Albert Görres
Albert Hermann Joseph Emil Elisabeth Görres (* 13. September 1918 in Berlin; † 3. Februar 1996 in München) war Psychoanalytiker, Psychotherapeut und Professor in Mainz und München.
Studium der Philosophie, Psychologie und Medizin in Heidelberg und Tübingen; medizinische Promotion bei Viktor von Weizsäcker. Psychiatrische und psychoanalytische Ausbildung in Berlin, Heidelberg und Amsterdam. Görres setzte sich intensiv mit Freuds Werk auseinander, war Assistent bei Mitscherlich und führte später die Urschrei-Methode von Janov in Deutschland ein (die er noch später selbst eher skeptisch beurteilte).
Nach der Habilitation in Psychologie 1955 erhielt er 1961 eine Berufung auf den ersten deutschen Lehrstuhl für Tiefenpsychologie an der Universität Mainz. Von 1966 bis 1973 war Görres Vorstand des Psychologischen Instituts und der Abteilung für Angewandte Psychologie und Tiefenpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. 1973 wurde er Direktor des Klinischen Instituts für Medizinische Psychologie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität (TU) München. Dieses Amt hatte der Ordinarius bis zu seiner Emeritierung 1983 inne.
In seinen zahlreichen Schriften und Reden setzte sich Görres immer wieder mit dem Spannungsverhältnis von Psychologie und Theologie auseinander und beschäftigte sich mit Fragen der Willensfreiheit und Schuldfähigkeit des Menschen und ihrer Grenzen. Eine langjährige Freundschaft verband den tief im Glauben verwurzelten Christen mit dem Theologen und Jesuiten Karl Rahner. Gemeinsam schrieben sie das Buch „Das Böse − Wege zu seiner Bewältigung in Psychotherapie und Christentum“.
Görres war ein undogmatischer Kritiker von krankmachenden Entwicklungen in der katholischen Kirche. So äußerte er Bedenken gegenüber der katholischen Sexualmoral und plädierte für eine Sexualität ohne Schuldgefühle. Basierend auf seiner breiten therapeutischen Erfahrung vertrat er die Auffassung, dass eine falsch verstandene katholische Erziehung die seelische Entwicklung von Menschen schwer schädigen könne, er sprach von „ekklesiogenen Neurosen“ und der „Pathologie des Katholizistischen“ als Folge. Offen kritisierte er die ablehnende Haltung von Papst Johannes Paul II. zur Laisierung von Priestern. Trotzdem wurde Görres mehrfach als Fachmann in verschiedene kirchliche Gremien und Kommissionen berufen. Er war auch Mitglied der Konzilskommission für Ehe und Familie („Pillenkommission“) von Papst Paul VI.
Seit 1950 verheiratet mit Silvia Görres, sieben Kinder.
Schriften
- Das Kreuz mit dem Glauben. Kritische Gedanken eines Therapeuten. Textauswahl Silvia Görres, Frank Höfer. (Graz 2000) ISBN 3786783594
- mit Christoph Schönborn und Robert Spaemann: Zur kirchlichen Erbsündenlehre. Stellungnahmen zu einer brennenden Frage (Freiburg 1991) ISBN 3894113030
- mit Walter Kasper (Hrgsg.): Tiefenpsychologische Deutung des Glaubens? Anfragen an Eugen Drewermann (Freiburg 1988) ISBN 3451021137
Das Böse : Wege zu seiner Bewältigung in Psychotherapie und Christentum (Freiburg 1982) ISBN 345108631X
Personendaten | |
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NAME | Görres, Albert |
KURZBESCHREIBUNG | Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Professor in Mainz und München |
GEBURTSDATUM | 13. September 1918 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 3. Februar 1996 |
STERBEORT | München |