Thomas A. Szlezák
Thomas Alexander Szlezák (* 12. Juli 1940) war Ordinarius für griechische Philologie und Direktor des Platon-Archivs der Eberhard Karls Universität Tübingen. Als kooptierter Professor war er auch Mitglied der Philosophischen Fakultät. Seine Einführung in die Platonische Philosophie Platon lesen wurde in weit über zehn Sprachen übersetzt. Szlezák ist Ehrenbürger der Stadt Syrakus, Sizilien.
Wissenschaftlicher Werdegang
Szlezák studierte von 1959 bis 1967 Klassische Philologie, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Erlangen, München und Tübingen. An der Technischen Universität Berlin wurde er promoviert. Seine Dissertation behandelte einen Bereich der spätantiken Aristoteleskommentierung.[1]. Er habilitierte sich 1976 an der Universität Zürich mit der Schrift Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins.[2] Darin wurde Plotins Methode der philosophischen Exegese der Werke Platons und Aristoteles erstmals einer systematisch durchgeführten philologischen Analyse unterzogen. Danach folgte eine mehrjärige Forschungs- und Lehrtätigkeit als Privatdozent in Zürich.
1983 wurde Szlezák auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg berufen. Sein Werk Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie erschien 1985.[3] Zuerst in Italien wurde Come leggere Platone (dt. Platon lesen) veröffentlicht, das inzwischen in weit über zehn Sprachen vorliegt.[4] Seit 1988 ist er Herausgeber der Reihe Supplementum Platonicum.[5]
Szlezák lehrte ab 1990 an der Universität Tübingen in der Fakultät für Kulturwissenschaften. Dort hatte er den Lehrstuhl für Gräzistik inne. Als Gräzist wurde er von der Philosophischen Fakultät kooptiert. 2003 konnte er sein 40jähriges Dienstjubiläum feiern, die Emeritierung Szlezáks erfolgte 2006.
Forschung und Lehre
Einer der Forschungsschwerpunkte, mit denen sich Szlezák intensiv beschäftigte, war Platons ungeschriebene Lehre. Der Philosoph selbst hatte seine veröffentlichten Dialoge als Spiel bezeichnet. Sein Schüler Aristoteles hatte ausdrücklich behauptet, dass es neben den veröffentlichten Schriften Platons noch eine ungeschriebene Lehre gegeben habe. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war diese Frage das zentrale Thema der Forschung zur älteren Philosophiegeschichte. Mit Wolfgang Schadewaldt hatte die Altphilologie in Tübingen einen ihrer prominentesten Vertreter dieses Jahrhunderts. Aus dem Kreis seiner Schüler gingen auch für die Philosophie bedeutende Impulse aus, die zur sogenannten Tübinger Platonschule führten. Thomas A. Szlezák hat diese Interpretationsrichtung als Nachfolger Konrad Gaisers unmittelbar weitergeführt.
In Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie zeigte Szlezák, dass die platonischen Schriften keine autarken Werke sind, sondern vielmehr der Ergänzung durch Platons mündliche Lehre bedürfen. Von dem Mailänder Philosophen Giovanni Reale wurde Szlezák gebeten, ein einführendes Buch zu der einbändigen italienischen Ausgabe von Platon zu schreiben. Es sollte sich nicht nur an Fachleute richten, sondern für alle an Platon und seiner Philosophie Interessierten lesbar sein. Szlezák war davon zunächst nicht angetan, aber der Hartnäckigkeit Reales ist es zu verdanken, dass Come leggere Platone dann doch verfasst wurde. Das Buch ist ein völlig unerwarteter Erfolg geworden. Szlezák verteidigte darin den Interpretationsansatz der Tübinger Schule und entwickelte ihn weiter.
Andere Forschungsschwerpunkte Szlezáks waren die griechische Tragödie des 5. Jahrhunderts v. Chr. sowie die Metaphysik des Aristoteles. Auch dazu veröffentlichte er eine Reihe von Aufsätzen und Rezensionen, zur Aristotelischen Metaphysik legte er eine eigene Übersetzung vor.
Veröffentlichungen
- Pseudo-Archytas über die Kategorien. Texte zur griechischen Aristoteles-Exegese. De Gruyter, Berlin-New York 1972
- Platon und Aristoteles in der Nus-Lehre Plotins. Schwabe, Basel-Stuttgart 1979
- Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie. Interpretationen zu den frühen und mittleren Dialogen. De Gruyter, Berlin-New York 1985
- Platon lesen. frommann-holzboog, Stuttgart 1993
- Die Idee des Guten in Platons Politeia. Beobachtungen zu den mittleren Büchern. Lecturae Platonis 3. Academia-Verlag, Sankt Augustin 2003
- Aristoteles, Metaphysik. Übersetzung und Einleitung. Akademie-Verlag, Berlin 2003
- Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen. Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie, Teil II. De Gruyter, Berlin/New York 2004
Anmerkungen
- ↑ Pseudo-Archytas über die Kategorien. Texte zur griechischen Aristoteles-Exegese, erschienen 1972
- ↑ Das Werk erschien 1979, eine italienische Übersetzung folgte 1997
- ↑ Es wurde auch in italienischer Übersetzung veröffentlicht, Mailand 1989
- ↑ Mailand 1991, dt. 1993, franz. 1996, span. 1997, engl. 1999
- ↑ Diese erscheint im Verlag frommann-holzboog
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Szlezák, Thomas Alexander |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Klassischer Philologe |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1940 |
GEBURTSORT | ???? |