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Philipp II. (Spanien)

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Philipp II. (* 21. Mai 1527 in Valladolid; † 13. September 1598 in Madrid) erbte als ältester und einzig überlebender legitimer Sohn Karls V., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (Karl I. von Spanien), und Isabella von Portugal das Königreich von Spanien, die amerikanischen Kolonien, die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, das Königreich Sizilien und das Herzogtum Lombardei.

Philipp II.
Datei:Philipp II (Spanien).jpg
Philipp II.

Von 1580 an war Philipp II. auch als Philipp I. König von Portugal, nachdem er sich dort gegen den selbst ernannten Gegenkönig Antonio von Crato durchsetzten konnte. Philipp II. erkannte 1554 Don Juan de Austria als seinen Halbbruder an, nachdem dies bereits sein Vater Kaiser Karl V. im geheimen getan hatte.

Philipps erste Frau war Prinzessin Maria von Portugal, die er am 1543 ehelichte und mit der er einen Sohn, Don Carlos hatte. Diese Hochzeit vereinigte 1580 bis 1640 Portugal mit Spanien.

Nach Marias Tod am 12. Juli 1545 strebte er ein Bündnis mit England an und heiratete am 25. Juli 1554 die katholische Königin Maria I. von England, auch Maria Tudor oder Bloody Mary bekannt. Diese Ehe war bei ihren Untertanen unbeliebt und, soweit es Philipp betraf, eine rein politische Allianz. Während der Dauer der Ehe führte er den Titel "König von England". Am 16. Januar 1556 folgte Philipp, nach der Abdankung seines Vaters Karl, auf den spanischen Thron, jedoch war er bis zu dessen Tod, zwei Jahre später, nicht mehr im Land.

Nachdem seine zweite Frau, Maria Tudor, 1558 kinderlos gestorben war, machte Philipp ihrer jüngeren Schwester Elisabeth I. von England Avancen, doch sein Plan schlug wegen einer ganzen Reihe von Gründen fehl. Philipp glaubte auch, dass sein Sohn Don Carlos gegen ihn intrigierte und ließ ihn verhaften. Als der Prinz nur kurze Zeit später starb, klagten Philipps Feinde ihn an, den Mord an seinem eigenen Sohn in Auftrag gegeben zu haben.

Spanien und England wurden Feinde, insbesondere wegen des Erstarkens der spanischen Inquisition. 1559 endete der sechzigjährige Krieg mit Frankreich durch Unterzeichnung des Frieden von Cateau-Cambrésis. Eine Bedingung des Friedensvertrages war Philipps dritte Hochzeit am 2. Februar 1560 mit Prinzessin Elisabeth von Valois, der Tochter Heinrichs II. von Frankreich und Katharinas von Medici, die allerdings zuerst Philipps Sohn Don Carlos versprochen war. Elisabeth schenkte ihm zwei Töchter (Isabella Clara Eugenia und Catalina Micaela), aber keinen Sohn.

Philipps vierte Frau, Anna von Österreich, Tochter von Kaiser Maximilian II., schenkte ihm den ersehnten Erben, Philipp III. von Spanien. Anna gebar des Weiteren die Söhne Ferdinand, Carlos Laurentius und Diego, sowie die Tochter María.

Während Philipps Regentschaft wurden die philippinischen Inseln erobert und nach ihm benannt, außerdem wurde eine nordamerikanische Kolonie in Florida etabliert. Seine Herrschaft war jedoch durch finanzielle Instabilitäten gekennzeichnet und durch eine drohende muslimische Invasion bedroht. Auch der Konflikt mit England und den Niederlanden wuchs beständig an. Die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, die Nachfolgerin der Utrechter Union von 1579, erklärte sich 1581 unabhängig vom spanischen König. Währenddessen erbte Philipp den portugiesischen Thron und seine Erfolge während der Kolonisation Amerikas verbesserten seine finanzielle Situation, was ihm erlaubte, größeren Druck auf seine Feinde aufzuüben. Die Enthauptung der schottischen Königin Maria Stuart gab ihm die Rechtfertigung für eine Invasion Englands durch die Spanische Armada, die von den besser bewaffneteren und schnelleren englischen Schiffen unter der Führung von Sir Francis Drake 1588 besiegt wurde. Das ungünstige Wetter half den Engländern sicherlich auch.

Von 1590 bis 1598 führte Philipp auf Seiten des Papstes und des Herzogs von Guise den französischen Religionskrieg gegen den Hugenottenkönig Heinrich IV. von Frankreich.

Phillip ist in die Geschichte als der "düstere König" eingegangen. Er residierte mitten in der Einöde des kastilischen Hochlandes, in seiner Gründung, dem Kloster San Lorenzo del Escorial, wo er in pedantischer Einförmigkeit dahinlebte. Er trug immer schwarz, aß jeden Tag pünktlich dieselben Speisen und machte jeden Tag dieselbe Ausfahrt durch die einförmige Hochebene. In seinen späteren Lebensjahren verließ er sein Zimmer nur mehr, um die Messe zu hören. Er verkörperte das Ideal der undurchdringlichen Ruhe und Gelassenheit wie kein anderer: nie soll er gelacht haben, und weder bei der Nachricht seines größten Sieges (der Seeschlacht von Lepanto "Mucho ha aventurado Don Juan" - `Viel hat Don Juan gewagt´) noch bei seiner größten Niederlage (dem Debakel der Armada) auch nur eine Miene verzogen haben.

Ein wenig Helligkeit zeigt sich etwa durch seine freundlichen und interessierten Briefe an seine Töchter.

Er umgab sich mit einem undurchdringlichen Hofzeremoniell, nur die allerhöchsten Granden hatten Zutritt zu ihm, und das oft nur nach monatelanger Wartezeit. Er sprach soviel mit ihnen, wie gerade notwendig: seine Befehle erteilte er in kryptischen Halbsätzen, die man erst deuten musste. Durch diese Unnahbarkeit galt er fast schon als eine Art Gottheit, ein weltentrückter Mönchskönig.

Legendär ist auch sein Bürokratismus: jedes noch so kleine Detail in seinem Weltreich musste von ihm persönlich entschieden werden, was die Verwaltung dieses Reiches natürlich unglaublich schwerfällig machte. Dazu kam ein gewisser Hang zum Verfolgungswahn hinzu: er misstraute allen, auch und gerade jenen, die sich für das spanische Reich Verdienste erworben hatten. Es liegt auch auf der Hand, das dies sich mit seinen weltumspannenden Plänen von einer katholischen Universalmonarchie überhaupt nicht vertrug. Am Ende seines Lebens musste er dem Aufstieg all derer zusehen, die er erbittert bekämpft hatte, vor allem England unter Elisabeth I..

Philipp II. starb 1598 im El Escorial bei Madrid, sein Nachfolger wurde sein Sohn, König Philipp III. von Spanien.

Nachkommen

Erste Ehe: 15. November 1543 heiratete Philipp Prinzessin Maria von Portugal († 12. Juli 1545)

Zweite Ehe: 25. Juli 1554 heiratete Philipp Königin Maria I. von England (* 18. Februar 1516; † 17. November 1558)
Dritte Ehe: 2. Februar 1560 heiratete Philipp Prinzessin Elisabeth von Valois (* 2. April 1545; † 3. Oktober 1568)

Vierte Ehe: Anna von Österreich (1549-1580)


Siehe auch: Geschichte Portugals, Zeittafel der Geschichte Portugals