes]] entwickelt La Mettrie einen streng erfahrungsorientierten Materialismus, der jegliche metaphysische Vorannahmen oder Erg�nzungen ausschlie�t. So bestimmt er die Seele (als einem zentralen Streitgegenstand der Vor- und Fr�haufkl�rung) als Ausfluss komplexer K�rperfunktionen, die folgerichtig nicht nur durch deren individuelle Wandlungen (z.B. durch k�rperliche Funktionsst�rungen oder durch Lernen) beeinflussbar ist, sondern somit auch als Ergebnis einer biologischen Entwicklung erscheint.

La Mettrie wehrt sich gegen voreilige systematische Schlie�ungen des philosophischen Systems der [[Aufkl�rung]], was ihm neben der Verfolgung durch Kirche und Zensur auch die Verachtung der prominenten franz�sischen Aufkl�rer eintr�gt. In zahlreichen medizinischen und philosophischen Schriften polemisiert und argumentiert er insbesondere gegen den eingebildeten Stand der �rzte sowie gegen allzu mathematisch-rationalistische Variationen der Vernunft. Dem setzt er eine individualistisch anmutende Bejahung der Sinnesfreuden, eine Kritik der �berkommenen gesellschaftlichen Moral entgegen.

Nach seiner Flucht aus Frankreich und sp�ter aus den Niederlanden h�lt er sich auf Einladung [[Friedrich II. (Preu�en)|Friedrichs II.]] seit 1748 an dessen Hofe in Sanssouci auf, wo er u.a. auf Voltaire trifft. Er wird formal Mitglied der Preu�ischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, kann aber auch hier nicht wirklich frei publizieren. Als Zumutung empfindet er es, im Alter von 39 Jahren "kriechen zu lernen" zu sollen. Sein Wunsch, nach Frankreich zur�ckzukehren, l�sst sich ohne gravierende Gefahr f�r Leib und Leben indes nicht erf�llen und er stirbt 1751, wahrscheinlich an einer Lebensmittelvergiftung.


Siehe auch: [[Aufkl�rung]], Epikureismus, Materialismus, [[Friedrich II. (Preu�en)]], Voltaire

Werkausgabe (deutsche �bersetzung)