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Frankfurt-Altstadt

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Wappen von Altstadt
Wappen von Altstadt
Wappen von Frankfurt am Main
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Altstadt
{{{STADTTEILNUMMER}}}. Stadtteil von Frankfurt am Main
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Karte
Koordinaten 50° 6′ 49″ N, 8° 41′ 4″ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel Koordinaten: 50° 6′ 49″ N, 8° 41′ 4″ O
Fläche Ungültiger Metadaten−Schlüssel  km²
Einwohner Ungültiger Metadaten−Schlüssel (31. Dez. 2024)
Bevölkerungsdichte Fehler im Ausdruck: Unerwarteter Operator < Einwohner/km²
Postleitzahl 60311
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 1 – Innenstadt I
Stadtbezirke
  • 010 - Altstadt
Quelle: Bevölkerung in Haushalten. In: frankfurt STATISTIK.PORTAL. Abgerufen am 3. März 2025.
Die Altstadt vom Main Tower aus

Die Altstadt von Frankfurt am Main bildet einen Stadtteil am nördlichen Mainufer. Er wird vom Stadtteil Innenstadt umgeben. Auf der gegenüberliegenden Mainseite befindet sich der Stadtteil Sachsenhausen-Nord.

Die historische Altstadt wurde durch alliierte Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Der Stadtteil ist heute überwiegend von den danach errichteten Gebäuden und Straßenzügen der Wiederaufbauzeit geprägt. Viele markante Gebäude und einige wichtige Stadtplätze wurden jedoch wiederhergestellt. Die künftige Gestaltung der ehemaligen Keimzelle der Stadt, der Dominsel zwischen Dom und Römer, wird derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert mit einer deutlichen Tendenz zur Rekonstruktion überlieferter Bauten und Strukturen.

Allgemeines

Fläche und Bevölkerung

Der Römerberg ist der zentrale Platz der Altstadt.

Mit nicht einmal einem halben Quadratkilometer Fläche ist die Altstadt der kleinste Stadtteil Frankfurts. Die Gemarkungsfläche ist vollständig bebaut, außer dem Main, dem Mainufer, Straßen, Plätzen und Hinterhöfen gibt es keine Freiflächen. Die Bebauung entstammt überwiegend der Wiederaufbauphase der Nachkriegszeit, darüber hinaus gibt es zahlreiche, teilweise nach Kriegszerstörung rekonstruierte, historische Bauwerke.

Von den rund 3400 Einwohnern der Altstadt sind etwa 31 Prozent Ausländer. Dies liegt über der Quote der Gesamtstadt, aber teils deutlich unter der der anderen City-Stadtteile. Die angrenzende Neustadt (Frankfurt-Innenstadt) besitzt beispielsweise bis zu 44 Prozent nichtdeutsche Einwohner.

In der westlichen Altstadt dominieren kulturelle (Museen, Theater) und Dienstleistungsnutzungen, letztere vor allem entlang der Weißfrauen- und Berliner Straße. Die zentrale Altstadt dient vor allem dem Tourismus rund um die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten wie Paulskirche, Römer und Kaiserdom sowie als Sitz der Stadtverwaltung administrativen Zwecken. In der nördlichen Altstadt ist der Einzelhandel stark vertreten, vor allem in den Straßen Neue Kräme und Töngesgasse. In der östlichen Altstadt dominiert die Wohnnutzung, das Viertel ist außerdem Zentrum des Frankfurter Kunsthandels (Braubachstraße und Fahrgasse).

Wirtschaft

Das Technische Rathaus

Der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Altstadt ist die hier ansässige Stadtverwaltung. Auch heute noch ist die Altstadt das politische Zentrum der Stadt. Stadtverordnetenversammlung, Magistrat und ein wesentlicher Teil der städtischen Ämter haben ihren Sitz im Römer, im Technischen Rathaus oder in den umliegenden Liegenschaften.

Zwei weitere große Einrichtungen verließen die Altstadt (und Frankfurt) in den vergangenen Jahren: der Bundesrechnungshof in der Berliner Straße verlegte seinen Sitz nach Bonn, die Konzernzentrale der Degussa in der Weißfrauenstraße ihren nach Düsseldorf. Während das denkmalgeschützte Gebäude des Bundesrechnungshofs weiterhin leer steht, soll das Degussa-Areal künftig von der Stadtverwaltung genutzt werden.

Weitere wichtige Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktoren sind der Einzelhandel und der Tourismus. Während es bis zum Zweiten Weltkrieg noch zahlreiche kleine Gewerbebetriebe in den engen Gassen gab, überwiegt heute der Einzelhandel. Insbesondere in der Neuen Kräme und der Töngesgasse sowie entlang der Berliner Straße finden sich zahlreiche zum Teil alteingesessene Fachgeschäfte. Die Fahrgasse und das Viertel um den Weckmarkt am Dom sind traditionell ein Zentrum des Antiquitätenhandels in Frankfurt.

Verkehr

U-Bahnhof Dom/Römer

Die Altstadt ist hervorragend durch den Öffentlichen Nahverkehr erschlossen. Der 1974 eröffnete U-Bahnhof Dom/Römer der Linien U4 und U5 liegt zentral unter dem historischen Kern der Stadt. Der Bau der Strecke und der Station in den Jahren 1968 bis 1974 stellte eine besondere technische Herausforderung dar. Der Umsteigebahnhof Willy-Brandt-Platz erschließt Teile der westlichen Altstadt, die Schnellbahnknoten Hauptwache und Konstablerwache den Norden des Stadtteils.

Auf dem zentralen Straßenzug Bethmannstraße–Braubachstraße–Battonnstraße, der „Altstadtstrecke“, verkehren außerdem die Straßenbahnlinien 11 und 12. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zwei Straßenbahnlinien durch die Altstadt gebaut, die eine – die sogenannte Dienstmädchenlinie – von der Zeil her über den Trierischen Hof in Richtung Dom, die andere entlang des neu angelegten Straßendurchbruchs der Braubachstraße in Ost-West-Richtung. Während die Dienstmädchenlinie niemals erfolgreich war und schon nach dem ersten Weltkrieg stillgelegt wurde, blieb die Ost-West-Linie, die sogenannte Altstadtstrecke bis heute in Betrieb. 1986 war ihre Stilllegung bereits beschlossen, wurde aber auf Intervention des Regierungspräsidenten in Darmstadt zurückgezogen. Inzwischen hat die Altstadtstrecke wieder einen festen Platz im Frankfurter öffentlichen Personennahverkehr, nicht zuletzt durch den Ebbelwei-Expreß, der ausschließlich touristischen Zwecken dient.

Für den Individualverkehr sind die nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Straßen Berliner Straße (1952–1954) und Kurt-Schumacher-Straße sowie der Mainkai die wichtigsten Verkehrsachsen. Vor allem im nördlichen Teil der Altstadt gibt es zahlreiche Parkhäuser, im Zentrum die mehrgeschossige Tiefgarage zwischen Dom und Römer.

Vom Gebiet der Altstadt führen drei Brücken über den Main: die Alte Brücke, der Eiserne Steg und die Untermainbrücke.

Der Mainkai war, wie der Name bereits erahnen lässt, Standort des ältesten Hafens der Stadt. Auch heute liegen dort noch Schiffe, jedoch nur noch auf Main und Rhein verkehrende Ausflugsschiffe für Touristen. Der Güterverkehr findet heute in den während der Gründerzeit entstandenen Frankfurter Mainhäfen statt.

Geschichte

Die Entstehung der Altstadt im Mittelalter

Südliche Altstadt auf einem Holzschnitt, 1492

Die Altstadt liegt auf dem rechten Mainufer am äußeren Rand eines leichten Flussbogens. An dieser Stelle befand sich die Furt, die der Stadt den Namen gab. An der Stelle des heutigen Kaiserdoms lag eine erhöhte, hochwassersichere Stelle, die so genannte Dominsel. Sie war nach Norden hin durch einen damaligen Nebenarm des Mains, die Braubach, geschützt. Diese Insel ist die historische Keimzelle der Stadt und vermutlich seit der Jungsteinzeit durchgehend besiedelt. Archäologische Grabungen in den 50er und 90er Jahren brachten Reste eines römischen Militärlagers, eines alamannischen Gutshofs und eines merowingischen Königshofs zutage. Die Gründungssage der Stadt nennt Karl den Großen als Stadtgründer, was zwar der ältesten erhaltenen urkundlichen Erwähnung entspricht (Frankfurter Konzil, 794), aber nicht dem archäologischen Befund.

Im 9. Jahrhundert wurde die Kaiserpfalz Frankfurt zu einem der politischen Zentren des östlichen Frankenreiches. Das Stadtgebiet wuchs um die Jahrtausendwende zunächst nach Westen (um das Gebiet westlich des heutigen Römerbergs), im 12. Jahrhundert schließlich nach Norden. Anstelle der im 11. Jahrhundert, wahrscheinlich durch Brand, untergegangenen karolingischen Pfalz ließ König Konrad III. etwa 200 Meter südwestlich des Domhügels direkt am Mainufer eine neue Pfalz errichten, den Saalhof. Die um 1180 errichtete Staufermauer umschloss das Gebiet dieser zweiten Stadterweiterung und entspricht der heutigen Altstadt. Der angrenzende Stadtteil Innenstadt entspricht der historischen Neustadt, der Stadterweiterung von 1333. An der Grenze zwischen beiden entstand ab 1462 das jüdische Ghetto in der Judengasse.

Die Altstadt in der frühen Neuzeit

Plan der Altstadt von Matthäus Merian, 1628
Blick von der Paulskirche zum Dom, 1866 (Photographie von C.F.Mylius)
Kanalbau am Markt, 1867

Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Bevölkerung der Stadt immer weiter an, wodurch sich die Bevölkerungsdichte in der Altstadt kontinuierlich erhöhte. Die Gebäude hatten schließlich bis zu fünf Vollgeschosse und (aufgrund der üblichen, sehr steilen Dächer) mehrere Dachgeschosse. Jedes Obergeschoss ragte etwas über das vorige hinaus, so dass sich die Bewohner der obersten Geschosse über die Gasse hinweg die Hand reichen konnten.

Städtebaulich ließ die Altstadt eine klare Struktur mit drei Nord-Süd-Achsen erkennen: Im Westen verlief der Kornmarkt zwischen der Bockenheimer Pforte (nach der später dort errichteten Kirche dann auch Katharinenpforte genannt) und dem Leonhardstor neben der Leonhardskirche am Main. In der Mitte verband die Neue Kräme die beiden größten Plätze in der Altstadt, den Liebfrauenberg mit dem Römerberg und weiter mit dem südlich davon gelegenen Fahrtor am Mainufer und dem dortigen Hafen. Östlich des Dom verlief die Fahrgasse von der Bornheimer Pforte nahe der heutigen Konstablerwache zur Mainbrücke. Sie war bis ins 20. Jahrhundert die verkehrsreichste Straße Frankfurts.

Die sechs Ost-West-Achsen waren im Stadtbild weniger klar zu erkennen. Am nächsten zum Main gelegen verlief der wichtige Straßenzug Weckmarkt-Saalgasse-Alte Mainzer Gasse, nördlich davon die Verbindungen Bendergasse-Limpurgergasse-Münzgasse und Kannengießergasse-Markt-Wedelgasse-Barfüßergasse. Weitere wichtige Ost-West-Verbindungen waren die Schnurgasse, die etwa entlang der heutigen Berliner Straße verlief, sowie der Straßenzug Töngesgasse-Bleidenstraße-Großer Hirschgraben. Den nördlichen Rand der Altstadt markierte der Holzgraben.

In der dichtbesiedelten Altstadt lebte die Mehrheit der Frankfurter Bevölkerung, während die Neustadt bis weit ins 18. Jahrhundert hinein den Charakter einer Vorstadt mit lockerer Bebauung und sogar landwirtschaftlich genutzten Flächen behielt. Seit dem Fettmilch-Aufstand von 1614 war das Stadtgebiet in 14 Quartiere eingeteilt, davon sieben in der relativ kleinen Altstadt, fünf in der dreimal größeren Neustadt und zwei in Sachsenhausen. Jedes Quartier stellte eine militärisch organisierte Bürgerwehr unter dem Kommando eines Bürger-Capitains, des einzigen demokratisch gewählten Amtes in der ansonsten ständisch verfassten Reichsstadt.

Zu wesentlichen Veränderungen im Stadtbild kam es erst nach dem Großen Christenbrand von 1719. Dabei brannten über 430 Häuser in der nordöstlichen Altstadt ab. Um derartige Katastrophen künftig zu verhindern, verschärfte der Rat 1720 die Bauvorschriften. Zwischen 1740 und 1800 wurden über 3000 Häuser um- oder neugebaut. Dabei wurde die Zahl und Weite der Überhänge drastisch begrenzt. Außerdem mussten die Häuser künftig mit der Traufseite zur Straße gebaut werden. Anstelle der Zwerchhäuser waren nur noch kleine Mansarden zugelassen.

1785 trat Johann Georg Christian Hess sein Amt als Stadtbaumeister an. 1809 verfasste er eine Bausatzung für die Stadt Frankfurt im Auftrag des Großherzogs Carl Theodor von Dalberg, die im Grundsatz bis 1880 in Kraft blieb. Darin wurde der Klassizismus als Baustil verbindlich vorgeschrieben. Hess war geprägt vom Geist der Aufklärung und setzte sich radikal für die Architektur des Klassizismus ein. Die Erhaltung der zahlreichen mittelalterlichen Bauten Frankfurts lehnte er ab, weil sie seinen hygienischen und ästhetischen Vorstellungen nicht entsprachen. In der Neustadt und den außerhalb der 1804 bis 1808 geschleiften Stadtmauern entstehenden neuen Stadtvierteln setzte er sich mit seinen Vorstellungen mühelos durch, in der Altstadt stieß er jedoch auf den zähen Widerstand der konservativen Bürgerschaft. Lediglich die in der Altstadt neu entstehenden öffentlichen Bauten, z. B. die Paulskirche (1833) oder die Alte Börse (1843) am Paulsplatz, entsprachen seinem klassizistischen Ideal.

Der Niedergang der Altstadt im 19. Jahrhundert

Datei:Bilder Aus Dem Alten Frankfurt-Heft 1 Bild 5-Tuchgaden 9.jpg
Hinterhof am Tuchgaden 9, um 1880
Kanngießergasse, um 1900
Nonnengasse, um 1915
Vorentwurf Max Meckels zur Neugestaltung des Römers, 1890

Im 19. Jahrhundert galt Frankfurt wegen der zahlreichen klassizistischen Gebäude als eine der schönsten Städte Deutschlands. Die mittelalterlich wirkende Altstadt dagegen wurde als rückständig und veraltet angesehen.

Goethe ließ Mephisto über die Altstadt spotten:

Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus.
Krummenge Gäßchen, steile Giebeln,
Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln;
Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen,
Die fetten Braten anzuschmausen;
Da findest du zu jeder Zeit
Gewiß Gestank und Tätigkeit.
(Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Vierter Akt. Hochgebirg)

Auch der Stadthistoriker Anton Kirchner schrieb 1818 in seinen Tafelwerk Ansichten von Frankfurt am Main über die Bauten der Altstadt. An der Beschreibung wird der klassizistische Zeitgeist deutlich:

Die Überladung mit Schnitzwerk und läppischer Künstelei und die unförmigen drei- und vierstöckigen Dächer machen sie mit dem Auge leicht erkennbar. Sie gehören zu keiner Ordnung der Baukunst.

Dem Imageverlust entsprach ein politischer und wirtschaftlicher Niedergang. Die zweimal jährlich in der Altstadt abgehaltene Frankfurter Messe war bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts an Leipzig übergegangen. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation fanden auch keine Kaiserkrönungen mehr statt.

Den wirtschaftlichen und politischen Schwerpunkt Frankfurts bildete seit den napoleonischen Kriegen die Neustadt. Nach der Wiederherstellung der Freien Stadt Frankfurt auf dem Wiener Kongress nahm der Bundestag hier seinen Sitz im Palais Thurn und Taxis.

Frankfurt wurde mit den Bankhäusern Bethmann, Rothschild und Gontard zum europäischen Finanzzentrum. Für den Warenverkehr spielte das Messegeschäft nun keine Rolle mehr, stattdessen wurde die gute Verkehrsanbindung der Stadt zum Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs. Um 1830 wurde die Dampfschifffahrt auf dem Main eingeführt, 1836 trat Frankfurt dem Deutschen Zollverein bei und bereits ab 1839 lag hier ein wichtiger Knoten im entstehenden deutschen Eisenbahnnetz.

An der Altstadt ging dieser Aufschwung vorüber. Spätestens nach der Annexion Frankfurts durch Preußen 1866 zogen die wohlhabenden Bürger in die neuen Stadtviertel außerhalb der Wallanlagen, vor allem in das Westend. Das Stadtzentrum verlagerte sich allmählich in die Neustadt, wo an der Hauptwache, der Zeil und am Roßmarkt zahlreiche Gründerzeitbauten entstanden. Die einstigen Messehallen in den Gebäuden der Altstadt wurden in Lagerhallen oder Gebrauchtwarenläden verwandelt, die dort alteingesessenen Handwerker zogen gezwungenermaßen mit ihrer Kundschaft in die Neustadt. Als 1877 bis 1878 die neue Kleinmarkthalle zwischen Fahr- und Hasengasse gebaut wurde, verschwanden auch die traditionsreichen Schirnen. Der einstige Krönungsweg Markt verdiente nun seinen Namen nicht mehr, was Symbol für den beginnenden sozialen und baulichen Verfall der Altstadt war. Auch die ab 1872 verkehrende Pferdebahn erreichte die Altstadt nicht.

Die frühen Photographien der Altstadt, zum Beispiel von Carl Friedrich Mylius, oder die Aquarelle von Carl Theodor Reiffenstein, zeigen nicht nur die malerischen und schönen Seiten der Altstadt, sondern sind somit auch Zeugen ihres Verfalls.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Straßendurchbrüche, um die Altstadt besser für den Verkehr zu erschließen. 1855 wurde die Liebfrauengasse zwischen Liebfrauenberg und Zeil gebaut, 1872 die Weißfrauengasse im Westen, um die Altstadt mit den Bahnhöfen an der Taunusanlage zu verbinden. Den damit verbundenen Verlust an historischer Bausubstanz, insbesondere den Abriss des Weißen Hirsches, nahm man in Kauf.

1874 und 1878 wurden die Untermainbrücke und die Obermainbrücke errichtet. Damit verloren die Alte Brücke und die Fahrgasse an Bedeutung, weil der Verkehr von nun an die Altstadt weitestgehend umfloss.

Die mittelalterlichen Häuser, von ihren Hinterhöfen ganz zu schweigen, waren mittlerweile häufig in schlechtem Zustand. Die hygienischen Zustände blieben bis zum Bau einer Kanalisation in den achtziger Jahren ebenfalls mangelhaft. Im Zuge der Industrialisierung nach 1870 strömten zahlreiche Arbeiter in die Stadt, die in den heruntergekommenen Gebäuden schnell billigen Wohnraum fanden. Die Altstadt galt nun als Wohngebiet des Proletariats und ärmerer Kleinbürger, wo Armut, Prostitution und Kriminalität überhand nahmen.

Gleichzeitig begann man jedoch, die malerischen Seiten der Altstadt zu entdecken und für den Tourismus zu erschließen. An vielen Fachwerkbauten nahm man den im frühen 19. Jahrhundert aufgebrachte Verputz ab und bemalte das Gefach anschließend oft noch historistisch. Die Malerei nahm bevorzugt auf Frankfurts bedeutsame Vergangenheit Bezug, so dass an den touristisch bedeutsamen Plätzen wie dem Roseneck oder dem Fünffingerplätzchen bekannte Postkartenmotive entstanden.

Wie bereits im Zeitalter des Klassizismus, beschränkten sich viele Maßnahmen jedoch auf die öffentlichen Bauten: 1874 wurde die mittelalterliche Stadtwaage abgerissen. Dombaumeister Franz Josef Denzinger schuf bis 1877 einen neugotischen, weit größeren Neubau. Weitere mittelalterliche Großbauten wie Kirchen oder Patrizierhäuser wurden restauriert oder mit historistischen Schmuck ausgestattet. Bekanntestes Beispiel ist der Umbau des Römers durch Max Meckel (1896–1900).

Die Altstadt im frühen 20. Jahrhundert

Touristisch hergerichtete Häuser am Roseneck, um 1900
Mainpanorama um 1900

Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen die ersten Luftbilder der Altstadt. Auf ihnen erkennt man unzählige in engen Gassen um den Dom gedrängte Gebäude, deren Strukturen seit dem Mittelalter immer noch größtenteils unverändert geblieben waren, wie etwa ein Vergleich mit Kupferstichen von Merian zeigt. Allein in der Altstadt befanden sich vermutlich über 2000 Gebäude. Vorherrschend war immer noch das hölzerne Fachwerk der Bürgerhäuser, wenngleich daneben einige steinerne Patrizierhäuser sowie die zahlreichen öffentlichen Bauten traten. Fast alle Steinbauten waren in rotem Mainsandstein ausgeführt.

Die erste wirklich tiefgreifende bauliche Änderung in der Altstadt ereignete sich in den Jahren 1904 bis 1908 unter Oberbürgermeister Franz Adickes: um die Altstadt besser für den Verkehr, vor allem für die Straßenbahn, zu erschließen, wurde nach Pariser Vorbild ein von West nach Ost führender Straßendurchbruch geschlagen. Etwa im Verlauf der ehemaligen nördlichen karolingischen Pfalzmauer und des verlandeten Mainarms Braubach wurde die neue Braubachstraße angelegt. Rund 100 Altstadthäuser, darunter kunsthistorisch wertvolle wie der Nürnberger Hof, wurden abgerissen. Es entstanden repräsentative Gründerzeithäuser, die in ihrer historisierenden Architektur ihrerseits (wenn auch in größerem Maßstab) Motive der Altstadtbebauung aufnahmen. Das Eckhaus Braubachstraße 36/Neue Kräme von 1906 kopiert beispielsweise das typische Frankfurter Bürgerhaus um 1700.

Weitergehende Eingriffe in die historische Substanz verhinderte zunächst der Erste Weltkrieg und die Inflation. In den 20er Jahren unter Oberbürgermeister Ludwig Landmann und Stadtbaurat Ernst May wurden Pläne zum Abriss großer Teile der Altstadt entwickelt. Auch die Nationalsozialisten planten, das Gassengewirr der Altstadt, bis 1933 eine Hochburg der Kommunisten, durch Neubauten zu ersetzen.

Der Wiederaufstieg und die „Altstadtgesundung“

Gegen diese Bestrebungen wandte sich eine Bürgerinitiative, der 1922 gegründete Bund tätiger Altstadtfreunde unter Leitung des Kunsthistorikers Fried Lübbecke. Der Bund ließ seit 1926 zahlreiche Altstadtbauten restaurieren. Allerdings war er als reiner Verein in seinen Mitteln beschränkt, so dass es sich dabei größtenteils um wenig substanzielle Maßnahmen wie Reinigungen oder Neuanstriche alter Bauten handelte. Nur mit externen finanziellen Hilfen gelangen vergleichsweise bedeutende Aktionen wie etwa der Kauf und Sanierung des bedeutenden gotischen Patrizierhauses Fürsteneck in der Fahrgasse.

Dennoch hatten diese Aktionen zur Folge, dass die Altstadt wieder verstärkt ins Auge der Öffentlichkeit und somit letztendlich auch der Stadtpolitik rückte. Diese führte ab Mitte der 30er Jahre – bereits unter weitestgehend modernen denkmalpflegerischen Aspekten – zur sogenannten Altstadtgesundung. Die Wortschöpfung war im nationalsozialistischen Deutschland ein Überbegriff für von der Stadtverwaltung getragene Maßnahmen zur Erhaltung der Altstadt als Gesamtdenkmal; sie fanden zeitgleich unter anderem in Hamburg, Köln, Braunschweig, Kassel oder Hannover statt. In Frankfurt unterschied man im Wesentlichen zwischen:

  • Ausräumungen,
  • Neubauten bzw. rekonstruktiven Ergänzungen und
  • Fachwerkfreilegungen

Bei den Ausräumungen handelte es sich um einen Euphemismus für teils umfangreiche Auskernungsmaßnahmen, die in einigen im Laufe der Jahrhunderte völlig überbauten Hinterhöfen vorgenommen wurden. Hierdurch entstand hinter dem Fünffingerplätzchen das Handwerkerhöfchen zwischen Goldhutgasse, Markt, Langer Schirn und Bendergasse sowie der Kirschgarten zwischen Großer und Kleiner Fischergasse bzw. Mainkai südlich des Doms. Auch der uralte Hainer Hof nordöstlich des Doms wurde praktisch komplett durch Neubauten ersetzt, die aufgrund der dort nur schwachen Kriegszerstörungen teils heute noch zu sehen sind. Ebenso ist die Grünfläche um den Chor des Karmeliterkirche ausnahmsweise keine Kriegsfolge, sondern Ziel einer weiteren Ausräumung, die zahlreiche das Licht raubende Anbauten beseitigte.

Wirklich vollständige Neubauten wie im Hainer Hof gab es im Rahmen der Sanierung eher selten. Meist handelte es sich eher um rekonstruktive Ergänzungen in traditioneller Technik, die insbesondere nach Auskernungen nötig wurden, um die Häuser in den neu geschaffenen Innenhöfen mit Fassaden zu versehen. Insbesondere bei den Fachwerkbauten mussten aber darüber hinaus oft auch ganze verfaulte Balkenlagen vollständig ersetzt werden. Ein gutes Beispiel für eine andere rekonstruktive Ergänzung ist die Wiederherstellung des Renaissance-Giebels am Haus Klein-Limpurg an der Ecke Limpurger Gasse/Römerberg. Hierbei besann man sich auf Abbildungen des Gebäudes in Krönungsdiarien des 17. Jahrhunderts.

Schließlich gab es auch zahlreiche Fachwerkfreilegungen im gesamten Altstadtgebiet. Da viele davon erst in den späten 30er oder frühen 40er Jahren erfolgten, sind sie selbst in populären Alt-Frankfurter Bildwerken kaum dokumentiert. Unter anderem erfolgten Freilegungen am Haus zur goldenen Weinrebe an der Ecke Liebfrauenberg/Töngesgasse, am Haus zum Feigenbaum an der Ecke Wildemannsgasse/Schnurgasse oder am Pesthaus am Fünffingerplätzchen. Letzteres war nur knapp zehn Jahre zuvor vom Altstadtbund mit einem thematischen Neuanstrich versehen worden.

Zu geplanten Wiederaufbauten sorgfältig eingelagerter Fachwerkhäuser wie des Großen Speichers oder Haus Heydentanz auf bereits ausgesuchten Parzellen der Altstadt kam es nicht mehr.

Bis die Maßnahmen Anfang der 40er Jahre durch die Kriegsereignisse völlig zum Erliegen kam, wurden so über 600 Gebäude gründlich saniert, historisch unpassende Anbauten entfernt, Brunnen und Blumenkästen ausgebessert. Insbesondere Fried Lübbecke beschrieb ausführlich, wie dadurch die Altstadt innerhalb nur eines Jahrzehnts wieder zur guten Stubb Frankfurts wurde. Neben wachsenden Touristenströmen zeigte sich dies insbesondere darin, dass die sanierten Häuser selbst schnell begehrte Immobilien waren. Dennoch wird bis heute oft unsachlich mit der verkommenen Altstadt des frühen 20. Jahrhunderts gegen die Existenzberechtigung der selbigen argumentiert.

Auch Einrichtungen wie die Arbeitslosenküche, Sommerfeste und Weihnachtsbescherungen für die Altstadtkinder oder der Künstlerweihnachtsmarkt weckten bei vielen Altstadtbewohnern wieder Stolz auf ihre Heimat.

Den Initiativen zur Wiederbelebung der Altstadt war es aber auch zu verdanken, dass ihr kultureller und historischer Wert als einer der größten und geschlossensten Altstädte Mitteleuropas wiedererkannt wurde. In den 30er Jahren lockten die Römerbergfestspiele alljährlich ein großes Publikum zu den Theateraufführungen auf dem Römerberg.

Auch wurden nun unzählige architektonische und wissenschaftliche Schriften zur Altstadt verfasst, was diese zu einer der am besten dokumentierten Deutschlands machte. Oft fertigten Schüler der in Frankfurt ansässigen Baugewerbeschulen im Rahmen von Projekten genaue architektonische Pläne der Bauten. In den Hinterhöfen und Nebengassen konnten Historiker mittelalterliche Geschichtsforschung an existierenden Gebäuden betreiben. So hatten noch ganze Straßenzüge wie im Tuchgaden die von alten Zunftordnungen vorgeschriebenen, ausklappbaren Verkaufsläden im Erdgeschoss aufzuweisen. Andere besaßen noch die Schöpfe genannten dachartigen Anbauten an der zur Straße gewandten Hausvorderseite, unter denen die Händler vom Wetter geschützt ihre Läden aufschlugen. Das bekannteste Haus dieser Art war wohl das Rote Haus am Markt.

Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Luftbild der Altstadt vom März 1945
Modell der zerstörten Altstadt im Historischen Museum

Spätestens seit dem 14. Februar 1942 mit dem Erlass der britischen Area Bombing Directive zeichnete sich ab, dass auch die Frankfurter Altstadt zum Ziel des Bombenkrieges werden könnte. Der Altstadtbund ließ daher ab Sommer 1942 die gesamte Altstadt photographisch erfassen. Der erste schwere Luftangriff traf die Altstadt am 4. Oktober 1943. Dabei wurden vor allem der Römer und das Gebiet zwischen Liebfrauenberg, Töngesgasse und Hasengasse getroffen. Weitere Angriffe am 20. Dezember 1943 und am 29. Januar 1944 richteten in der Altstadt nur geringe Schäden an. Am 18. März 1944 warfen 846 britische Flugzeuge ihre Bomben über Frankfurt ab. Sie trafen vor allem die östliche Altstadt und zerstörten das Gebiet um die Fahrgasse vollständig. Auch in der westlichen Altstadt richteten sie schwere Schäden an, die Paulskirche brannte vollkommen aus.

Der schwerste Schlag stand jedoch noch bevor: Am 22. März 1944 zerstörte ein weiterer britischer Luftangriff von 816 Flugzeugen große Teile der Altstadt, die bisher noch verschont geblieben waren, darunter alle Kirchen bis auf die Leonhardskirche. Nach offiziellen Angaben wurden im Zeitraum einer knappen Stunde 500 Luftminen, 3000 schwere Sprengbomben und 1,2 Millionen Brandbomben auf die Stadt, mit einem deutlichen Fokus auf den Stadtkern, abgeworfen. Wie schon bei vorigen Luftangriffen war dies Teil der Taktik: die Mehrzahl aller Häuser in der Altstadt waren in Fachwerkbauweise errichtet, so dass sie im entfesselten Feuersturm größtenteils restlos verbrannten. Aber auch aus Stein errichtete Patrizierbauten des 14. Jahrhunderts und 15. Jahrhunderts wie das Leinwandhaus oder das Steinerne Haus erlitten durch Sprengbomben schwerste Zerstörungen. Am bezeichnendsten für die Wucht des Angriffs ist wohl die Tatsache, dass das an der Fahrgasse gelegene steinerne Haus Fürsteneck mit dem daran angebauten, auch als Drei Sauköpfe bekannten Wehrturm trotz meterdicken Mauerwerks bis auf die Grundrisse eingeebnet wurde. Von den über 1000 Fachwerkhäusern blieb nur ein einziges – das Haus Wertheym am Fahrtor – unbeschädigt, und auch dies war einzig der Tatsache geschuldet, dass die Feuerwehr mithilfe tausender Liter Mainwasser einen Fluchtweg vom Römerberg zum Mainufer offen hielt. Am 24. März folgte ein weiterer Angriff, diesmal ein Tagesangriff von 262 Flugzeugen der amerikanischen Luftwaffe. Insgesamt kamen bei den Angriffen im März 1944 über 1500 Menschen ums Leben. Dass die Zahl der Opfer im Vergleich zu anderen Städten nicht höher war, lag vor allem daran, dass seit Sommer 1940 die massiv gebauten Keller der Altstadthäuser untereinander verbunden worden waren. Durch einen Notausstieg am Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Römerberg konnten allein rund 800 Menschen gerettet werden.

Einen Eindruck der Vernichtung erhält man anhand des im Historischen Museum ausgestellten Altstadtmodell der Brüder Treuner, die in den Jahren vor der Zerstörung die meisten Häuser der Altstadt aufgemessen und im Maßstab 1:200 nachgebaut hatten. Das daneben gezeigte Trümmermodell (siehe Foto) zeigt das Ausmaß der Zerstörung dieser Bombennacht. Es ist allerdings unter Vorbehalt zu betrachten, da zeitgenössische Fotografien erheblich mehr erhaltene Gebäudereste zeigen.

Die Nachkriegszeit: Wiederaufbau und Zweite Zerstörung

Sortierung von Trümmersteinen, 1947
Dom-Römer-Areal, 1956

Große Teile der Altstadt sind nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs komplett neu errichtet worden, so dass nur sehr wenige Gebäude mit historischer Bausubstanz erhalten sind. Nach der Enttrümmerung standen sich – wie häufig in dieser Zeit – Modernisierer und Bewahrer gegenüber, so dass zunächst ein Baustopp bis 1952 bestand. Schließlich wurde, wenn auch mit deutlicher Tendenz in Richtung der Modernisierer, eine Mischlösung gefunden: einige prominente Baudenkmäler wurden rekonstruiert, als erste 1947 die Paulskirche und 1949 das Goethe-Haus. Nach 1952 folgte das Wahrzeichen von Frankfurt, der Römer, sowie die Staufenmauer, das Steinerne Haus, der Saalhof, das Karmeliterkloster und das Leinwandhaus. Von den in der Altstadt gelegenen zerstörten Dotationskirchen wurden der Dom, die Alte Nikolaikirche, die Liebfrauenkirche und das Dominikanerkloster aus städtischen Mitteln 1952 bis 1962 wiederaufgebaut. Die ausgebrannten Ruinen der gotischen Weißfrauenkirche und der klassizistischen deutsch-reformierten Kirche wurden 1953 abgetragen.

Von den wiederaufgebauten Bauwerken wurde lediglich das Goethe-Haus weitgehend originalgetreu restauriert. Die meisten anderen Wiederaufbauten erfolgten mehr oder weniger vereinfacht oder erhielten moderne Anbauten (zum Beispiel die Häuser Silberberg, Frauenstein und Salzhaus im Römer-Komplex). Ein Großteil der ehemaligen Altstadt wurde im sachlichen und schlichten Stil der 50er Jahre mit modernen und nach dem Krieg dringend benötigten Wohnhäusern oder Zweckbauten wie dem Gebäude des Bundesrechnungshofes oder der Kleinmarkthalle bebaut.

Des Weiteren wurden unter Verwerfung des historischen Grundrisses neue Hauptverkehrsstraßen durch die Trümmerwüste gezogen. Damit sollte das schon vor dem Krieg oft erwünschte autogerechte Frankfurt Wirklichkeit werden. Realisiert wurde dies in Form der am 16. November 1953 als Straße an der Paulskirche eingeweihten ab 1955 bis heute als Berliner Straße bekannten Ost-/West-Achse. Sie verbindet die ebenfalls verbreiterte Weißfrauenstraße mit der durch die östliche Innenstadt führenden Nord-/Süd-Achse der Kurt-Schumacher-Straße. 1955 wurde das zehnstöckige Hochhaus an der Kreuzung Berliner Straße/Fahrgasse fertiggestellt. Es ist mit 30 Metern das höchste Wohnhaus der Altstadt.

Das Gebiet zwischen Dom und Römer blieb zunächst eine Brachlandschaft, über deren Bebauung lange gestritten wurde. Anfang der 70er Jahre entstanden einige Gebäude wie das Technische Rathaus oder auch das Historische Museum in einem brutalistischen Betonstil, zum Teil mit asbesthaltigen Materialien, so dass ein Abriss oder zumindest eine Sanierung erforderlich scheint.

Rekonstruktion historischer Bauwerke

Der Kaiserdom und das rekonstruierte Bürgerhaus „Großer Engel
Postmoderne Altstadthäuser in der Saalgasse

1983 bis 1986 wurde die historische Ostzeile des Römerberges mit ihren den Stadtteil prägenden Fachwerkbauten rekonstruiert, allen voran das berühmte Bürgerhaus Großer Engel. Zwei 1952 bis 1954 an dieser Stelle errichtete, vergleichsweise schmucklose Neubauten waren bereits 1969 für den Bau des U-Bahnhofs Römer wieder abgerissen worden. Anders als bei den historischen Vorbildern blieben die Fassaden der Neubauten mit ihrem Fachwerk unverputzt. Die Fachwerkkonstruktionen sind nur teilweise historisch korrekt, da nicht von allen Gebäuden Baupläne erhalten waren. Bereits nach wenigen Jahren traten erhebliche Bauschäden auf, die eine aufwendige Sanierung erforderten. Wie sich herausstellte, hatten die beauftragten Baufirmen nicht mehr die für einen Fachwerkbau wesentlichen Kompetenzen besessen. So wurde beispielsweise das aus dem Elsass stammende Bauholz nicht hinreichend lange getrocknet und die Balken nicht fachgerecht miteinander verbunden. Gleichzeitig mit der historisierenden Ostzeile entstanden die Kunsthalle Schirn und die postmodernen Neubauten an der Saalgasse.

Die jüngsten Neubauten sind das 1991 eröffnete Museum für Moderne Kunst und das Haus am Dom, ein Bildungszentrum der katholischen Kirche in Frankfurt, das derzeit an der Domstraße auf dem Gelände des ehemaligen Hauptzollamtes aus den 20er Jahren entsteht.

2005 – zuvor auch schon 1974 – erhielt die Fassade des Römers im Rahmen von Restaurierungsarbeiten auch ihren neugotischen Anstrich zurück. Zudem wird in den letzten Jahren verstärkt daran gearbeitet, dem bis zum Technischen Rathaus reichenden Abschnitt der historischen Braubachstraße in ihrer Fassadenerscheinung wieder den alten Glanz zu verschaffen.

Inzwischen hat eine fachliche und emotionale Diskussion über die Bebauung dieses Teils Frankfurts begonnen. Zahlreiche Anhörungen und Architekturwettbewerbe haben bereits stattgefunden. Der Abbruch des Technischen Rathauses ist beschlossen, auch das Historische Museum soll durch einen Neubau ersetzt werden. Es ist vorgesehen, die nach dem Abriss des Technischen Rathauses freie Fläche zwischen Braubachstraße, Schirn, Römerberg und Dom neu zu bebauen. Am 7. Mai 2007 einigten sich die seit der Kommunalwahl 2006 in Frankfurt regierenden Fraktionen der CDU und der Grünen auf einen Kompromiss:[1] Die Stadt wird sieben historische Gebäude als Bauherrin rekonstruieren lassen, darunter die Goldene Waage, das Rote Haus, das Haus Junger Esslinger (auch als Haus der Tante Melber bezeichnet) und das Goldene Lämmchen. Darüber hinaus sollen das zwischen den beiden letzteren gelegene Haus Alter Esslinger, das Haus Klein Nürnberg und möglicherweise das Haus Zum Rebstock wiedererstehen. Die übrigen Parzellen sollen an möglichst viele verschiedene Bauherren vergeben werden. Auch hier sollen weitere Rekonstruktionen möglich sein. Neubauten werden sich an eine Gestaltungssatzung halten müssen, die Vorgaben unter anderem zu Dachform, Gebäudehöhen und verwendeten Materialien macht.

Viertel und Sehenswürdigkeiten der Altstadt

In der Altstadt befinden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten – wenngleich auch die meisten Bauwerke nur Wiederaufbauten nach schwerer Kriegszerstörung sind. Alle Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander und sind mit der Straßenbahn und der U-Bahn leicht zu erreichen.

Römerberg und Umgebung

Römerberg mit Römer

Der Römerberg ist das Zentrum der Altstadt. Hier steht der Römer, das historische Rathaus und Wahrzeichen der Stadt. Es wurde 1405 durch die Stadt erworben, die ein neues Rathaus benötigte, da das frühere Rathaus für den Bau des Domturms abgerissen werden musste. Bis 1878 wurden die zehn angrenzenden Häuser ebenfalls durch die Stadt erworben und mit dem Römer baulich verbunden. Die fünf nebeneinanderliegenden Häuser, deren Fassade zum Römerberg weist, heißen Alt Limpurg, Zum Römer, Löwenstein, Frauenstein und Salzhaus. Das Salzhaus war vor seiner Zerstörung eines der schönsten Fachwerkhäuser in Deutschland. Es wurde nach der Kriegszerstörung stark vereinfacht wieder aufgebaut.

In der Mitte des Platzes steht der Gerechtigkeitsbrunnen, der im 17. Jahrhundert aus Sandstein errichtet wurde. Die Konstruktion wurde 1887 durch eine Nachbildung aus Bronze ersetzt. Sein Name rührt von der ihn krönenden Statue der Justitia her. Anders als bei ihren Darstellungen üblich, wurde Justitia in Frankfurt nicht die Augen verbunden. Der Überlieferung nach wurde der Brunnen bei Kaiserkrönungen mit Rot- und Weißwein gespeist.

Samstagsberg mit Bartholomäusdom

Umgeben ist der Platz von mittelalterlichen Wohn- und Geschäftshäusern – insbesondere erwähnenswert sind hier die rekonstruierten Fachwerkhäuser des Samstagsberges (auch bekannt als Ostzeile), darunter die Häuser Großer und Kleiner Engel und Schwarzer Stern.

Auf der Südseite des Platzes stehen die Alte Nikolaikirche und das Historische Museum in der ehemaligen staufischen Kaiserpfalz Saalhof.

Am Fahrtor, der vom Römerberg südlich in Richtung Main führenden Gasse befindet sich zur Rechten Haus Wertheym (um 1600), das einzige völlig unbeschadet erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt. Es ist ein reich verziertes dreigeschossiges Renaissancehaus mit dem in Frankfurt üblichen steinernen Erdgeschoss. Gegenüber steht der Rententurm, den Baumeister Eberhard Friedberger 1456 vollendete. Er überwachte den alten Hafen Frankfurts, hier wurden Zölle und Hafengebühren eingetrieben.

Nördlich des Römerbergs steht am Paulsplatz das um 1900 errichtete Neue Rathaus mit reichem Neurenaissance- und Neobarock-Dekor, sowie die Paulskirche, in der 1848/1849 die Deutsche Nationalversammlung tagte.

Domhügel

Leinwandhaus

Rund 300 Meter östlich des Römerbergs erhebt sich die größte und bedeutendste Kirche der Stadt, der katholische Kaiserdom St. Bartholomäus mit seinem 95 Meter hohen Westturm. Er war vom Mittelalter bis 1792 die Wahl- und Krönungskirche der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Zwischen Dom und Römerberg liegt der Alte Markt (im Mittelalter Kramgasse), heute kaum noch als Straße erkennbar. Hier verlief der sogenannte Krönungsweg der Kaiser. An der Nordseite des Alten Marktes zwischen Römerberg und Technischem Rathaus liegt das Steinerne Haus, ein gotischer Patrizierbau des 15. Jahrhunderts. Vom Nürnberger Hof (um 1410), dem Messequartier der Nürnberger Kaufleute, ist in der Nähe des Steinernen Hauses noch eine Tordurchfahrt erhalten. Vor dem Westturm des Doms liegt der Archäologische Garten, in dem Fundamentreste des römischen Militärlagers, der karolingischen Pfalz und mittelalterlicher Bürgerhäuser öffentlich zugänglich sind. Der Garten entstand, wie das benachbarte, zwölfgeschossige Technische Rathaus und eine Tiefgarage 1972 bis 1974 beim Bau des U-Bahnhofs Römer. Aus einer etwas behutsameren Architekturepoche stammt die 1986 eröffnete Kunsthalle Schirn, die den Historischen Garten nach Süden begrenzt. Im selben Block, an der Nordseite der Saalgasse entstanden gleichzeitig Stadthäuser in den Proportionen der ehemaligen Altstadt, aber der postmodernen Architektur ihrer Zeit. Südlich des Doms befindet sich am Weckmarkt das dem Steinernen Haus architektonisch verwandte Leinwandhaus.

Zwischen Dom, Fahrgasse und Main wurde in den 50er Jahren im Stile der Zeit neu bebaut. Die meisten historischen Gassen gingen dabei verloren. Es entstanden ruhige, grüne Wohnhöfe, deren unregelmäßige Gestaltung und kleinen Durchgänge Menschen mit viel Phantasie an die verwunschenen Altstadtgassen erinnern könnten. In der ehemaligen Altstadt gab es zahlreiche kleine Brunnen, von denen viele gerettet und in den Wohnhöfen wieder aufgestellt werden konnten.

Westliche Altstadt

Leonhardskirche
Karmeliterkloster

Das markanteste Bauwerk in der westlichen Altstadt ist die Leonhardskirche, die einzige Kirche in der Frankfurter Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg unzerstört blieb. Das Nordportal und die zwei Osttürme sind noch romanisch, die Basilika selbst spätgotisch. Den Hochchor entwarf Dombaumeister Madern Gerthener.

Wenige Schritte entfernt steht das ehemalige Karmeliterkloster, heute Sitz des Instituts für Stadtgeschichte und des Archäologischen Museums. Hier sind unter anderem die Funde aus der römischen Stadt Nida (heute Frankfurt-Heddernheim) zu sehen. Die spätgotischen Fresken von Jörg Ratgeb im Kreuzgang gehören zu den großen Kunstschätzen der Stadt.

In der Nähe des Klosters, in der Seckbächer Gasse am Mainufer, hat sich eine kleine Pforte der Stadtbefestigung von 1333 erhalten.

Nördlich der Berliner Straße steht im Großen Hirschgraben das Goethe-Haus, das Geburtshaus des Dichters und Stammhaus der alten Frankfurter Patrizierfamilie.

Nördliche Altstadt

Haus zum Paradies am Liebfrauenberg

Die nördliche Altstadt ist der Bereich zwischen der heutigen Berliner Straße und der Staufenmauer, deren ehemalige Verlauf an den Graben-Straßen (Hirschgraben, Holzgraben) ablesbar ist. Sie ist das Gebiet, das die Stadt durch die zweite Stadterweiterung im 12. Jahrhundert hinzugewann. Im Gegensatz zum älteren Teil im Bereich der ehemaligen karolingischen Pfalz, der ein unregelmäßiges Straßennetz aufweist, hatte die nördliche Altstadt ein nahezu rechtwinkliges Gassenraster. Im Viertel zwischen den „Hauptstraßen“ Neue Kräme, Töngesgasse, Fahrgasse und Schnurgasse (die etwa im Verlauf der heutigen Berliner Straße lag) zogen sich beispielsweise zwölf kleine, parallele, von Nord nach Süd führende Gässchen.

Mittelpunkt der nördlichen Altstadt und einer der schönsten Plätze der Stadt ist der Liebfrauenberg, der von der gotischen Liebfrauenkirche beherrscht wird. Ihr gegenüber liegt das Haus zum Paradies, einer der wenigen großen Barockbauten der Stadt. In der Mitte des Platzes steht ein großer Brunnen.

Vom Liebfrauenberg führt die Einkaufstraße Töngesgasse nach Osten, die Liebfrauenstraße nach Norden zur Zeil und die Fußgängerzone Neue Kräme nach Süden zum Römerberg. Letztere erweiterte, wie ihr Name verrät, als Markt- und Messestraße den oben schon beschriebenen Alten Markt und war eine wichtige Nord-Süd-Verbindung.

Der größte Teil der nördlichen Altstadt wurde am 26. Juni 1719 beim „Großen Christenbrand“ (zur Unterscheidung zum „Großen Judenbrand“ in der Judengasse acht Jahre zuvor) zerstört. Im Bereich zwischen Fahrgasse, Schnurgasse und Töngesgasse starben dabei 282 Menschen, 425 Häuser wurden zerstört.[2] Das Gebiet wurde jedoch rasch und auf den alten, kleinen Parzellen wieder aufgebaut.

Östliche Altstadt

Die östliche Altstadt, die Judengasse, die Staufenmauer und das Bornheimer Tor, 1628

Die Hauptstraße der östlichen Altstadt war die Fahrgasse. Sie führte, vom Friedberger Tor über die Große Friedberger Straße kommend, zur Alten Brücke, und war damit als Teil einer Nord-Süd-Verkehrsachse etwa so bedeutend wie heute die Autobahn 5: die einzige Mainquerung zwischen Mainz und Aschaffenburg führte durch diese Straße.

Östlich der Fahrgasse liegt das ehemalige, sehr vereinfacht wiederaufgebaute Dominikanerkloster. An ihn grenzt der Börneplatz an, der größte und verkehrsreichste Platz des Viertels. Er war, unter wechselnden Namen, Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Frankfurt. Hier endete die Judengasse, hier befand sich seit 1882 die in den Novemberpogromen 1938 zerstörte Börneplatzsynagoge und hier liegt noch heute der Alte jüdische Friedhof, dessen älteste Grabdenkmäler aus dem Jahr 1272 stammen. Im Museum Judengasse, Teil des Jüdischen Museums Frankfurt, können ausgegrabene Reste des Ghettos und der Synagoge besichtigt werden.

Ehemalige Bauwerke

Kartenübersicht zerstörter Bauwerke
Die Alte Börse, ca. 1845
Alte Brücke, 1882
Bendergasse, um 1910
Hinter dem Lämmchen, um 1880
Hühnermarkt, um 1900
Datei:Bilder Aus Dem Alten Frankfurt-Heft 1 Bild 2-Mehlwaage Garkuechenplatz.jpg
Mehlwaage und Fürsteneck am Garküchenplatz, etwa 1880
Weißfrauenkloster und -kirche 1872

Viele Baudenkmäler sowie markante Gebäude bzw. Straßenecken oder ganze Straßenzüge der Altstadt sind im Laufe der Zeit – hauptsächlich durch den Zweiten Weltkrieg, aber auch durch Abriss – verloren gegangen. Hier seien ein paar der wichtigsten genannt:

  • Die Alte Börse am Paulsplatz war ein 1843 entstandener Bau des späten Klassizismus, 1944 ausgebrannt und 1952 abgerissen.
  • Die Alte Brücke wurde 1222 erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mindestens 18 mal zerstört und wiederaufgebaut. 1914 wurde das einzige schöne und einer so großen Stadt würdige Monument aus früheren Zeiten (Goethe) abgerissen. Die 1926 an ihrer Stelle eingeweihte Neue Alte Brücke wurde nach Kriegszerstörung 1965 vereinfacht wieder aufgebaut.
  • Die Bendergasse war der Inbegriff einer Altstadtgasse mit zahlreichen fünf- bis sechsstöckigen Fachwerkbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts. 1944 zerstört, wurde das Gelände bis 1950 geräumt. Heute befindet sich hier die Kunsthalle Schirn.
  • Die Deutsch-reformierte Kirche am Großen Kornmarkt entstand 1789 bis 1792 im klassizistischen Stil. 1944 ausgebrannt, wurde sie nach dem Krieg abgerissen. Auf dem Gelände wurde in den 50er Jahren der Neubau des Bundesrechnungshofes errichtet.
  • Das Fünffingerplätzchen war ein beliebtes Postkartenmotiv, ein winziges Altstadtplätzchen nahe dem Römerberg. Hier trafen sich die Rapunzel-, Schwertfeger-, Drachen-, Goldhut- und die Flößergasse (1944 ausgebrannt).
  • Der Garküchenplatz lag östlich des Domes. In der Mitte des Platzes befand sich eine Gruppe von kleinen Häusern aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, die hauptsächlich der Versorgung der Messegäste dienten. Alle Häuser wurden 1944 restlos zerstört.
  • Der Große Hirschgraben war eine bevorzugte Wohn- und Geschäftsstraße an der nordwestlichen Grenze der Altstadt. Die Häuser an der Nordseite der Straße gehörten bereits zur Neustadt. Außer dem Goethe-Haus befanden sich hier ursprünglich zahlreiche weitere Bürgerhäuser und Höfe aus dem späten 16. Jahrhundert, darunter das Haus Zum Spitznagel, der Hirschgrabenhof und die Andreaesche Waisenstiftung. Der Große Hirschgraben war noch im 19. Jahrhundert eine bevorzugte Wohngegend reicher Frankfurter Bürger, darunter der Familien Böhmer, Gwinner, Bethmann-Hollweg, Passavant und Andreae.
  • Die Große Stalburg am Großen Kornmarkt wurde 1498 unter Claus Stalburg erbaut und war der prachtvollste Steinbau der Gotik in der Altstadt. Sie musste bereits 1789 Deutsch-reformierten Kirche weichen.
  • Das Haus Alter Braunfels war ein gotischer Patrizier-Steinbau der Zeit um 1350. 1943 brannte er aus und wurde wegen Einsturzgefahr direkt abgerissen.
  • Das Haus zum Esslinger am Hühnermarkt war ein barock veränderter, spätgotischer Fachwerkbau, in dem Goethes Tante Johanna Melber im 18. Jahrhundert lebte, was er auch in seinem autobiographischen Werk Dichtung und Wahrheit beschrieb. Das Gebäude brannte 1944 nieder, die Ruine wurde 1950 beseitigt.
  • Das Haus Fürsteneck war ein gotischer Patrizier-Steinbau des 13. Jahrhunderts. In den 20er Jahren aufwendig restauriert, brannte er 1944 aus. Die Reste wurden nach dem Krieg abgerissen.
  • Das Haus Zur Goldenen Waage in der Höllgasse westlich des Domes war aufwendig geschmückter Renaissance-Fachwerkbau. Entstanden 1618 bis 1619, wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts renoviert. 1944 brannte die Goldene Waage aus, ihre Reste wurden 1950 abgeräumt.
  • Das Haus Lichtenstein war ein im Kern gotisches, im 18. Jahrhundert barock verändertes Patrizier-Steinhaus am südwestlichen Römerberg. Es brannte 1944 aus, die gut erhaltene, jedoch ungesicherte Ruine wurde 1946 bei einem Sturm schwer beschädigt und trotz bereits veranschlagten Wiederaufbaus kurz danach abgerissen.
  • Das Haus Rebstock war ein Fachwerkbau des 14. Jahrhunderts und eines der bedeutendsten Gasthäuser der Altstadt. 1816 wurde hier der Dichter Friedrich Stoltze geboren. Große Teile wurden Anfang des 20. Jahrhunderts für den Durchbruch der Braubachstraße abgerissen, der Rest 1944 zerstört.
  • Hinter dem Lämmchen hieß eine schmale Gasse zwischen Nürnberger Hof und Hühnermarkt, in der sich einige der bedeutendsten Fachwerkhäuser der Stadt befanden, darunter die Häuser Zum Nürnberger Hof, Zum Mohrenkopf und Zum Goldenen Lämmchen. Heute ist das ganze Areal mit dem Technischen Rathaus überbaut.
  • Der Hühnermarkt zwischen Dom und Römer war ein malerisches Ensemble von Fachwerkhäusern des 17. und 18. Jahrhunderts: Die bedeutendsten waren das Alte Rote Haus und das Neue Rote Haus am Durchgang zum Tuchgaden. Auf dem Hühnermarkt stand bis 1944 das Stoltze-Denkmal, das heute seinen Platz hinter der Katharinenkirche hat. Das um 1405 entstandene Haus Schildknecht am Hühnermarkt hatte mit fast zwei Metern den größten Überhang aller Frankfurter Fachwerkhäuser. Heute befindet sich auf diesem Gelände der Platz vor dem technischen Rathaus.
  • Die Judengasse war von 1462 bis 1796 das Frankfurter Ghetto. Mehrmals niedergebrannt und wiederaufgebaut wurden ihre Reste 1874 bis 1888 abgerissen. Einzig die Synagoge und das Rothschildhaus blieben zunächst erhalten. Die Synagoge fiel 1938 den Novemberpogromen zum Opfer, das Rothschildhaus 1944 dem Bombenkrieg.
  • Der Krautmarkt war ein Platz am Ausgang der Bendergasse zum Dom. Die barocken Steinhäuser des späten 18. Jahrhunderts wurden 1944 restlos zerstört.
  • Der Markt galt als historisch wichtigste Altstadtgasse Frankfurts. Über ihn verlief der Krönungsweg der deutschen Kaiser vom Dom zum Römer. Die zahllosen, größtenteils reich verzierten Fachwerkbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts wurden 1944 zerstört. Anfang der 70er Jahre wurde das Gelände mit dem Technischen Rathaus und der U-Bahn-Station Römer überbaut.
  • Die Mehlwaage am Garküchenplatz war 1719 erbaut worden. Im Erdgeschoss wurde das Mehl amtlich gewogen und verzollt, die Obergeschosse dienten bis 1866 als städtisches Gefängnis. 1938 wurde das Gebäude aufwendig renoviert, 1944 zerstört.
  • Der Nürnberger Hof war ein umfangreicher Baukomplex aus dem 13. Jahrhundert. Er wurde bereits 1905 beim Bau der Braubachstraße weitgehend abgerissen. Der Rest erlitt 1944 schwere Bombenschäden und wurde 1953 bis auf den barocken Torbau zugunsten der Berliner Straße abgerissen.
  • Das Roseneck war eine sehr schöne Fachwerk-Häusergruppe südlich des Doms. Es wurde 1944 restlos zerstört.
  • Die Saalgasse verlief südlich der Alten Nikolaikirche parallel zur Bendergasse. Ihre zahlreichen mehrstöckigen Fachwerkbauten und einigen Steinbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts wurden 1944 zerstört und die Reste nach dem Krieg abgeräumt. Die Südseite wurde in den 50er Jahren neu bebaut, auf der Nordseite entstand Anfang der 80er Jahre eine Reihe postmoderner Stadthäuser.
  • Die Scharnhäuser am Heilig-Geist-Plätzchen in der Saalgasse waren zwei barock veränderte, spätgotische Fachwerkbauten mit öffentlichen Durchgängen in ihren Erdgeschossen auf Holzsäulen. Um eines der Gebäude führte Johann Wolfgang Goethe in den 1770er Jahren einen erfolgreichen Gerichtsprozess. Die Gebäude brannten 1944 nieder und wurden bis 1950 abgeräumt.
  • Am Weckmarkt südlich des Domes lagen mit dem 1399 entstandenen Leinwandhaus und der ehemaligen Stadtwaage von 1504 zwei der bedeutendsten mittelalterlichen Steinbauten Frankfurts. Die Stadtwaage wurde um 1880 von Dombaumeister Franz Josef Denzinger im neugotischen Stil umgebaut. Sie beherbergte bis zur Zerstörung 1944 das Stadtarchiv. Die Ruine des Leinwandhauses wurde 1982 wiederaufgebaut.
  • Der Weiße Hirsch am Großen Hirschgraben war eines der wenigen Anwesen in der Altstadt, die über einen großzügigen Garten verfügten, der allerdings teilweise bis in die Neustadt reichte. 1592 erstmals als Gasthof erwähnt, kam er 1753 in den Besitz der Hugenotten-Familie Gontard. Um 1790 im klassizistischen Stil umgebaut, war er eines der prächtigsten Häuser Frankfurts. 1795 bis 1800 lebte hier der Dichter Friedrich Hölderlin als Hauslehrer der Familie Gontard. 1872 wurde der Weiße Hirsch abgerissen und der Garten überbaut, um einen Straßendurchbruch zu den Frankfurter Westbahnhöfen zu ermöglichen. Auf dem Gelände liegen heute das Hotel Frankfurter Hof, der Kaiserplatz und der Commerzbank Tower.
  • Das 1228 gegründete Weißfrauenkloster und die Weißfrauenkirche gehörten zu den ältesten Sakralbauten Frankfurts. 1542 nach Einführung der Reformation wurde das Kloster in eine Anstalt zur Versorgung hiesiger bedürftiger Jungfrauen und Witwen lutherischen Bekenntnisses umgewandelt, deren Rechtsnachfolger heute noch bestehen. Während die Klostergebäude 1912 abgerissen wurden, blieb die Kirche bis 1944 das geistliche Zentrum der westlichen Altstadt. Im Bombenkrieg schwer beschädigt, wurden die Reste der Kirche 1953 für die Verbreiterung der Weißfrauenstraße abgerissen.

Kultur

In der Altstadt befinden sich zahlreiche Museen, die zum sogenannten Museumsufer entlang des Mains gerechnet werden, darunter das Jüdische Museum, das Archäologische Museum im Karmeliterkloster, das Historische Museum mit dem Schwerpunkt Stadtgeschichte, die Kunsthalle Schirn sowie das Museum für Moderne Kunst. Das Steinerne Haus, Sitz des Frankfurter Kunstvereins, das Leinwandhaus sowie das Literaturhaus Frankfurt in der Alten Stadtbibliothek sind wichtige Domizile der Frankfurter Kunstszene, die ihren Sitz in drei wiederaufgebauten historischen Gebäuden haben.

Unter den Frankfurter Theatern haben drei, nämlich die Komödie, das Volkstheater und das Kabarett Die Schmiere, ihre Spielstätten in der Altstadt. Trotzdem ist die Altstadt abends im allgemeinen nicht sonderlich belebt, außer bei Großveranstaltungen wie dem Museumsuferfest. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden zahlreiche Fußballspiele in die eigens dafür errichtete Mainarena übertragen, ein Freilichtkino für rund 15.000 Besucher am nördlichen Mainufer.

Quellen und weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Architekten- & Ingenieur-Verein (Hrsg.): Frankfurt am Main und seine Bauten. Selbstverlag des Vereins, Frankfurt am Main 1886
  • Johann Georg Batton: Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main - Band I - VI. Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1861 - 1875
  • Hartwig Beseler, Niels Gutschkow: Kriegsschicksale deutscher Architektur. Verlust – Schäden – Wiederaufbau. Bd 2. Süd. Karl Wachtholz, Neumünster 1988, Panorama, Wiesbaden 2000. ISBN 3-529-02685-9, ISBN 3-926642-22-X
  • Friedrich Bothe: Geschichte der Stadt Frankfurt am Main. Verlag Wolfgang Weidlich, Frankfurt 1977. ISBN 3-8035-8920-7
  • Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.): Frankfurt am Main – Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1991. ISBN 3-7995-4158-6
  • Georg Hartmann, Fried Lübbecke (Hrsg.): Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis. Verlag Sauer und Auvermann, Glashütten 1971
  • Anton Horne: Geschichte von Frankfurt am Main in gedrängter Darstellung. Kesselring, Frankfurt am Main 1902
  • Vorlage:Kalusche
  • Georg Ludwig Kriegk: Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen. Heyder und Zimmer, Frankfurt am Main 1871
  • Fried Lübbecke: Das Antlitz der Stadt. Nach Frankfurts Plänen von Faber, Merian und Delkeskamp. 1552-1864. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1952,
  • Carl Wolff, Julius Hülsen, Rudolf Jung: Die Baudenkmäler von Frankfurt am Main - Band I - III. Selbstverlag/Völcker, Frankfurt am Main 1896 - 1914

Einzelnachweise

  1. FAZ vom 7. Mai 2007
  2. Chronik der Frankfurter Feuerwehr
Commons: Frankfurt-Altstadt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien