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Sloupsko-šošůvské jeskyně

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Elisabeth-Höhle

Das Höhlensystem Sloupsko-šošůvské jeskyně liegt im nördlichen Teil des mährischen Karstes in Tschechien, zwischen den Orten Sloup und Šošůvka unweit der Stadt Blansko. Es ist eines der vier öffentlich zugänglichen Höhlensysteme im mährischen Karst. Im Inneren der Höhlen finden sich reiche Tropfstein-Formationen.

Beschreibung

Die Höhlen bilden ein ausgedehntes System aus Hallen, Gängen und Kaminen, die sich Devon-Kalk des mährischen Karstes gebildet haben. Das System teilt sich in zwei Etagen. Die obere Etage ist trocken und teilweise für Besucher zugänglich, die untere Etage wird von unterirdischen Wasserläufen durchflossen. Insgesamt wurden bisher 4.200 Meter Gänge von Speläologen begangen. Es gibt fünf Eingänge, von denen zwei für touristische Zwecke ausgebaut sind. Der Haupteingang ist 8 Meter hoch und 20 Meter breit.

Die bekannten Hohlräume bestehen aus vier Teilen: die Höhlen Nicová, die Elisabeth-Höhle, der Komplex Staré skály (Alte Felsen) und die Höhle Šošůvská jeskyně. Die Elisabeth-Höhle ist die bekannteste von ihnen. Sie verfügt über eine ausgezeichnete Akustik und wird darum gelegentlich für Kammermusik-Konzerte genutzt. Zum Komplex wird auch die Höhle Kůlna gezählt, wo Überreste vorzeitlicher Besiedlung gefunden wurden. Charakteristisch für das gesamte System ist der fragile und farbige Tropfstein-Schmuck mit bis zu drei Meter hohen Stalaktiten. Die durchschnittliche Temperatur beträgt 7–8° Celsius. Der Komplex der Sloupsko-šošůvské jeskyně ist mit der größten tschechischen Höhle, der Amateurhöhle, verbunden. Dadurch entsteht ein Höhlensystem mit einer Gesamtlänge von fast 35 Kilometern.

Die Höhlen sind ein wichtiges Überwinterungsquartier für Fledermäuse. Das Naturreservat Sloupsko-šošůvské jeskyně wurde im Jahr 2004 auf 7,80 Hektar ausgerufen.

Geschichte

Die Felsen Sloupské skály im Jahr 1857

Teile des Höhlensystems waren Wohn- und Zufluchtsort vorzeitlicher Menschen. Im Inneren fanden sich Skelette von Höhlenbären, Hyänen und Löwen, der Kiefer eines Neanderthaler-Kindes, bis zu 120.000 Jahre alte Stein-, Geweih- und Knochenwerkzeuge sowie Gegenstände aus der Bronzezeit.

Im Jahr 1669 beschrieb der Brünner Stadtphysicus Johanes Ferdinandus Hertod von Todtenfeld in seinem Werk Tartaro–Mastix Moraviae erstmals die Höhlen bei Sloup. Den Abgrund, der seinen Namen trägt, entdeckte der Mathematiker und Physiker Johannes Anton Nagel im Jahr 1748. Die Elisabeth-Höhle ist seit dem Jahr 1879 bekannt und seit 1881 für Besucher zugänglich. Der übrige Teil des Höhlensystems wurde vor allem in den Jahren 1889-1915, unter anderem von dem bekannten Gelehrten Karel Absolon, erforscht.

Am Ende des Jahres 2005 gelang es Speläologen erstmals, die unterirdischen Flüsse Sloupský potok und Punkva zu durchqueren und somit vom Komplex der Sloupsko-šošůvské jeskyně in die Amateurhöhle zu gelangen.

Besucher-Trasse

Eingang zum Höhlensystem

Die Höhlen sind von März bis November zugänglich. Die Besucher-Trasse ist 1,5 Kilometer lang und führt über die Höhle Nicová und die Elisabeth-Höhle durch einen künstlich angelegten Gang in den größten Teil des Höhensystems – den Staré skály. Dieser Teil beginnt mit dem mächtigen Gotischen Gang, an dessen Ende sich der 65 Meter tiefe Abgrund Stupňovitá propast befindet. Der nächste Stopp ist beim Abgrund Kolmá propast, aus dem man in die von Karel Absolon im Jahr 1900 entdeckten Räume eintritt. Der Abgrund Nagelova propast ist über zwei Brücken zugänglich. Vom Dach bis zum Wasserspiegel des Sloupský potok ist er etwa 90 Meter tief. Von hier führt der Weg zum Gang Trámova chodba, der in den 260 Meter langen Gang Stříbrná chodba übergeht. Ein künstlicher Zugang führt in die etwas kleinere Höhle Šošůvská jeskyně mit ihrem reichen Tropfstein-Schmuck. Über die Halle Brouškova pohádková síň mit dem einzigartigen Stalagmit „Svícen“ (Leuchter) gelangt man in die Halle Riegrova síň. Der Abgrund Černá propast schließlich reicht bis zum Wasserspiegel des Sloupský potok in einer Tiefe von 70 Metern.

Das Tal Sloupské údolí

Vor der Höhle befinden sich zwei markante Naturerscheinungen. Das erste ist ein Komplex aus drei Felsblöcken, die direkt nebeneinander auf dem Felsen über dem Parkplatz liegen. Sie heißen Otec, matka a syn, (Vater, Mutter und Sohn). Eine Dominante der Landschaft bildet die Kalksteinsäule Hřebenáč, bei welcher der Bach Sloupský potok im Abgrund versickert. Der etwa 20 Meter hohe Felsen gab wahrscheinlich dem Dorf Sloup (tschech.: Säule) seinen Namen.

Literatur

  • Musil, Rudolf: Sloupsko-šošůvské jeskyně - jeskyní bludiště pod bradinami. Gloria, 2002.