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Somalia

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Flagge von Somalia
Flagge von Somalia
(Details) (Details)
Wahlspruch: ---(1)
Amtssprache Somali
Hauptstadt Mogadischu
Regierungssitz Nairobi (Kenia)
Staatsform ---(1)
Staatsoberhaupt Abdullahi Yusuf Ahmed(1)
Regierungschef Ali Muhammad Ghedi(1)
Fläche 638.000 km²
Einwohnerzahl 8.304.601 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 13 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 26. Juni 1960 erklärt, 1. Juli 1960 anerkannt
Währung Somalia-Schilling (SOS)
Zeitzone MSK (UTC +3)
Nationalhymne ---
Kfz-Kennzeichen SP
Internet-TLD .so
Vorwahl +252
(1) Es gibt keine offiziell gewählte Regierung, und keine permanente außenpolitische Vertretung.

Datei:Somalia-Pos.png

Die Demokratische Republik Somalia (جمهورية الصومال الديمقراطية) ist ein Staat im Osten Afrikas, der an den Golf von Aden im Norden, den Indischen Ozean im Osten, Kenia im Süden, Äthiopien im Westen und Dschibuti im Nordwesten grenzt. Sein Territorium setzt sich aus dem ehemaligen UNO-Mandatsgebiet (eine frühere italienische Kolonie) Somalia sowie dem britischen Protektorat Somaliland zusammen.

Geschichte

Für vorkoloniale Geschichte siehe auch: Sultanat Adal sowie Oman und Sansibar

Nach längeren Verhandlungen kündigte die britische Regierung am 7. Mai 1960 für den 1. Juli 1960 die Unabhängigkeit für das Schutzgebiet an.

Die beiden Kolonien Italienisch-Somaliland und Britisch-Somaliland schlossen sich zur Republik Somalia zusammen.

1976-78 unterlag Somalia Äthiopien im Krieg um die von Somalis bewohnte äthiopische Region Ogaden.

Zu Beginn der 1990er Jahre kam es zu blutigen Unruhen. Aktuelle wirtschaftliche Daten über Somalia liegen nicht vor. Der Staat hörte im Jahre 1991 de facto auf zu existieren und spaltete sich in zwölf durch Warlords beherrschte Stämme sowie den unabhängigen Staat Somaliland im Norden auf.

Im August 1992 bemühten sich die Vereinten Nationen, die mehr als 2 Millionen hungernden Menschen des Landes mit Lebensmitteln zu versorgen. Am 8. Dezember landeten 28.000 UN-Soldaten unter US-amerikanischer Führung in Somalia. Ihre Aufgabe war die Sicherung der Nahrungsversorgung (Operation Hoffnung).

Nachdem einige Kriegsfürsten gegen Ende des Jahres 1992 zum Frieden aufgerufen hatten, verschärfte sich die Situation 1993 erneut, als 23 pakistanische UN-Soldaten von Rebellen des Clanführers Mohammed Farah Aidid getötet wurden. Ab April wurden dann auch erstmals deutsche Soldaten eingesetzt, deren Aufgabe es war, indische UN-Brigaden mit Nachschub zu versorgen. Die Lage verschlechterte sich jedoch. Die Inder erschienen nicht, weswegen die Aufgaben der Bundeswehr nicht erfüllt werden konnten.

Andere Soldaten wurden inzwischen in blutige Kämpfe verwickelt, wobei auch mehrere Somalier getötet wurden (u.a. in der sogenannten Operation Irene). Am 3. März 1995 wurde die UN-Mission schließlich mit dem Abzug aller Blauhelm-Soldaten erfolglos beendet. Der Bürgerkrieg in Somalia wurde fortgesetzt.

Seit dem 13. August 2000 wird das Land von einer Übergangsregierung regiert (ohne Somaliland).

Am 26. Dezember 2004 wurden die Küsten des Landes von einem Tsunami heimgesucht, der nach offiziellen Angaben mindestens 132 Menschen tötete und viele Tausende obdachlos machte. (Erdbeben im Indischen Ozean 2004)

Geographie

Somalia liegt im Osten des Kontinents, am so genannten Horn von Afrika auf der Somali-Halbinsel. Der nördliche Teil des Landes ist zumeist hügelig und ist im Somali-Hochland durchschnittlich 900 bis 2.100 m ü. NN. Nach Süden hin erstreckt sich ein Flachland mit einer durchschnittlichen Höhe von 180 m. Die Flüsse Juba und Shebelle entspringen in Äthiopien und fließen durch den Süden Somalias und damit durch die Somali-Wüste in den Indischen Ozean. Die Küstenlinie ist 2.720 km lang.

Somalia wird beeinflusst durch Monsunwinde, ein ganzjähriges heißes Klima, unregelmäßige Regenfälle und stetig wiederkehrende Trockenperioden. Außer in den Berg- und Küstenregionen liegt die durchschnittliche Maximaltemperatur am Tag zwischen 30 und 40 °C. Der südwestliche Monsun sorgt in der Gegend um Mogadischu für ein relativ mildes Klima in den Monaten von Mai bis Oktober. Zwischen Dezember und Februar bringt der nordöstliche Monsun ein ähnliches mildes Klima. In der sogenannten Tangambili-Periode zwischen den beiden Monsunen (Oktober bis November und März bis Mai) ist es heiß und feucht.

Bevölkerung

Somalische Mutter mit Baby, 1917

Im frühen 17. Jahrhundert vermischten sich die einheimischen Kuschiten mit arabischen und persischen Händlern, die sich entlang der Küste niedergelassen hatten.

In der heutigen Zeit leben 60 Prozent aller Somalier teilweise oder vollständig als Nomaden. 25 Prozent der Menschen leben als Farmer, die sich in der fruchtbarsten Region des Landes zwischen Shebelle und Juba niedergelassen haben. Der verbliebende Teil der Bevölkerung (15 bis 20 Prozent) lebt in städtischen Gebieten.

In Somalia leben einige Bantugruppen, die auf dem Land arbeiten. Des weiteren gibt es noch mehrere tausend Araber, sowie einige hundert Inder und Pakistanis. Nahezu alle in Somalia geborenen Menschen sprechen die somalische Sprache. Minderheitensprachen neben Somali sind u.a. Arabisch, Englisch und Italienisch.

Gesundheitswesen

Am 8. März 2004 begann die erste landesweite Kampagne gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen. Der Präsident der Übergangsregierung, Abdikassim Salat Hassan sprach dabei von einem Verbrechen gegen die Religion und gegen die Menschlichkeit. Es war das erste Mal, dass ein prominenter Mann in Somalia offen über dieses Tabuthema sprach.

Verwaltung

Somalia besitzt zur Zeit keine nationale Regierung. Stattdessen teilt sich das Land in 18 Regionen auf, die jeweils unterschiedlich verwaltet werden:

Die Transitional National Government (TNG) in der Hauptstadt Mogadischu versucht die Staatsgewalt auszuführen. Jedoch ist der Einfluss der TNG nur auf ein kleines Gebiet beschränkt. Im Februar 2002 stellte die TNG ein neues Kabinett mit 31 Mitgliedern auf. Die TNG stellt außerdem den Außenminister (Yusuf Hassan Ibrahim) und gilt in vielen Ländern als Vertreter Somalias. Sie repräsentiert das Land in den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga und anderen internationalen Organisationen.

Somalia wird zu den failing states gerechnet, denjenigen Staaten, in denen eine gesamtstaatliche Autorität sich nicht dauerhaft etablieren konnte, die von innerem Zerfall und Bürgerkriegsgefahr dauerhaft bedroht sind.

Siehe auch: Liste der Städte in Somalia

Wirtschaft

Somalia gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Das Land besitzt kaum Ressourcen, und die ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft kam durch den Bürgerkrieg endgültig zum Erliegen. Land- und Viehwirtschaft bestimmen hauptsächlich das ökonomische Geschehen. In Somalia gibt es viele Nomaden, die hauptsächlich von ihrem Vieh leben. Zusätzlich zur landwirtschaftlichen Tätigkeit werden Bananen angebaut, die zu den Hauptexportgütern zählen. Des weiteren werden Fisch, Mais, Hirse und Zucker für den inländischen Bedarf angebaut oder hergestellt. Der kleine industrielle Sektor, der hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzgüter produziert, beträgt nur 10 % des BIP. Viele Fabriken wurden während des Bürgerkriegs geschlossen.

Entwicklungszusammenarbeit

Aufgrund der unsicheren politischen Lage sind in Somalia nur vereinzelte internationale Hilfsorganisationen tätig. Bekannt ist nur ein Schweizer Projekt in der Stadt Abudwak in Zentralsomalia.

Literatur

  • Mark Bradbury, The Somali Conflict, Oxford 1994
  • Thierry Vircoulon, La Crise somalienne; in: Afrique Contemporaine, Nr. 177, 1996, S. 3-16.
  • Mathias Weber, Der UNO-Einsatz in Somalia, Denzlingen 1997
  • Abdirizak Sheikh, Mathias Weber, Kein Frieden für Somalia?, Frankfurt 2005
  • Mark Bowden, Black Hawk Down - Kein Mann bleibt zurück, München 2002