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Milbitz (Gera)

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Milbitz bildet zusammen mit Thieschitz und Rubitz den 5,3 ha großen Ortsteil Milbitz/Thieschitz/Rubitz der Stadt Gera in Thüringen mit 677 Einwohnern (Stand 31. Januar 2009).

Geographie

Milbitz, Ortsansicht.
Felsformation an der Schiefergasse.

Milbitz liegt im Nordwesten der Stadt Gera an der Weißen Elster.

Geologie

Oberhalb der Bahnlinie gelegen befindet sich die sogenannte Schiefergasse, die mit ihren gewaltigen, offen sichtbaren Gesteinsschichtenablagerungen weltweit als geologische Sehenswürdigkeit gilt. Sie zählt zu den bedeutendsten geologischen Aufschlüssen aus der Zechsteinzeit vor 255 Millionen Jahren, als die Region den Rand des Zechsteinmeeres auf dem ungeteilten Urkontinent Pangea bildete. Bei der Schiefergasse handelt es sich um ein Profil aus Rotliegendem über Zechsteinkonglomerat und Kupferschiefer bis zur Produktusbank. Erste Beschreibungen stammen ab 1840 vom Thieschitzer Pfarrer Eduard Mackrodt.

In der gleichen Formation befindet sich auch die Kleine Zwerghöhle, gut sichtbar von der Straße in Richtung Gera.

Ehemalige Ausflugsgaststätte Lunapark um 1915.

Geschichte

Über den Namen des Ortes gibt es zwei Erklärungen: die erstere nimmt die Herkunft von Mel (Geröll, Müll) im Sinne der Sedimentablagerungen am Elsterufer an, als zweite kommt die patronymische Herkunft von einem sorbischen Ortgründer Mil in Frage – demnach Milvice gleich Sippe des Mil.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Milwicz am 12. November 1322: Die Vögte von Gera bestätigen dem Kloster Cronschwitz den Kauf von Äckern in der Gemarkung. 1506 erwirbt Bonifatius von Schaurodt das Dorf für 400 rheinische Gulden. Später ging das Dorf Milbitz in die Herrschaft Reuß über, wurde mit seinen damals sieben Hofstellen dem Kammergut in Ernsee fronpflichtig und unterstand im Gegensatz zu den umliegenden Dörfern nicht der Landgerichtsbarkeit, sondern direkt der reußischen Gerichtsbarkeit. Ab 1659 sind die Pferdegüter in Milbitz verpflichtet, Fuhrdienste für die Reußen zu leisten.

Die Eingemeindung in die Stadt Gera erfolgte zum 1. Januar 1919.

Politik

Seit 2001 besteht ein gemeinsamer Ortsteilrat der Ortschaften Milbitz, Thieschitz und Rubitz der Stadt Gera. Ortsteilbürgermeisterin für die drei Orte ist Christine Türpitz (SPD).

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1647: 31
  • 1794: 47
  • 1794: 47
  • 1864: 77
  • 1867: 81
  • 1919: 349
  • 2003: 157
Datenquelle: Stadtarchiv Gera
Ehemaliges Hauptgebäude der Milbitzer Heilanstalten

Bauwerke

In der Gemarkung Am Weinberg oberhalb des Dorfes im Wald gelegen wurden am 11. November 1914 die Milbitzer Heilanstalten, eine Stiftung der Geraer Fabrikantenfamilie Louis Schlutter, ihrer Bestimmung übergeben. 1927 erweitert, diente das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg als Lazarett und nach 1945 als Standortkrankenhaus der sowjetischen Streitkräfte in Gera. Heute sind die Gebäude ungenutzt und dem Verfall preisgegeben.

Zum Gemarkungsnamen Am Weinberg: In früherer Zeit befanden sich hier die Weingärten der reußischen Herrschaft, deren Bewirtschaftung jedoch über die Jahre eingestellt wurde - wohl aus gutem Grund: Welcher Qualität der Wein hiesiger Provenienz war, deutet Ferdinand Hahn in seiner Geschichte von Gera und seiner Umgegend an: Wächst gut Wein daselbst, wer gern Essig trinkt!

Verkehr

Der Ort ist unmittelbar an der Bundesautobahn 4 gelegen und erreichbar über die BAB-Anschlussstelle 57 Rüdersdorf. Durch den Ort führt die L 1070. Mit dem ÖPNV ist Milbitz erreichbar ab Gera-Untermhaus mit der Buslinie 20 der Geraer Verkehrsbetriebe. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Töppeln, Bad Köstritz und Gera (Hauptbahnhof).

Vereinsleben

Mittelpunkt des Lebens in der Ortschaft ist die Maibaumgesellschaft Milbitz-Thieschitz-Rubitz e.V. Neben zahlreichen anderen Aktivitäten ist der jährliche Höhepunkt das Maibaumsetzen! Ihr Vereinsheim befindet sich im ehemaligen Feuerwehrgebäude in Thieschitz.

Bildung

Bis Ende der siebziger Jahre war das benachbarte Thieschitz zuständiger Schulort. Seitdem besuchen die Kinder die Schulen in Gera-Untermhaus.

Internationales Reitstadion Gera-Milbitz, Summer Meeting 2009.
Tierheim.

Sport

Als eine der herausragendsten Sportstätten der Stadt Gera befindet sich in Milbitz das Reitstadion Gera-Milbitz. 1974 eröffnet, wurden im Jahr 2000 die Tribünenanlagen komplett erneuert und um eine weitere Reithalle ergänzt. In den vergangenen Jahren brillierte hier die internationale Reitsportelite bei CHIO-Turnieren, Weltcup-Springen oder den Deutschen Meisterschaften im Spring- und Dressurreiten.

Haustiere

Unweit des Reitstadions erreicht man über die Franzosenbrücke, deren Stahlkonstruktion 1926 die hölzerne Vorgängerbrücke ersetzte, das

  • Tierheim der Stadt Gera sowie den
  • Hundesportplatz des Vereins für Deutsche Schäferhunde, Sektion Gera, der seit über 100 Jahren existiert.

Literatur

Ferdinand Hahn, Geschichte von Gera und seiner Umgegend, Gera 1855.

Commons: Milbitz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien