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Karl Rahner

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Karl Rahner (* 5. März 1904 in Freiburg im Breisgau; † 30. März 1984 in Innsbruck) war ein katholischer deutscher Theologe.

Datei:Karl-Rahner.jpg
Karl Rahner 1975

1922 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Nach seinen philosophischen und theologischen Studien (in Feldkirch, Pullach, Valkenburg, Freiburg i.Br. und Innsbruck) trat er 1939 seine erste Dozentenstelle in Wien an. 1944/45 war er Seelsorger in Niederbayern. 1945 bis 1964 war er Dozent beziehungsweise Professor für Dogmatik in Pullach und Innsbruck. 1963 wurde er von Papst Johannes XXIII. zum Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils ernannt, an dessen Vorbereitung er wesentlichen Anteil hatte. Danach hatte er verschiedene Lehraufträge in München, Münster und Innsbruck.

Er war der Bruder des Theologen Hugo Rahner.

Bedeutung

Karl Rahner war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts, dessen Theologie das 2. Vatikanische Konzil maßgeblich beeinflusste. Er versuchte, wie auch Yves Congar, Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) und Henri de Lubac, moderne menschliche Erfahrungen und neuzeitliches Denken mit dem christlichen Glauben zu verbinden. Seine 16-bändigen Schriften zur Theologie aus den Jahren 1954 bis 1984 wurden zur Grundlage einer Neuorientierung der Katholischen Kirche. Zu seinen Hauptwerken zählen Grundkurs des Glaubens (s. Werke) sowie seine acht Thesen zum Thema Ökumene Einigung der Kirche - reale Möglichkeiten von 1983. Verdienste erwarb er sich auch durch die Herausgabe der zweiten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche

Zu seinem 80. Geburtstag 1984 - kurz nach seinem Tod - stiftete die Universität Innsbruck den Karl-Rahner-Preis für theologische Forschung. Beigesetzt wurde Karl Rahner in der Krypta der Jesuitenkirche in Innsbruck.

Rahner und seiner Theologie kommt eine Symbolfunktion in der Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil zu. Kritik an ihm wird vor allem mit dem Wunsch nach einer Rückkehr zu vorkonziliarer Praxis und neoscholastischem Denken verbunden.

Theologie

Rahners Ansatz steht für eine "anthropologische Wende" in der (katholischen) Theologie. In allen Stadien seines Denkens interpretiert er die Lehren des Christentums vom Menschsein her, das er zutiefst in die Wirklichkeit Gottes eingebettet begreift. Da er gerade in der Auseinandersetzung mit der Existenzphilosophie Martin Heideggers argumentiert, ist er nicht ganz zutreffend von Erich Przywara zusammen mit Max Müller und Gustav Siewerth der "katholischen Heidegger-Schule" zugeordnet worden. Seine philosophische Dissertation "Geist in Welt" von 1936 ist der von Josef Maréchal beeinflusste Versuch, den erkenntnistheoretischen Ansatz Immanuel Kants beim Subjekt innerhalb der Erkenntnismetaphysik des Thomas von Aquin nachzuvollziehen. In der Katholischen Theologie wird dieser Ansatz beim Menschen später vor allem durch seine Gnadenlehre wirksam. Gegenüber dem zu seiner Zeit herrschenden neuscholastischen Diskurs, der die Gnade durch die Kirche vermittelt begreift, bringt Rahner die Gnade als eine dem Menschen unmittelbare Selbstmitteilung Gottes zur Geltung. Sein Konzept eines "übernatürlichen Existenzials" ist in der neueren transzendental argumentierenden Theologie (Hansjürgen Verweyen, Thomas Pröpper) allerdings umstritten. In letzter Zeit mehren sich auch in Deutschland Stimmen von Theologen, die in Karl Rahners Theorien häretische Positionen zu erkennen glauben.

Werke

  • Karl Rahner, Schriften zur Theologie. Bd. I-XVI, Einsiedeln 1958ff.
  • Karl Rahner, Sämtliche Werke, hg. von K.-H- Neufeld, J.B. Metz, H. Vorgrimler, A. Raffelt, 1995 ff (im Erscheinen)
  • Karl Rahner, Grundkurs des Glaubens - Einführung in den Begriff des Christentums, Freiburg 1976
  • Karl Rahner, Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance, Freiburg 1989.

Literatur

  • David Berger (Hrsg.), Karl Rahner. Kritische Annäherungen, Siegburg 2004.
  • Andreas R. Batlogg u.a., Der Denkweg Karl Rahners. Quellen - Entwicklungen - Perspektiven. Mainz 2003. ISBN 3786724563
  • Albert Raffelt, Hansjürgen Verweyen: Karl Rahner. München: Beck 1997. (Beck'sche Reihe; 541; Denker).
  • Mariano Delgado/Matthias Lutz-Bachmann (Hg.), Theologie aus Erfahrung der Gnade. Annäherungen an Karl Rahner. Hildesheim 1994.
  • Peter Eicher: Die anthropologische Wende. Karl Rahners philosophischer Weg vom Wesen des Menschen zur personalen Existenz. Freiburg/CH 1970 (Dokimion 1).
  • Bernd Jochen Hilberath, Karl Rahner. Gottgeheimnis Mensch. Mainz: Grünewald 1995.
  • Karl Lehmann (Hg.), Vor dem Geheimnis Gottes den Menschen verstehen. Karl Rahner zum 80. Geburtstag. München/Zürich 1984.
  • Johann Baptist Metz, Karl Rahner - ein theologisches Leben. Theologie als mystische Biographie eines Christenmenschen heute, in: Stimmen der Zeit 192 (1974) 305-316.
  • Karl H. Neufeld: Die Brüder Rahner. Freiburg : Herder, 2004. ISBN 3451283093
  • Herbert Vorgrimler, Karl Rahner verstehen. Eine Einführung in sein Leben und Denken. Freiburg 1985.
  • Giuseppe Siri: Gethsemani. Überlegungen zur theologischen Bewegung unserer Zeit, Aschaffenburg 1982.