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Hunnen

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Hunnen

Der Begriff Hunnen ist eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe zentralasiatischer Völkerschaften mit nomadischer , später halbnomadischer Lebensweise, die ursprünglich im Gebiet zwischen Issyk-Kul und Ulan-Bator beheimatet gewesen waren. Die ursprüngliche Volksbezeichung der hunnischen Stämme war wohl einst Turuken oder Türüken. Diese Volksbezeichnung bedeutet wohl "die Tapferen" oder "die Ehrenvollen" und wurde recht bald vom Adel (Khagan, Khan, Tajang, Batur u. a.) beansprucht. Statt dessen wurde nach der hunnischen Reichsgründung (209 v. Chr.) die Volksbezeichnung "Hunne" üblich und 174 v. Chr. durch Mete Khan (dem Bruder Mao-duns) schriftlich als Volksname dem chinesischen Han-Kaiser übermittelt. Turuk (= "Türük") selbst wurde über Turkut(= "Türküt") zum Vorläufer des Volksnamens Turk (= "Türk") = Türke. (Die Ungarn nennen die heutigen Türkei-Türken noch heute Török!)

Die Hunnen gingen aus einer Verschmelzung verschiedener Altai- und Sajanvölker hervor. Zu diesen kamen dann noch etliche iranische und mongolisch-tungusische Volksteile hinzu: Im Jahre 1766 v. Chr. wird in Inschriften der chinesischen Xia-Dynastie erwähnt, daß Kia, das 17. Mitglied der Dynastie, entmachtet wurde. Dessen Sohn Sunni begründete nun mit 500 Stammesangehörigen den eigenständigen "Hui-Stamm". Dieses Volk wurde zum tragenden Stamm der späteren Hunnen. Sunni begründete wohl auch den bedeutenden "Aşena-Klan", auf den sich alle späteren Hunnenherrscher (aber auch die ersten Führer der frühen "Gök-Türken") zurückführten. Als Legendenhafter Stammvater der Hunnen gilt allerdings Chungvi Khan (türkisch Çungvi Han, der erstmals 1800 v. Chr. erwähnt wird.

Die Hui gingen in der Folge in den hunnisch-türkischen "Schara-Uyghuren" (alttürkisch Şara Yugur = "Gelbe Uiguren") auf, auf dessen Volkstum wiederum die heutige "Hiu-Nationalität" Chinas beruht.

Die Hui - der Name ist eine tungusische Verballhornung des türkischen "Hun"! - sind heute eine muslimische Minderheit in den chinesischen Provinzen Gansu, Innere Mongolei und Sinkiang-Uigur und deren Sprache zeigt noch heute große Übereinstimmungen mit den benachbarten altaischen Sprachen der Mongolen und der Uiguren.

Hsiung-nu

Hinweise aus chinesischen Quellen, die auf ein Volk der Xiongnu (Hsiung-nu) deuten, gehen auf ca. 1200 v. Chr. zurück. Die Hsiung-nu waren die damaligen Beherrscher des Tarimbeckens, dem nachmaligen Ostturkestan! Im 3. Jhrd. v. Chr. gründeten die Hsiung-nu unter Mao Tun ein großes Reich, das mehrfach Han-China bedrohte. Dieses Reich der "Groß-Hunnen" (türk. Büyük Hun) sollte schließlich rund 18 Mio. qkm umfassen. Erst im 1. Jhrd. wurden sie durch China und benachbarte Stämme endgültig zur Unterwerfung bzw. zum Abzug nach Westen gezwungen.

Diskusion über die Identität von Hunnen und Hsiung-nu

Es herrscht keine völlige Einigkeit über die Identität der Hsiung-nu mit den Hunnen. Gewisse Indizien sprechen jedoch dafür:

  • beide Stämme sprachen türkisch
  • beide wurden mit den gleichen Schimpfwörtern bedacht
  • ihre Wanderung ist bis auf die Lücke von etwa 180 Jahren nachvollziehbar
  • es existieren Briefe sogdischer Handelsleute aus dem 4. Jhrd., welche die Wörter Hunnen und Hsiung-nu synonym verwendeten

Das Wort "Hunne" (Eigenbezeichnung der Hsiung-nu war Hun bzw. Hunlar) ist ein alttürkisches mit der Bedeutung von "Mensch" oder "Volk".

Es spricht vieles für eine Herkunft der Hunnen und der Hsing-nu aus der heutigen Mongolei und der angrenzenden Altai- und Sajangebirge. Vor allem, daß vor allem die Russen die Völker der heutigen Türken, Mongolen und Tungusen noch in der hiesigen Zeit als "Hunnische Völker" zusammenfaßen.

Doch dürften vor allem die heutigen Mongolen und Türken mehr mit den Hunnen verwandt sein, als z. B. die Tungusen. Das ergibt sich aufgrund vieler übereinstimmender Begriffe des Grundwortschatzes, wo nachfolgend einige von ihnen dargestellt werden:

Tabelle mit Sprachverwandschaften zwischen...
Hunnisch Göktürkisch Türkisch Mongolisch Deutsch
hun hun hun (heute: halk) hunn Mensch, Volk
ulus ulus ulus ölös Lager, Stamm, Volk, Nation
tengri, tanry tengri, tanry tanrı tengri Gott
kok kök gök, mavi (aus dem Persischen; daneben: gökçe!) kök, qöq Himmel, Blau
tengeriz, den(g)iz tengis deniz dalai Meer
khan khan (k)han qan Herrscher, König
khagan khagan kağan (aus: k(h)ag(h)an) qaqan Herrscher, Kaiser
khanum khanum hanum (aus: (k)hanum) qanum vornehme Dame, Herrscherin
ordu ordu ordu ördö Heer, Horde
orta orta orta örtä Gemeinschaft
altyn altyn altın altyn Gold, golden
su su su su Wasser
ak ak ak aq Weiß
khara khara, qara kara qara Schwarz

Diese Auflistung beweist uns noch in der heutigen Zeit, daß vor allem das Türkische eine direkte Fortführung des Hunnischen darstellt und das es sich - im Gegensatz zum Mongolischen, welches in der Folgezeit einem großen tungusisch-chinesischen Einfluß unterstanden ist - seit ihrer ersten Erwähnung (ca. 1766 v. Chr.) kaum verändert hat. Zwar weisen die türkischen Hoch-Sprachen der Neuzeit, Türkei-Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch (= Oghus-Türkisch) und Usbeko-Uygurisch (= Tschagatai-Türkisch) aufgrund ihrer frühzeitigen Islamisierung seit dem 8. Jahrhundert einen großen arabisch-persischen Einfluß auf. Doch bereits in den Sprachen der Tataren, Kasachen und Kirgisen (= Ogur- oder Kyptschak-Türkisch) nimmt dieser islamische Einfluß bereits merklich ab und in den Sprachen der Altai-Türken (= Uygur-Türkisch) fehlt er völlig. Die letzteren zeigen vielmehr einen fließenden Übergang ins Mongolische, während die nordöstliche türkische Sprache, das Saqa- oder Sacha-Türkische, die Sprache der Jakuten, einen großen tungusischen Spracheinfluß aufweist. Bei den europäischen Nachfahren der alten On(o)guren, den Erben der alten Hunnen Attilas, ist für den Laien nicht mehr und für einen türkischen Muttersprachler die hunnisch-türkische Herkunft dieses Wolgabulgarischen kaum noch zu bemerken - zu sehr gingen diese Hunno-Bulgaren in den benachbarten slawischen und finnischen Sprachen auf, während sie auf dem Balkan völlig verschwand.

Im Verlauf ihrer Wanderung intigrierten die ursprünglich mongoliden Hsiung-nu/ Hunnen zunehmend indogermanische Gruppen, so dass sie bereits in der Völkerwanderung als ein reines Mischvolk anzusehen sind, bei dem allerdings das türkische Erbe noch überwog.

Man sieht den Zeitraum der westlichen Wanderung des Reitervolkes der West-Hunnen, den "Hunnensturm" im 4. Jahrhundert n. Chr. Diese Gruppe der Onoguren oder Kara-Bulgharen, die europäischen Hunnen, unter Attila, unterwarfen die Ostgoten und vertrieben die Westgoten.

Nachdem Attila sich zum Alleinherrscher der Hunnenstämme gemacht hatte, wurden sie durch ständige Kriegszüge von Ungarn ('Hun-garn'= entstanden aus: Hun-Ogur = "hunnischer Ogure") aus eine Gefahr für das Römische Reich. Nach der Niederlage gegen die Römer und Westgoten 451 n. Chr. und Attilas Tod zerfiel ihr Reich.

Die Ost-Hunnen (die Chioniten oder auch Rote Hunnen und die Weiße Hunnen genannten Hephthaliten) eroberten ab 350 Baktrien, Teile des Iran und Nordindiens und gründeten große, aber kurzlebige Reiche. Die Hephthaliten hatten wesentlichen Anteil am Niedergang des indischen Großreichs der Guptal.

Siehe auch: Geschichte der Mongolei

Zeittafel Hunnen/Hsiung-nu

  • 1766 v. Chr. Die erste schriftliche Erwähnung des Volksnamen Hunnen findet in alten Aufzeichnungen der chinesischen Xia-Dynastie statt, in der auch erste Beispiele dieser Sprache überliefert wurden. (Damit ist das Hunnische die älteste bekannte türkische Sprache!)
  • 3. Jahrhundert v. Chr. Die möglicherweise aus der Mandschurei stammenden, mongoliden Hsiung-nu lassen sich in der heutigen Mongolei als Reiter- und Viehzuchtnomaden nieder.
  • 209 v. Chr. - 174 v. Chr. Unter Mao Tun (Mao-dun) gründen die Hsiung-nu ein eigenes Reich.
  • 160 v. Chr. Der endgültige Sieg der Hsiung-nu über die Yüe-tschi in der heutigen Provinz Kansu löst eine Völkerwanderung bis nach Baktrien aus, wo sich die Yüe-tschi und Saken (Teil der Skythen) nun niederlassen.
  • 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Nach wiederholten Auseinandersetzungen besiegte Han-China die Hsiung-nu und drängte diese nach Norden (119 v. Chr. schwere Niederlage der Hsiung-nu in der Mongolei).
  • um 50 v. Chr.: Zerfall der Herrschaft der Hsiung-nu durch eine Folge von Bruderkämpfen, die von China gefördert wurden.
  • 48: Der südliche Bestand der Hsiung-nu gelangt unter chinesische Dominanz, der nördliche Restbestand gelangt nach einem Sieg der Chinesen (89) unter die Herrschaft der Sien-pi (Xian-bi) und flieht z.T. nach Westen.
  • nach 153: Die südlichen Hsiung-nu erobern Nordchina und bilden ein neues Reich. Es wurde schon 352 von den Mujung-Sien-pi zerstört, aber Nachfolgereiche wie das der Toba bis zum 6. Jh. (-vgl. Zeittafel der chinesischen Geschichte-).

Zeittafel Hunnen

  • 44 v. Chr. und 91 Flüchtige Gruppen der Hsiung-nu lassen sich an Ili und Tschu nieder und gründen kurzlebige Reiche.
  • 48 n. Chr.gründete ein Herrscher der vierten Dynastie, Panu Khan, das Reich der West-Hunnen (türk. Batı Hun İmparatorluk), das sich auf alt-türkische Stämme wie der Tabgatschen (türk. Tabgaç), Basmilen (türk. Basmil), Tschigilen (türk. Çiğil) und Karluken (türk. Karluk) begründete.

Dieses umfaßte weite Teile des chinesischen Königreich der Wei und die Gebiete des nachmaligen Turkestans. (Dieses Reich sollte nun bis zum endgültigen Ende des großen von Mao-dun Khan geschaffenen Hunnenreiches bestehen und mit diesem 216 n. Chr. untergehen!)

  • 170 Ein Sien-pi Herrscher unterwirft die Reste der (Nord-)Hsiung-nu westlich des Altai.
  • ab 350: Angriffe der Ost-Hunnen (von denen angenommen wird, dass sie mit den Hsiung-nu identisch sind) gegen das Reich der Sassaniden (Baktrien).
  • 375: Ein mit Teilen der iranischen Alanen liierter Zweig der Hunnen unter Balamir schlägt die Ostgoten in Südrussland. Das über weite Gebiete Ost- und Mitteleuropa sich erstreckende Hunnenreich (mit Zentrum an der mittleren Donau) unterliegt nach Attilas Tod dem vereinten Widerstand von Germanenstämmen und des Römischen Reichs.
  • 451: Die Hunnen unter ihrem König Attila (*um 395, †453) werden in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (Frankreich) von den Römern (Aëtius) und von den mit ihnen verbündeten Westgoten (Theoderid) geschlagen.