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Thasos (Antike)

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Thasos (Griechenland)
Thasos (Griechenland)
Thasos ohne Koordinaten
Die Lage des antiken Inselstaates Thasos auf der Karte von Griechenland.
Lage der antiken Stadt Thasos auf der gleichnamigen Insel

Koordinaten: 40° 43′ N, 24° 40′ O

Der antike Inselstaat Thasos (Vorlage:ELSneu) mit seiner Hauptstadt Thasos auf der gleichnamigen Insel entwickelte sich ab etwa 680 v. Chr. im Zuge der griechischen Kolonisationen in der Nordägäis. Bereits ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. kamen Stadt und Insel zu großer Bedeutung in der griechischen Welt und zu höchster Blüte, was mit Abstrichen und Unterbrechungen Jahrhunderte anhielt. Im 7. Jahrhundert n. Chr. war dann jedoch die antike Stadt zerstört und verödet.

Gründung und Entwicklung der antiken Stadt

35 km vom Festland entfernt, unter dem Schutz des Kap Evraiokastro im Osten und des Kap Pachys im Westen, profitiert die antike Stadt von einer Zahl von Vorteilen, die die Kolonisatoren aus Paros nutzen konnten. In günstiger geographischer Lage, an einem Kreuzungspunkt der Seewege, in einer fruchtbaren und wasserreichen Küstenebene, mit anstehendem Marmor in unmittelbarer Nähe, einer Akropole nahe am Meer, ließ sich eine geschützte Siedlung entwickeln.

Vorkoloniale Zeit

Blick auf Thasos-Stadt, aus Süd; die Akropolis, von rechts: Pythion-Gipfel mit Genueser-Zitadelle, Athenaion-Plateau und Pan-Gipfel

Im Bereich der antiken Stadt Thasos befanden sich nach archäologischen Erkenntnissen in vorkolonialer Zeit verschiedene Siedlungsstellen. Baureste und datierbare Keramik aus den Wohnvierteln am Hermes-Tor zeugen von der Gründung und Entwicklung eines ausgedehnten Wohnbereiches, der im 8. Jahrhunderts v. Chr. angelegt und bis in die frühchristliche Zeit genutzt wurde. Auch im Bereich des Herakleion und des Dionysion haben sich Hinweise auf prähistorische Besiedlung Ende des 8., Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr. ergeben. Eine mächtige Eisenschlackenschicht aus archaischer Zeit im Bereich des Artemis-Tempels lässt frühe berg- und hüttenmännische Aktivitäten als gegeben erscheinen.


7. Jahrhundert v. Chr.

Datei:Skizze der antiken Stadt 15.jpg
Skizze der antiken Stadt Thasos

Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. entsteht im Südwesten der bedeutendste Kultbezirk der Stadt, das Herakleion, zu Ehren des melkartischen Herakles, mit einem bescheidenen Tempel (10 x 7 m) mit Opfergruben im Norden und einem mittig angeordneten Altar. Das Artemision wird im Zentrum der geplanten Stadt errichtet. Unter den verschiedenen Grabungsfunden befanden sich als Opfergaben Gefäße und Terrakotten aus der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. bis in römische Zeit, eine Tatsache, die die frühe Blüte des Kultes an dieser Stelle, sowie den lang anhaltenden Bestand des Heiligtums nachweisen.

Auf dem Fels des nördlichen Akropolis-Gipfels wird eines der wichtigsten Verehrungsstätten der Stadt, das Pythion, mit dem Tempel des Pythischen Apollon errichtet. Den Zugang zum Temenos schmückten die Reliefs eines Panthers und eines Löwen. Besonders eindrucksvoll ist im Osten des Pythion ein mächtiger, bis auf 10 m Höhe erhaltener antiker Abschnitt der Stadtmauer von 30 m Länge aus großen, flachen Gneisblöcken. An dessen Fuß entdeckte man im Jahre 1914 den heute im Museum der Stadt stehenden Kouros. Auf dem mittleren Felsengipfel der Akropolis wird Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. auf einer nach Nordwesten angeschütteten Terrasse der erste archaische Tempel der Athena Poliouchos und Patroie, der Stadtgöttin und Schützerin der Stadt, geweiht: Fundamente auf einer Länge von 16 m innerhalb der Cella des etwa 150 Jahre später errichteten Tempels, Reste einer hangseitigen Terrasse und Bruchstücke von Keramikfigurinen, Vasen und Votivschalen weisen auf archaischen Ursprung hin.

Die Gründungsplätze der bedeutendsten Heiligtümer, des Artemision, des Herakleion im Bereich der unteren Stadt, sowie des Pythion und des Athenaion auf der Akropolis, sind früh festgelegt worden und dienten als feste Punkte bei der räumlichen Stadtplanung. Am Ende des 7. Jahrhunderts, entwickeln sich zwei Siedlungs- und Wohnbereiche, wovon der eine um das Herakleion, der andere nahe am Artemision liegt. Sie sind durch eine Straße verbunden, die zwischen Akropolis und Meer einer Isohypse in Südwest-Nordost-Richtung folgend in ihrem Verlauf bis in die Kaiserzeit erhalten geblieben ist. Diese breite plattenbelegte Hauptverkehrsachse, auch „Straße des Heiligtums der Chariten“ genannt, führt schließlich vom Caracalla-Bogen im Südwesten bis zur Passage der Theoroi im Osten.

6. Jahrhundert v. Chr.

Herakleion aus Südwest

Am nordöstlichen Ende der Straße der Theoroi wird das meistverehrte Monument der Stadt, das des '''Glaukos''', einem der Gründerväter der Stadt, der mit Archilochos im 7. Jahrhundert v. Chr. die Insel kolonisierte, aufgerichtet. Das Denkmal wird später in die nordöstliche Säulenhalle der Agora versetzt.

Die wichtigsten frühen Verehrungsstätten werden vergrößert: Das Herakleion erfährt Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. eine Erweiterung auf eine Fläche von 85 x 50 m. Im Zentrum des eingetieften ummauerten Zentralplatzes liegt der frühe Altar (13 x 5,70 m), im Süden wird ein Gebäude mit Säulenvorhalle und fünf Räumen errichtet, welche wahrscheinlich für Bankette bei Kultfeiern genutzt wurden. Auf den Altar ausgerichtet entsteht auf erhöhter Terrasse anstelle des ersten frühen Heiligtums ein dorischer Antentempel (17,4 x 7,4 m). Auch im Artemision wird auf hoher Terrasse (33 x 33 m) ein Altar oder Tempel erbaut. Südlich des Herakleion und nördlich des Hermes-Tors wachsen neue Wohnviertel. Zwischen diesen beiden Siedlungsbereichen entwickelt sich ein städtischer Platz, die später ausgebaute Agora. Bei den heute noch eindrucksvollen Ruinen des Athenaion handelt es sich um ein zum Ende des 6., Beginn des 5. Jahrhundert geschaffene Plattform von 55 x 35 m. Diese ist über der ersten Terrasse des 7. Jahrhunderts v. Chr. an den anstehenden Fels aufgeschüttet und im Westen und Norden von einer hohen Stützmauer aus mächtigen, rechtwinkligen Marmorblöcken umgeben. Der darauf neu errichtete amphiprostyle Athena-Tempel besteht aus einem westlichen Pronaos, einer Cella und einem östlichen Opisthodom. Der Altar wird westlich des Pronaos vermutet. Der Zugang erfolgt an der Ostseite über ein monumentales, über 8 m angestuftes Propylon. Gleichzeitig ist die im Süden angrenzende Stadtmauer in Bau. Die in der Mauer verbauten Marmorblöcke stammen aus dem zerstörten archaischen Tempel. Das Thesmophorion, ein Heiligtum der Demeter und der Kore, wird in das Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Es steht im äußersten Norden von Kap Evraiokastro über einer etwa 30 m langen Stützmauer aus großen Gneisblöcken. Funde von gebrannten Traufziegeln, Figurinen und Inschriften, die die Verehrung von Zeus, Athena, Artemis und der Nymphen bezeugen, weisen auf Opfer- oder Dankfeste hin, die ab etwa 480 v. Chr. zu Ehren der Athena Patroie von den thasitischen Frauen [1], den Patrai, außerhalb der Stadtmauern gefeiert wurden.

5. Jahrhundert v. Chr.

Stützmauer des Athena-Tempels auf der Akropolis aus Nordwest

Der wachsende Reichtum und die starke Bautätigkeit der Stadt basieren zu einem nicht unwesentlichen Teil auf dem in diesem Jahrhundert erfolgenden untertägigen Goldabbau innerhalb des Stadtbereiches, unter der Akropolis von Thasos. Eine der Verbindungen aus der Stadt zu den Stolleneingängen stellt die vom Artemision zur südlichen Höhe der Akropolis geführte Straße dar. Auf dem Felsgipfel entsteht das Pan-Heiligtum, eine halbkreisförmige, im Inneren mit einer Bankett-Szene geschmückte Nische.

Das Jahrhundert der großen architektonischen Realisierungen in der Stadt beginnt mit dem Bau der Stadtmauer, die der Manifestierung von Macht und Reichtum dient und gleichzeitig die Grenzen der antiken Stadt festlegt. Der Kreis der Umwallung ist etwas mehr als 4 km lang und umfasst einen Bereich, der bis dahin nur wenig bewohnt ist. Zum Schutz des geschlossenen Hafens erhält dieser eine eigene Hafenmauer. Der Mauerbau fällt in die Zeit der persischen Bedrohung. Nach Belagerung der Stadt durch Histiaios, forcieren die Thasiten den Schiffbau und verstärken die Stadtmauer [2]. Wenige Jahre später muss diese Umwallung auf Befehl des Darius geschleift werden, woraufhin die Thasiten diese umgehend wiederum restaurieren. Im Jahre 463 v. Chr. befehlen die Athener, die Mauer niederzureißen. Eine neuerliche Instandsetzung erfolgt gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. Weitere Wiederherstellungen folgen.Trotz dieser Wechselfälle stammt der heute sichtbare Teil der Mauern noch aus dem 5. Jahrhundert. Bei einer durchschnittlichen Stärke von 2 m ist die Mauer in Schalenbauweise, aus äußeren Gesteinsblöcken und dazwischen gefüllter und gestampfter Erde oder Steinen, aufgebaut. Der äußere Mauerverband variiert. So findet man abschnittsweise polygonales Mauerwerk, oder aber eine Konstruktion aus groben, teilweise zyklopenhaften Marmorblöcken. Zwischen Pythion und Theater herrschen Steinschichtungen aus langen Gneisblöcken vor, abschnittsweise auch gemischt aus Gneis und Marmor. Die geläufigste Mauerart besteht aus gleichmäßig gehauenem und geschichtetem Marmor. Unterhalb des Pan-Abbruchs liegt ein mächtiger, aus der Mauer gestürzter Block mit eingemeißelten großen apotropäischen Augen. Mehr als 15 Türme und Eckbastionen werden in die Stadtmauer integriert, darunter der prächtige Turm am Tor des Zeus und der Hera und eine ungewöhnliche Turm-Bastion mit imposanter Marmortreppe am Pan-Abbruch.

Eckbastion am Parmenion-Tor, von Ost
Ausfalltor (Poterne), aus Süd

Elf Stadttore werden angelegt, wovon fünf, einzigartig in Griechenland, auf den Durchgangsseiten mit Reliefs geschmückt sind, auf denen Götter oder Heroen als Beschützer der Stadt dargestellt sind: das Tor des Hermes und der Chariten mit einer männlichen Gestalt, über die Schulter gehängtem Mantel, auf die Stadt zuschreitend, hinter ihm drei verhüllte weibliche Gestalten; das Tor der Göttin auf dem Wagen oder Triumph-Tor, eine Reliefdarstellung der Göttin Artemis auf einem von zwei Pferden gezogenen Wagen im fein gefälteltem Umhang, die Zügel in der linken Hand, das Gespann führend eine männliche Gestalt (Hermes); der monumentale Tor-Turm des Zeus und der Hera mit der Darstellung der thronenden Hera, das Zepter in der Hand, davor die geflügelte Botin Iris; das bedeutendste Tor der Stadt, das des Herakles und des Dionysos, mit einer Breite von 4,75 m, einer Inschrift, die Zeus, Semele und Alkmene als Beschützer der Stadt benennt, darunter ein Relief des als Bogenschütze knienden Herakles im Löwenfell, gegenüber die Darstellung des Dionysos mit Mänaden; das Tor des Silen, mit einem monumentalen Relief von 2,4 m Höhe, dem größten bekannten Figuren-Relief in der griechische Welt, einen in Richtung Stadt gehenden und einen Kantharos haltenden Silen zeigend, darunter eine Giebelnische für Opfergaben; ein mächtiges Ausfalltor, eine Poterne zwischen Silen- und Parmenon-Tor; das Tor des Parmenon mit der Inschrift Parmenon hat mich gemacht.

Tor des Parmenon, aus Südost

470 – 460 v. Chr. entsteht im Bereich des öffentlichen Platzes ein zweigeschossiger Bau (55 x 13 m). Die Zugänge in die sieben Räume zu der nordöstlich entlang des Gebäudes verlaufenden Straße hin, sowie in die acht Räume zur Agora hin, lassen vermuten, dass es sich um das Prytaneion, den Sitz des Magistrats der Stadt, handelt. Dieses Gebäude wurde bis in die späte Kaiserzeit genutzt. Die Hauptverkehrsader erfährt um 480 v. Chr. an ihrem Ostende eine monumentale und spektakuläre Verlängerung durch den Bau der Passage der Theoroi. Der 11 m lange, plattenbelegte Durchgang zeigt Reliefs mit Darstellungen des Apollon und der Nymphen an der Westseite und des Hermes mit den Chariten an der Ostseite. Die zugehörigen Inschriften geben Opfervorschriften wieder. Auf Nymphen- und Charitenkult deuten Opfernischen im Durchgang hin, auf den Wänden sind Listen der thasitischen Kultbeamten, der Theoroi, eingemeißelt.

Auf der ausgegrabenen Stele des Hafens finden sich drei Straßen in der damaligen Stadt: Die „Straße des Heiligtums der Chariten“ als die große Lebensader zwischen Herakleion und Artemision, die „Straße entlang des Prytanaion“, und die „Straße vom Herakleion zum Tor bei den Fischen“. Der ursprüngliche Hafen der Stadt liegt in der Bucht direkt südwestlich von Kap Evraiokastro. Er war vermutlich im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. ohne Anlegestelle und Wellenschutz. Die nördliche Mole, deren Fundamente heute noch unter Wasser sichtbar sind, wird um 500 v. Chr. erbaut und weist eine Länge von etwa 110 m und eine Breite von 18 m auf. Am Kopf der Mole wird ein mächtiger Turm von etwa 20 m Durchmesser aufgesetzt. Auf der Molen-Nordseite entsteht ein Wall, der in Stärke und Höhe der Stadtmauer entspricht und dem Wind- und Wellenschutz gedient haben dürfte. Der zweite Hafen der Stadt, der Geschlossene Hafen, der ausschließlich als Kriegshafen dient, wird zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. durch ins Meer ragende Molen, Mauern und Leuchttürme umfassend geschützt. Die thasitische Flotte besitzt zu Beginn des Jahrhunderts 45 bis 50 Trieren, für deren Erhaltung an den drei Innenseiten des Hafens 15 Schutzbauten, Neorien, aufgebaut sind. Manche der Grundmauern sind Unterwasser noch erhalten. Der Hafen wird stadtseitig durch eine Mauer geschützt.

Wohnbezirk am Hermes-Tor (Haus Dimitriades), aus Nordwest
Wohn-,Handwerk- und Geschäftsbezirk am Silen-Tor, aus Nord

Das für Thasos gigantische Unternehmen des Mauerbaus wird zur selben Zeit begleitet von mehreren umfangreichen baulichen Tätigkeiten in den kultischen, öffentlichen und privaten Bereichen: Die Wohnbezirke werden von der Gegend nördlich des Hermes-Tores (Haus des Dimitriades) bis zum Zeus-Tor nach Südwest und zum Silen-Tor nach Süden erweitert. Im Artemision betritt man jetzt über die Treppe eines monumentalen Propylons den Platz mit einem großen rechteckigen Altar und den Tempelbereich der Schutzgöttin Artemis. Neu gebaut werden eine große rechteckige Opfergrube, angelehnt an die untere Terrassenmauer, sowie eine zweite runde Opfergrube auf dem Platz unterhalb des Heiligtums; im Herakleion wird der Tempel des 7. Jahrhunderts durch den Neubau eines Antentempel mit einer Cella von 13 x 9 m ersetzt. Die Ostseite wird bebaut mit einer Galerie von 8 x 63 m, die Südseite mit den Räumen für die Versorgung der an den Opferfesten teilnehmenden Bürger. Die Terrasse des Pythion wird nach Westen erweitert und mit einer 40 m langen Stützmauer versehen. Ende des 5., Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. entsteht hinter der Stadtmauer am Meer, innerhalb einer Umwallung aus gleichförmigen regelmäßigen Blöcken das Poseidonion (49x33 m). Ein monumentaler 2-türiger Zugang aus Nordwest führt durch eine Säulenreihe in den Innenhof. Die rechte Seite des Hofes ist bebaut mit einer Reihe von 6 Räumen mit vorgesetzter Säulenhalle, die wohl als Gästeunterkünfte (Hestatorien) bei den Winterfeiern zu Ehren Poseidons dienten. Im mittleren Hof befinden sich von Nordost nach Südwest verschiedene Konstruktionen: eine runde Basis als Sockel einer Statue, ein rechtwinkliger Altar und die Plattform einer kleinen Kapelle. Hier kommen die Statuetten einer weiblichen Göttin reitend auf einem Delphin, einer Aphrodite Pelagia oder Amphitrite zur Aufstellung. Vor dem Zugang zum Heiligtum steht gegenüber dem Tor der Göttin ein Altar, der die Inschrift Hera des Hafens trägt. Während die Lage der alten Nekropolen des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. bis heute unbekannt geblieben ist, sind aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. viele Sarkophage sichergestellt und Gräber aufgedeckt worden. Aus dieser Zeit stammen auch zahlreiche wertvolle Grabstelen.

4. und 3. Jahrhundert v. Chr.

Akropolis-Bergwerk Thasos: Schematischer Schnitt entlang der zentralen Hauptabbaue und Projizierung der Akropolis-Gipfel in die Schnittebene N 23 Grad W mit Ansatz am Mundloch 1

Nach den politischen und militärischen Wirren des 5. Jahrhunderts gilt das 4. Jahrhundert v. Chr. für Thasos als eine Periode der wirtschaftlichen Prosperität. Unter der Akropolis wird weiterhin der ertragreiche Goldabbau vorangetrieben. Die günstige Situation drückt sich deutlich in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Stadtentwicklung und -Architektur aus, ganz konkret vor allem aber in der Platzierung und Strukturierung der Agora.Die Auslegung der Anlage wird in den generellen Linien auf der etwa 120 x 140 m großen trapezförmigen Fläche festgelegt. Die spärlichen Reste von Baulichkeiten des 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. im Norden und in der Westecke des Platzes sind unbedeutend. Als frühester, innerhalb des Platzes erstellter Bau, gilt das Anfang des 4. Jahrhunderts erbaute Heiligtum des zum Markt gehörigen Zeus Agoraios Thasios. Der Antentempel mit Vorhalle (12 x 6 m) sowie ein rechteckiger Altar werden im nördlichen Bereich der Agora, von einer brüstungsartigen Mauer umschlossen, platziert.

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. nimmt die Abgrenzung des Platzes weiter Gestalt an: Nach Nordosten ist es der marmorne Paraskenia-Bau (21,55 X 9,33 m), ein Gerichtsgebäude mit einer eindrucksvollen 12-säuligen dorischen Front. Im Architrav finden sich Teile von Inschriften der Gründer, die Traufziegel sind mit schmückenden Ornamenten versehen. Im Inneren findet sich an der Mauer die Liste der Archonten des ersten Magistrats der Stadt, die bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. fortgeführt wird. Es ist dort auch die offizielle Korrespondenz mit Rom im 1. Jahrhundert v. und n. Chr. eingeschrieben. Zu Ehren des thasitischen Athleten '''Theagenes''' werden im nordwestlichen Bereich der Agora Stufenaltar und Statue errichtet.

Nach Südosten entsteht zu etwa derselben Zeit ein etwa 140 m langes und 10 m tiefes, eingeschossiges Wirtschaftsgebäude, das nach Südwesten etwa 60 m über die Agora hinausreicht. Die von der Hauptverkehrsstraße her zugänglichen Räume beherbergen zahlreiche Geschäfte, Werkstätten, Lager- und Wohnräume. Zwei Passagen führen in die Agora, eine dritte direkt zum geschlossenen Hafen. Dort entsteht an der Verbindung von Stadt- und Hafenmauer mit drei Kasematten das Tor zum Meer.

Das Theater der Stadt besteht nach Hippokrates [3] bereits in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Ein archäologischer Nachweis dafür liegt nicht vor, obwohl im Bereich des Bühnengebäudes archaische Reste vorzuliegen scheinen. Nach neuesten Erkenntnissen (1992 – 1995) wird als erster Bau das Bühnengebäudes (Koilon) und die Zuschauertribüne am Ende des 4. bis erstes Viertel des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichtet. Das Proszenium, Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. von dem Bürger Lysistratos gestiftet, weist 12 dorische Säulen mit einer Schaftlängen von etwa 4,8 m zwischen zwei Pilastern auf und trägt ein Architrav mit einem Triglyphenfries.

Bauliche Entwicklung der Agora der Stadt Thasos vom 6. bis Ende 4. Jahrhundert v. Chr.

Hippokrates[4] erwähnt das Dionysion bereits im 5. Jahrhundert v. Chr.. Der Bezirk ist bis heute erst teilweise aufgedeckt. Am besten erhalten sind Partien der Umfassungsmauer aus Marmorquadern aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Der Votivsockel zwischen den Eingangspforten aus dem Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. hat mehrere Statuen, die die Personifikationen der Tragödie, der Komödie, der Dithyrambe und der Nocturne darstellen, getragen. In dem Monument im Nordwesten werden zwei Statuen, wahrscheinlich des Dionysos und einer Frauengestalt, aufgestellt. Im äußersten Nordosten des Platzes ist ein beachtliches Monument mit einer Gesamthöhe von 9 m mit einem Portikus von vier dorischen Säulen und einer großen halbkreisförmigen Basis im heiligen Bezirk errichtet. Die Namen der Künste und ihre Darsteller sind eingemeißelt, mittig steht ein überlebensgroßer Dionysos. Vor der Treppe des Monuments liegen zwei Altäre des 4. Jahrhunderts v. Chr., an denen man dem Guten Daimon und der Guten Tyche geopfert hat.

Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. entsteht in unmittelbarer Nähe des Herakleion das sehr bedeutende marmorne Monument des Thersilochos. Das Bauwerk misst 32 x 32 m. Der Zugang im Nordosten führt durch eine Vorhalle mit 8 dorischen Säulen. Im Inneren befinden sich 16 ionische Säulen von 6,5 m Schaftlänge auf massiven Sockeln in einem Karree von jeweils 15 m. Auf dem Fassaden-Architrav nennt eine Inschrift den Namen des thasitischen Stifters Thersilochos.

Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. entsteht die Begrenzung der Agora zum Hafen hin durch den Bau der monumentalen, marmornen Nordwest-Säulenhalle. Sie erreicht etwa 98 m Länge bei 14 m Breite und einer beachtlichen Deckenspannweite von etwa 12 m. Zum Platz hin stehen zwischen den Anten 35 dorische Säulen mit Schaftlängen von 5,2 m und einem unteren Durchmesser von 0,7 m. Der Triglyphenfries ist gekrönt von einer Skulpturenkette mit Akanthus-Ranken, darüber Traufziegel mit Löwenköpfen. Die nördliche Baulücke der Agora wird mit dem großen Tuffgebäude geschlossen. In der Südwestmauer dieses Bauwerks sind in hellenistischem Stil großblockige Orthostaten verarbeitet. Das im Inneren vorhandene halbrunde Fundament lässt vermuten, dass es sich um das Bouleuterion der Stadt handelt.

Die Südtrasse der Stadtmauer erfährt Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine Verstärkung durch den Einbau von 13 mächtigen Türmen, sowie die Umgestaltung der Stadttore des Zeus, des Silen und des Hermes. Erstmalig ist ab Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Wohnbesiedlung der Stadt rückläufig, was sich weiter fortsetzt während der zwei letzten Jahrhunderte v. Chr. Bestimmte Stadtteile, die ehemals dicht bewohnt waren, werden aufgegeben oder sind nur noch ärmlich besiedelt.

2. und 1. Jahrhundert v. Chr.

Agora, von rechts: Straße zum Tor am Meer, Propylaion, Platz mit Exedra, im Hintergrund Nordwest-Säulenhalle, aus Nordwest

In dieser Epoche nimmt die Agora mit dem Bau von Säulenhallen an drei Seiten ihre definitive Form an. Die Nordost-Säulenhalle schließt an das Paraskenia an und weist 12 monolithische dorische Säulen auf. Vor der Halle steht das hierher umgesetzte Monument des Glaukos aus dem Jahre 600 v. Chr. An der Hauptverkehrsstraße im Südosten, wird an die Gebäudezeile des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine 90 m lange zweigeschossige Pfeilergalerie angebaut, die einen langen Saal von 9 m Breite beinhaltet. Davor entsteht zum Inneren des Platzes die Südost-Säulenhalle mit 33 monolithischen dorischen Säulen. Auf der Südwestseite wird die Agora abgeschlossen durch die ebenfalls dorische Südwest-Säulenhalle mit wiederum 32 Säulen. Der Portikus verläuft in direkter Richtung der Straße vom Meerestor zur Westecke der Agora. Dieser Zugang wird über eine breite Treppe und durch ein auf der Westseite mit zwei Säulen, zur Agora mit einem zweiflügeligen Tor versehenes Vestibül auf. Den Abschluss der Agora nach Südwest bildet ein Gebäudetrakt mit 3 Sälen und einer monumentalen Passage von der Südecke der Agora auf einen großen, von Gebäuden umgebenen öffentlichen Platz außerhalb der Agora.

1. und 2. Jahrhundert: Römische Epoche

Im 1. Jahrhundert n. Chr., insbesondere unter Kaiser Hadrian, vollzieht sich eine nochmalige Periode der Erneuerung quer durch die Stadt. Das Theater wird, dem neuen Geschmack entsprechend, für Schauspiele mit wilden Tieren und für Gladiatorenkämpfe umgebaut: Die Orchestra wird in eine Arena verwandelt. Um 140 n. Chr. lässt der Thasit Heragoras am Fuße der Tribüne eine Balustrade, umgeben von einem Schutzgitter anbringen. Das Bühnengebäude wird erneuert. Im Zentrum der Agora entsteht ein Monument geweiht dem Kaiser Augustus und seiner Familie, insbesondere seinem Sohn Lucius Caesar. An der Westecke des Platzes, mit Anbindung an die Straße zum Meer, entsteht der Platz mit Exedra, ein marmorbelegter, peristyler Platz, mit dreiseitigen Kolonnaden, zur Straße hin mit ionischen Säulen, korinthischen Kapitellen und einem monumentalen Eingang, an der Hinterseite steht die Exedra. Eine Inschrift weist als Spender auf den Thasiten Komis hin. Im Südwesten des öffentlichen Platzes werden die Fünf Exedren, halbrunde marmorne Sitzbänke mit mittig erhöht stehenden Bronzestatuen, errichtet. Nicht weit von der Südecke des öffentlichen Platzes, auf der Südostseite der großen Straße, lässt der Thasite Tiberius Claudius Cadmos vom Bildhauer Limendas eine weitere monumentale Exedra mit ionischem Fries und Statuen seiner Familie errichten.

In der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts haben sich die Wohnbereiche der Stadt innerhalb der Mauern wieder ausgebreitet, ebenso auch außerhalb nach Westen hin. Hier müssen Lagerhallen und Magazine des 1. Jahrhunderts n. Chr. Platz machen. Weiter im Süden, am Ende der Hauptstraße, erhebt sich in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts ein monumentaler Bogen, der etwas später dem römischen Kaiser Caracalla und dessen Familie gewidmet wird. Das 3-bögige Triumphtor misst eine Breite von 17 m, Tiefe von 2 m, der Mittelbogen eine Höhe von 10 m, die Seitenbögen von 7,5 m. Architrav und Fries sind einfach gestaltet, der einzige Schmuck besteht aus Blumenranken an den zentralen korinthischen Bogenstützen und Kapitellen, sowie einer Inschrift zu Ehren des Kaiser am Architrav des Hauptbogens.

In den letzten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts erfolgt eine Neugestaltung und Verschönerung der Sektoren südlich der Agora, des so genannten römischen Viertels: Anschließend an die Bauten des 4. Jahrhunderts v. Chr. wird nach Süden der Platz mit den hundert Bodenplatten erbaut. Mit einer 20-säuligen ionischen Kolonnade und zwei Portiken nach Nordwest zum Meer und nach Südost zur Hauptverkehrsstraße. Auf der anderen Straßenseite entsteht in einem ursprünglichen Wohnbereich der letzte Prunkbau, das Odeon, bestimmt für Schauspiele, Konzerte und Konferenzen. Dieses Bauwerk mit einer Fassade von 52 m zeigt den Charakter eines griechischen Theaters in seiner zweidrittel-runden Orchestra. Im Übrigen herrscht bei dem geschlossenen Gebäude römische Bauweise vor.

3. – 6. Jahrhundert: Frühchristliche Epoche

Thesmophorion-Stützmauern und Kapelle über frühchristlicher Basilika, aus Nord

Als letzter, bisher identifizierter Kultbau entsteht am Kap Evraiokastro, über dem antiken Thesmophorion,in der ersten Hälfte des 3. Jahrhundert ein Gebäude mit vorgesetzter Säulenhalle. In der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. führt wahrscheinlich der Einfall der Heruler zu großen Zerstörungen und Plünderungen in der Stadt. Das 4. Jahrhundert bringt mit der Christianisierung einen nochmaligen Aufschwung. Im Stadtbild zeigen sich wesentliche Einschnitte und Änderungen. Ohne Bezug auf das antike Raster wird nach einer neuen Planung umgestaltet. Verwaltungs-Gebäude und antike Heiligtümer werden abgerissen und das Steinmaterial für christliche Bauten verwendet: Auf dem zerstörten antiken Gerichts-Gebäude in der nordöstlichen Agora platziert man im 5. Jahrhundert die dreischiffige Akakios- Basilika (23 x 15 m) mit Narthex und Diakonikon. Am Kap Evraiokastro entstehen im 5. / 6. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika mit Narthex und Baptisterium (25 x 15 m), mehrere Grabmäler und ein Friedhof. Im 6. Jahrhundert wird im südwestlichen Strandbereich außerhalb der Mauer eine mächtige dreischiffige Kirche im Stil einer frühchristlichen byzantinischen Basilika (44 x 17 m) über einem römischen Wohnviertel aufgerichtet.

7. bis 11. Jahrhundert

Die Invasion der Slawen, vermutlich der Awaren, zu Beginn des 7.Jahrhunderts bringt die vollkommene Zerstörung und Verödung der Stadt. Die antiken Bauwerke und die frühchristlichen Basiliken liegen über Jahrhunderte in Trümmern.

12. - 15. Jahrhundert

Genueser-Zitadelle, im Vordergrund Athenaion-Plateau, aus Südwest

Michael VIII. Palaiologos nutzt Thasos als Flottenstützpunkt. Es wird angenommen, dass ihm damals bereits die Zitadelle auf der Akropolis, zur Verfügung steht. Dieses Bauwerk auf dem Pythion-Plateau wird 1307 durch den Genuesen Tidedio Zaccaria renoviert. Die ursprünglich byzantinische Zitadelle ist am südlichen Zugang durch zwei Bastionen gesichert. Durch einen Wach- und einen Empfangsraum gelangt man in den Burghof. Ein zweiter Zugang findet sich im Nordwesten. Zwei Zisternen und eine Kapelle liegen im nördlichen Hofbereich. In der Festung ist eine große Zahl von marmornen Bauteilen und mächtigen Säulen aus dem Athena-Tempel verbaut. Als 1357 der byzantinische Kaiser Johannes V. Palaiologos den Bythiniern Alexis und seinem Bruder Johannes die Insel erbrechtlich überlässt, wird auch der Hafen zusätzlich befestigt: am antiken Kriegshafen entsteht die mittelalterliche Hafen-Zitadelle, die sich vom Meeres-Tor über die Hafenmauer bis über die nordwestliche Säulenhalle der Agora erstreckt. Die Akropolis-Zitadelle wird in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts von dem Archon von Thasos, dem Genuesen Dorino I. Gattilusio nach Südwesten hin nochmals durch zwei Türme verstärkt. Zwischen den Türmen wird vor der Westmauer ein Glacis angelegt.

16. – 21. Jahrhundert

Die Insel Thasos und die Ruinen der untergegangenen antiken Stadt Thasos werden im 16. – 19. Jahrhundert von Reisenden beschrieben [5]. Der Ort war bis auf wenige Gebäude verfallen und verlassen. Bereits in der Zeit der genuesischen Herrschaft (um 1400) waren die Einwohner der Stadt infolge der Jahrhunderte andauernden Piratenüberfälle in die Berge - hauptsächlich in den Ort Panagia – umgesiedelt und kehrten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück. In dieser Zeit erwacht das internationale Interesse an den antiken Ruinenstätten der Insel. Mehrere Archäologen und Wissenschaftler[6] besuchen Stadt und Insel und verbringen wertvolle Funde in die Museen von Istanbul, Paris und London. Systematische Ausgrabungen werden 1911, noch zu Zeiten der Osmanischen Herrschaft, von der Ecole francaise d’Athenes aufgenommen und mit Unterbrechung durch die beiden Weltkriege bis heute ausgeführt. Seit 1969 geschieht dies in Zusammenarbeit mit der Ephoria für Prähistorische und Klassische Archäologie, Kavala.

Regierungsform und Verwaltungsstruktur der antiken Stadt

Über die Institutionen der Stadt des 7. Jahrhunderts v. Chr., der frühen Epoche der Staatsgründung, ist wenig bekannt. Es wird angenommen, dass Aristokraten aus den Reihen der ersten Siedler die Polis und Chora Thasos beherrschten. Es treten jedoch in zahlreichen griechischen Poleis soziale Spannungen auf. Zum einen bekämpften sich verschiedene Adelsgruppen untereinander, zum anderen gerieten die niederen Stände immer mehr in wirtschaftliche Abhängigkeit vom Adel. Diese Konflikte bargen Potential für Bürgerkriege und so einigte sich die Bürgerschaft auf einen Aisyneten. Dieser wurde mit Generalvollmacht ausgestattet und hatte zwischen den rivalisierenden Parteien zu vermitteln und soziale Missstände auszuräumen. In vielen Poleis genügten diese Maßnahmen nicht und es entwickelte sich dann nach der Amtsniederlegung des Aisymneten zumeist eine Tyrannis.

So herrscht Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. auch auf Thasos der Tyrann Symmachos. Nach seiner Vertreibung wird der Inselstaat unter ein Archontat gestellt. Aus fragmentarisch erhaltenen Listen sind die Amtsträger ab etwa 550 v. Chr. mit Namen, Amtszeiten und Funktionen bekannt. Diese konnten aus Inschriften im Paraskenia-Gebäude (Liste der Archonten) und in der Passage der Theoren im Südosten der Agora (Liste der Theoren) entnommen werden. Diese Aufzeichnungen reichen bis in die Imperiale Epoche. Sie schaffen Verbindlichkeit für die Chronologie in den Archiven, bringen aber auch das Ansehen, das die aufgeführten Bürger in der Stadt besaßen, zum Ausdruck. Die Institution des Archontats wurde wahrscheinlich von der Mutterinsel Paros übernommen und ist in Thasos mit drei Archonten besetzt.

Die drei Theoren kommen auf der Insel erst ab 540 v. Chr. jährlich in 3-maliger Versammlung zusammen. Sie haben religiöse, gelegentlich eponyme Befugnisse, insbesondere die Kultfeiern betreffend. Einem Anhang der Liste der Theoren ist ein Hinweis auf die Zeit nach der Tyrannei zu entnehmen, der besagt, dass um 540 v. Chr. „die Zeit beginnt, in der die Dreihundertsechzig regierten“, einer Ratsversammlung oder Boule, deren Mitgliederzahl den Tagen des antiken Jahres entspricht.

Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. existiert im südlichen Bereich der Agora ein Prytanaion, ein öffentliches Gebäude, mit Empfangshalle und Sitz der für die städtischen Belange zuständigen Beamten. Hierzu zählen die sechs Epistaten. Über ihre Tätigkeiten werden nur Vermutungen angestellt: Möglicherweise waren sie in der Ratsversammlung die Führer der verschiedenen Fraktionen, die man in Athen auch als Prytanen bezeichnete. Jedenfalls stellten die thasitischen Epistaten, die mit Zwangsvollmachten ausgestattet und verantwortlich waren für das Straßen- und Verkehrswesen, für die Überwachung öffentlicher Bauarbeiten, sowie für die Sauberkeit der Stadt, auch die Sittenpolizei.

Nach der Einnahme von Thasos durch die Athener im Jahre 463 v. Chr. herrscht ein moderates aristokratisches Regime. Die Vorherrschaft Athens hat eine demokratische Einflussnahme zur Folge, allerdings mit der Einsetzung nur eines Archonten. Die drei Theoren, die eine zweitrangige politische Rolle spielen, bleiben im Amt, unter ihnen der große Maler Polygnot, der sich alle vier Jahre mit seinem Bruder ablöst.

Ab Frühjahr 411 v. Chr., geht man - gemäß der Liste der so genannten „3-Monats-Anarchie“ (infolge der Demission des ersten Eponymen) auf die Jahresversammlungen mit 3 Archonten zurück. Dreihundert allein gesetzgebende Bürger halten die Macht in den Händen und gehen mit Erlass der Denunziationsgesetze hart gegen die Opposition vor.

Noch im selben Jahr wird in Thasos - angesichts der durch die Revolte der 400 eingetretenen politischen Krise - auf Initiative der Athener die Demokratie ersetzt durch eine Oligarchie, die jedoch bald die Unabhängigkeit der Stadt von Athen erringt. Die folgende spartanerfreundliche Oligarchie hält 4 Jahre. Nach der Wiedereinnahme von Thasos im Jahre 407 v. Chr. bestehen die Athener auf der Rückkehr der Verbannten und auf der Wiedereinführung der „Demokratie“ mit ihrer öffentlichen Ratsversammlung.

Ab 404 v. Chr. wird die lakedämonische Ordnung eingeführt, die eine Dekarchie unter der Leitung von 10 Archonten zur Folge hat. Nach Rückkehr der athenischen Streitkräfte, kommt man ab 375 v. Chr. wiederum zu einer offeneren, dauerhaft etablierten oligarchischen Ordnung, die auch unter den Makedonen anscheinend keine Unterbrechung erfährt.

Am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. orientieren sich die Institutionen der Stadt an den antiken Traditionen und dem athenischen Demokratie-Model: An oberster Stelle des Magistrats stehen drei Archonten, nachgeordnet drei Theoren. Akzeptiert war bei diesen Ehrenstellen eine nur einmalige Amtszeit, nachdem man vorher andere Ämter bekleidet haben musste. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. erscheinen in den Listen der lokalen Verwaltungen die Söhne und Enkel als Nachfolger ihrer Väter und Großväter.

Die Gerichte stehen unter der Kontrolle von sieben (zeitweise auch nur drei) Apologeten, die mit der Boule eng verbunden scheinen, worauf die Widmungen an Hestia Boulaia, der Patronin der Ratsversammlung, zusammen mit Zeus, schließen lassen.

Die Geschworenen der Bürgerschaft, die Dikasten oder Diallakten, werden per Los bestimmt. Jeder von ihnen besitzt ein bronzenes Pinakion mit seinem Namen. Die Form dieser Plaketten war so gestaltet, das sie in den Schlitz eines Kleroterion eingeführt werden konnten.

Die eingesetzten sechs Epistaten spielen allem Anschein auch im 5. Jahrhundert v. Chr. eine wichtige Rolle in überwachender Funktion bei Polizei und Justiz. Der auf Lebenszeit eingesetzte Epistate nimmt Beschwerden entgegen und schreitet beim Ergreifen von Personen ein. Er hat seinen Sitz in einem der Verwaltungsgebäude im südöstlichen Winkel der Agora.

Die beiden Agoranomen überwachen den Markt und die Einhaltung der Gewichte und Maße durch die ihnen untergebene Polizei, die Astynomen und Metronomen. Sie haben ihren Sitz im Prytanaion. In diesem Gebäude stehen für die Sühnung von Vergehen Opfervasen bereit. Die Gaben gehen an den Gott Hermes. Es ist wahrscheinlich, dass einer der Agoranomen auch die Aufgabe der Kontrolle und des jährlichen Stempelns der Weinamphoren ausübt. Der Agoranom ist zudem verantwortlich für den ordentlichen Zustand der Verkehrswege, eine Rolle, die im 5.Jahrhundert v. Chr. den Epistaten übertragen war.

Zur Sittenpolizei und Justizverwaltung zählen drei Gyneconomen, denen die Überwachung der strikten Einhaltung der Trauerordnung obliegt. Diese Behörde, die im 4. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt geschaffen wird, wacht über Verhalten und Bräuche, besonders der Frauen, und im vorliegenden Falle über das Verhalten während der Trauer. Die Überwachung der Kleiderordnung oblag ebenfalls den Gyneconomen. Eine bruchstückhafte Inschrift vom Ende des 4.Jahrhunderts v. Chr. bezieht sich hier im Besonderen auf Prostituierte.

In der hellenistischen Epoche bemerkt man ansonsten kaum eine Entwicklung der Institutionen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. erscheinen zwei Mnemonen als Archivare von Verträgen und sonstigen Dokumenten. Die Zahl der Epistaten wird am Ende des 2.Jahrhunderts v. Chr. auf zwei reduziert.

Mit den Kriegsangelegenheiten und der Militärverwaltung waren fünf Polemarken befasst, mit Jugenderziehung und Jugendsport die Gymnasiarken.

Die Verantwortungsbereiche der aufgeführten Magistrate waren nicht genau festgelegt. So sind die Formen der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Behörden zur Erhaltung der Ordnung und Durchsetzung der öffentlichen Vorschriften beispielsweise für das Bestattungswesen im 4. Jahrhundert v. Chr. zur Ehrung der im Krieg Gefallenen folgendermaßen beschrieben: „Der Agoranom (Marktaufseher) lässt am Tage des Leichenzuges nichts außer Acht. Niemand darf um die tapferen Krieger, die Agathoi, in irgendeiner Weise länger als 5 Tage trauern. Heulen und Wehklagen ist untersagt. Zuwiderhandelnde werden religiösen Vergehens bezichtigt. Die Archonten, Gynekonomen und Polemarken greifen ohne Ausnahme ein und jeder Magistratsbeamte ist befugt, die gesetzlich vorgesehenen Strafen durchzusetzen. Die Polemarken lassen die Namen der Verstorbenen auf die Liste der Agathoi setzen. Man lädt ihre Väter und Söhne zu den Zeremonien ein und für jeden von ihnen überweist der Apodekt, der Verwalter des staatlichen Haushalts, die gleiche Summe wie für zu ehrende „Timouchoi“.

Die Institutionen passen sich in der Imperialen Epoche der neuen Ordnung an. Auch Frauen treten am Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. dem Archontat bei. Zu dieser Zeit besteht auch die Gerousia, der Rat der Alten, eine aristokratische Versammlung, in der manchmal auch Frauen zugelassen sind. Im 3. Jahrhundert n. Chr. treten nur noch zwei Archonten auf. Der wichtigste Beamte im Magistrat wird der Apodekt, als Einnehmer und Verwalter der Finanzen.

Priesterschaft und Kultfeiern

Die Priesterschaft zählt als eine der oberen Magistraturen und wird normalerweise jährlich gewählt. In der klassischen Zeit sind es die Priester des Herakles, des Dionysos, der Aphrodite und des Asklepios. Ohne Zweifel gibt es auch eine Priesterin der Demeter <red>Pausanias, S. 230</red>. Im 4. Jahrhundert V. Chr. ist als Verwalter aller religiösen Budgets der Hierope eingesetzt, der am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. ersetzt wird durch den Hieromnemon. Im 1. Jahrhundert n. Chr. sind die Neokoren, die Tempelwächter der Aphrodite, der Artemis, der Athena und eine Priesterin des Zeus Eubouleos bekannt. Für die imperiale Epoche wird eine Priesterin der Kybele, ein Priester des Helio-Serapis und eine Anthophore erwähnt. Bedeutende Persönlichkeiten übernehmen auf Lebenszeit die Dienste als Priester des Herakles und des Poseidon. Im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. ist die höchste religiöse Ehre die Priesterschaft des Imperialen Kultes.

Die archaischen und antiken Kulte auf Thasos sind aufgrund des herrschenden Reichtums bedeutend und finden Ausdruck in zahlreichen Kultstätten, Weihegaben, Votivinschriften, Münzprägungen und Amphorenstempeln. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. waren innerhalb des thasitischen Jahres die folgenden Kultfeste etabliert:

Das thasitische Jahr begann im November-Dezember mit dem Apatouria-Herbstfamilienfest zu Ehren des Zeus Patroos und der Athena Patroie. Letztere wurde von den parischen Ansiedlern bereits im 7. Jahrhundert v. Ch. auf der Akropolis als Beschützerin der Stadt verehrt. Es wurde im Dezember-Januar mit dem Maimakteria-Winterfest fortgesetzt, im Januar-Februar mit dem Posideia-, im Februar-März dem Anthesteria-Wein- und Blumenfest und im März-April dem Dionysia-Fest. Es folgten im Mai-Juni die Reinigungs- oder Großen Herakleia-Feste zu Ehren des melkartischen Herakles. Er soll nach Herodot <red>Herodot II,44</red> bereits vor der parischen Kolonisation auf der Insel im Herakleion von den Tyrern verehrt worden sein. Auch Dionysos, Gott des Weines und des Theaters, wird schon seit archaischer Zeit in diesen Monaten mit Satyren und Menaden in den „Choria“ gefeiert. Im Juli-August folgt das Alexandraia-Fest, im August-Oktober die Thesmophorien, die Großen Asklepieia-, Demetrieia-, Heroxeinia- und das Dioskouria-Fest mit dem Großen Komeia-Fest und zum Jahresabschluss das Badromia-Fest zu Ehren des Apollo.

Währungen und Münzen im alten Thasos

In der Blütezeit des Edelmetall-Bergbaus auf der Insel Thasos und in ihrer Peraia war gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. ein jährlicher Edelmetallertrag von etwa 200 Talenten (etwa 7.200 kg Silber) erreicht. Auf der Insel, vermutlich in der antiken Stadt Thasos, und in ihrer Peraia, vermutlich in Neapolis, bestanden thasitische Münzstätten, die zu den frühesten in der in der griechischen Welt zählten. Bei ihren über nahezu 100 Jahre andauernden Grabungen auf Thasos wurden von den Archäologen der École française d’Athènes mehr als 10.000 Münzen aller geprägten thasitischen Serien ergraben.

Silen-Währung Ende des 6./ 5. Jahrhunderts v. Chr.

Das Motiv des Avers der allerersten Münzperiode ist in der thasitischen Prägung dem Dionysios-Kult entlehnt: Es stellt einen Silen dar, der eine sich wehrende Menade trägt. Auf dem Revers erscheint eine vierteilige Punze. Die etwa gleichzeitige neapolitanische Prägung weist hier ein Gorgonenhaupt auf.

Die erste Gruppe der Serie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Menade die rechte erhobene Hand mit gespreizten Fingern (Y) zeigt. Grundwert der Silberwährung ist der Stater, mit Triten und Hekten als den wichtigsten Ausprägungen bei mittleren Gewichten von 10 – 8,6, 3,9 – 3,6 und 1,8 g. Die Münzen wurden von Anfang an in einer ganz beträchtlichen Zahl geschlagen. Die Prägung dieser Münzen erfolgte bis in das frühe 5. Jahrhundert v. Chr. Im Schatzfund von Pistyros fanden sich 10 Stateren und 29 Hekten thasitischer und neapolitanischer Prägung aus der ersten Stater-Gruppe, die etwa in die Jahre 520 – 500 v. Chr. datiert werden. Auch im Hort von Asyut / Ägypten, dessen Deponierung man vor 475 v. Chr. datiert, finden sich zahlreiche thasitische Münzen dieser Gruppe.

Aufgrund der thasitischen Revolte und dem Austritt aus dem Seebund, erobert Kimon 463 v. Chr. die Stadt Thasos. Das Jahr markiert einen Bruch in der monetären Geschichte der Insel. Der sich ergebende Wegfall der Einkünfte aus der Peraia führt zur Ausgabe einer zweiten Gruppe von Silber-Stateren mit hohem Kupfergehalt. Sie weist die Prägung eines bärtigen Silen und der protestierenden Menade mit jetzt fünf-fingeriger Hand auf. Es finden sich in dieser Periode zahlreiche, häufig sehr grobe Imitationen im thrakischen Stil, was die Münzfunde im Emporium Evros bestätigen. Die Prägung dieser zweiten Gruppe findet auch in späterer Zeit noch statt.

Die Athener führen die demokratische Staatsform ein und kontrollieren die Insel und die Peraia bis 447/ 6 v. Chr. In dieser Zeit beginnend erscheint die dritte und letzte Silen-Gruppe, bemerkenswert ausgearbeitet in parthenonischem Skulpturenstil, mit einem kahlen Silen mit kräftigem Bart und Pferdeschwanz, die Menadenhand befindet sich jetzt hinter dem Silenprofil. Stateren und Triten behalten auf dem Revers die eingeprägten Punzen, ab der Hekte sind diese ersetzt durch Prägungen von Kateren, Delphinen und den Legenden ΘΑΣΙ, ΘΑΣΙΩΝ, ΘΑ. Es werden alle Werte des Systems geprägt: Stateren und Triten gegen 430 v. Chr., Hekten, Quarter-Hekten und Achtel-Hekten zwischen 412 und 405 v. Chr.. Hekten und Hemihekten werden noch bis gegen 360 v. Chr. geschlagen.

Drachmen-Währung des 4. Jahrhunderts v. Chr.

Nach der zweiten Revolte gegen die Athener 389 / 388 v. Chr. folgt die Einnahme der Stadt durch Thrasyboulos und der Eintritt in den zweiten Attischen Seebund. Die Wirtschaft der thasitischen Peraia wird neu belebt und blüht wieder auf. Es setzt eine radikale Reform des Wertesystems ein, die zweite Münzperiode, mit neuer Stückelung, neuen Metallen und Legierungen und mit neuen Prägebildern: Die Drachmenwerte werden eingeführt, außer Silber- werden auch Bronze- und Goldmünzen emittiert. Als Prägemotive sind das Bildnis eines jugendlichen, meist bärtigen und Efeu-Bekränzten Dionysios am Avers und eines Herakles als Bogenschützen, sowie der Legende ΘΑΣΙΩΝ auf dem Revers, verwendet. Die Stückelung der neuen Währung bringt als Silbermünzen die Drachme und die Tetradrachme (Gewicht von 15 g), die Obolus-Werte Trihemiobolus, Hemiobolus und Triobolus. Mehrere Emissionen von Drachmen und Didrachmen in verschiedenen Epochen des 4. Jahrhunderts v. Chr. erfolgen In Gold. Aus 150 Schatzfunden in Griechenland, Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien, sowie aus Sammlungen, tauchen etwa 5000 Tetradrachmen und Drachmen-Stückelungen aus zwei thasitischen Prägestellen auf.

Um etwa 360 v. Chr. werden zusätzlich Bronzemünzen in sehr großer Zahl als Oboloi (9 – 10 g) und den Teilwerten Trioboloi, Hemioboloi und Vierteloboloi oder Quart, sowie die kleinste Münzsorte, Chalkoi, emittiert (335 - 310 v. Chr.) Auf dem Revers findet sich bei den Bronzemünzen meist nur Bogen und Keule des Herakles, und die Legende ΘΑΣΙΩΝ. Zur selben Zeit tauchen aus der Thasitischen Peraia neue Gold- und Bronzemünzen als Stateren und Bronzemünzen in Form von Chalkoi mit dem bartlosen Herakles auf, rückseitig mit verschiedenen Motiven und der Prägung ΘΑΣΙΩΝ ΗΠΕΙΡΟΥ.

Antikes Handwerk

Keramiken

Die in das 8. Jh. v. Chr. datierten Keramik-Scherben aus dem Artemision, dem Dionysion und vom Hermes-Tor sind im makedonischen Stil, überwiegend handgetöpfert und ohne Dekor. Erst Vasen, Schalen und Krater des 7. Jh.s v. Chr. stammen aus thasitischen oder parischen Töpfereien, gefertigt aus rotem Ton, mit polychromem Dekor und schwarzem Vernis. Aus hellem Ton mit schwarzen figürlichen, floralen oder geometrischen Mustern und Darstellungen sind die Bruchstücke von Schalen, Lekanen, Kantharen, Skyphen und Vasen, die lokal im 7. und 6. Jh. v. Chr. gefertigt, im Artemision, im Athenaion und zahlreich in Phari gefunden wurden.

Die Ausgrabungen von Töpferei, Brennofen und Scherbenhalde in Phari (1978) erbrachte eine große Zahl unterschiedlicher Vasenarten attischen und kykladischen Stils aus der Produktion vom Ende des 6. bis Anfang des 5. Jh.s v. Chr. Im Wesentlichen handelt es sich um zwei Typen: Gefäße mit einem Durchmesser von 20 bis 28 cm, konzentrisch eingekerbten Linien oder konzentrisch angeordneten Punkten.

Die Keramiken des 4. Jh.s v. Chr. sind auf Thasos in großer Zahl analysiert und untersucht worden, insbesondere Gebrauchskeramik und Lekanen mit attischen, rot-figürlichen Darstellungen und schwarzer Glasur. Sie stammen aus zwei Fundstellen in der Stadt Thasos: aus runden Gruben im Bereich von Valma, gegenüber dem Artemision, und aus dem Wohn- und Werkstättenbezirk am Silen-Tor.

Auch im 3. Jh. v. Chr. werden noch im großen Maßstab bestimmte Keramiken in schwarzer Glasur und das gesamte Repertoire der Gebrauchskeramik produziert. Allerdings ist bereits ab dem 4. Jh. v. Chr. eine Importzunahme zu beobachten und ab der frühchristlichen Periode keine lokale Herstellung von Keramik erkennbar.

Terrakotten

In Kunstwerkstätten von Bildhauern, Töpfern und Koroplasten wurden Statuetten und Figurinen als Unikate und in Serie, in der Größe von 15 bis 65 cm gedreht, handgeformt und/oder formgepresst, bemalt und gebrannt. Die meisten Terrakotten dienten als Weihgaben für die Götter. Sehr zahlreich ausgegraben wurden archaische Statuetten im Athenaion. Im Artemision und im Thesmophorion konnten 20.000 Terrakotten und 10.000 Bruchstücke aus dem 6. bis Ende des 2. Jh. v. Chr. aufgenommen werden, auch aus den Wohnbezirken am Hermes- und am Silen-Tor, in der Agora und in den Nekropolen. Im 4. Jh. v. Chr. waren die höchsten Produktionszahlen erreicht. Vorwiegend aus Formen, seltener modelliert, wurden in Größen von 25 – 45 cm Darstellungen von Göttern, Tänzern, profanen Gestalten und Tieren hergestellt.

Museum der Stadt

Museum Limenas

Einzelnachweise

  1. Aristophanes:Die Thesmophoriazusen II
  2. Herodot IV, 46
  3. Epidemiai I, 20
  4. Epidemies,I 21
  5. Piere Belon (Mitte 16. Jhd.); Benedetto Bordone (1528); Thomaso Procacchi (1572); Francesco Piacenza (1688); Branconnier (1707); Anton Graf von Prokesch-Osten (1829); August Grisebach (1839)
  6. George Perrot (1856); Alexander Conze (1858/60); James Theodore Bent (1886/87); Σχινάς (S’chinas,1887); L. de Launay (1897)

Literatur

Die vom Verlag De Boccard Édition-Diffusion, Paris, herausgegebenen Veröffentlichungen der École française d’Athènes beinhalten im Wesentlichen die Ergebnisse der archäologischen Arbeiten und wissenschaftlichen Studien des Institutes aus der Zeit von 1911 bis 2007.

Etudes thasiennes

  • M. LAUNEY: Le sanctuaire et le culte d'Heracles a Thasos, 1944
  • A.-E. BAKALOPOULOS: Thasos, son histoire, son administration de 1453 a 1912. 1953
  • J. POUILLOUX: Recherches sur l'histoire et les cultes de Thasos I: De la fondation de la cite a 196 avant J.-C., 500 p., 6 fig., 48 pl., 1954
  • A.-M. et A. BON: Les timbres amphoriques de Thasos. 544 p., 1957
  • C. DUNANT et J. POUILLOUX: Recherches sur l'histoire et les cultes de Thasos II, de 196 avant J.-C. jusqu'a la fin de l'antiquite, 368 p., 56 pl., 1958
  • R. MARTIN: L'Agora (Premier fascicule), 108 p., 31 fig., 13 plans, 28 pl., 1959
  • L. GHALI-KAHIL: La ceramique grecque, (Fouilles 1911-1956), 153 p., 2 fig., 3 plans, 70 pl., 1960
  • Ch. PICARD: Les Murailles. (premier fascicule): Les portes sculptees a images divines, 214 p., 76 fig., 42 pl., 1962
  • J. SERVAIS: Aliki I, Les deux sanetuaires et J.-P.SODINI, A. LAMBRAKI et T. KOZELJ: Les carrieres de marbre a l'epoque paleochretienne, 146 p., 190 fig., dont 8 en depliant, 1980
  • J.-P. SODINI et K. KOLOKOTSAS: Aliki II : La basilique double et avec la participation de L. BUCHET: Vol 2.: 374 p., 244 fig., 3 depl. Album 92 pl. photo., 1984
  • N. WEILL: Vol. 1: La plastique archaique de Thasos. Figurines et statues de terre cuite de l'Artemision, Vol. 2: Le haut archaisme, 226 p., 88 fig., 48 pl., 1985
  • Y. GRANDJEAN: Recherches sur l'habitat thasien a l'epoque grecque, 2 vol., Texte : XII-508 p., Album 120 pl., XIII plans en depl. h.t., 1988
  • Y. GARLAN: Vin et amphores de Thasos, 38 p., 24 fig., 1988
  • C. ABADIE-REYNAL et J.-P. SODINI: La ceramique paleochretienne de Thasos. Aliki, Delkos, fouilles anciennes, 100 p., 41 fig. au trait, XVIII pl.photo., le tout h.t., 1992
  • H. DUCHENE: La stele du port (fouilles du port 1), Recherches sur une nouvelle inscription thasienne, 150 p., XX pl.photo.h.t., 1992
  • B. HOLTZMANN: La sculpture de Thasos, Corpus des reliefs I: Reliefs a theme divin, 2 vol., 192 p., 11 fig., Album XIV p.-LXI pl.photo., 1994
  • V. FRANCOIS: La ceramique byzantine a Thasos. (21 x 29,7), 384 p., 89 p. de dessins au trait, 31 pl.,. photo., dont 7 en couleurs, 1995
  • A. MULLER: Les terres cuites votives du Thesmophorion de l'atelier au sanctuaire. 2 vol., 572 p., XIV p.-141 pl.photo., 1996
  • Y. GARLAN: Les timbres amphoriques de Thasos, Volume 1 : Les timbres protothasiens et thasiens anciens, 340 p., 1023 photo., 16 fig., 12 pl. h.t., 1 depl., 1999
  • A. COULIE: La ceramique thasienne a figures noires, 258 p., 10 fig., CII pl.photo.h.t. dont 3 en couleurs, 2002
  • F. BLONDE: Les ceramiques d'usage quotidien a Thasos au IVe siecle avant J.-C., 2 vol., texte avec la collaboration de M. PICON, 206 p., 17 fig., Album de 197 p. comprenant 97 pl., dont 6 en couleurs, 1 CDROM, 2007

Bulletin de correspondance hellenique

Das BULLETIN der Ecole Française d'Athènes ist die Zeitschrift, die seit 1877 das Resultat der Studien und archäologischen Ausgrabungen publiziert. Das BULLETIN erscheint mit zwei Ausgaben im Jahr.

  • Numéro spécial: Cent-Cinquantenaire de l'E.F.A., extrait du sommaire : Histoire et structure - Sociologie - Activités et production - L'École française vue par les autres. Appendices, Indices. 556 p., 150 ill., 1996

Bulletin de correspondance hellenique, Süpplements

  • Thasiaca, X-466 p., 240 fig. dont 2 en dépliant, 1 pl. couleurs, 1979
  • Ph. GAUTHIER: Les cités grecques et leurs bienfaiteurs (IVe-Ie siècle avant J.-C.). Contribution à l'histoire des institutions, 236 p., 1985
  • J.-Y. EMPEREUR et Y. GARLAN: Recherches sur les amphores grecques édité par J.-Y. EMPEREUR et Y. GARLAN. 675 p., 392 ill., 1986
  • F. BLONDE et Y. PERREAULT: Les ateliers de potiers dans le monde grec aux époques géométrique, archaïque et classique, Actes Table Ronde EFA (2 et 3 octobre 1987), 208 p., 130 fig., 216 ill., 1992
  • M.-C. AMOURETTI et J.-P. BRUN: La production du vin et de l'huile en Méditerranée, Actes du symposium international organisé par le Centre Camille Jullian et le Centre Archéologique du Var (Aix-en-Provence et Toulon, 20-22 Novembre 1991) édités par.), 626 p., 195 fig., 1993

Sites et monuments

  • Y. GRANDJEAN et F. SALVIAT: Guide de Thasos, deuxième édition refondue et mise à jour, 330 p., 206 photo. dont 32 en couleurs, 90 dessins et plans dont 13 en couleurs et 4 en dépl., 1987-2000

Divers

  • D. Lazaridi: Thasos, Thessaloniki 1958.
  • F. Kyrieleis: Kunstdenkmäler in Griechenland, Peleponnes und die Inseln, Deutscher Kunstverlag, München 1984, S. 489-492, ISBN 3-422-00376-2
  • H. Matthäus:Thasos im Altertum, DER ANSCHNITT, Beiheft 6, S. 13-39, Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V., Bochum 1988, ISBN 3-921533-40-6
Commons: Thasos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien