Gerhard von Scharnhorst
Gerhard Johann David von Scharnhorst (* 12. November 1755 in Bordenau, heute zu Neustadt am Rübenberge; † 28. Juni 1813 in Prag) war ein preußischer General. Zusammen mit August Graf Neidhardt von Gneisenau reformierte er das preußische Militär entscheidend durch Einführung eines Reservistensystems, das die Zahl geschulter Soldaten stark erhöhte. Unter anderem schaffte er auch 1807 die Prügelstrafe im preußischen Heer ab.
Leben

Scharnhorst wurde als Sohn eines Pächters geboren, besuchte seit 1772 die vom Grafen Schaumburg-Lippe errichtete Militärschule auf dem Wilhelmstein und trat 1776 als Fähnrich in das hannoversche Reiterregiment des Generals von Estorf ein. 1780 wurde er Leutnant in der Artillerie, bald darauf Lehrer an der Kriegsschule, 1792 Stabshauptmann.
In den Jahren 1793–1795 machte er an der Spitze einer reitenden Kompanie die Feldzüge in Flandern und Holland in der alliierten Armee mit und hatte namentlich an der Verteidigung Menins den rühmlichsten Anteil.
Nach dem Krieg 1796 zum Oberstleutnant befördert und mit literarisch-militärischen Arbeiten beschäftigt, trat er 1801 als Oberstleutnant der Artillerie in den preußischen Dienst über und wurde zum Direktor der Lehranstalt für junge Infanterie- und Kavallerieoffiziere ernannt, auf welche sein Unterricht großen Einfluss ausübte.
1802 stiftete er die Militärische Gesellschaft in Berlin.
1804 in den Adelstand erhoben und zum Obersten befördert, wurde er 1806 als Chef des Generalstabs dem Herzog von Braunschweig zugeteilt.
Obgleich in der Schlacht bei Auerstädt in der linken Seite verwundet, machte er doch den Rückzug Blüchers nach Lübeck mit. Mit Blücher gefangen, aber mit demselben bald wieder ausgewechselt, wohnte er als Generalquartiermeister in Lestocqs Korps der Schlacht bei Eylau bei.
1807 wurde er an die Spitze der Militärorganisationskommission gestellt, leitete 1807–1810 das Kriegsdepartement und wurde dann Chef des Generalstabs der Armee. Scharnhorst war somit unter Friedrich Wilhelm III. von 1808 (?) bis 1810 preußischer Kriegsminister. In dieser Stellung reorganisierte er das Heer von Grund auf, indem er den Offizierstand reinigte und dem wahren Verdienst zugänglich machte, das Werbesystem beseitigte und durch möglichst rasche Ausbildung der Rekruten (das Krümpersystem) eine starke Reserve schuf sowie den Soldatenstand sittlich und geistig hob; er wandelte das Söldnerheer in ein Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands vor.
Ein scharfer Denker, ein edler Charakter, ein praktisches Genie bei reichstem theoretischen Wissen, anspruchslos und einfach, erreichte er durch stille, nüchterne Arbeit in wenigen Jahren die größten Erfolge und hauchte der Armee einen ganz neuen Geist ein.
1813 wurde er Erster Generalquartiermeister in der Schlesischen Armee Blüchers. Als die Russen Anfang 1813 an der Grenze Schlesiens erschienen waren, betrieb Scharnhorst mit Eifer die Erhebung Preußens, brachte am 28. Februar in Kalisch den Abschluss des Traktats mit Russland zu stande, bewog den König zur Stiftung des Eisernen Kreuzes und wurde dann beim Ausbruch des Kampfes als Generalleutnant und Chef des Generalstabs der schlesischen Armee zugeteilt, wo er vergeblich eine energische Kriegführung anriet.
In der Schlacht bei Großgörschen (2. Mai 1813) erhielt er eine schwere Verwundung, an der wenige Wochen später er auf der Reise nach Wien, um Österreich zum Anschluss an die Koalition zu bewegen, am 28. Juni 1813 in Prag starb. Seine Leiche wurde später auf dem Invalidenkirchhof in Berlin beigesetzt, wo sein Grab ein von Tieck gefertigtes Denkmal schmückt. Sein Grab befindet sich auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. 1822 ließ König Friedrich Wilhelm III. dem Verstorbenen durch Rauchs Meisterhand vor der Hauptwache in Berlin eine Bildsäule errichten.
Nach Scharnhorst wurde das Schiff Scharnhorst, der Scharnhorst-Orden sowie der Audimax der Offiziersschule des Heeres in Dresden benannt.
Scharnhorsts ältester Sohn, Wilhelm von Scharnhorst, geb. 1786, avancierte zum Artillerieinspektor von Stettin und Koblenz, befehligte 1849 gegen die badische Insurrektion die Artillerie und wurde nach der Übergabe von Rastatt Kommandeur dieser Festung. 1850 nahm er als General der Infanterie seinen Abschied und starb 13. Juni 1854 in Bad Ems. Mit dessen und einer Tochter Gneisenaus Sohn August von Scharnhorst, der am 11. November 1875 als Platzmajor von Pillau starb, erlosch der Mannesstamm der Scharnhorst.
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890Werke
- Handbuch für Qffiziere in den angewandten Teilen der Kriegswissenschaften (Hannov. 1787-90, 3 Bde.; neue vervollständige Aufl. von Hoyer, 1817-20)
- Militärische Denkwürdigkeiten (das. 1797-1805, 5 Bde.)
Literatur
- v. Boyen: Beiträge zur Kenntnis des Generals von Scharnhorst und seiner amtlichen Thätigkeit in den Jahren 1808–13 (Berl. 1833)
- Schweder: Scharnhorsts Leben (das. 1865)
- Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst (Leipz. 1869-71, 3 Bde.)
- Lehmann: Scharnhorst (das. 1886-87, 2 Bde.)
- Gerhard v. Scharnhorst: Ausgewählte militärische Schriften, 440 Seiten, ISBN 3-32700-024-7
- Klaus Hornung: Scharnhorst, Bechtle Verlag, 349 Seiten, ISBN 3-76280-538-5
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Scharnhorst, Gerhard Johann David von |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer General |
GEBURTSDATUM | 12. November 1755 |
GEBURTSORT | Bordenau, heute zu Neustadt am Rübenberge |
STERBEDATUM | 28. Juni 1813 |
STERBEORT | Prag |