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Microsoft

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Microsoft ist der weltweit größte Softwareanbieter mit Hauptsitz in Redmond, einem Vorort von Seattle (US-Bundesstaat Washington). Das Unternehmen wurde 1975 von Bill Gates und Paul Allen gegründet. Der Name „Microsoft“ steht für Microcomputer-Software und wurde zum ersten Mal am 29. November 1975 von Bill Gates in einem Brief an Paul Allen benutzt. Am 26. November 1976 wurde „Microsoft“ eine eingetragene Handelsmarke. Derzeitiger CEO ist Steve Ballmer.

Nach anfänglichen Erfolgen mit einem BASIC-Interpreter gelang der Firma mit ihrem 1981 erschienenen Betriebssystem MS-DOS für den IBM-PC der Durchbruch zum Marktführer für Betriebssysteme auf PC-Basis sowie in der Folge für Office-Produkte und andere Applikationen, eine Position, die sie bis heute unter Microsoft Windows gehalten hat.

Positionierung

Microsoft gilt nach einer Umfrage der Financial Times von 2003 unter 1000 Vorständen und Geschäftsführern sowie einigen Fondsmanagern, Medienkommentatoren und regierungsunabhängigen Organisationen nach General Electric als zweitbedeutendstes Unternehmen der Welt. Das Wirtschaftsmagazin Capital kürte die Microsoft Deutschland GmbH nach einer Erhebung aus dem Jahr 2003 zum „besten Arbeitgeber“. Bereits im Jahr 2002 war Microsoft von der Europäischen Kommission als bester Arbeitgeber Deutschlands prämiert worden.

Das Unternehmen ist andererseits aber auch immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die bedeutendsten Kritikpunkte sind

  • der Missbrauch seiner Position als Marktführer für eine wettbewerbswidrige Vertragspolitik gegenüber wirtschaftlich abhängigen Firmen,
  • die wettbewerbswidrige Bündelung verschiedener Produkte,
  • das Unterlaufen von etablierten Softwarestandards mit dem Ziel der Kundenbindung an Microsoft als Folge von Inkompatibilitäten,
  • chronische Sicherheitslücken in Betriebssystemen und Anwendungen und
  • die Verzögerung von softwaretechnischen Innovationen aus unternehmensstrategischen Motiven zum Teil um Jahre.

Zu den ersten drei Kritikpunkten waren und sind auch derzeit immer wieder zahlreiche Prozesse anhängig. Der Unmut über diese Geschäftspolitik und auch die Unzufriedenheit mit der häufig hinter dem Stand der Technik zurückgebliebenen Qualität der Produkte hat wesentlich zur Entstehung einer „Open Source“-Bewegung beigetragen, die sich nicht zuletzt als Alternative zu Microsoft versteht.

Nahezu alle erfolgreichen Viren- und Wurmattacken richten sich gegen Microsoft-Produkte. Der Hersteller führt dies auf die Verbreitung seiner Produkte zurück, andere sprechen von mangelhaftem Sicherheitsbewusstsein. Für viele Anwender von Open Source ist Sicherheit ein wesentliches Motiv. Um der Kritik entgegenzutreten, hat B. Gates Sicherheit zur Chefsache erklärt. Tatsächlich sind die meisten Sicherheitsmechanismen heutiger Betriebssysteme (v. a. Benutzermanagement) auch unter modernen Windows-Versionen verfügbar, werden von den Benutzern jedoch nicht verwandt, da diese sie nicht kennen oder Software einsetzen, die ihre Verwendung verhindert oder erschwert (z. B. Adobe Photoshop). Microsoft wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, solche Software nicht aggressiv genug zu bekämpfen und die Nutzer nicht genügend aufzuklären.

Durch die marktbeherrschende Stellung von Microsoft auf dem Desktop-Markt und durch den großen Einfluss der Computertechnologie allgemein ist auch ein großer Einfluss in Bereichen wie etwa dem Arbeitsmarkt oder der deutschen Sprache festzustellen. So gelten beispielsweise heutzutage Microsoft-Zertifikate (u. a. MCP, MCSE) als eine der Hauptanforderungen im Stellenmarkt der IT-Branche.

Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung
Jahr Angestellte Umsatz in Mio. US-$
1980 40 8
1981 125 16
1982 200 32
1983 383 69
1984 608 125
1985 910 140
1986 1200 197
1987 2000 300
1988 2800 590
1989 ? 804
1990 5200 1186
1991 ? 1847
1992 ? 2777
1993 ? 3786
1994 ? 4714
1995 ? 6075
1996 ? 9050
1997 ? 11.936
1998 ? 15.262
1999 ? 19.747
2000 50.000 22.956
2001 ? 25.296
2002 ? 28.365
2003 ? 32.187
2004 ? 36.835
2005 59.947 ?

Unternehmensbereiche

Microsoft teilt sich in die sieben Core Business Units [1] Windows Client, Information Worker, Microsoft Business Solutions, Server and Tools, Mobile and Embedded Devices, MSN und Home and Entertainment:

Windows Client
In dem Geschäftsbereich Windows Client fallen die Microsoft-Betriebssysteme Windows XP, Windows 2000 und Windows Embedded. Auf 96 % [2] aller neu verkauften PCs ist ein Betriebssystem von Microsoft installiert. Microsoft bietet großen Herstellern außergewöhnlich günstige Konditionen für so genannte OEM-Software, wenn diese sich verpflichten, keine Desktop-Rechner ohne ein Betriebssystem von Microsoft auszuliefern. Der hohe Marktanteil bei Betriebssystemen ist die Grundlage des Microsoft-Monopols und der hohen Verbreitung des Internet Explorers sowie des Windows Media Players, weil diese beiden Programme standardmäßig mit den Windows-Betriebssystemen mitgeliefert werden. 94,8 % [3], laut anderen Statistiken aber auch deutlich weniger (~ 60 - 70 %), aller Internetnutzer surfen mit dem Internet Explorer durchs Web.
Information Worker
Über die Sparte Information Worker werden alle Anwendungsprogramme ("stand-alone desktop applications") entwickelt und vertrieben. Dazu gehören auch die Programme der Microsoft Office-Familie Microsoft Word, Microsoft PowerPoint, Microsoft Excel und Microsoft Outlook. Auch der weit verbreitete Internet Explorer und der Windows Media Player gehören in die "Information Worker"-Sparte.
Microsoft Business Solutions
Diese Sparte richtet sich ausschließlich an Unternehmen. Sie bietet Software fürs Finanzmanagement, Supply Chain Management, Customer Relationship Management und E-Business [4].
Server and Tools
In der Sparte Server and Tools vertreibt Microsoft seine Serverprodukte (u. a. Windows Server, SQL Server, IIS Server). Auch die Windows-Entwicklungswerkzeuge (z. B. Visual Studio), mit deren Hilfe Programmierer neue Software schreiben, werden über diesen Geschäftsbereich vertrieben. Darüber hinaus werden Dienstleistungen wie Schulungen und Beratung für Kunden und Entwickler angeboten. Die Beziehung zu den Entwicklern ist dabei besonders wichtig, weil die Anzahl der Entwickler über den Erfolg der Windows-Plattform mitentscheidet.
Mobile and Embedded Devices
Dieser Geschäftsbereich entwickelt Betriebssysteme und Anwendungsprogramme für mobile Geräte wie PDAs, Smartphones und Mobiltelefone. Seit Jahren versucht Microsoft über diese Sparte auf dem Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen. Doch durch Nokia und den hohen Marktanteil seines Symbian-Betriebssystems für Handys ist dieses bisher nicht gelungen [5].
MSN
Im MSN (Microsoft Network) hat Microsoft seine Internetaktivitäten gebündelt. Dazu gehört unter anderem der mit 170 Millionen Benutzern größte E-Mail-Dienst der Welt Hotmail. Im Vergleich dazu erscheinen die beiden größten deutschen E-Mail-Anbieter GMX und Web.de mit 18 [6] bzw. 6,9 [7] Millionen Nutzern eher klein. Zu MSN gehört außerdem das MSN-Portal, das hauptsächlich der Bündelung verschiedener Internetdienste wie z. B. E-Mail, Instant Messaging, Internetsuche und Informationsangeboten dient und zu den meist frequentierten Seiten im Web gehört [8].
Home and Entertainment
Home and Entertainment beinhaltet verschiedene Computerspiele und die Spielkonsole Xbox. "Beobachter schätzen, dass Microsoft bei jeder verkauften Xbox einen Verlust von 100 US-Dollar macht" [9]. Microsoft verkauft die Xbox mit Verlusten [10] und versucht den Verlust durch den Verkauf von Xbox-Spielen zu kompensieren. Diese Strategie hatte bisher aber wenig Erfolg, was dazu geführt hat, dass die gesamte Sparte rote Zahlen schreibt [11]. Neben Computerspielen und der Xbox wird in dieser Sparte auch die Enzyklopädie Microsoft Encarta vertrieben.

Produkte

Das Unternehmen bietet Betriebssysteme und Anwendungsprogramme sowie seit geraumer Zeit Hardware wie Mäuse, Joysticks (die Weiterentwicklung von Sidewinder Gamepads und Joysticks wurde eingestellt), Tastaturen und andere Eingabegeräte an, außerdem seit der Übernahme von Navision leistungsfähige ERP-Software (MS Navision, MS Axapta). Weiterhin ist Microsoft Ende 2001 mit der Xbox ins Spielekonsolengeschäft eingestiegen und versucht im Moment (2004) wenig erfolgreich im Mobilfunkmarkt mit einem neuen Betriebssystem Fuß zu fassen.

Von dem heutigen Hauptprodukt des Konzerns, Microsoft Windows, gab es bis 2001 zwei Linien: zum einen die auf MS-DOS beruhenden Systeme (Windows 1 bis Windows 3.0, Windows 3.1, Windows 3.11 für Workgroups, Windows 95 erstmalig mit Startmenü und Desktop, Windows 98 und Windows ME) und zum anderen die so genannte NT-Schiene (New Technology). Diese begann mit Windows NT in den Versionen 3.1, 3.5, 3.51 und 4.0. Einige Zeit später folgten dann Windows 2000, Windows XP und Windows Server 2003. Mit dem Erscheinen von Windows XP hat Microsoft angekündigt, die alte auf MS-DOS basierende Linie nicht mehr fortzuführen und auch die Unterstützung derselben mittelfristig einzustellen.

Nachdem die PCs allmählich Einzug in das Wohnzimmer nehmen, hat Microsoft das Betriebssystem Windows XP Media Center Edition (Windows MCE) entwickelt, so dass ein normaler PC mit entsprechender Hardware zum Media Center umfunktioniert werden kann. Windows XP Media Center Edition basiert auf Windows XP, wurde jedoch um spezifische Funktionen (wie Aufnahmefunktion von Filmen, Programmzeitschrift etc.) erweitert.

Die bekanntesten Anwendungsprogramme von Microsoft sind

Microsoft Word, Excel, Access, Outlook, PowerPoint und Publisher werden zusammen als so genanntes Office-Paket verkauft. Neueste Versionen von Microsoft Office sind Office 2003 (Office 11) für Windows-PCs und Office 2004 für Mac. Microsofts Office wird in verschiedenen Editionen (Standard, Professional, Enterprise, Schüler und Small Business) verkauft. Dabei unterscheiden sich Umfang und Preis der jeweiligen Edition.

Einige bekannte Serverprodukte von Microsoft sind:

Im März 2004 erregte Microsoft großes Aufsehen, als es mit Windows Installer XML sein erstes Open-Source-Projekt veröffentlichte. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil sich das Geschäftsmodell Microsofts zum Open-Source-Konzept antagonistisch verhält.

Firmengeschichte

Die Anfänge

Nach der Gründung 1975 brachte Microsoft einen BASIC-Interpreter namens Microsoft BASIC auf den Markt, der durch seine Implementierungen auf den damaligen Homecomputern rasch bekannt wurde. Andere Hersteller entwickelten Alternativen mit einer zu Microsoft BASIC kompatiblen Syntax und trugen so zu einer weiteren Verbreitung dieser Sprache bei. Später versuchte Microsoft in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen einen Homecomputer-Standard namens MSX einzuführen, der sich gegen die Vielzahl von untereinander inkompatiblen Homecomputer durchsetzen sollte. Er war vorübergehend insbesondere in Europa und Japan erfolgreich. Die folgende Entwicklung setzte jedoch der Ära der Homecomputer ein Ende und so auch dem MSX.

Darüber hinaus bot Microsoft 1980 mit Xenix auch ein Unix-artiges Betriebssystem an. Aufgrund des für die damalige Zeit großen Resourcenbedarfs dieses Systems stellte Microsoft allerdings die Weiterentwicklung ein und verkaufte es 1987 an SCO.

Die Entwicklung von MS-DOS für IBM

Der kometenhafte Aufstieg von Microsoft begann durch eine Kooperation mit der Firma IBM. Nachdem IBM 1980 aufgrund ihres verspäteten Einstiegs in das Home-Computer-Geschäft mit ihrem IBM-PC möglichst rasch ein Betriebssystem benötigte und mit dem Hersteller des Betriebssystems CP/M, der Firma Digital Research, nicht handelseinig werden konnte, wandten sie sich an Microsoft. Es kam zu einem Vertrag über 186.000 Dollar, der den Grundstein des Erfolges von Microsoft legte, und dessen historische Bedeutung wohl keiner der damals Beteiligten ahnte. Microsoft kaufte zwei Tage später für 50.000 Dollar bei der Firma Seattle Computer Products das Betriebssystem Q-DOS, eine CP/M-Variante, die als „quick and dirty operating system“ bezeichnet wurde, und lieferte sie nach einigen Veränderungen unter der Bezeichnung MS-DOS an IBM aus. Erst nach der Markteinführung entdeckte man bei IBM, dass man eine CP/M-Variante erworben hatte, und zahlte 800.000 Dollar an Digital Research für einen Verzicht auf rechtliche Schritte gegen IBM.

Obwohl die Qualität von MS-DOS deutlich hinter dem Stand der Technik zurück blieb – selbst in Intel-internen Dossiers erntete es nur ein vernichtendes Urteil – wurde der PC, der im Herbst 1981 für knapp 3000 Dollar auf den Markt kam, ein großer Erfolg. Ursache war eine offene Lizenzpolitik von IBM, die auch Fremdfirmen die Produktion des PC gestattete, so dass durch Konkurrenz die Preise fielen, sowie das Bedürfnis der Kunden nach der Etablierung eines Standards, den man am ehesten bei IBM, dem Marktführer bei Großrechnern, erwartete. Zum Erfolg vom MS-DOS trug auch die Rückwärtskompatibilität zu CP/M bei, die es ermöglichte, gängige Software wie WordStar oder dBase II schnell zur Verfügung zu stellen. Dieses Prinzip der kleinen Schritte unter Wahrung der Rückwärtskompatibilität wurde aber auch oft kritisiert, weil die technischen Möglichkeiten der Hardware nicht voll ausgereizt und damit der Fortschritt verzögert wurde.

Die grafische Benutzeroberfläche

Der PC dominierte rasch den Markt. Selbst die Einführung einer grafischen Benutzeroberfläche, die der Hauptkonkurrent Apple 1983 mit der Apple Lisa - einem Vorläufer des Macintosh - auf den Markt brachte, und die den Anwendern die Eingabe von Kommandos über die Tastatur ersparte, konnte den Erfolg des PC nicht dauerhaft verhindern. Erst 1990 konnte Microsoft mit Windows 3.0 nachziehen, wenn auch auf softwaretechnisch unterlegenem Niveau.

Eine Klage von Apple wegen Urheberrechtsverletzung durch die grafische Oberfläche wurde nach einem mehrjährigen Prozess 1995 abschlägig beschieden. Auch gegen das im selben Jahr erschienene Windows 95 reichte Apple eine Klage ein. Apple war zu dieser Zeit als Unternehmen bereits in erheblicher Bedrängnis. Es kam daher zu einem Vergleich, bei dem Microsoft durch den Erwerb von stimmrechtlosen Aktien der Firma Apple und einer Zahlung in unbekannter Höhe den Konkurs abwendete, und Apple im Gegenzug seine Klage zurückzog.

Obwohl die Fenstertechnik bereits 1984 mit der Bezeichnung X Window unter Unix-Systemen eingeführt worden war, gelang es Microsoft, die Bezeichnung „Windows“ als Handelsnamen zu sichern, wenn auch erst nach einem Prozess gegen das US Patent and Trademark Office.

Problematisches Vorgehen gegen Digital Research

Die Firma Microsoft hatte nun eine Marktposition erreicht, aus der heraus eine Politik der Verdrängung der Konkurrenz in den Bereich des Möglichen geriet und auch betrieben wurde. Dabei bewegte man sich nicht immer im Rahmen der Legalität. So ergab die Offenlegung des firmeninternen Schriftwechsels im Rahmen eines Kartellverfahrens, dass 1991 mit Billigung der Firmenspitze eine Version von Windows 3.1 in Umlauf gebracht worden war, die eine vorgetäuschte Fehlermeldung anzeigte, wenn Windows 3.1 über das Betriebssystem DR-DOS des Konkurrenten Digital Research anstelle von MS-DOS installiert wurde. Da Digital Research aufgrund seiner Abhängigkeiten von Microsoft auf eine Klage verzichtete, kaufte der Novell-Gründer Ray Noorda für 400.000 Dollar die Rechte an DR-DOS auf und reichte die Klage ein. Drei Wochen vor Prozessbeginn im Januar 2000 verglich er sich mit Microsoft gegen eine Abfindung von mehr als 200 Millionen Dollar.

Bindung anderer Firmen an die eigenen Produkte

Bereits im Zusammenhang mit der Einführung von Windows 3.0 hatte Microsoft Ermittlungen des Kartellamtes provoziert. Damit Programmierer von Anwendungssoftware wettbewerbsfähig bleiben können, benötigen sie rechtzeitig vor Erscheinen einer neuen Betriebssystemversion Informationen über die Spezifikation der neuen Schnittstellen. Microsoft stellte diese Informationen nur im Rahmen von Vertraulichkeitsvereinbarungen zur Verfügung, bei denen sich die Entwickler verpflichteten, für drei Jahre keine Software für andere Betriebssysteme zu entwickeln. Ferner gewährte Microsoft den PC-Herstellern Rabatte, wenn sie bereit waren, nicht nur für jede Windows-Installation, sondern auch für mit anderen Betriebssystemen ausgerüsteten PCs Lizenzgebühren zu zahlen, so dass Microsoft auch am Umsatz der Konkurrenz verdiente. Nach mehrjährigen Ermittlungen stimmte das Kartellamt einem Vergleich zu, bei dem Microsoft lediglich zusagte, von dieser Vertragspolitik künftig Abstand zu nehmen..

Die Kooperation mit IBM für OS/2

Um die Möglichkeiten der 16-Bit Prozessorgeneration voll auszunutzen vereinbarte Microsoft zusammen mit IBM das Betriebssystem OS/2 zu entwickeln, dessen Version 1.0 im Jahr 1987 erschien. Vereinbart war, dass Microsoft den Betriebssystemkern entwickeln würde, während IBM für die Benutzeroberfläche verantwortlich zeichnet. Der plötzliche Erfolg von Windows 3.0 führte zu einer Vertrauenskrise mit IBM und Microsoft schied 1991 nach der Auslieferung von OS/2 Version 1.3 und dem Abschluss der Arbeiten am Kern der Version 2.0 aus dieser Kooperation aus. Der Umstieg auf die 32-Bit Technik war gemacht, der Kern des OS/2 Betriebssystems wurde von Microsoft beibehalten und weiterentwickelt, die Oberfläche wurde von Windows übernommen. Mit einigen Neuerungen wie etwa der Einführung von TrueType Fonts wurde daraus 1993 Windows NT 3.1 (siehe Microsoft Windows NT), das sich noch auf der Kommandozeile als OS/2 Version 3.0 meldete.

Trotz der technischen Überlegenheit der 32-Bit Generation von OS/2 (sowohl in den 2.0er als auch den 3.0er Linien) setzten die Anwender weiterhin auf die Windows 3.x „Schiene“. Neben Marketingfehlern von IBM hat dazu wohl auch Microsofts Ankündigung des Erscheinens der nächsten Version für Anfang 1994 namens Chicago und der Ankündigung der Verschmelzung von 16- und 32-Bit Technik zu dieser Entwicklung beigetragen, die viele Kunden von einem Wechsel auf OS/2 abhielt. Tatsächlich erschien es jedoch erst im August 1995 unter der Bezeichnung Windows 95. Diese Geschäftspolitik wird auch als Ankündigung von Vaporware bezeichnet.

Marktstrategische Verzögerung der Innovationen von Intel

Da Windows mit den Audio- und Video-Fähigkeiten der Intel 80x86-Prozessoren des PC nicht Schritt gehalten hatte, plante die Firma Intel kurz vor der Markteinführung von Windows 95, anderen Hard- und Softwareherstellern dazu eigene Treiberschnittstellen und so genannte APIs anzubieten, um so in das sich bereits ankündigende Multimedia-Geschäft einzusteigen. Da diese Software auch für andere Betriebssysteme bereitgestellt werden sollte und auch das von Microsoft bereits abgeschriebene Windows 3.1 aufwerten würde, drohte Microsoft Mitte 1995 in Verhandlungen mit Intel offen, die Unterstützung der Intel-Plattform nur dann fortzusetzen, wenn diese Entwicklungen eingestellt würden. Die Firma Intel lenkte ein. Selbst das Jahre später entwickelte Windows 98 war noch nicht mit allen Fähigkeiten ausgestattet, die Intel 1995 hatte bereitstellen wollen. Inwieweit strategische Maßnahmen dieser Art als wettbewerbswidrig anzusehen sind, ist unter Ökonomen jedoch umstritten.

Der Beginn des „Browser-Krieges“

Mit der einsetzenden Verbreitung des Internets bedingt durch Fortschritte bei der Modemtechnik, mit der Bereitstellung von kostengünstigen Internet-Zugängen und der einfachen Einwahl in das Internet, gelang es der Firma Netscape vor Microsoft, mit ihrem Browser auf diesem Marktsegment Fuß zu fassen.

Microsoft zog mit dem unter Zeitdruck entwickelten Internet Explorer (IE) nach und versuchte, ihm durch eine Strategie der Produktbündelung zum Durchbruch zu verhelfen, was aber zu vielfältiger Kritik wegen einer unzulässigen Bündelung von Programmen führte. Microsoft entschied sich für HTML als universellen Anzeigemechanismus. Neben entfernten Internetinhalte kann es auch lokale Inhalte des PCs - Beispiele sind Dateien und Ordner, Hilfstexte, der Desktop - anzeigen. Die Rendering Engine wurde von NCSA Mosaic lizensiert und die Funktionalität als Komponenten des Betriebssystems implemeniert, so dass sie universell von jedem Programm verwendet werden kann.

Ferner setzte Microsoft die Firma Compaq durch Kündigung der Vertriebslizenz für Windows 95 erfolgreich unter Druck, da sie ihre PCs zunächst mit Netscape anstelle des IE ausgeliefert hatte. Es begann der so genannte Browserkrieg. Das Department of Justice sah in diesem Vorgehen einen Verstoß gegen den zuvor geschlossenen Vergleich. Microsoft konnte jedoch die entsprechende Klage 1998 nach drei Jahren in der Berufung abwehren.

Das Unterlaufen von Softwarestandards

1996 erwarb Microsoft eine Lizenz für Java, einer plattformunabhängigen Programmiersprache der Firma Sun Microsystems, und entwickelte dafür eine eigene Entwicklungsumgebung.

Dabei entstand jedoch eine proprietäre Java-Variante, die partiell direkt auf Windows zugriff anstatt über die betriebssystemunabhängige Java Virtual Machine, wie es das Java-Konzept vorgesehen hatte. Auf diese Weise produzierten die Entwickler von Anwendungssoftware Produkte, die nur unter Windows lauffähig waren. So laufen selbst heute noch viele Java-Applets wie beispielsweise im Homebanking nur unter Windows.

Diese Politik der Übernahme von Softwarestandards und anschließender Modifikation mit dem Ziel, die Anwender durch Inkompatibilitäten an die eigenen Produkte zu binden, verfolgte Microsoft in weiteren zahlreichen Fällen. Betroffen sind beispielsweise JScript, ECMAScript und DOM, TCPA-Norm sowie verschiedene Netzwerkprotokolle. Ein Problem ist auch, dass sich viele Webseiten an der Darstellung und an speziellen Eigenschaften des Internet Explorers orientieren, die bis inklusive der Version 6 u.a. nicht dem W3C-Standard entsprechen. Dies hat zur Folge, dass Internetseiten von manchen Browsern der Konkurrenz nicht korrekt dargestellt werden.

Die Antitrust-Klage und die drohende Spaltung der Firma

Aufgrund dieser Entwicklungen reichten das Justizministerium und 19 Bundesstaaten im Mai 1998 die förmliche Antitrust-Klage ein, dessen Kern der Browser-Krieg und der Umgang mit Java war. Für Netscape, das seinen Navigator zu einer betriebssystemunabhängigen Basis für eine eigene Office-Variante ausbauen wollte, kam das Kartellverfahren jedoch zu spät. Es wurde im Oktober 1998 von AOL übernommen. Anhand eines Memos von 1996 aus dem beschlagnahmten firmeninternen Schriftverkehr gelang der Nachweis, dass Microsoft im Falle Java den Anteil inkompatibler Komponenten gezielt stillschweigend erhöht hatte, damit die Entwickler nicht bemerkten, dass sie Windows-gebundene Java-Applikationen schrieben. Das Urteil in erster Instanz vom Juni 2000 forderte eine Aufteilung Microsofts in zwei separate Firmen für Betriebssysteme und Anwendungssoftware. Als 2001 George W. Bush amerikanischer Präsident wurde, dessen Wahlkampfagentur Century Strategies eng mit Microsoft verknüpft ist, wurde Charles James zum neuen Chef des Kartellamtes ernannt, der bereits vor Amtseintritt für die Erhaltung Microsofts als Einheit plädiert hatte. In der Berufungsverhandlung wurden die Kartellrechtsverletzungen und illegalen Geschäftspraktiken zwar bestätigt, das Urteil hinsichtlich der Aufteilung von Microsoft jedoch aufgehoben.

Microsoft setzte auch in der Folge die Politik der Produktbündelung fort, wie im Fall des in Windows XP integrierten Media Players.

Weitere Prozesse der jüngeren Vergangenheit

  • Mai 2003 – Einigung mit AOL Time Warner im Rechtsstreit um Netscape. Microsoft bezahlt 750 Millionen US-Dollar.
  • Juli 2003 – Mit der Zahlung von 26 Millionen US-Dollar an den Spiele-Eingabegerätehersteller Immersion wird der Streit um die Force-Feedback-Technik beigelegt.
  • 11. August 2003 – Microsoft soll wegen eines Patentverstoßes rund 521 Millionen US-Dollar an das Software-Unternehmen Eolas Technologies (Embedded Objects Linked Across Systems) bezahlen. Die Firma aus Redmond hat mit dem Browser Internet-Explorer ein Patent (US-Patent-Nr. 5.838.906) verletzt, das den Zugang zu interaktiven Programmen, die auf Internetseiten eingebettet sind, ermöglicht. Der Chef von Eolas, Michael Doyle hatte es an der University of California, die das Patent hält und an der Klage beteiligt ist, mitentwickelt.
  • 6. September 2003 – Microsoft und die Firma Be Inc. haben sich auf die Zahlung von 23,3 Millionen US-Dollar außergerichtlich geeinigt. Der Hersteller des Betriebssystems BeOS zieht seine Klage gegen Microsoft wegen Wettbewerbsverzerrung zurück.
  • 3. Oktober 2003 – Gegen Microsoft wird eine Klage eingereicht, weil der Softwarehersteller die Verbreitung von Viren, Würmern und anderen Angreifern durch schlechte Sicherheitsmechanismen und seine Geschäftspraktiken begünstigen soll und die Kunden nicht ausreichend über die Gefahren informieren soll.
  • Gegen Microsoft wurden mehr als 30 Klagen wegen Patentverletzungen eingereicht: Sun wegen Java, Intertrust wegen DRM-Technik, Burst.com wegen Streaming Technologie.
  • 24. März 2004 – Nach fünfjährigen Ermittlungen verhängte die Europäische Kommission unter Mario Monti im März 2004 das Rekordbußgeld von 497 Millionen Euro. Die EU-Kommission hatte Microsoft vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung beim PC-Betriebssystem Windows auf wettbewerbswidrige Weise zur Erlangung der Marktführerschaft im Servermarkt eingesetzt zu haben. Außerdem wurde erneut eine wettbewerbswidrige Bündelung des Betriebssystems mit Anwendungssoftware festgestellt. Die EU-Kommission forderte, der Konkurrenz bisher geheim gehaltene Schnittstelleninformationen für die Kommunikation mit Windows-Serversystemen zur Verfügung zu stellen und eine Windows-Version ohne Microsofts Mediaplayer anzubieten. Die US-Regierung kritisierte die Verhängung des Bußgeldes. Microsoft will sowohl vor dem Europäischen Gerichtshof als auch vor der WTO mittels des TRIPS-Abkommens diese Urteil anfechten. Beobachter rechnen mit einem sich jahrelang hinziehenden Verfahren. Ein Antrag auf Aussetzung der Auflagen oder der Geldbuße wurde vom Europäischen Gericht in erster Instanz im Dezember 2004 zurückgewiesen, da Microsoft keinen schweren und irreparablen Schaden durch die Auflagen nachweisen konnte.

Aktuelles

Am 22. Juli 2004 hat Microsoft bekannt gegeben, dass es nach der nun erfolgten Beilegung von wesentlichen Rechtsstreitigkeiten beabsichtige, die hohen Barreserven, die aufgrund der Rechtsunsicherheit akkumuliert worden waren, aufzulösen. Im Dezember 2004 zahlte Microsoft eine Sonderdividende in Höhe von 3,00 US-Dollar je Anteilsschein. Die Gesamtausschüttungssumme belief sich inklusive der Quartalsdividende auf 34,4 Milliarden Dollar und stellt damit die höchste jemals von einem Unternehmen gezahlte Dividende überhaupt dar. Zusätzlich ist geplant, in den kommenden Jahren Aktien des Unternehmens im Wert von ca. 30 Mrd. Dollar jährlich zurückzukaufen. Trotzdem beliefen sich die liquiden Mittel Microsofts zum 01.04.2005 noch auf beachtliche 37,6 Milliarden Dollar.

Am 22. Februar 2005 sank die Microsoft-Aktie im Frankfurter Handel auf unter 19,20 Euro und erreichte somit ein 5-Jahrestief.


Die Tochtergesellschaft Microsoft Deutschland GmbH wurde vom Wirtschaftsmagazin Capital in der Kategorie 500 bis 5.000 Mitarbeiter als "Deutschlands bester Arbeitgeber 2005" vom Bundeswirtschaftsminsiter Wolfgang Clement (SPD) ausgezeichnet. Microsoft-Geschäftsführer Jürgen Gallmann bezeichnete diese Ehrung als "erneuten großen Vertrauensbeweis, den die Mitarbeiter ihrem Unternehmen gegenüber abgegeben haben." Das Software-Unternehmen mit Sitz in Unterschleissheim bei München beschäftigt rund 1.850 Mitarbeiter und hat diese Auszeichnung nach 2003 und 2004 zum dritten Mal in Folge erhalten.

In Kürze wird Windows XP Edition N erscheinen, eine Version ohne MediaPlayer.

Microsoft startet gerade die Beta 1 Phase für das Betriebssystem "Longhorn", Unterschleißheim, 02. Juni 2005

Siehe auch

Literatur

  • R. Sietmann: Das Microsoft-Monopol. In: c't 2002, Heft 22, S. 96-101
  • A. Roesler, B. Stiegler (Hrsg.): Microsoft - Medien, Macht, Monopol. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 2002
  • David, Bank, Microsoft Monopoly, wie Bill Gates die Zukunft seines Unternehmens aufs Spiel setzt, New York, München, 2001