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Franziskanische Orden

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Zur Münchner Biermarke „Franziskaner“ siehe Spaten-Franziskaner-Bräu

Die Franziskaner sind ein im 13. Jahrhundert von Franz von Assisi (Franziskus) gegründeter Bettelorden.

Die Franziskaner (OFM), lat. ordo fratrum minorum, dt. Orden der Minderen Brüder, bilden – neben den Kapuzinern OFMCap und den Minoriten OFMConv – einen der drei Zweige des ersten Ordens des Heiligen Franz von Assisi.

Anliegen und Merkmale

Die Franziskaner sind ein sogenannter Bettelorden. Sie leben in Armut und sollten ursprünglich ihren Lebensunterhalt durch Betteln verdienen – das war im Mittelalter noch eine angesehene Tätigkeit. Um betteln zu können, lebten sie hauptsächlich in Städten und kümmerten sich stärker um die Seelsorge als andere, kontemplative Orden. Ihre Kirchen beherbergen kaum Kunstschätze, und das Leben der Franziskanerbrüder ist sehr bescheiden. Eng zusammenhängend mit der Abkehr von irdischem Reichtum ist das bewusste Leben mit der Natur bzw. - in den Augen des Christentums – mit der Schöpfung. Durch die Betonung dieses Aspektes erlangen die Franziskaner seit Beginn der ökologischen Bewegung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts eine neue Beliebtheit.

Gründung und frühe Ausbreitung

Der Franziskanerorden wurde 1210 gegründet. Der Heilige Franziskus wollte eigentlich keinen Orden gründen. Als charismatische Persönlichkeit fand er aber begeisterte Anhänger, die ein Leben nach seinem Vorbild wählten. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass wie bei allen Orden eine zu große Freiheit zu Verweltlichung und Auflösung führte. Deshalb wurden die Brüder nach und nach immer fester organisiert und die Ordensregeln stärker an den „klassischen“ benediktinischen Regeln orientiert.

1217 teilte man den Orden in Provinzen ein. Von dort an trafen sich die Brüder jährlich zu so genannten [[Stiftskapitel |Kapiteln]], um miteinander zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen.

Beim Kapitel 1219 wurde beschlossen, auch heidnische Länder zu besuchen und die Heiden zu missionieren. Mit dieser Mission zog Franziskus selbst in die „Provinz vom Heiligen Land“, die damals den gesamten südöstlichen Mittelmeerraum umspannte. Es war die Zeit der Kreuzzüge, und ein Kreuzfahrerheer war 1217 nach Ägypten aufgebrochen, um die Hafenstadt Damiette zu erobern (siehe (Fünfter) Kreuzzug).

Franziskus schiffte sich daher zunächst nach Ägypten ein. Mit einigen Gefährten brach er unbewaffnet aus dem Lager der Kreuzfahrer auf, um zu Fuß nach Israel zu pilgern und dabei den „Ungläubigen“ zu predigen. Arabische Soldaten nahmen ihn gefangen. Als er Sultan al-Kamil vorgeführt wurde, predigte er diesem unerschrocken sein Evangelium von der Armut und dem Frieden. Der beeindruckte Sultan ließ Franziskus unversehrt gehen.

Franziskus setzte seine Pilgerreise fort und hielt sich mehrere Monate in Jerusalem auf. Er hatte wenig Erfolg, die „Ungläubigen“ zu bekehren, begegnete aber christlichen Rittern, deren grausames Verhalten und deren Plünderungen ihm den Aufenthalt verleideten. Er predigte vergeblich den gewaltlosen Weg der Liebe.

1220 eilte er aufgrund von Nachrichten über Streit und Schwierigkeiten im Orden zurück und bestimmte Pietro Cattanei als Nachfolger in der Ordensleitung.

1221 starb Pietro Cattanei. Br. Elias wurde Generalvikar.

1223 verfasste Franziskus in Fonte Colombo eine zweite Fassung der Ordensregel. Sie wurde im Juni auf dem Generalkapitel behandelt und am 29. November von Papst Honorius lll. bestätigt (darum Bullierte Regel). Ein knappes Jahr später zog sich Franziskus auf den Berg La Verna zurück, um das Michaels-Fasten zu halten. Am 14. oder 15. September empfing er der Überlieferung nach die Wundmale Christi (Stigmata). Nach seiner Rückkehr nach Portiunkala unternahm Franziskus auf einem Esel eine Predigtreise durch Umbrien und die Marken. In den kommenden Jahren verschlimmerte sich sein Augenleiden bis fast zur völligen Erblindung; andere Krankheiten schwächten ihn zusätzlich. 1226 starb Franziskus; er wurde schon zwei Jahre später von Papst Gregor IX. heilig gesprochen.

Armutsstreit

Das Ideal der Franziskaner traf den Nerv ihrer Zeit, sie waren beliebt und wurden in der Folge in Testamenten und mit Spenden wohl bedacht, so dass sie irgendwann nicht mehr arm waren. Daraus entstanden Konflikte, wie man diesen Reichtum mit den alten Idealen verbinden könnte.

Franziskusanhängerin Klara von Assisi gründete später den Orden der Klarissen. Bei den Franziskanerinnen handelt es sich um viele spätere Ordensgründungen im Geist der franziskanischen Spiritualität.

Observanzbewegung, 14./15. Jahrhundert

Die heutigen Franziskaner gingen aus der Observanzbewegung innerhalb des ursprünglichen Minderbrüderordens hervor. Erste Gruppen entstanden etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Italien, bald aber auch in Spanien und Frankreich. Kennzeichnend für diese Bewegung, die zu dieser Zeit auch in anderen Orden auftrat, war die Rückkehr zu einer strengeren Beachtung (lat. Observanz) der ursprünglichen Ordensregel. Dazu gehörten eine strenge Befolgung des Armutsideals, eine Abwendung von den Städten und die Niederlassung in Einsiedeleien. Diese Gruppen, zu denen im 15. Jahrhundert z.B. Bernhardin von Siena, Johannes von Capestrano, Albert von Sarteano und Jakobus von der Mark gehörten, erhielten regen Zulauf und wurden, auch bedingt durch die Schwächung des ursprünglichen Stammordens, den sog. Konventualen, durch verschiedene äußere Einflüsse (Hundertjähriger Krieg, die Pest in den Städten, das Abendländische Schisma), schnell zu einer Mehrheit im Minderbrüderorden. 1517 trennte Papst Leo X. die Observanten endgültig als eigenen Ordenszweig von den Konventualen.

Unterteilungen der Orden

Orden, die sich auf den Hl. Franziskus berufen werden in drei Gruppen unterteilt. Der erste Orden umfaßt die Franziskaner (OFM), Kapuziner (OFMCap) und Minoriten (Konventualen, OFMConv). Der Zweite Orden besteht aus den verschiedenen Zweigen der Clarissen, deren Regel ebenfalls auf Franziskus zurückgeht, und der Kapuzinerinnen. Zum 1221 begründeten Dritten Orden gehören Laiengruppen wie die Franziskanische Gemeinschaft (FG) und die Amigonianer (Terziaren der Kapuziner). Ebenfalls dem Dritten Orden zugerechnet werden die anglikanischen Franziskaner und die evangelischen Tertiaren. Die Franziskusbrüder und die Franziskanerinnen bilden den Regulierten Dritten Orden.

Heute betrachten sich alle diese Gemeinschaften als Äste der Franziskanischen Familie; im deutschsprachigen Raum haben sie sich in der INFAG, der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft organisiert.

Kirchenbauten


Siehe auch: Ordensgemeinschaft, Kloster, Liste von Franziskanern