Runen
Runen sind die ältesten Schriftzeichen der Germanen.
Ursprung
Die Runen sind keine eigenständige Erfindung der Germanen, sondern gehen auf die große phoenizisch-aramäische Familie von Alphabeten zurück, die im Gebiet des Libanon und Syriens entstanden, und zu der alle heutigen europäischen Schriften sowie das Hebräische, Arabische, Georgische, Armenische und die indischen Schriften zählen.
Es wurden und werden drei Thesen zur Entstehung der Runenschrift vertreten:
Latein-These
Vorbild sei hier die römische-lateinische Capitalis Monumentalis, die durch Kontakte mit den Römern (Händler, Geiseln, Söldner, Besucher etc.) zu den Germanen gelangt sein soll. Dafür spricht die starke Ähnlichkeit der meisten Runen mit der lateinischen Schrift sowie das erste gesicherte Aufkommen von Runen in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts (Gegenstände wie Waffen aus Mooropferplätze in Jütland wie Nydam).
Italische/Etruskische These
Vorbild sollen hier die verschiedenen Alphabete aus Norditalien bzw. das Alphabet der Etrusker sein, bei denen jedoch, wie bei der späteren lateinischen Schrift, das westgriechische Alphabet als Vorbild gedient hat (griechischer Kultureinfluss durch Händler und Kolonien in Italien ab dem 7. Jahrhundert v. Chr.).
Besonders der Helm von Negau wurde zur Unterstützung dieser These herangezogen. Der Helm mit einer Inschrift in einem norditalischen Alphabet soll den Ursprung einiger Runenzeichen aus den norditalienischen Varianten der griechischen Schrift belegen. Die Deutung der Inschrift bleibt jedoch umstritten, zumal der Helm aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt und die Inschrift selber erst später (3./2. Jahrhundert v. Chr. ?) angebracht wurde.
Griechische These
Entstehen der Runen im 2./3. Jahrhundert im Schwarzmeergebiet (Goten?/heutige Ukraine). Vorbild soll hier eine ostgriechische Schrift gewesen sein. Wichtig ist hierfür die Wulfilabibel, die neben griechischen Buchstaben auch einige runenähnliche Zeichen enthält.
Fast alle Runologen gehen heute jedoch von der Latein-These aus (Entstehen der Runen im südskandinavischen Raum durch Anregungen der römischen Kapitalschrift).
Runenalphabete
Das älteste Runenalphabet
Das älteste Runenalphabet (nach den ersten sechs Buchstaben futhark genannt) bestand aus 24 Zeichen, die in drei Abschnitte eingeteilt wurden (Namen sind ur-/gemeingermanisch rekonstruiert):
Rune | Name (rekon- struiert) |
Laut- wert |
Rune | Name (rekon- struiert) |
Laut- wert |
Rune | Name (rekon- struiert) |
Laut- wert |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ᚠ | Fehu („Vieh“) | f | ᚻ / ᚺ | haglaz („Hagel“) | h | ᛏ | Tiwaz („Tyr“) | t |
ᚢ | Uruz („Auerochse“) | u | ᚾ | naudiz („Not“) | n | ᛒ | berko („Birke“) | b |
ᚦ | þurisaz („Riese“) oder þurnaz („Dorn“) | þ (englisches th) | ᛁ | isaz („Eis“) | i | ᛖ | ehwaz („Pferd“) | e |
ᚨ | Ansuz („Ase“) | a | ᛃ | jeram („Jahr“) | j | ᛗ | mannaz („Mensch“) | m |
ᚱ | raido („Wagen“) | r | ᛇ | iwa („Eibe“) | ï(zwischen e u. i) | ᛚ | laguz („See“) | l |
ᚲ | kaunan („Geschwür“) | k | ᛈ | perþo („Fruchtbaum“) | p | ᛜ | Ingwaz („Ing“) | ng |
ᚷ | gibo („Gabe“) | g | ᛉ | algiz („Elch“) | z (Endungs- konsonant) | ᛞ | dagaz („Tag“) | d |
ᚹ | wunjo („Wonne“ ?) | w | ᛊ / ᛋ | sowelo („Sonne“) | s | ᛟ | Oþalam („Erbe“) | o |

Jede Rune hatte einen Namen (der jedoch erst seit dem 9. Jahrhundert überliefert ist), der gleichzeitig eine reale Bedeutung besaß; so hieß die Rune für f Fehu, das heißt Vieh. Diese Runennamen finden sich bei allen germanischen Stämmen bzw. Runenalphabeten; Wulfila übertrug sie sogar auf die gotische Schrift, die keine Runenschrift war. Die ältesten Inschriften datieren aus dem 2. Jahrhundert und stammen aus Jütland. Das älteste in Runenschrift überlieferte Wort ist das auf einer eisernen Speerspitze eingeritzte Wort raunijaR. Die Spitze wurde in einem Grab aus der Zeit um 200 in Øvre Stabu Oppland gefunden. Im 6.–8. Jahrhundert wurden die Runen stark verändert, was zur Entstehung zweier neuer Alphabete führte. Runen wurden meist rechtsläufig (von links nach rechts) geschrieben, aber es gab auch Ausnahmen, besonders im nordgermanischen Raum. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, der Name Runen sei neuzeitlichen Ursprungs, gibt es aus dem 6. Jahrhundert mehrere Nennungen von runa auf beritzten Gegenständen (z. B. Runenstab von Neudingen). Der Name ist von einer Wurzel run- (gotisch runa) mit der Bedeutung „Geheimnis“ abzuleiten. Verwandt damit ist auch das deutsche Wort „raunen“ (sich etwas zuraunen).
In einigen Handschriften aus dem 8./9. Jahrhundert vorwiegend aus Süddeutschland ist ein merkwürdiges Runenalphabet in der Reihenfolge der lateinischen Buchstaben überliefert. Die Zeichen stellen eine Mischung aus Zeichen des älteren Futharks mit angelsächsischen Zeichen dar. Da diese Form der Runen (die früher fälschlich als „Markomannische Runen“ bezeichnet wurde) nur in ein paar Handschriften, aber sonst nirgends vorkommt, dürfte sie wohl nur ein Versuch der Mönche, allen Buchstaben der lateinischen Schrift Runenzeichen zuzuordnen, gewesen sein.
Die Runen in Mitteleuropa
In Mitteleuropa tauchen die ersten Runen erst zu Beginn des 6. Jahrhunderts auf. Vor allem bei den Alemannen, Baiuwaren und am Mittelrhein (heutiges Süddeutschland) finden sich relativ viele Runeninschriften. Auffallend ist, dass Runen nur dort vorkommen, wo germanisch sprechende Menschen lebten (Ausnahme: Charnay, Burgund, Frankreich). Auch die Inschriften, soweit sie deut- und lesbar sind, sind in germanischer Sprache. Bisher gibt es ca. 80 bis 100 Inschriften, die jedoch fast alle nur von Gegenständen aus Gräbern stammen. Zumeist handelt es sich dabei um Schmuck der Frauen (Fibeln, „Sicherheitsnadeln“, ursprünglich zum Verschließen von Gewändern) oder, weit weniger, Gürtel- und Waffenteile bei den Männern. Daneben gibt es jedoch auch sehr selten organische Gegenstände aus Holz und Knochen. Da fast sämtliche Runenfunde aus Gräbern stammen und sich dort Metallgegenstände weit besser erhalten als z. B. Holz, darf man daraus nicht schließen, dass bevorzugt Metallgegenstände zum Runenritzen benutzt wurden. Auch die deutliche Mehrheit der Frauen mit Runengegenständen dürfte auf den Umstand zurückzuführen sein, dass sich Ritzungen besonders gut bei den Edel- und Buntmetallschmuckstücken erhalten und entdecken lassen, besser als dies bei den eisernen Waffen- und Gürtelteilen der Männer der Fall ist.
Der Gebrauch der Runen scheint in Mitteleuropa aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, denn spätestens nach Mitte des 7. Jahrhunderts finden sich keine Runen mehr. Besonders zahlreich finden sich die Runen zwischen 550 und 600 n. Chr.
Inhalte
Die Inschriften sind kurz, häufig nur ein Wort, manchmal nur eine einzelne Rune. Die längsten Inschriften (Neudingen, Pforzen) sind gerade einmal ein bis zwei Sätze lang. Häufig sind die Inschriften nicht deutlich erkennbar oder lesbar. Neben den Einzelrunen gibt es „falsch“ geschriebene Runen und Pseudorunen (ein Versuch zu schreiben, ohne es wirklich zu können?).
Selbst wenn die Inschrift gut zu erkennen und länger ist, gibt es unter den Wissenschaftlern oft kaum eine einhellige Meinung zu einer Übersetzung des Inhaltes. Deutlicher ist z. B. der Runenstab (eigentlich Teil eines Webstuhls) aus Neudingen (Baden-Württemberg): „Lbi (ergänzt zu leub/liubi) Imuba: Hamale: Blithguth urait runa“ (Liebes der Imuba: (von) Hamale: Blithguth ritzte/schrieb die Runen) oder die Fibel von Bad Krozingen (Baden-Württemberg) „Boba leub Agerike“ (Boba liebt den Agerich).
Magisches
Kaum eine Inschrift lässt sich als magisch oder Zauberformel deuten. Es handelt sich meist um eher profane private Nachrichten, Liebesbezeugungen oder Schenkungswidmungen.
Auf den Brakteaten von Hüfingen (Baden-Württemberg) finden sich die Formelwörter „alu“ (Ale/Bier = Gesundheit/Schutz?) und „ota“ (Schrecken/Abwehr?), die auch aus dem Norden bekannt sind. Möglicherweise handelt es sich hierbei um magische Formelwörter, die Unheil abwehren und Gedeihen herbeiwünschen sollen.
Auf der Fibel von Beuchte (Niedersachsen) finden sich zwei Inschriften (1. Buirso und Sonderzeichen 2. die Futhark-Reihe), wobei die eine im Gegensatz zur Fibel keine Abnutzungsspuren aufweist und womöglich erst nach dem Tode der Trägerin eingeritzt worden war (die Futhark-Reihe, also die ersten acht Zeichen, als „Alphabet“-Zauber, die quasi als magische „Formel“ gilt?). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Inschrift zur Abwehr eines „Wiedergängers“ (ein Toter, der zurückkehrt) gedacht war.
Religiöses
Auf der Fibel von Nordendorf (Bayern) wird eine Göttertrias genannt: „Wigi-Thonar, Wodan, Logathore“ (Wigi-Thonar = Weihe-Donar/Thor). Es würde sich um die aus späteren Quellen bekannten germanischen Götter Donar/Thor und Wodan/Odin handeln. Logathore könnte ein dritter, lokaler Gott gewesen sein (Loki?).
K. Düwel liest logathore jedoch als „Ränkeschmiede/Zauberer“ und deutet die Inschrift als „Ränkeschmiede/Zauberer (sind) Weihe-Donar und Wodan“. Dies wäre dann eine Verdammung der alten Götter und ein Hinweis auf den neuen christlichen Glauben der Trägerin.
U. Schwab hingegen liest „Zauberer/zauberhaft (im positiven Sinne) (sind) Weihe-Donar und Wodan“, womit dann wieder eine Deutung als Anhängerin des alten Glaubens gegeben wäre.
In einem Kirchengrab in Arlon (Belgien) fand sich eine (christliche/Kreuzdarstellung) Amulettkapsel mit Runen, die recht eindeutig die dort bestattete Tote als Christin ausweist.
Ende der Runenritzungen
Warum der Brauch, Runen zu ritzen, in Mitteleuropa im 7. Jahrhundert ausstarb, ist nicht geklärt. Weniger wahrscheinlich ist ein Verbot durch die Kirche bzw. wegen der durchgreifenden Christianisierung dieser Gebiete, da zum einen kein solches Verbot überliefert ist und einige Bestattete mit Runengegenständen anscheinend schon Christen waren (Arlon, Kirchheim). Zudem übernahm die Kirche in England und Skandinavien zwanglos z. T. die Runen als Schrift.
Da die Runen nur für einen recht kurzen Zeitraum in Gebrauch waren (ca. zwei bis drei Generationen) und die Inschriften oftmals eine unsichere Hand (Schreiben nicht richtig erlernt oder verlernt) verraten, war die Kenntnis vermutlich nie richtig fest verwurzelt. Statt dessen wechselte man, wohl unter dem Einfluss der Kirchen und Klöster, auf die gebräuchlichere und „internationalere“ lateinische Schrift über. Interessanter ist die Frage, warum die Germanen Mitteleuropas überhaupt fast 400 Jahre, nachdem die ersten Runen in Skandinavien benutzt wurden, dieses Schriftsystem übernahmen und nicht gleich (oder früher) die lateinische Schrift der benachbarten römischen Gebiete. Interessant ist auch der Umstand, dass die Runen hier zuerst auftauchen, als die Gebiete mit Runenfunden in das Frankenreich eingegliedert wurden. (Alemannen 496/506/535, Baiuwaren ca. 535/50, Thüringer 529/532)
Das angelsächsische Runenalphabet

Die Angelsachsen erweiterten das Futhark aufgrund der reichen Entwicklung des Vokalismus im Altenglischen auf 33 Zeichen (von ihnen sind nur die wirklich auch verwendeten abgebildet); es war in dieser Form im 10. Jahrhundert fertiggestellt.
Das altnordische Runenalphabet


Auch in Skandinavien waren die Runen Veränderungen unterzogen: Sie wurden im 7. Jahrhundert auf 16 Runen (f u th o r k : h n i a s : t b l m R) reduziert. Diesen Verlust an Zeichen glich man im 10. Jahrhundert mit der Einführung von Punktierungen aus; später gab es auch noch andere Systeme, die sogar für Laute wie Q eine Rune einführten. In Skandinavien wurden die Runen aufgrund der späten Christianisierung erst im 19. Jahrhundert völlig durch die lateinische Schrift verdrängt, während dieser Prozess in den anderen germanischen Gebieten schon im 11. Jahrhundert abgeschlossen war.
Verwendungen der Runen
Runen als magische Zeichen
Die Runen wurden beim Los-Orakel benötigt. Darüber ist uns im 10. Kapitel der Germania des Tacitus ein Zeugnis erhalten. Man streute mit Zeichen (keine Runen!) (notis quibusdam) bezeichnete hölzerne Stäbchen auf ein weißes Tuch. Darauf wurden auf gut Glück drei dieser Stäbchen aufgehoben und gedeutet. Dies wurde nacheinander dreimal durchgeführt. Ob es sich bei diesen Zeichen (1. Jahrhundert) aber schon um Runen handelte, ist sehr zweifelhaft. Damit könnte die Unterteilung der Runenalphabete in drei Abschnitte zusammenhängen. Höchstwahrscheinlich geschah diese Deutung, bei der die Runennamen wohl entscheidend waren, in metrischer Form (in alliterierendem Spruch).
Die Verwendung der Runen zum Zauber ist besonders im Norden bezeugt. Es gab Zauberrunen für bestimmte Zwecke, so Siegrunen, Bierrunen, Bergerunen (zur Geburtshilfe), Seerunen (zum Schutz der Schiffe), Rederunen (um klug zu sprechen), Löserunen (bei Gefangenschaft), Runen zum Besprechen (Stumpfmachen) der Schwerter und dergleichen.
Ein überliefertes Götterlied der Lieder-Edda erzählt, wie Odin sich selbst geopfert hat und neun Tage in einem Baum hing, bevor er Kenntnis in der Macht der Runen gewann und sich befreien konnte. Im weiteren Verlauf des Liedes werden weitere magische Kräfte der Runen beschrieben und schließlich 18 Zaubersprüche genannt. Ein weiterer Text der Edda, Skirnirs Fahrt, enthält die stärkste überlieferte Verfluchung. Dazu ritzt Skirnir, Diener des Gottes Freyr, während er den Fluch spricht, eine Rune. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei um einen Fluch zum Zwecke sexueller Nötigung: Skirnir droht dem Opfer, falls es sich nicht mit Freyr einlasse.
Runen als Schrift
Zu zusammenhängender Schrift sind die Runen von den Germanen des Kontinentes nur in geringem Umfang und am ehesten noch von den Alemannen gebraucht worden. Die einzigen dort erhaltenen Runendenkmäler sind Schmuckgegenstände, die durch die Runen den Wert von Amuletten erhielten, Waffen sowie ein einziger Runenstab. Auch in England war die Verwendung von Runen zu diesem Zweck nicht häufig: Das umfangreichste Denkmal, die Inschrift auf dem Kreuz von Ruthwell, stammt bereits aus christlicher Zeit.
Im skandinavischen Norden, wo die lateinische Schrift erst verhältnismäßig spät bekannt wurde, haben die Runen dagegen sehr ausgedehnte Verwendung gefunden, besonders bei Grabinschriften oder zum Andenken an Familienangehörige auf Runensteinen. Aus der Zeit des älteren Futharks hat die Inschrift auf dem kleineren der Goldhörner von Gallehus große Berühmtheit erlangt.
Die Inschriften im kürzeren Alphabet beginnen etwa um 800; Beispiele dafür sind die Steine von Helnäs und Flemlöse auf Fünen. Ganz sicher datierbar sind jedoch erst die zweifellos jüngeren Iällingesteine aus dem 10. Jahrhundert. Sie sind in Schweden besonders zahlreich und reichen bis in spätere Zeit hinauf, auf Gotland bis ins 16. Jahrhundert; einige (beispielsweise der Karlevistein auf Öland und der Rökstein in Östergötland) enthalten stabreimende Verse. Der Gebrauch der Runen zu literarischen Zwecken, also in Handschriften, ist selten und wohl nur als eine gelehrte Spielerei zu betrachten. Das umfangreichste Denkmal war der sogenannte Codex runicus mit dem schonischen Recht aus dem 14. Jahrhundert. Besonders lange wurden Runen auf Kalenderstäben gebraucht.
Da Mythen und Sagen mündlich überliefert wurden und die von Anfang an schriftlichen isländischen Sagen erst nach Einführung der Lateinschrift entstanden, wurden Runen zwar kaum zu literarischen Zwecken benutzt, aber nicht nur die große Verbreitung von Inschriften zeigt, dass jedenfalls in der wohlhabenden Oberschicht wahrscheinlich ein recht großer Teil der Menschen lesen und schreiben konnte. Runen dienten oft auch profanen Zwecken. Dazu zählen Besitzmarken, mit denen Handelswaren und anderes Eigentum gekennzeichnet wurden, geschäftliche Mitteilungen, aber auch Gelegenheitsinschriften in Form von kurzen privaten Botschaften, wie zum Beispiel die Aufforderung „kysmik“ (küss mich), die im Oslo des 11. Jahrhunderts auf einen Knochen geritzt wurde. In Byzanz hinterließen mehrere nordische Reisende, möglicherweise Krieger der kaiserlichen Warägergarde, Runengraffitos auf Galerien der Hagia Sophia.
Das isländische Alphabet enthält bis heute ein Zeichen, das ursprünglich aus dem Runenalphabet stammt: Þ steht für den stimmlosen th-Laut (wie beispielsweise im englischen Wort „thing“).
Literatur
- Klaus Düwel: Runenkunde. 3. vollst. erw. u. neu bearb. Aufl. Stuttgart, Metzler, 2001. ISBN 347613072X
- Heinz Klingenberg: Runenschrift – Schriftdenken – Runeninschriften. [Mit 78 Textfiguren und 63 Abbildungen auf 32 Kunstdrucktafeln.] Heidelberg: Carl Winter, 1973. ISBN 3533021815
Siehe auch
Ungarische Runen, Orchon-Runen