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Joe Maneri

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Joe Maneri 2004 im 40 Watt Club in Athens (Georgia).

Joe Maneri (* 10. Februar 1927 in Brooklyn als Joseph Gabriel Esther Maneri) ist ein US-amerikanischer Musiker (Alt- und Tenorsaxophon, Klarinette und Piano) und Komponist des Avantgarde Jazz und der Neuen Improvisationsmusik sowie Musikpädagoge. Joe Maneri, der Vater des Violinisten Mat Maneri, wurde erst in den 1990er Jahren einem breiteren Publikum bekannt, nachdem er lange Zeit in Vergessenheit geraten war.

Werdegang

Er wuchs in einer italo-amerikanischen Familie in Brooklyn auf, spielte zu Beginn seiner Karriere als Jugendlicher Klarinette und Saxophone in verschiedenen Tanzbands und dem Catskill circuit. Dabei trat er zumeist mit traditionellen ethnischen Gruppen (wie griechischen, türkischen, syrischen Musikern) sowie mit Klezmer-Formationen etwa bei Hochzeiten und anderen Zusammenkünften auf.

Später sollte Maneri zahlreiche dieser aus dieser Phase stammenden Einflüsse in seine Kompositionen einbinden. Er studierte dann eine Dekade lang bei Joseph Schmid, der ein Student von Alban Berg gewesen war, bevor er von dem Dirigenten Erich Leinsdorf beauftragt wurde, ein Klavierkonzert für das Boston Symphony Orchestra zu schreiben, das zwar geprobt, aber nie uraufgeführt wurde.

Maneri war in dieser Zeit stark von der Musik Arnold Schönbergs beeinflusst und organisierte ein Jazzensemble, um einige Stücke seiner Zwölftonmusik aufzuführen. Im Jahr 1963 nahm er mit diesem Quartett ein Demoband für Atlantic Records auf, auf Grund des Interesses von Gunther Schuller an Maneris Musik. Diese Aufnahmen wurden jedoch erst 1998 eröffentlicht, als der Comic-Autor Harvey Pekar ( American Splendor) eine Kopie dieser Einspielungen erlangte und sie John Zorn vorstellte, der sie auf seinem Label Avant Records unter dem Titel Paniots Nine publizierte. Die Stücke waren eine Synthese von Maneris Versuchen mit der traditionellen Musik der amerikanischen Einwanderer, Elemene arabischer Musik und seinem Verständnis der Zwölftonmusik; dieses verband er mit freier Improvisationsmusik, analog zu den damals aktuellen Innovationen der Avantgarde- und Free Jazz Musiker wie Sun Ra oder Ornette Coleman. Ein Auftritt im Duo mit dem Schlagzeuger Pater Dolger in der New Yorker St. Mark's Episcopal Cathedral im Jahr 1965 wurde später von Stu Vandermark (dem Vater von Ken Vandermark) herausgegeben (Peace Concert).

1965 trat er als Solist mit einer Komposition von David Reck auf, das Ornette Coleman gewidmet war; geleitet wurde das Konzert von Gunther Schuller in der New Yorker Carnegie Hall. Danach unterrichte er ab 1970 am New England Conservatory of Music und leitete seitdem den einzigen Kurs für mikrotonale Komposition in den Vereinigten Staaten; seine Schüler waren u. a. Jamie Saft, Cuong Vu, Bhob Rainey, Katt Hernandez, Tim Crofts, der Komponist Randall Woolf und Matthew Shipp.

Im Jahr 1985 schrieb er gemeinsam mit Scott van Duyne das Lehrbuch Preliminary Studies in the Virtual Pitch Continuum und beteiligte sich am Revival der Klezmermusik in New England Ende der 1980er Jahre.
In den 1990er Jahren setzte Maneri seine Lehrtätigkeit fort; er war jedoch bis zum Beginn der 1990er Jahre nur noch selten aufgetreten und hatte nur selten Aufnahmen eingespielt. Das Interesse an seiner Musik erwachte, als ihn sein Sohn Mat zu vermehrten öffentlichen Auftritten überredete. Mat Maneri hatte schon seit seiner Jugendzeit in dem experimentellen mikrotonalen Sextett seines Vaters mitgewirkt, das in deren Haus probte.

Joe Maneri erlangte schließlich spürbar öffentliche Aufmerksamkeit vor allem in Europa, als er 1992 auf dem Montreux Jazz Festival an der Seite von Paul Bley auftrat und danach eine Reihe von Alben für HatHUT, Leo und ab 1995 für die Münchner Edition of Contemporary Music (ECM) einspielen konnte,[1] die zumeist im Trio mit Mat Maneri und dem Gitarristen Joe Morris entstanden sind. In seinen Trio- und Quartett-Formationen der 1990er und 2000er Jahre spielten außerdem John Lockwood, Randy Peterson und Barre Phillips; 2002 entstand in erweiterter Besetzung für das Avantgarde-Label Aum Fidelity das Album Goin to Church mit Roy Campbell, Matthew Shipp, Barre Phillips und Randy Peterson.
Neben seinen eigenen Projekten spielte Joe Maneri 1996 auf dem unter Mat Maneris Leitung eingespielten Album Acceptance und im Quartett von Pandelis Karayorgis (Lift & Poise). Im August 2000 spielte im Trio einer seiner Schüler, des Pianisten Steven Lanthner mit Joe Morris (Voices Lowered).

Harvey Pekar, ein langjähriger Fan von Maneri und seiner Musik, veranlasste die Verwendung dessen Musik für die Filmversion of seines Comic-Buchs American Splendor. 2003 erschienen 24 von Joe Maneris Gedichten in der Anthologie Asemia. 2009 erhielt Maneri die Ehrendoktorwürde des New England Conservatory.

Charlie Wilmoth beschrieb in Allmusic Maneris Spiel „als einen rutschigen, raumfüllenden fremdartigen Blues“ (a slippery, space-filled alien blues). Er gilt nach Ansicht der Autoren Richard Cook & Brian Morton nach seiner Wiederentdeckung als ähnlich gefeiert wie das Opus magnum seines Kollegen George Russell.

Diskographie

  • Paniots Nine (Avant, 1963) Demos, veröffentlicht von John Zorn
  • Kalavinka (1989)
  • Dahabenzapple (hatART, 1993)
  • Get Ready to Receive Yourself (Leo Records, 1993, ed. 1995)
  • Let the Horse Go (Leo, 1995)
  • Three Men Walking (ECM, 1995)
  • In Full Cry (ECM, 1997)
  • Coming Down the Mountain (HatArt, 1997)
  • Blessed (ECM, 1997)
  • Tenderly (1999)
  • Tales of Rohnlief (ECM, 1999)
  • The Trio Concerts (Leo, 1998)
  • Out Right Now (hatART, 2001)
  • Going to Church (Aum Fidelity, 2002)
  • Angles of Repose (2004)

Veröffentlichungen

  • Preliminary Studies in the Virtual Pitch Continuum (1985).

Quellen

Anmerkungen/Quellennachweise

  1. Paul Bley sorgte für den Kontakt zu Manfred Eicher; vgl. Cook/Morton , 6. Aufl., S. 950.