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Wirtschaft Deutschlands

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Deutschland ist mit einem Bruttoinlandprodukt von 2,07 Billionen Euro die drittgrößte Volkswirtschaft und Industrienation der Welt und die größte in Europa. Zudem ist Deutschland die größte Exportnation. Da das Land relativ rohstoffarm ist, ist seine Wirtschaft vorwiegend auf den sekundären und tertiären Sektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2% - 3% der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig). In der jüngsten Vergangenheit war das Wachstum jedoch nur schwach und die deutsche Wirtschaft ist durch Anfälligkeit gegen Einflüsse von außen, innere Probleme und Integrationsprobleme mit den neuen Bundesländern gekennzeichnet.

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Ludwig Erhard war maßgeblich am "Wirtschaftswunder" beteiligt

Charakterisierung

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die Post: liberalisiert

Die deutsche Wirtschaft wird oft als soziale Marktwirtschaft beschrieben. Der deutsche Staat bietet ein umfangreiches Angebot von sozialen Dienstleistungen an. Obwohl der Staat in einigen Sektoren die Wirtschaft durch Subventionen unterstützt, sind Wettbewerb und Marktwirtschaft Grundpfeiler in der Wirtschaftspolitik. Der deutsche Staat hat die Privatisierung von Firmen wie der deutschen Bahn, der deutschen Telekom, der deutschen Post und anderen vorangetrieben und so für mehr Wettbewerb gesorgt.

Die deutsche Wirtschaft ist mit einer Exportrate von mehr als einem Drittel des Inlandproduktes stark export-orientiert. Aus diesem Grund war für Deutschland der Export immer ein Schlüsselelement des wirtschaftlichen Wachstums. Deutschland ist deswegen ein starker Befürworter starker wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.

Geschichte

Zweiter Weltkrieg bis Wiedervereinigung

Währungsreform: Formular 1948

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland wirtschaftlich und sozial am Boden. Nach der Währungsreform 1948 Jahren gelang der wirtschaftliche Wiederaufbau im so genannten Wirtschaftswunder, gleichzeitig wurden die Bürger durch den Sozialstaat abgesichert. Deutschland wurde zum Exportmeister; Produktivität und Qualität deutscher Produkte insbesondere des Maschinenbaus genossen und genießen noch heute weltweit einen guten Ruf. Bis in die frühen 1970er erlebte Westdeutschland beinahe durchgehend hohes wirtschaftliches Wachstum, welches aber danach - mit Rezessionen 1974 und 1981/82 sowie einer Wachstumsspitze 1979 - geringer wurde. Nach einem Wachstumshoch 1988/89 und dem westdeutschen Wiedervereinigungsboom 1990/91 folgte die Rezession von 1993. Seit 1994 gab es wieder acht Jahre lang Wachstum, das durchschnittlich etwa 1,5% betrug. Nach einer Stagnation von 2001 - 2003 wuchs die Wirtschaft 2004 um 1,6 %. Die Arbeitslosigkeit ist von etwa 2,5 Mio. (1992) auf etwa 4,8 Mio. (2005) gestiegen.

Seit der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung musste zunächst die marode Wirtschaft in den damals neuen Bundesländern geschultert werden. Dies wurde vorwiegend über Neuverschuldung in den Haushalten und Übertragung einiger Kostenfaktoren in die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Vierzehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind große Fortschritte in der Erhöhung des Ostdeutschen Lebensstandards erkennbar, eine Marktwirtschaft wurde eingeführt und die Infrastruktur wurde verbessert. Die Produktivität je Arbeitnehmer steigt stetig. Gleichzeitig dauert der Angleichungsprozess zwischen Ost und West länger als ursprünglich angenommen, nach manchen Maßstäben stagniert er sogar bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Das Wirtschaftswachstum im Osten fällt geringer aus als im Westen, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch, qualifizierte Arbeitnehmer wandern ab. Die Konsumrate im Osten hängt direkt von den Geldspritzen aus dem Westen ab, die sich auf jährlich 65 Mrd.$ oder mehr als 4% des Westlichen BIP belaufen. Zusätzlich zum Solidaritätszuschlag plant die Regierung wirtschaftliche Aufbauhilfe bis ins Jahr 2019.

Aktuelle Konjunkturentwicklung 2004 bis 2006

2004 hat sich die deutsche Wirtschaft aus einer dreijährigen Stagnationsphase gelöst. Die gesamtwirtschaftliche Produktion, das Bruttoinlandsprodukt, ist um 1,6 % gestiegen. Für 2005 erwarten die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Ende April 2005 vorgelegten Gemeinschaftsdiagnose, dass sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft auf nur noch 0,7 % abschwächt. Berücksichtigt man aber, dass es 2005 deutlich weniger Arbeitstage als 2004 gibt, dürfte das Wirtschaftswachstum 2005 mit 0,9 % nicht wesentlich schwächer ausfallen als 2004 (+ 1,1 %). Rund ein Drittel des Wachstums im letzten Jahr war der höheren Zahl von Arbeitstagen zuzuschreiben.

Ähnlich schwach wie Deutschland ist in den letzten Jahren kaum ein anderes Industrieland gewachsen. Die sogenannte Trendwachstumsrate der deutschen Wirtschaft ist in den letzten 15 Jahren stetig bis auf ein Prozent zurückgegangen. In Europa liegt die Trendwachstumsrate dagegen bei rund 2 Prozent, in den USA sogar bei rund 3 Prozent. Die Institute ziehen vor diesem Hintergrund die Schlussfolgerung: „Deutschland hat kein Konjunktur-, sondern ein Wachstumsproblem.“ Sie fordern weitreichende wirtschaftspolitische Reformen.

Konjunkturerwartungen der Forschungsinstitute für 2005

Im Frühjahr 2005 sehen die Institute die deutsche Wirtschaft in einer „konjunkturellen Schwächephase“, die im weiteren Verlauf des Jahres 2005 jedoch überwunden werden könne. Die Konjunkturforscher setzen darauf, dass die dämpfenden Einflüsse der stark gestiegenen Ölpreise und der Aufwertung des Euro auslaufen. Zudem werde die Weltwirtschaft weiter kräftig wachsen.

Die Institute erwarten folgende Grundlinien der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2005:

Außenwirtschaft

Die Außenwirtschaft bleibt wichtigste Stütze der Konjunktur in Deutschland. Die deutsche Ausfuhr nimmt angesichts der nur wenig schwächeren wachsenden Weltwirtschaft weiter zu, allerdings mit gut 4 % nur knapp halb so stark wie 2004. Auch die Einfuhr wird weiter zunehmen, mit einer Wachstumsrate von knapp 4 % aber ebenfalls deutlich weniger rasch als 2004. Der Beitrag der Außenwirtschaft zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum um 0,7 % liegt damit bei voraussichtlich bei etwa einem halben Prozentpunkt.

Investitionen

Die Investitionen in Ausrüstungen und Sonstige Anlagen zogen bereits im vergangenen Jahr leicht an. Das Umfeld für Investitionen bleibt im laufenden Jahr günstig. So steigen die Arbeitskosten nur moderat, die Zinsen bleiben niedrig und die Unternehmen werden durch Steuersenkungen und die geänderte Finanzierung von Krankengeld und Zahnersatz entlastet.In Betrieben, die eher den binnenländischen Konsummarkt beliefern, verbessern sich die Geschäftsaussichten aber nur zögernd. Insgesamt steigen die Investitionen in Ausrüstungen und sonstige Anlagen um knapp 4 %.

Demgegenüber werden die Bauinvestitionen weiter zurückgehen (gut – 2 %). Die Bereitschaft der privaten Haushalte zu Bauvorhaben wird durch ihre negativen Einkommenserwartungen geschwächt. Gewerbliche Investoren werden durch mangelnde Renditeaussichten und Wertminderungen abgeschreckt. Die Verteuerung von Stahl und Stahlprodukten führt zu steigenden Baupreisen, was gleichfalls die Investitionsbereitschaft drückt.

Privater Verbrauch

Der private Verbrauch nimmt seit dem zweiten Halbjahr 2004 langsam zu. Seit Januar 2005 wird er durch Entlastungen bei der Einkommensteuer stimuliert. Andererseits schmälern aber steigende Energiepreise die Kaufkraft der privaten Haushalte. Insgesamt wird der private Konsum daher im laufenden Jahr lediglich um 0,4 % zunehmen. Hintergrund dafür ist ein Anstieg der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um 2,1 % bei einer Steigerung der Verbraucherpreise um 1,7 %.

Die anhaltend schlechte Lage am Arbeitsmarkt trägt zur schwachen Konsumkonjunktur bei.

Arbeitsmarkt

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, der Indikator, der derzeit wohl am besten die konjunkturelle Entwicklung der Beschäftigung abbildet, sinkt weiterhin. Demgegenüber nimmt die Zahl der Erwerbstätigen zu. Dieser Anstieg ist aber bisher lediglich auf arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie zum Beispiel Minijobs und Ich-AG´s zurückzuführen. Die Institute weisen darauf hin, dass diese neuen Beschäftigungsformen auf ihre Dauerhaftigkeit, mögliche Verdrängungseffekte und ihren Beitrag zur Integration von Arbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt überprüft werden müssen.

Die Arbeitslosenzahl wächst im Jahresdurchschnitt 2005 um 463.000 Personen auf 4,844 Millionen. Der deutliche Anstieg ist jedoch nicht vorwiegend konjunkturbedingt. Er ergibt sich insbesondere durch die Aufnahme von erwerbsfähigen bisherigen Sozialhilfebeziehern in die Arbeitslosenstatistik.

In der zweiten Jahreshälfte 2005 kommt es mit anziehender Konjunktur zu einer Trendwende am Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenzahl sinkt. Dazu beitragen wird, dass einige bisherige Sozialhilfeempfänger, die seit Anfang 2005 als Arbeitslose registriert wurden, bei nochmaliger Überprüfung ihrer Erwerbsfähigkeit wieder aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen werden dürften. Auch sogenannte „1-Euro-Jobs“ werden die Arbeitslosenzahl sinken lassen.

Preise, Löhne, Zinsen

Die Preisentwicklung in Deutschland ist durch die kräftig gestiegenen Energiepreise geprägt. Im März 2005 lag der Anstieg der Verbraucherpreise zum Beispiel insgesamt bei 1,8 %. Ohne Energie betrug er nur 1,2 %.

In der Prognose der Wirtschaftsforschungsinstitute ist aber unterstellt, dass die Preise für Öl und andere Rohstoffe 2005 leicht nachgeben werden. Allerdings wird die Überwälzung der bisherigen Verteuerung noch etwas andauern. Im September 2005 erfolgt zudem eine erneute Erhöhung der Tabaksteuer. Daher wird die Teuerungsrate der Verbraucherpreise 2005 bei insgesamt 1,7 % liegen, etwas höher als 2004 (1,6 %).

Von der Lohnentwicklung kommen keine preistreibenden Impulse. Die Zunahme der Arbeitnehmerentgelte in Deutschland lag bereits in den vergangenen Jahren unter dem europäischen Durchschnitt. Da die Produktivitätssteigerungen dem europäischen Durchschnitt entsprachen, sind die Lohnstückkosten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern des Euroraums gesunken.

Die Europäische Zentralbank wird mit ihrer Geldpolitik nach Meinung der Institute bei dieser Preisentwicklung erst 2006 die Zinswende einleiten und den Leitzins bis Ende des kommenden Jahres um insgesamt 0,5 Prozentpunkte auf 2,50 % erhöhen.

Öffenliches Haushaltsdefizit

Das Haushaltsdefizit im staatlichen Gesamthaushalt erreichte 2004 rund 80 Mrd. Euro. Damit lag die durch den Maastrichtvertrag definierte Defizitquote bei 3,7 % des Bruttoinlandsprodukts. 2005 wird die Quote lediglich auf 3,4 % zurückgehen, wozu u.a. Sonderfaktoren wie Zahlungen der Landesbanken an die Länderhaushalte beitragen werden.

Konjunkturentwicklung in Ostdeutschland

In Ostdeutschland ist das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt auch im zweiten Halbjahr 2004 kräftig geblieben. Pro Kopf betrachtet hat sich der Produktionsrückstand Ostdeutschlands gegenüber Westdeutschland 2004 leicht verringert. Ostdeutschland hat allerdings erst 64 % der westdeutschen Pro-Kopf-Produktion erreicht. Positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Industrie wirkt, dass die Lohnstückkosten mittlerweile unter dem westdeutschen Durchschnitt liegen.

Die Arbeitsmarktlage in Ostdeutschland hat sich im vergangenen Jahr jedoch nicht verbessert. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm trotz der deutlich niedrigeren Löhne stärker ab als in Westdeutschland. Die Zahl aller Erwerbstätigen stieg zwar, aber überwiegend aufgrund der arbeitsmarktpolitischen Instrumente.

2005 dürfte das Wirtschaftswachstum in Ostdeutschland ähnlich hoch sein wie in Westdeutschland. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte um etwa 60.000 Personen steigen.

Konjunkturerwartungen der Forschungsinstitute für 2006

2006 wird sich nach Einschätzung der Institute die Konjunkturbelebung in ganz Deutschland beschleunigen und der Aufschwung an Breite gewinnen. Niedrige Zinsen und die Stabilisierung der Arbeitsmarktlage dürften den privaten Konsum etwas schneller wachsen lassen und den Anstieg der Investitionen in Ausrüstungen und Sonstige Anlagen noch etwas beschleunigen. Die Institute rechnen damit, dass 2006 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 % erreicht werden kann. Die Arbeitslosenzahl könnte dann um gut 300.000 auf 4,5 Millionen sinken. Auch bei dieser Entwicklung dürfte das Budgetdefizit mit 3,3 % des Bruttoinlandsprodukts die Maastricht-Schwelle von 3,0 % aber immer noch überschreiten.

Wirtschaftspolitische Forderungen zur Überwindung der Wachstumsschwäche

Die Forschungsinstitute fordern weitreichende wirtschaftspolitische Reformen, um die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft zu überwinden. Der Staat müsse seinen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen verringern und den Freiraum für private Initiative erhöhen. Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, die Staatsquote, soll reduziert werden. Der Staat soll die Subventionen kürzen, die Steuern und seine Neuverschuldung senken. Im Bereich der Sozialpolitik sollen die Bürger mehr Eigenverantwortung übernehmen. Der Staat soll lediglich für eine Grundsicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter sorgen.

Um die Eingliederung der Arbeitslosen in den Arbeitsprozess zu ermöglichen, soll nach Ansicht der Institute der Anstieg der Tariflöhne im gesamtwirtschaftlichen Schnitt unter der Summe aus der trendmäßigen Inflationserwartung und dem trendmäßigen gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum liegen. Die voraussichtliche Entwicklung der Tariflöhne im Jahr 2005 entspricht nach ihrer Einschätzung dieser Forderung.

Die wirtschaftspolitischen Forderungen der Institute entsprechen dem Konzept der sogenannten angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Anhänger der „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ empfehlen demgegenüber staatliche Maßnahmen zur Stärkung der schwachen Inlandsnachfrage, zum Beispiel die Aufnahme weiterer Schulden durch den Staat, um staatliche Investitionsprogramme finanzieren zu können, Zinssenkungen zur Erleichterung von Investitionen sowie Lohnsteigerungen, die den Anstieg der Produktivität zumindest voll ausschöpfen.

Langfristige strukturelle Probleme

Bürokratische Hindernisse

Trotz der hohen Anfälligkeit gegenüber externen Einflüssen halten die meisten Experten die inneren strukturellen Probleme für den Hauptgrund der schwachen Konjunkturlage. Ein inflexibler Arbeitsmarkt wird als Hauptursache der beharrlich hohen Arbeitslosigkeit genannt. Starke bürokratische Einschränkungen behindern viele Firmen und den Gründungsprozess von neuen Firmen. Durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder Subventionen begünstigt, ziehen es deutsche Arbeitgeber auch in Zeiten guten Wachstums vor, im Ausland oder in Maschinerie zu investieren, anstatt im Inland neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Sozialabgaben statt Steuern

Viele Experten halten darüber hinaus die hohen deutschen Sozialabgaben für ein Wachstumshindernis. Sozialabgaben sind die Beiträge zu Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Diese gelten als überhöht, weil versicherungsfremde Leistungen im Umfang von etwa 80 Mrd. EUR "im Gekungel der Interessengruppen in die Sicherungssysteme gepackt wurden". Steigende Sozialversicherungsbeiträge erhöhen die Kosten je Arbeitsplatz und erhöhen so den Anreiz, Arbeitsplätze abzubauen. Werden viele Arbeitnehmer durch Stellenabbau arbeitslos, steigen wiederum die Sozialbeiträge - ein Teufelskreis. Es wird daher gefordert, die Sozialversicherungen wie in europäischen Nachbarländern stärker über allgemeine Steuern zu finanzieren, um einen wichtigen Anreiz zur Jobvernichtung zu beseitigen.

Bevölkerungsstruktur

Wie in allen europäischen Ländern ist die Geburtenrate in Deutschland auf ein niedriges Niveau gesunken. Die daraus resultierenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (weniger junge Menschen haben mehr alte Menschen zu versorgen) stellen neue Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme. Beiträge zur Krankenversicherung und Rentenversicherung werden in Deutschland hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Höhere Beitragssätze führen zu höheren Kosten pro Arbeitsstunde. Diese werden jedoch großteils durch eine steigende Produktivität ausgeglichen.

Kostendruck durch Globalisierung und Billiglohnländer

Wachsende Globalisierung seit den 1980er Jahren sowie erstarkte Wirtschaftssysteme in Asien und seit den 1990ern auch in Osteuropa führten dazu, dass insbesondere niedrig qualifizierte, aber lohnintensive Industriearbeitsplätze im sekundären Sektor in Deutschland abgebaut wurden. Ein zunehmender Kostendruck insbesondere durch günstige osteuropäische Arbeiter führte zudem im Bereich des Handwerks zu einer gegenwärtig extrem hohen Schwarzarbeit. Fehlende Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme wurde lange Zeit über eine Erhöhung der Lohnnebenkosten auf den verbleibenden Arbeitsverhältnissen des regulären Arbeitsmarktes abgefangen. Dies verschärfte das Problem zusätzlich.

Die Entwicklung führte zur allgemeinen Einschätzung einer "Krisensituation" der deutschen Wirtschaft, die etwa Anfang der neunziger Jahre aufkam und seitdem im Wesentlichen nicht mehr abflaute. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung um die Jahrtausendwende wurden durch das Platzen der New_Economy-Blase und die weltwirtschaftlich schlechte Situation seit dem 11. September 2001 zunichte gemacht.

Handelspartner

Die USA sind der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands und der Handel zwischen den beiden Staaten nimmt stark zu. Insgesamt wurden im Jahr 2000 Güter und Dienstleistungen im Wert von 88 Mrd. US-Dollar ausgetauscht, wobei die Importe nach Deutschland mit 29,2 Mrd. US-Dollar nur halb so hoch waren wie die Exporte mit 58,7 Mrd. US-Dollar. Deutschland exportiert hauptsächlich Autos, Maschinen, Chemie und schweres elektrisches Gerät. Die USA exportieren hauptsächlich Flugzeuge, elektronisches Gerät, Telekommunikations-Ausrüstung, Datenverarbeitungsgerät und Automobile. Ein Großteil der Handelsaktivitäten findet innerhalb der gleichen Industrie oder sogar der gleichen Firma statt.

Deutsche Exportzahlen

Die deutschen Exporte haben 2004 trotz des teuren Euro und hoher Ölpreise die Rekordmarke des Vorjahres übertroffen. Beflügelt vom weltwirtschaftlichen Aufschwung legten die Ausfuhren nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes um zehn Prozent zu.

Insgesamt wurden Waren im Wert von 731,0 Mrd. Euro exportiert und für 575,4 Mrd. importiert. Damit kletterten zwar auch die Einfuhren um 7,7 Prozent nach oben, doch der Ausfuhrüberschuß erreichte mit 155,6 Mrd. Euro einen neuen historischen Höchststand. Der deutsche Außenhandel profitierte dabei erneut von der robusten Weltkonjuntur. Die Wachstumsrate von 4,5 Prozent war die höchste seit drei Jahrzehnten.

Der starke Euro, der deutsche Waren im Ausland erheblich teurer machte, wirkte sich im Verhältnis dazu nur gering aus. Für die Beseitigung aller bremsenden Faktoren einschließlich des hohen Rohölpreises ist nach Experten der globale Aufschwung verantwortlich.

Die Importe aus Staaten der EU legten 6,5 Prozent, die Importe aus anderen Regionen um 9,8 Prozent zu. Wirtschaftsexperten prognostizierten für 2005 weiter anziehende Importe und Exporte. Die Zuwachsraten würden sich allerdings stärker angleichen.

In diesem Zusammenhang warnen Wirtschaftler aber auch vor einer Rekord-Euphorie. Skeptiker befürworten nicht, die Außenhandelsbilanz als Erfolgsmesser für eine Volkswirtschaft anzusehen. Das Ungleichgewicht zugunsten der Ausfuhren bedeute nämlich auch, daß Kapital aus Deutschland abfließe und Investoren andere Standorte bevorzugen. Es sei außerdem bemerkt, daß Deutschland nur beim Export von Waren "Exportweltmeister" ist; bezieht man Dienstleistungen mit ein, ist es die USA (die USA wiesen jedoch im Jahr 2004 ein Handelsdefizit auf).

Wettbewerbsfähigkeit

Gemäss der IMD-Rangliste 2005 der Wettbewerbsfähigkeit ist Deutschland im 23. Rang. Die ersten 25 Ränge unter den 35 untersuchten Ländern und Regionen: 1. USA, 2. Hongkong, 3. Singapur, 4. Island, 5. Kanada, 6. Finnland, 7. Dänemark, 8. Schweiz, 9. Australien, 10. Luxemburg, 11. Taiwan, 12. Irland, 13. Niederlande, 14. Schweden, 15. Norwegen, 16. Neuseeland, 17. Österreich, 18. Bayern, 19. Chile, 20. Zhejiang, 21. Japan, 22. Grossbritannien, 23. Deutschland, 24. Belgien, 25. Israel.

Quelle: IMD World Competitiveness Yearbook, IMD, Lausanne, 2005.

Zahlen und Fakten

Die Inflationsrate betrug für 2004 1,6 %.

Entwicklung des Bruttoinlandprodukts in Deutschland

Brutto- und Nettoinlandsprodukt in der Bundesrepublik Deutschp9p99090909land von 1970 bis 2003. (Bis 1991 nur Westdeutschland, Angaben in Milliarden Euro)

siehe auch: Portal_Wirtschaft