Stricken


Stricken ist die Herstellung von Maschen mit Hilfe eines Fadens und einer bzw. mehreren Nadeln. Gestricke sind im Vergleich mit Geweben schwerer und durchsichtiger. Dafür sind sie besser drapierbar, sie passen sich Körperformen einfach an.
Stricken maschinell
Wo Ökonomie und Produktivität wichtig sind, wird maschinell gestrickt. Mit den Rundstrickmaschinen lassen sich besonders feine Gestricke herstellen, Flachstrickmaschinen erzeugen mit gröberen Garnen beispielsweise Pullover.
Stricken von Hand
Als Material gebraucht man Seide, Wolle oder Baumwolle. Die Nadeln werden aus Stahl, (Bambus-)Holz oder Knochen angefertigt, sind 20-50 cm lang, von oben bis unten gleich stark (2-20 mm) und an den Enden etwas zugespitzt. Wenn man nur mit zwei Nadeln strickt, so sind diese an einem Ende mit einem Knopfe versehen, damit die Maschen nicht abgleiten können. Auf die eine Nadel werden durch Knüpfen Maschen aufgelegt; diese Nadel nimmt man in die linke Hand und legt den an der letzten Masche hängenden Faden über den Zeigefinger um die anderen Finger; mit der von der rechten Hand gehaltenen zweiten Nadel sticht man in die erste Masche, fasst mit der Nadel den straff angezogenen Faden, zieht ihn durch die Masche hindurch und läßt diese von der Nadel heruntergleiten. Dadurch, dass der Faden ohne Unterbrechung fortläuft, sind alle Maschen miteinander verbunden.
Strickarten
Man unterscheidet Rechts- oder Glatt- und Linksstricken. Beim Rechtsstricken sticht man von vorn in die Masche und zieht den Faden von hinten nach vorn durch, beim Linksstricken ist es umgekehrt. Ist die Strickarbeit lappen- oder streifenartig, so bedient man sich zweier Nadeln und wendet jedesmal am Ende der Nadel das Strickzeug um. Will man ein Rund stricken, so braucht man fünf Nadeln (ein so genanntes Spiel). Auf vier verteilt man die Maschen, mit der fünften strickt man. Heute wird dazu meist eine entsprechend lange Rundstricknadel aus Plastik verwendet. Der Faden wird ohne Unterbrechung von der letzten Masche einer Nadel durch die erste der nächsten gezogen. Durch die Abwechselung von Rechts- und Linksstricken, Ab- und Zunehmen, Verschränken und anderen Arten von Maschenbildungen kann man verschiedene Muster in die Strickerei einbringen. Strickarbeiten werden zu fast allen Kleidungsstücken verwendet (Strümpfe, Röcke, Jacken, Hauben etc.).
Geschichte
Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Strickereien vielfach durch Strickmaschinen hergestellt. Das Stricken soll bereits im 13. Jahrhundert in Italien bekannt gewesen, nach anderen Quellen aber erst im 16. Jahrhundert in Spanien erfunden worden sein. Von hier gelangte es nach England und Schottland, und 1564 wird William Rider als erster Strumpfstricker in England genannt. Um dieselbe Zeit gab es in Deutschland Hosenstricker, und noch lange wurde das Stricken von Männern ausgeübt. Stricken ist heute eine beliebte Freizeitbeschäftigung, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt wird. Die Häufigkeit des Hobbys ist unter anderem stark vom Diktat der Modeschöpfer abhängig.
Siehe auch: Häkeln - Klöppeln - Knüpfen - Nähen - Sticken - Weben
Literatur
- Heine, Schule des Strickens, Leipzig 1879.
- Hillardt, Das Stricken, 3. Aufl., Wien 1887.
- Stricken, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.15, S.387.