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Illuminatenorden

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Der Illuminatenorden ("Gesellschaft der Perfectibilisten") war eine 1776 vom Philosophen und Theologen Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete Geheimgesellschaft, die auf den Prinzipien der Freimaurer aufbaute und zwar in deren Tradition zu sehen ist, jedoch keine Freimaurerer-Loge darstellt.

Der Illuminatenorden wurde wegen seiner radikal-aufklärerischen Haltung schnell Gegenstand wilder Verschwörungstheorien. Nicht zuletzt deshalb wurde der Illuminatenorden alsbald (1784) verboten und stellte seine Aktivitäten um 1788 ein.

Geschichte

Der Illuminatenorden wurde am 1. Mai 1776 in Ingolstadt durch Adam Weishaupt gegründet. Die rd. 1.500 Mitglieder des Ordens, welche zu rund einem Drittel zugleich Freimaurer waren, galten als Förderer der Aufklärung und lehnten die Monarchie ab. Kurz vor Selbstauflösung des Illuminatenordens verzeichnete dieser rund 70 Niederlassungen im Alten Reich. Weishaupt erarbeitete ein Lehr- und Lernsystem zur Selbstaufklärung, welches die Mitglieder des Ordens durchliefen. Ältere Mitglieder, die bereits einen höheren Grad erreicht hatten, wurden für die Schulung der jüngeren Mitglieder herangezogen.

Am 22. Juni 1784 wurde in Bayern der Illuminatenorden zusammen mit anderen Geheimgesellschaften von Kurfürst Karl Theodor verboten. 1785 erklärt Papst Pius VI. in zwei Briefen (vom 18. Juni und 12. November) an den Bischof von Freising die Mitgliedschaft im Orden als unvereinbar mit dem katholischen Glauben. Weitere Verbote durch Karl Theodor folgen am 2. März 1785, am 16 August 1785 und am 16 August, 1787 - letzteres stellt die Rekrutierung von Mitgliedern für Freimaurer und Illuminaten unter die Todesstrafe.

1785 flieht Weißhaupt aus Ingolstadt, und läßt sich 1787 in Gotha nieder. Dort schreibt er einige Verteidigungsschriften.

Prominente unter den bislang 1500 ermittelten Mitgliedern waren Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Adolph Freiherr Knigge. Insgesamt konnte dem Illuminatenorden in seiner Mitglieder-Akquisition eine zielgerichtete Suche und Ansprache von Personen in Führungspositionen nachgewiesen werden. Diese Strategie beflügelt offensichtlich bis heute die Anhänger diverser Verschwörungstheorien: Der Illuminatenorden versuchte durch aktive Beeinflussung von Entscheidern im politischen und wirtschaftlichen System das aufklärerische Gedankengut effizient zu streuen.

Symbolik

Den Illuminaten wird eine Vielzahl an Symbolen nachgesagt, an denen die – angeblich bis heute Wirkenden – erkannt werden können. Tatsächlich greift der Illuminatenorden allenfalls auf die bekannte Symbolik der Freimaurerei zurück.

Mythen und Verschwörungstheorien

Verschwörung der Erleuchteten?

Der Illuminatenorden hat bis heute seine Faszination von Anhängern wilder Spekulationen nicht verloren. Hier einige Beispiele:

  • Mit den Illuminaten werden die 'Geheimzahl' 23 und – als wesentliches Symbol – eine Pyramide mit Auge verbunden. Eine Verwendung dieser Symbolik durch den Illuminatenorden ist bislang nicht belegt.
  • Entgegen aller Behauptungen hat Adam Weishaupt nicht das Buch "Die neue Weltordnung", auf dessen Titelseite das „Illuminaten-Siegel” mit der Pyramide und dem Auge Gottes abgebildet sein soll, veröffentlicht.
  • 1896 gründete der Historiker Leopold Engel den „Weltbund der Illuminaten”, der die Nachfolge des Illuminatenordens beanspruchte. Dies kann bis heute nicht belegt werden.


Pyramide

Dem Illuminatenorden werden erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Symbole von Auge und Pyramide zugeordnet, als der Illuminatenorden bereits seit rund 140 Jahren nicht mehr existierte. Dennoch gibt es Verschwörungstheoretiker, die unter anderem in folgenden Indizien einen Beweis für die übermäßige Macht eines mutmaßlichen Illuminatenordens im 20. Jahrhundert sehen:

  • Seit 1935 findet man auf dem US Ein-Dollar-Schein eine Pyramide. Weiter finden wir den Satz Annuit coeptis (Latein: Er (Gott) hat unseren Vorhaben zugestimmt.).
  • Bereits 1927, also 8 Jahre vorher, taucht das Symbol auf der Rückseite der österreichischen 100-Schillingnote auf. (siehe Bild)

1 US-Dollar Rückseite mit Illuminatensiegel Illuminatensiegel auf der Rückseite der 1-Dollar Note Rückseite der 1-US-Dollarnote (seit 1935) mit Illuminatensiegel links.

100-Schillingnote aus Österreich aus 1927 mit dem Auge Gottes Auge Gottes auf der Rückseite der 100-Schillingnote von Österreich aus 1927

Rückseite der 100-Schillingnote aus Österreich aus 1927 (1945 neu aufgelegt) mit dem „Auge Gottes” rechts oben.

Ob und inwieweit ein Zusammenhang allein zum aufklärerischen Gedankengut des Illuminatenordens besteht, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen.

Novus Ordo Seclorum (Das Auge Gottes)

Dem Symbol von Auge und Pyramide wird nachgesagt, für Novus Ordo Seclorum (Latein: Neue Ordnung der Zeitalter) zu stehen. Diese Symbol steht im übrigen mit dem Illuminatenorden von 1776 in keinem Zusammenhang.

Illuminatus

In den 1980ern war die Bezeichnung „Illuminaten” durch die Illuminatus-Trilogie (Das Auge in der Pyramide, Der goldene Apfel, Leviathan) der SF-Schriftsteller Robert Anton Wilson und Robert Shea wieder im Gespräch. Wilson und Shea erdachten einen Plot, nach dem sich die Illuminaten nicht aufgelöst hatten, sondern weiterhin als Geheimbund im Verborgenen agieren und mittlerweile Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft besetzt hätten. Aufgrund der Popularität dieser Bücher wurden die Illuminaten schnell zentraler Bestandteil zahlreicher Verschwörungstheorien.

Auch wenn die Autoren verblüffende historische Fakten über „Verschwörungsfälle” – wie etwa die Morde an John F. Kennedy und Martin Luther King – zusammentrugen, so können Sie ihre zentrale These „die Illuminaten sind unter uns” nicht belegen. So sind diese Bücher eher als Science Fiction anzusehen.

Der mit dem SF-Roman korrespondierende Thriller 23 - Nichts ist so wie es scheint (Deutschland 1999) führte zu vermehrter Bekanntheit dieser Mutmaßungen.

Quellen

Für die Wissenschaft

Für Verschwörungsfans

siehe auch: Ochrana 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23