Kirchlinteln (Kernort)
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde
Der Kernort Kirchlinteln (niederdeutsch Kerklinteln) der gleichnamigen Landgemeinde im Landkreis Verden hat rund 2500 Einwohner. Er ist die größte Ortschaft der Gemeinde, Sitz der wichtigsten Verwaltungseinrichtungen, Standort von Schulen, Polizei und einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde.
Geografie
Kirchlinteln liegt in einer ländlichen, leicht gewellten und stark bewaldeten Landschaft, rund 10 Kilometer östlich von Verden (Aller). Direkt nordöstlich der Ortschaft beginnt die Lintelner Geest, ein den Landkreis Verden berührender Ausläufer der Lüneburger Heide. Südlich wird der Ort durch die Autobahn vom sogenannten Kleinbahnwinkel, einer Gruppe von Dörfern innerhalb der Gemeinde Kirchlinteln, abgegrenzt. Der Ort Kirchlinteln wird von dem meist trocken liegenden und zum Großteil kanalisierten Gibbach, der von den Einheimischen "die Reith" genannt wird, durchflossen. Dieser mündet bei Weizmühlen in den Gohbach, einem Zufluss der Aller.
Geschichte
Der Name "Lintlo" für den Ortsteil Kirchlinteln wird erstmals 1123 in einer Urkunde erwähnt. Kirchlinteln war zunächst Teil des Territoriums Verden, das nach dem Dreißigjährigen Krieg zum schwedischen Gebiet Bremen-Verden gelangte. Nach einem kurzen dänischen Intermezzo wurde Kirchlinteln 1715 Teil des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, aus dem nach den napoleonischen Kriegen 1814 das Königreich Hannover wurde. Von 1866 wurde Hannover nach dem Deutschen Krieg von Preußen besetzt und blieb bis 1946 preußische Provinz. Einen Aufschwung als Zielort für den Fremdenverkehr und Ausflugstourismus erlebte Kirchlinteln mit dem Bau der Amerikalinie 1874. Bis ins 20. Jahrhundert hinein nannte sich der Kernort Kirchlinteln noch amtlich Großlinteln. 1946 wurde Kirchlinteln Teil des wiedererrichteten Landes Hannover, das sich im selben Jahr mit Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Oldenburg zum Land Niedersachsen vereinte. Nach dem Krieg siedelten sich viele Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde an. Seit den 1990er Jahren wurden neue Wohngebiete erschlossen und viele Baulücken bebaut.
Ortsbild
Kirchlinteln wird in Ost-West-Richtung von der Hauptstraße durchzogen, an der die wichtigsten Geschäfte und der Lintler Krug, eine ehemalige Gastwirtschaft aus dem 18. Jahrhundert, die heute als öffentlicher Veranstaltungsraum der Gemeinde genutzt wird, liegen. Im Norden bildet die ebenfalls in Ost-West-Richtung verlaufende, Amerikalinie genannte Eisenbahnstrecke die nördliche Begrenzung der Ortsbebauung. Nördlich der Hauptstraße bis zur Eisenbahnstrecke befindet sich der historische Ortskern mit viel Fachwerkarchitektur im regionalen niedersächsischen Baustil und der leicht erhöht liegenden St. Petri-Kirche sowie einem parkähnlichen Dorfplatz, der beispielsweise für den alljährlichen Rübenmarkt als Festplatz genutzt wird. Um diesen historischen Ortskern herum wurden seit der ersten Ansiedlungswelle durch Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute weite Siedlungsgebiete mit Einfamilienhäusern erschlossen. Direkt südöstlich der Hauptstraße in Nachbarschaft zum Geschäftszentrum der Gemeinde liegen das Rathaus, die Feuerwehr, die Polizei, eine Sozialstation, ein Bauhof und ein Kindergarten. In einem kleinen Gebiet nordwestlich der Eisenbahn im Bereich des ehemaligen Bahnhofes wurde ein Gewerbegebiet erschlossen.
Verkehr
Straße
Kirchlinteln liegt an der Landesstraße 171 Verden (Aller) - Visselhövede, auf der starker Durchgangsverkehr herrscht. Die Autobahnabfahrt Verden-Ost an der Bundesautobahn 27 befindet sich zwar noch auf verdener Stadtgebiet, ist aber von Kirchlinteln aus innerhalb kürzester Zeit erreichbar, so dass viele Berufspendler in Richtung Bremen diese Verkehrsanbindung nutzen. Zur Zeit wird der Bau einer Entlastungsstraße diskutiert, über welche insbesondere der von der Autobahn zum Gewerbegebiet führende Lastverkehr, der bisher durch das Ortszentrum fährt, westlich und nördlich um die Ortschaft herumgeführt werden soll.
ÖPNV
Es besteht ein Linienbusverkehr der Verdener Verkehrsgesellschaft, der den Ort mit der Kreisstadt Verden verbindet. Ferner gibt es ein Anruf-Sammeltaxi-System zur Versorgung der kleineren Ortschaften in der Umgebung. Aus Einsparungsgründen ist eine Neustrukturierung des öffentlichen Nahverkehrs vorgesehen. Wie diese im Einzelnen aussehen wird, ist noch nicht endgültig geklärt.
Schienenverkehr
1987 wurde der Bahnhof an der Bahnstrecke Uelzen–Langwedel geschlossen, verschiedene Kommunalpolitiker setzten sich in der Vergangenheit für eine Wiedereinrichtung eines Bahnhaltepunktes in etwas zentralerer Lage ein.
Wirtschaft
Kirchlinteln besitzt entlang der Hauptstraße ein kleines Geschäftszentrum mit mehreren Einkaufsmärkten, Gastronomie, Apotheke, Arzt- und Zahnarztpraxen. Im Bereich des ehemaligen Bahnhofs befindet sich ein Gewerbegebiet. Man bemüht sich seitens der Gemeinde um einen ländlichen Tourismus. Ab April 2009 ist auf dem Gelände westlich des Lintler Kruges ein Wochenmarkt geplant.
Vereinsleben
In Kirchlinteln existiert als Sportverein der TSV Kirchlinteln. Daneben gibt es einen Heimatverein, einen Männergesangverein, einen Schützenverein, die Freiwillige Feuerwehr Kirchlinteln, einen Kultur- und Förderverein, der sich um die Nutzung des Lintler Kruges kümmert. Außerdem sind die bundesweit tätigen politischen Parteien mit Ortsverbänden vertreten. Daneben gibt es noch eine Reihe kleinerer Vereine und organisierter Gruppierungen.
Brauchtum
Seit 1660 wird der Rübenmarkt - ein Volksfest - gefeiert. Als Veranstaltungszentrum für Laientheater und Bürgerversammlungen unterschiedlichster Art wird zurzeit die ehemalige Gastwirtschaft Lintler Krug im Ortszentrum genutzt. Zu diesem Zweck wurde sie von der Gemeinde gepachtet, ein späterer Kauf wird beabsichtigt. Weitere Feierlichkeiten sind das alljährliche Schützenfest und die Osterfeuer.
Sehenswürdigkeiten
- St. Petri-Kirche
- Ortszentrum mit alten Fachwerk-Bauernhäusern
- Gebäudekomplex Lintler Krug (Fachwerkarchitektur des 18. Jahrhunderts)
- Lindhoopdenkmal
- Hügelgräberheide
- alte Hohlwege in der Hügelgräberheide
Literatur
- Robert Kienzle: Chronik Kirchlinteln. 1969
- Günter Lühning u. Hermann Meisloh: Kirchlinteln und seine 17 Ortsteile. 1983