Benno Ohnesorg
|
Benno Ohnesorg (* 15. Oktober 1940 in Hannover; † 2. Juni 1967 in Berlin) war ein Student in West-Berlin. Er wurde durch seinen gewaltsamen Tod in Deutschland bekannt: Am 2. Juni 1967 tötete der als Zivilpolizist eingesetzte Polizeiobermeister Karl-Heinz Kurras den 26-Jährigen bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien aus ungeklärten Gründen mit einem Schuss in den Hinterkopf. Dies und der Freispruch für Kurras trugen zur Ausbreitung und Radikalisierung der damaligen westdeutschen und West-Berliner Studentenbewegung bei.
Seit im Mai 2009 bekannt wurde, dass Kurras 1967 Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR war, werden Ursachen und Wirkungen seiner Tat neu diskutiert.

Leben
Lehre
Benno Ohnesorg war der zweite von drei Söhnen. Seine Mutter starb, als er neun Jahre alt war. Danach heiratete sein Vater erneut, und er bekam noch einen Halbbruder. Nach der mittleren Reife machte er eine Lehre als Schaufenster-Dekorateur, da sein Vater den Besuch einer höheren Schule nicht finanzieren konnte.
Abiturlehrgang
Anfang 1960 bewarb Benno sich wie sein älterer Bruder beim Braunschweig-Kolleg, um dort das Abitur nachzuholen. In seiner Bewerbung gab er Kunsterzieher als Berufswunsch an und beschrieb seine Interessengebiete als moderne Malerei, moderne Lyrik, klassische griechische und gegenwärtige Dramen, Kammermusik. Er erstelle Plastiken und Linolschnitte, besuche regelmäßig Klavierkonzerte und informiere sich regelmäßig über alle aktuellen Tendenzen der modernen Kunst.[1]
Die Psychologin des Kollegs, Elisabeth Müller-Luckmann, bescheinigte ihm Sensibilität, Intelligenz, musisches Talent, Eigensinn und große Aufnahmefähigkeit. Er sei introvertiert und eher nachdenklich als tonangebend, habe aber „Ansätze, jemand zu werden, der nicht ganz alltäglich ist“. Er wurde als einer von vierzig aus vierhundert Bewerbern für 1961 zugelassen. Im Oktober 1960 präzisierte er seine Interessen in einem Brief an seinen künftigen Schuldirektor: Er wolle Hirnphysiologie und Kunst studieren.[2]
Im Abiturlehrgang galt Ohnesorg als nicht politisch, aber vielseitig literarisch und musikalisch interessiert. Nach seinem damaligen Freund, dem späteren Schriftsteller Uwe Timm, las Ohnesorg Werke französischer Dichter wie François Villon, Arthur Rimbaud, Guillaume Apollinaire, Stéphane Mallarmé und deutsche Autoren wie Rudolf Hartung, Helmut Heißenbüttel, Franz Mon. Mit Timm zusammen las und diskutierte er Werke von Albert Camus (Der Fremde), Jean-Paul Sartre, Samuel Beckett (Molloy), Ernst Bloch (Spuren), Friedrich Nietzsche (Menschliches allzu Menschliches). Der kleine Prinz von Saint-Exupéry und das Tagebuch der Anne Frank hätten sein Mitgefühl geweckt und ihn zur Ablehnung faschistischer Tendenzen bewogen.[3]
Er schrieb Gedichte, veröffentlichte aber nur eines davon unter dem Kryptonym O'Neso[4] in der einzigen Ausgabe einer von ihm und Uwe Timm herausgegebenen Literaturzeitschrift.[5]
Ohnesorg nutzte seine Schulferien für Auslands- und Bildungsreisen, etwa nach London, und schloss Brieffreundschaften. Seit 1961 studierte er englische Dichtung, interessierte sich für Kalligraphie und lernte dafür Chinesisch. 1962 begann er nach einer Marokkoreise Arabisch zu lernen. 1963 bestand er sein Abitur.[6]
Studienzeit
Anschließend bewarb sich Ohnesorg an der Staatlichen Hochschule der Bildenden Künste in West-Berlin, wurde dort aber abgelehnt. 1964 begann er an der Freien Universität in West-Berlin Romanistik und Germanistik zu studieren mit dem Ziel, Gymnasiallehrer zu werden. Er wurde mit einer pazifistischen Einstellung Mitglied einer evangelischen Studentengemeinde.[7] 1965 lebte Ohnesorg ein Jahr lang in Paris, um sein Französisch zu verbessern, und arbeitete dort als Lehrer. Am 27. April 1967 heiratete er seine bereits schwangere Frau Christa und wohnte mit ihr in der Prinzregentenstraße in Berlin-Wilmersdorf.
Ohnesorg war politisch interessiert, aber kaum aktiv. Er fuhr öfter nach Ost-Berlin und schaute im Theater am Schiffbauerdamm Bühnenstücke von Bertolt Brecht an. Dabei erklärte er diese einem Freund und weckte nach dessen Aussage sein politisches Interesse. Beide nahmen 1964 am Pfingsttreffen der FDJ teil. Ohnesorg war Mitglied im damaligen Diskussionsclub Argument. Einmal unterschrieb er eine Petition der Kampagne für Abrüstung der Ostermarsch-Bewegung[8], ein anderes Mal ging er zu einer Demonstration gegen die Bildungspolitik des West-Berliner Senats. Er las u.a. die damals unter linksgerichteten Studenten beliebte Zeitschrift Berliner Extra-Dienst.[9]
Todesumstände
Polizeistrategie
Die Bereitschaftspolizei West-Berlins hatte bis 1970 auch paramilitärische Aufgaben und galt als Reserve der alliierten Truppen. Ihre Aufgaben waren nicht klar voneinander abgegrenzt. Großer Ermessensspielraum bestand etwa bei Definition und Behandlung von Notwehr-Situationen, vor allem der Abwehr einer vermuteten kommunistischen Gefahr aus dem Ostsektor Berlins. Rechtsbegriffe, Konzepte und Strategien dazu stammten großenteils noch aus der Zeit des Nationalsozialismus, auch das Personal bestand zu über 50% aus ehemaligen Offizieren der Wehrmacht.[10]
Die Polizei West-Berlins verschärfte ihr Vorgehen gegen Studenten 1966 zunehmend. Bei einer „Spaziergangsdemonstration“ am 17. Dezember 1966 setzte sie erstmals in Zivil gekleidete „Greiftrupps“ ein, die während eines Prügeleinsatzes einzelne vermutete Rädelsführer aus der Menge griffen und diese der uniformierten Polizei übergaben. 80 Personen wurden festgenommen, darunter auch Kinder. Über 40 davon war keine Beteiligung nachweisbar.[11] Vor dem Staatsbesuch von Hubert Humphrey, dem damaligen US-Vizepräsidenten, nahm die Polizei am 5. April 1967 elf Mitglieder der Kommune I wegen eines angeblich geplanten Bombenattentats fest. Sie wurden mangels Indizien am Folgetag aus der Untersuchungshaft entlassen.[12]
In einem Brief an Innensenator Wolfgang Büsch sprach Polizeipräsident Erich Duensing am 13. April 1967 von einem „Studentenkrieg“, der nicht mit Polizei, sondern nur mit Staatsanwälten und Gerichten zu bewältigen sei. In seiner Antwort am 8. Mai erwartete Büsch dagegen verschärfte Konfrontation, die größere Polizeiaufgebote notwendig machen würde. Er versicherte Duensing, dass[13]
„... ihre Vorgesetzten auch dann für sie eintreten, wenn sich bei der nachträglichen taktischen und rechtlichen Prüfung Fehler herausstellen sollten. Das setzt allerdings voraus, dass diese Fehler nicht als Dienstpflichtverletzungen angesehen werden müssen.“
Er unterstützte also vorab erwartete Polizeimaßnahmen und wollte diese nicht gerichtlicher Prüfung aussetzen.
Vorbereitung auf den Schahbesuch
Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) protestierte seit 24. Mai 1967 mit der „Konföderation iranischer Studenten“ und der Gruppe „Freunde der Publizstik“ gegen den Staatsbesuch von Schah Mohammad Reza Pahlavi und versuchte, die FU-Studenten und Berliner Bevölkerung über dessen diktatorische Politik in Persien aufzuklären. Am 1. Juni 1967 rief der SDS für den Folgetag zu Demonstrationen vor dem Schöneberger Rathaus und der Deutschen Oper auf. Der AStA der FU meldete die abendliche Demonstration an.[14]
Am Nachmittag beschrieb der Exil-Perser Bahman Nirumand im vollbesetzten Audimax der FU die undemokratischen Zustände in seiner Heimat. Diesen Vortrag hörte auch Ohnesorg und beschloss, am Folgetag an Protesten teilzunehmen. Sein Interesse hatte schon Nirumands Buch Persien. Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der freien Welt geweckt.[15]
Am Abend trafen etwa 150 sogenannte Jubelperser mit Sonderflügen in West-Berlin ein. Sie wurden von der persischen Botschaft angeheuert und wahrscheinlich vom persischen Geheimdienst SAVAK bezahlt.[16]
Am Schöneberger Rathaus
Am 2. Juni 1967 besuchte der Schah West-Berlin für einen Tag. Im Schöneberger Rathaus sollte er sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Bei seiner Ankunft demonstrierten dort zwischen 400 und 1000 Schahgegner, riefen „Mörder, Mörder“ und forderten Amnestie für politische Gefangene in Persien.
Die Polizei hatte den Schahanhängern, darunter Savak-Agenten, einen mit Sperrgeländern abgeteilten Streifen zwischen Rathaus und Demonstranten zugewiesen. Nach dem Eintritt des Schahs in das Rathaus griffen die Schahanhänger die Demonstranten mit Holzlatten, Schlagstöcken und Stahlrohren an und verletzten Dutzende von ihnen, einige schwer. Polizisten schauten zu, ohne einzugreifen und Schläger festzunehmen; sie nahmen jedoch nach etwa fünf Minuten Demonstranten fest, noch während diese verprügelt wurden.[17] Dem Regierenden Bürgermeister Heinrich Albertz versprach die Polizei danach, die Schahanhänger abends von den Studenten fernzuhalten.
Wegen dieser Vorfälle, über die der Rundfunksender RIAS direkt berichtete, beschlossen viele, abends erneut gegen den Schah zu demonstrieren. Darunter waren Christa und Benno Ohnesorg, die ein Spruchband mit der Aufschrift „Autonomie für die Teheraner Universität“ anfertigten.[18]
Vor der Deutschen Oper
Am Abend des 2. Juni besuchte das Schahehepaar eine Galaaufführung der „Zauberflöte“ in der Deutschen Oper. Die Polizei hatte davor Absperrgitter postiert, die den südlichen Bürgersteig der Bismarckstraße frei ließen. Ein Bauzaun begrenzte diesen Korridor auf der Rückseite. Dazwischen sammelten sich etwa 2000 Demonstranten und Schaulustige.
Duensings Räumungsbefehl von 18:30 Uhr erreichte den Einsatzleiter vor der Oper erst um 19:00 Uhr und wurde nicht umgesetzt, weil die Menge inzwischen zu groß geworden war und nicht mehr bis zum Eintreffen der Staatsgäste aufgelöst werden konnte. Daraufhin befahl er dem Einsatzleiter um 19:50 Uhr die Räumung des Opernvorplatzes während der dreieinhalbstündigen Opernvorstellung.[19] Albertz vermutete irrtümlich noch 1981, er selbst habe die Polizei zur gewaltsamen Auflösung der Demonstration veranlasst, indem er beim Eintritt in die Oper sagte:[20]
„Ich hoffe, dass sich bei der Abfahrt dieses Schauspiel nicht wiederholt.“
Gegen 20:00 Uhr trafen die Wagenkolonne des Schahs und zwei städtische Busse mit persischen Schahanhängern ein. Sie wurden seitlich zwischen Polizeigürtel und Demonstranten postiert. Als die Staatsgäste die Oper betraten, riefen diese in Sprechchören „Schah, Schah, Scharlatan“, „Schah-SA-SS“ und „Mo, Mo, Mossadegh“, um an den vom Schah gestürzten und arrestierten ehemaligen persischen Regierungschef zu erinnern. Einige warfen Farbbeutel, Mehltüten, Eier, Tomaten und Rauchkerzen, die die Opernbesucher wegen eines Abstands von über 40 m jedoch nicht trafen. Steine wurden nach späteren Aussagen mehrerer direkter Augenzeugen nicht geworfen.[21]
Nach dem Eintritt der Prominenz in die Oper wollten die Demonstranten den Platz verlassen. Christa und Benno Ohnesorg standen mit einem Bekannten auf dem südlichen Gehweg und bewegten sich zum östlichen Ende der Absperrung an der Ecke Krumme Straße-Bismarckstraße.[18] Zugleich formierten sich die Polizeibeamten in Höhe des Operneingangs mit gezogenen Knüppeln zu drei Zweierreihen.
Die Schahanhänger schlugen erneut mit Dachlatten, Holzknüppeln, Schlagringen und Eisenstangen auf die Demonstranten ein. Da keine Flucht möglich war, brach Panik aus. Erneut wurden viele Beobachter verletzt, ohne dass die Polizei eingriff. Sie ließ die Schläger nach einer Weile durch eine nahegelegene U-Bahnstation abziehen und blockierte dann diesen Ausgang für die Demonstranten.[22]
Nach Zeugenaussagen erfolgte über einen Lautsprecherwagen etwa um 20:05 die Durchsage, Demonstranten hätten einen Polizisten erstochen; andere Polizisten hätten den Studenten vor dem Knüppeleinsatz entsprechende Behandlung angekündigt. Nach dem offiziellen Untersuchungsbericht erging die Durchsage erst nach dem Knüppeleinsatz ab 21:00 Uhr. Sie wurde bis 23:00 Uhr auf dem Kurfürstendamm verbreitet.[23]
Die Demonstranten im mittleren Bereich setzten sich spontan auf die Straße, wurden aber nun von allen Seiten verprügelt. Vielen Anwesenden zufolge forderte die Polizei erst gegen 20:25 zum Verlassen des Platzes auf. Ein Ausweichen war kaum möglich, da die Polizei auch das Gelände hinter dem Bauzaun besetzt hatte und Fliehende mit Polizeihunden wieder in den Kessel zurückdrängte. Studenten, die über die Sperrgitter kletterten, wurden zurückgeworfen und -geprügelt. Weitere Beamte verprügelten die Fliehenden am Rande des Kessels, setzten Wasserwerfer und Tränengas gegen sie ein.[24]
Todesschuss in der Krummen Straße
Zur Festnahme vermeintlicher Rädelsführer - von der Polizei „Fuchsjagd“ genannt -, verfolgten Greiftrupps in Zivilkleidung fliehende Demonstranten bis in Nebenstraßen und Häusereingänge hinein. Zu einem solchen Trupp gehörte Karl-Heinz Kurras, der sich zuvor unter die Demonstranten gemischt hatte.
Ohnesorg trug an diesem Abend ein neues, hellrotes Hemd und Sandalen, woran Zeugen ihn später identifizierten.[25] Er sah, wie mehrere Zivilbeamte einen Mann in einen Häuserinnenhof in der Krummen Straße Nr. 66/67 (300 Meter von der Oper entfernt, heute Schillerstraße 29) zerrten. Um zu beobachten, was ihm geschah, folgte er ihnen und trennte sich an der Kreuzung Krumme Straße/Schillerstraße von seinen Begleitern.[26]
Im Hinterhof stellten mindestens zehn zivile und uniformierte Polizisten etwa zehn Personen und begannen auf sie einzuschlagen. Ein Student wurde am Boden liegend von drei Beamten verprügelt und getreten. Die übrigen Studenten versuchten, wieder aus dem Innenhof zu fliehen. Ohnesorg stand wenige Meter entfernt und schaute zu. Nach Aussage eines Zeugen, der die Szene auf einer Mülltonne am Hofrand stehend beobachtete, trieb die Polizei dann alle Umstehenden hinaus; nur Ohnesorg habe sich noch im Hof befunden. Der Vorgesetzte von Kurras bezeugte, Ohnesorg habe zu fliehen versucht, worauf Polizisten ihm den Weg abgeschnitten hätten. Einer davon sagte zunächst aus, Ohnesorg sei dann von drei Beamten im Griff gehalten worden. Eine Frau sah, dass drei Polizisten ihn verprügelten. Darauf habe er seine Hände halb erhoben: Sie habe dies als Zeichen der Ergebung und Beschwichtigung gedeutet.
Etwa um 20:30 Uhr fiel ein Schuss, der Ohnesorg aus etwa eineinhalb Metern Entfernung in den Hinterkopf traf. Ein Student sagte später aus, er habe das Mündungsfeuer einer Pistole „ungefähr in Kopfhöhe“ und gleich darauf den Fall des Getroffenen gesehen.[27] Andere Zeugen bestätigten dies. Einige hörten Ohnesorg zuvor schreien, andere hörten den entsetzten Ausruf:[28]Bitte, bitte, nicht schießen! Eine Krankenschwester hörte von der Straße aus den Ruf „nicht schießen“. Dies könnte auch ein Polizist nach dem Schuss gesagt haben, da andere Zeugen einen Wortwechsel zwischen einem Polizeibeamten und Kurras hörten:
„Bist du denn wahnsinnig, hier zu schießen? – Die ist mir losgegangen.“
Ein Tonband, aufgenommen von einem Toningenieur des Süddeutschen Rundfunks, dokumentiert ein Schussgeräusch, gleich darauf einsetzende „Mörder, Mörder!“-Rufe in der Krumme Straße und den Befehl einer männlichen Person:
„Kurras, gleich nach hinten! Los, schnell weg!“
Drei Journalisten fotografierten die Vorgänge im Hof in diesen Minuten. Auf zwei dieser Fotos, wahrscheinlich Sekunden nach dem Schuss aufgenommen, ist Kurras allein stehend und unbedrängt im sauberen Anzug zu sehen. Die Polizisten – darunter der herbeigeeilte Einsatzleiter – drängten die Fotografen ab und brachten Kurras ins Polizeipräsidium.[29]
Tod im Krankenwagen
Die Studentin Friederike Dollinger erreichte, dass die prügelnden Polizisten von dem Schwerverletzten abließen. Sie hatte ein Schussgeräusch gehört, aber nicht als Schuss identifiziert.[30] Sie und zwei weitere Frauen drehten Ohnesorg auf den Rücken und stützten seinen blutenden Kopf, wie ein berühmt gewordenes Foto zeigt.[31]
Anwesende Polizisten weigerten sich zunächst, einen Krankenwagen zu holen. Sie hinderten einen herbeigeeilten norwegischen Schiffsarzt daran, dem Verletzten Erste Hilfe zu leisten. Der zehnminütige Wortwechsel endete damit, dass der Arzt wegen eines Abzeichens der Résistance und seiner Bemerkung, er habe in Ost-Berlin als Arzt arbeiten dürfen, als Kommunist verdächtigt wurde.
Gegen 20:50 Uhr traf der Krankenwagen ein. Die Fahrt dauerte geschätzte 45 Minuten, da das zunächst angefahrene Albrecht-Achilles-Krankenhaus und die Westendklinik angaben, keine Betten für Verletzte mehr frei zu haben. Die Begleiter, ein Sanitäter und eine selbst verletzte Krankenschwester, bemühten sich während der Fahrt um Ohnesorgs Leben. Nach Aussage der Schwester starb er in ihrem Beisein auf dem Transport. Gegen 21:35 Uhr erreichte der Wagen das Krankenhaus Moabit. Ein Arzt untersuchte den Verletzten kurz und schrie die Sanitäter an, weshalb sie ihm einen Toten gebracht hätten. Laut Krankenhausakte trat Ohnesorgs Tod jedoch erst um 22:55 Uhr ein; als Todesursache wurde „Schädelbasisbruch“ vermerkt.[32]
Entgegen der Strafprozessordnung durfte Kurras den Leichnam Ohnesorgs noch in der Nacht zum 3. Juni besichtigen. Ein weiterer Polizist behauptete dabei, der Tote sei „zu seinen Lebzeiten“ einer der „größten Krakeeler“ am Vorabend gewesen.[33]
Obduktion
Innensenator Büsch ordnete an, die zunächst für den 5. Juni angesetzte Obduktion vormittags am 3. Juni durchzuführen. Der obduzierende Arzt fand Prellungen und Hämatome am ganzen Körper, die darauf deuteten, dass Ohnesorg verprügelt worden war.[34] Als Todesursache stellte er einen „Gehirnsteckschuss“ fest. Ein sechs mal vier Zentimeter großes Knochenstück der Schädeldecke mit dem Einschussloch war herausgesägt und die Kopfhaut darüber zugenäht worden. Der anwesende Rechtsanwalt Horst Mahler, damals SDS-Mitglied, deutete diesen Befund als Versuche, die Todesursache zu vertuschen. Uwe Soukup fasste die offenen Fragen 2007 dazu zusammen: [35]
„Warum wurde an einem Toten herumoperiert? Welchen medizinischen Sinn soll es haben, den Teil des Schädelknochens herauszusägen, in dem sich die Einschussstelle befindet? … Wurde der Todeszeitpunkt auf 22:55 festgelegt, um die merkwürdige Behandlung des bereits Verstorbenen zu legitimieren, indem man sie als Rettungsversuch ausgibt? …Obwohl die Einschussstelle freigelegt und daran herumoperiert worden war, will tatsächlich niemand die Schussverletzung bemerkt haben?“
Eine sofort angeordnete polizeiliche Suche nach dem Knochenstück blieb ergebnislos. Beteiligte Ärzte und Schwestern verwahrten sich gegen Verdächtigungen. Im späteren Freispruch für Kurras wurde der Obduktionsbericht nicht erwähnt, sondern nur bestätigt, der behandelnde Arzt habe Einschuss, Schusskanal und Projektil im Gehirn nicht erkannt.[36]
Ein damals beteiligter Assistenzarzt, der aus einer mit dem Schah befreundeten persischen Familie stammt, erklärte 2009, er habe Ohnesorgs Totenschein auf Anweisung seiner Vorgesetzten mit falschem Todeszeitpunkt ausgefüllt.[37]
Überführung und Beerdigung

Am 8. Juni, nach einer Trauerfeier im Henry-Ford-Bau der FU Berlin, wurde der tote Benno Ohnesorg nach Hannover überführt. Etwa 15.000 Menschen versammelten sich trotz eines vom West-Berliner Senat erlassenen Demonstrationsverbots am Grenzübergang Dreilinden, um ihn zu verabschieden.[38] Der Berliner Theologe Helmut Gollwitzer erinnerte in seiner Ansprache an die Todesopfer des Vietnamkriegs und Nahostkonflikts im selben Monat, und fuhr fort:[39]
„Benno Ohnesorgs Leidenschaft galt dem Frieden… Als er sich dort von seiner Frau an der Straßenecke in der Schillerstraße trennte und hinüber zur Krummen Straße ging, …war es vielleicht sein Impuls, einem Misshandelten zu helfen, der ihn sein Leben kostete… Nehmt diesen ersten unkontrollierten Konvoi seit Kriegsende als Zeichen der Verheißung für ein künftiges friedliches Deutschland…, in dem man wieder, ungehindert durch Autobahngebühren, Stacheldrähte und Mauern, frei hin und herfahren kann.“
Christa Ohnesorg hatte gegen den Wunsch des Senats, der ihr eine Überführung per Flugzeug nahelegte und finanziert hätte, eine Überführung Ohnesorgs auf dem Landweg durchgesetzt. Hunderte Pkws begleiteten Ohnesorgs Sarg dann durch die DDR. Deren Behörden nutzten dies propagandistisch aus, indem sie an beiden Grenzübergängen auf die üblichen Kontrollen und Transitgebühren verzichteten sowie FDJ-Gruppen und Betriebsdelegationen als grüßende Menge aufboten. Die Sperrung der Transitstrecke für sonstigen Verkehr löste Unmut bei vielen westdeutschen LKW-Fahrern aus. Die Braunschweiger Polizei schützte den Konvoi jedoch vor deren Angriffen.
Am Folgetag wurde Ohnesorg im Beisein von Zehntausenden auf dem Stadtfriedhof Bothfeld in Hannover beerdigt. In der ganzen Bundesrepublik demonstrierten vom 3. bis 9. Juni 1967 Hunderttausende, darunter etwa 40 Prozent aller Studenten, gegen das Vorgehen der Berliner Polizei.[40]
Im November 1967 gebar Christa Ohnesorg den gemeinsamen Sohn Lukas, dessen Patenschaft Helmut Gollwitzer übernahm. Sie befreundete sich mit Gretchen Dutschke-Klotz, der Ehefrau des Studentenführers Rudi Dutschke. Sie lebte und arbeitete als Studienrätin in Hannover. Nach ihrem Tod im Jahr 2000 wurde sie neben ihrem Mann beerdigt.[41]
Reaktionen der West-Berliner Behörden
Regierender Bürgermeister
Heinrich Albertz hörte während der Opernvorstellung, ein Student, dann, ein Polizist seien zu Tode gekommen. Er fuhr jedoch danach nach Hause. Durch Radionachrichten um 0:00 Uhr am 3. Juni erfuhr er vom Tod Ohnesorgs, nicht aber von dessen Ursache.[42] Gegen 1:00 Uhr gab er eine vom Senats-Pressechef Hanns-Peter Herz vorbereitete Erklärung ab:[43]
„Die Geduld der Stadt ist am Ende. Einige Dutzend Demonstranten, darunter auch Studenten, haben sich das traurige Verdienst erworben, nicht nur einen Gast der Bundesrepublik Deutschland in der deutschen Hauptstadt beschimpft zu haben, sondern auf ihr Konto gehen auch ein Toter und zahlreiche Verletzte – Polizeibeamte und Demonstranten. Die Polizei, durch Rowdies provoziert, war gezwungen, scharf vorzugehen und von ihren Schlagstöcken Gebrauch zu machen. Ich sage ausdrücklich und mit Nachdruck, dass ich das Verhalten der Polizei billige und dass ich mich durch eigenen Augenschein davon überzeugt habe, dass sich die Polizei bis an die Grenzen der Zumutbarkeit zurückgehalten hat.“
Er gab also den Demonstranten die Schuld am Polizeieinsatz und Tod Ohnesorgs. Für dessen Angehörige fand er auch in den Folgetagen kein Wort. Am 8. Juni erklärte er vor dem Abgeordnetenhaus:[44]
„Der tote Student ist das hoffentlich letzte Opfer einer Entwicklung, die von einer extremistischen Minderheit ausgelöst worden ist, die die Freiheit missbraucht, um zu ihrem Endziel, der Auflösung unserer demokratischen Grundordnung, zu gelangen. Ich stelle hier mit Leidenschaft fest: Wer Ursache und Wirkung verwechselt, macht sich bereits mitschuldig.“
In den Folgemonaten rückte Albertz von seinem bedingungslosen Rückhalt für die Polizei ab. Dazu trugen intensive Gespräche mit Helmut Gollwitzer und Bischof Kurt Scharf, der den Studenten Kirchenräume für Diskussionstreffen zur Verfügung stellte, bei. Am 15. September 1967 im Abgeordnetenhaus führte Albertz den Polizeieinsatz auf falsche Ost-West-Front-Denkmuster zurück. Auf Vorwürfe, er habe eine zu weiche Haltung gegenüber den Studenten eingenommen, antwortete er:[45]
„Hier liegen tiefe Versäumnisse von uns allen: dass wir nicht früher, häufiger und deutlicher gerade mit jungen Menschen über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten unserer Politik gesprochen haben. […] Ich glaube nun, dass wichtiger als alles, was Ordnungsorgane in unserer Stadt gegenüber extremen Minderheiten oder sonst zu tun haben, politische Antworten sind, die wir zu geben haben. […] Ich war am schwächsten, als ich am härtesten war, in jener Nacht des 2. Juni, weil ich dort objektiv das Falsche tat.“
Dies bezog sich auf seine nächtliche Rechtfertigung des Polizeieinsatzes und Schuldzuweisung an die Studenten. Wegen Intrigen des rechten Parteiflügels, der ihn seit seinem Amtsantritt im April 1967 stürzen wollte, fand eine Neubesetzung des Innenressorts keine Mehrheit. Daraufhin trat Albertz am 26. September 1967 zurück.[46]
Senat
Der Senat beschloss am Nachmittag des 3. Juni eine 14-tägige „Nichtgenehmigung von Demonstrationen“, obwohl West-Berlins Verfassung kein generelles Versammlungsverbot erlaubte.[47] Ferner forderte Jugendsenator Kurt Neubauer, alle als „Rädelsführer“ Festgenommenen aus Berlin abzuschieben und sich dafür eine entsprechende Anordnung der Alliierten zu besorgen. Andere wollten Demonstranten psychiatrisch begutachten lassen. Dem Vorschlag von Justizsenator Hans-Günter Hoppe folgend richtete der Senat Schnellgerichte für die Festgenommenen ein.[48]
Die SPD-Abgeordneten Gerd Löffler und Dietrich Stobbe, die am 2. Juni in der Krummen Straße nahe des Tatorts gewesen waren, wiesen in der Senatssitzung darauf hin, erst die Räumung des Opernvorplatzes habe die Gewalteskalation beider Seiten bewirkt.
Das Demonstrationsverbot wurde am 12. Juni aufgehoben, um Zusammenstöße bei einer Studentendemonstration jenes Tages zu vermeiden.
Polizei
Polizeipräsident Erich Duensing war spätestens gegen 1:00 Uhr am 3. Juni über Ohnesorgs Erschießung durch einen Polizisten informiert. Er berichtete Albertz am folgenden Vormittag von einem „Querschläger“, der Ohnesorg versehentlich getroffen habe. Der Senatssprecher erklärte diese Version auf einer Pressekonferenz, wurde dort aber bereits mit widersprechenden Zeugenaussagen konfrontiert.
Etwa 20 leicht verletzte Polizeibeamte konnten das Krankenhaus am Abend des 2. Juni wieder verlassen. Über die etwa 45 in Krankenhäuser eingelieferten verletzten Studenten dagegen wurde eine tagelange Nachrichtensperre verhängt. Angehörige erfuhren zunächst nichts über ihren Aufenthaltsort und die Schwere ihrer Verletzungen. Schwerverletzten, die ihre Personalien nicht nennen wollten – darunter der Frau, die Ohnesorgs Transport begleitet hatte –, wurde die Behandlung verweigert.
Die Berliner Polizeigewerkschaft verlangte am 3. Juni schärfere Maßnahmen gegen das „zügellose Treiben dieses Mobs“ und ein Abgehen vom Kurs der „weichen Welle“ bei der „Behandlung dieser Kriminellen.“ Die Polizei verhinderte weitere Demonstrationen mit Straßensperren und massiver Präsenz und riegelte auch den Campus der FU ab. Ein Polizeiplakat erklärte das Demonstrationsverbot wie folgt:[49]
„Wer mit Gewalt die Rechtsordnung unseres Landes untergraben und unsere Gesellschaftsordnung beseitigen will, hat das Recht verwirkt, sich auf demokratische Freiheiten zu berufen. […] Treten wir daher gemeinsam entschieden jenen Kräften entgegen, die das Maß der freien Meinungsäußerung und der Demonstrationsfreiheit bei weitem überschreiten.“
Eine Spurensicherung am Tatort war unterblieben. Nach dem Polizeibericht, der sich ausschließlich auf Aussagen der anwesenden Polizisten stützte, sollte Kurras in Notwehr geschossen haben. Dieser hatte das Magazin seiner Dienstwaffe noch am Tatabend ausgetauscht und seine Kleidung am Folgetag in die Reinigung gebracht. Er gab in den Folgetagen drei verschiedene Versionen des Tathergangs an, die nur im ersten Punkt übereinstimmten: Er habe sich von den Demonstranten bedroht gefühlt, daraufhin seine Waffe gezogen und entsichert.
- Dann habe er einen oder zwei Warnschüsse abgegeben, von denen einer als Querschläger Ohnesorg getroffen habe.
- Im Handgemenge sei seine Waffe versehentlich losgegangen.
- Zwei Männer mit „blitzenden Messern“ hätten ihn, als er am Boden lag, angegriffen, und er habe sich durch Gebrauch der Schusswaffe schützen wollen.[50]
Die dritte Version vertrat er – ohne Widerspruch seitens der Behörden – monatelang in der Presse und später auch in seinem Prozess.
Duensing beschrieb das Polizeivorgehen gegenüber Journalisten am 5. Juni so:[51]
„Nehmen wir die Demonstranten wie eine Leberwurst, nicht wahr, dann müssen wir in die Mitte hineinstechen, damit sie an den Enden auseinanderplatzt.“
Er wurde am 7. Juni auf eigenen Wunsch beurlaubt und am 22. September vorzeitig in Pension geschickt.
Abgeordnetenhaus
Ein am 7. Juni vom West-Berliner Abgeordnetenhaus eingesetzter Untersuchungsausschuss sollte das Verhalten von Demonstranten und Polizei beim Schahbesuch „unter Hinzuziehung staatsanwaltlicher Ermittlungsergebnisse“ untersuchen und Verursacher von „Zwischenfällen und Unruhen“ an der FU und in der Stadt feststellen. Er tagte unter dem Vorsitz von Gerd Löffler vom 23. Juni bis September 1967.
Der Ausschuss stellte fest, dass Innensenator Wolfgang Büsch und der Kommandeur der Schutzpolizei Hans-Ulrich Werner die Freigabe des südlichen Gehwegs vor der Oper am 30. Mai geplant hatten, um „die Störer auf einem Haufen zu haben“. Der stellvertretende Polizeipräsident Georg Moch hatte diesen Plan abgelehnt. Albertz und Staatssekretär Ernst Benda vom Bundesinnenministerium hatten mit dem Protokollchef des Senats und dem Bundespräsidenten Heinrich Lübke verabredet, den Vorplatz der Oper weiträumig sperren zu lassen. Albertz ließ dies der Senatsinnenverwaltung mündlich und schriftlich mitteilen. Doch der zuständige Senatsrat Hans-Joachim Prill informierte den Polizeipräsidenten nicht darüber, da der Regierende Bürgermeister kein direktes Weisungsrecht gegenüber der Polizei gehabt habe. Auch über ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Februar 1967, das die Verhältnismäßigkeit der Mittel auch im Fall von Krawallen anmahnte, hatte er die Polizeiführung nicht informiert.
Duensing erklärte vor dem Ausschuss, das Bürgermeisteramt habe ihn nicht über die gewünschte weiträumige Absperrung unterrichtet. Auch von den „Jubelpersern“ habe er erst am 1. Juni erfahren, nicht aber von deren Auftraggebern. Er habe angeordnet, sie „gut verpackt“ am Rand hinter dem Polizeigürtel zu postieren. Ein Kriminaloberst hatte vormittags am 2. Juni vergeblich auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die von den direkt vor den Studenten postierten Persern ausgehe. Wer Duensings Befehl missachtet hatte, blieb ebenso ungeklärt wie die Fragen, warum Pflastersteine und Hartgummiringe auf dem von der Polizei besetzten Bauplatz südlich des Gehwegs zugänglich geblieben waren und wer über 100 Krankenwagen an den Ort der erwarteten Proteste bestellt hatte.[52]
Der Ausschuss verhörte einige der festgenommenen Studenten und warf ihnen Beleidigung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Landfriedensbruch, Strafbegünstigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt vor, auch wenn sie dieses bestritten und andere Augenzeugen von widerstandslosem Verhalten berichteten. Der Abschlussbericht billigte das Vorgehen der Einsatzkräfte als rechtmäßig, wenn auch nicht immer verhältnismäßig, und rügte nur unterbliebene Ermittlungen gegen die Schahanhänger und das Verhalten einzelner Polizeibeamter. Er empfahl, den Einsatzleiter der Abteilung III in der Senatsverwaltung für Inneres zu entlassen und den Polizeipräsidenten vorzeitig zu pensionieren. Damit räumte er deren Mitverantwortung ein. Weitere Konsequenzen forderte er nicht.
Der Untersuchungsbericht des AStA, dort gesammelte studentische Zeugenaussagen und daraus abgeleitete weitergehende Forderungen blieben unberücksichtigt. Das Abgeordnetenhaus überging die Kritik des AStA, der Ausschuss habe seine wichtigsten Thesen nicht bewiesen, und nahm dessen Bericht ohne Einwände an.[53] Kurz darauf, am 19. September 1967, trat Büsch, der seinen Amtsverzicht zuvor zweimal angeboten hatte, als für den Polizeieinsatz am 2. Juni Verantwortlicher zurück.
Justiz
Gegen Karl-Heinz Kurras wurde ein Verfahren wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet; eine Anklage wegen Totschlags wurde nicht zugelassen. Er wurde für die Prozessdauer vom Polizeidienst beurlaubt. In der Hauptverhandlung im November 1967 behauptete er, eine Gruppe von bis zu zehn Personen habe ihn in der Krummen Straße umringt, verprügelt und mit Messern angegriffen. Deshalb habe er ein oder zwei Warnschüsse abgegeben; der zweite Schuss habe sich im Handgemenge gelöst und Ohnesorg versehentlich getroffen. Nur einer von 80 vernommenen Zeugen bestätigte diesen Tathergang. Ein Gutachten bescheinigte Kurras eingeschränkte Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit. Dem folgte der Richter und sprach ihn frei, obwohl er von wahrheitswidrigen Einlassungen des Angeklagten ausging.
Otto Schily legte als Vertreter eines der Nebenkläger, Ohnesorgs Vater, erfolgreich Revision gegen das Urteil ein. In der neuen Hauptverhandlung vor dem Landgericht Berlin 1970 wurde Kurras erneut freigesprochen, weil man ihm kein „schuldhaftes Handeln“ nachweisen könne.[54]
Nach einem Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts gab es für den Schlagstockeinsatz vor der Oper keine Rechtsgrundlage. Auch der Einsatz von Greiftrupps sei von vornherein nur zur Konflikteskalation geeignet gewesen. Dennoch wurden nur 13 von 200 angezeigten beteiligten Polizeibeamten angeklagt. Drei Polizeihauptwachtmeister wurden wegen Körperverletzung im Amt zu je sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Die übrigen Verfahren wurden eingestellt: darunter die gegen die drei Polizisten, die Ohnesorg und andere im Innenhof verprügelt hatten.[55] Die Zeugenaussagen dazu wurden bei der Beweisaufnahme nicht berücksichtigt.[56] Drei von sechs angeklagten persischen Geheimdienstbeamten wurden wegen Körperverletzung bestraft. Die übrigen Anzeigen gegen sie, darunter eine wegen Landfriedensbruchs, wurden niedergeschlagen.
45 am 2. Juni festgenommene Studenten wurden meist nach wenigen Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Einige Studenten, die in den Folgetagen wegen Verstößen gegen das Versammlungsverbot festgenommen worden waren, wurden - weitgehend unbeachtet von den Medien - ohne Gerichtsverhandlung zu jeweils drei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Als Tatbeweis diente ein bei ihnen gefundenes Flugblatt, das den Generalstaatsanwalt zeigte und gegen seinen ungleichen Umgang mit Kurras und dem Studenten Fritz Teufel protestierte.[57] Dieser war als angeblicher Steinewerfer festgenommen worden, wurde wegen Landfriedensbruchs angeklagt und blieb fast sechs Monate lang inhaftiert. In seinem am 27. November eröffneten Prozess konnte sein Anwalt die Vorwürfe widerlegen, so dass er am 22. Dezember 1967 freigesprochen wurde.
Reaktionen der deutschen Öffentlichkeit
Medien
Die Zeitungen des Verlages Axel Springer AG hatten damals 66,5 Prozent Anteil am West-Berliner Zeitungsmarkt. Sie hatten sich im Vorfeld gegen demonstrierende Studenten positioniert.
Am 3. Juni berichteten sie nichts von einem Todesschuss, obwohl sechs Journalisten zur Tatzeit am Tatort waren. In einer Teilauflage der Berliner Morgenpost hieß es, gegen Mitternacht sei ein Student im Krankenhaus an den Folgen eines Schädelbruchs gestorben. Der Reporter gab an, am Vorabend vor Ort nichts von einem Schuss erfahren zu haben.[50]
Die Bildzeitung schrieb unter dem Titel „Blutige Krawalle: 1 Toter“ :[58]
„Gestern haben in Berlin Krawallmacher zugeschlagen, die sich für Demonstranten halten. Ihnen genügte der Krach nicht mehr. Sie müssen Blut sehen. Sie schwenken die rote Fahne und sie meinen die rote Fahne. Hier hören der Spaß und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden. … Wer bei uns demonstrieren will, soll es friedlich tun. Und wer nicht friedlich demonstrieren kann, der gehört ins Gefängnis.“
Ein Foto dazu zeigte einen blutenden Polizisten.
Der B.Z.-Leitartikel erwähnte ein Todesopfer, aber keine Todesursache. Er schilderte eine „Straßenschlacht“: „Linksradikale Demonstranten“ seien „mit Rauchbomben, Steinen und Eiern gegen die Polizei vorgegangen.“ Eine Foto dazu zeigte eine nachweislich durch Polizeiknüppel am Kopf verletzte Studentin, die von Polizisten abgeführt wird, mit der Bildzeile: Eine blutüberströmte Frau wird in Sicherheit gebracht. Der Kommentator schrieb:[59]
„Die Berliner haben keinen Sinn und kein Verständnis dafür, dass ihre Stadt zur Zirkusarena unreifer Ignoranten gemacht wird, die ihre Gegner mit Farbbeuteln und faulen Eiern bewerfen… Wer Terror produziert, muss Härte in Kauf nehmen.“
Am 4. Juni kommentierte die Berliner Morgenpost den nun bekannt gewordenen Todesschuss: Die Polizei sei daran schuldlos, „Krawallradikale“ hätten die Zusammenstöße provoziert. Der Todesschuss sei „nach menschlichem Ermessen in Notwehr abgegeben“ worden:[60]
„Benno Ohnesorg ist nicht der Märtyrer der FU-Chinesen, sondern ihr Opfer … Einige Lümmel forderten den Rücktritt von Polizeipräsident Duensing … Das Maß ist nun voll. Die Geduld der Berliner Bevölkerung ist erschöpft. Wir sind es endgültig leid, uns von einer halberwachsenen Minderheit, die noch meist Gastrecht bei uns genießt, terrorisieren zu lassen.“
Alle Zeitungen des Springerverlags stellten den Tathergang ebenso wie Kurras dar: Er sei „von den Demonstranten in einen Hof abgedrängt, dort festgehalten und mit Messern bedroht worden.“[61] Am 5. Juni schrieb die Bildzeitung unter der Schlagzeile „Studenten drohen: Wir schießen zurück“:[62]
„Wenn die Polizei noch einmal auf uns schießt, werden wir zurückfeuern. Wir sind schon dabei, uns zunächst Gaspistolen zu beschaffen.“
Der Autor des Artikels erklärte, Überschrift und angebliches Zitat seien dem Text ohne sein Wissen hinzugefügt worden.
Etwas später kritisierten einige überregionale Zeitungen in der Bundesrepublik auch den Polizeieinsatz. So schrieb Karl Heinz Bohrer für die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 12. Juni 1967:[63] Die Polizei habe[19]
„... ohne gravierende Notwendigkeit, mit Planung, einer Brutalität Lauf gelassen, wie sie bisher nur aus Zeitungsberichten über faschistische oder halbfaschistische Länder bekannt wurde… Dieselbe Polizei, die am Nachmittag einer [...] persischen Prügelgarde zusah, wie sie mit Latten und Totschlägern deutsche Demonstranten anging, sah am gleichen Abend offensichtlich die Stunde gekommen, ihr Mütchen an jenen zu kühlen, die nicht aufhören wollten, den hohen Staatsgästen ihre unroyalistischen Ansichten zu zeigen.
Was der Einsatzleiter befohlen hatte, kommt dem gleich, in einem Kino ein Feuer anzuzünden und die Ausgänge zu verschließen.“
Heinz Grossmann kommentierte am 26. Juni 1967 in der Zeit:[64]
„Man wird sich daran zu gewöhnen haben, dass der Geheimpolizei irgendeines demokratischen Musterlandes – Persiens, Spaniens oder Griechenlands – bei uns die Funktion einer Hilfspolizei zugebilligt wird.“
Sebastian Haffner kommentierte für den Stern unter dem Titel Nacht der langen Knüppel:[65]
„Es war ein systematischer, kaltblütig geplanter Pogrom, begangen von der Berliner Polizei an Berliner Studenten. [...] Sie hat sie abgeschnitten, eingekesselt, zusammengedrängt und dann auf die Wehrlosen, übereinander Stolpernden, Stürzenden mit hemmungsloser Bestialität eingeknüppelt und eingetrampelt.“
Nur wenige Journalisten stellten eigene Recherchen zum Tathergang an. Die Zeitschrift konkret veröffentlichte am 7. Juli 1967 unter der Überschrift „Bitte, bitte, nicht schießen!“ Eindrücke von etwa 12 Zeugen der Vorgänge im Hinterhof Krumme Straße 67, die Christa Ohnesorgs Anwalt Horst Mahler gesammelt hatte. Auch der Spiegel, die Zeit und die Frankfurter Rundschau sammelten Zeugenaussagen zum Demonstrationsverlauf. Erst ihre Sonderausgaben machten die studentischen Forderungen in den Folgetagen öffentlich.[66]
Ost-Berliner Zeitungen stellten das Ereignis als vom Senat gewolltes und gedecktes Verbrechen der gesamten Westberliner Polizei dar. So schrieb das SED-Zentralorgan Neues Deutschland auf der Titelseite am 4. Juni, diese habe ein „fürchterliches Blutbad“ unter den Demonstranten angerichtet. Der Folgesatz nannte nur Ohnesorg als Opfer. Die Junge Welt behauptete am 5. Juni, er sei von „der Westberliner Polizei... hinterrücks erschossen“ worden und sprach von einem „Polizeimassaker“. Die SED-Agitationsabteilung wies alle DDR-Presseorgane am 6. Juni an, Ohnesorg als Opfer eines „Komplotts“ zur „Gleichschaltung Westberlins mit dem verschärften Rechtskurs der Regierung Kiesinger/Strauß“ darzustellen. Man solle alle Details der „ungeheuerlichen Verbrechen in Westberlin“ in Wort und Bild zeigen und dazu ausführlich westliche Quellen zitieren. Das Polizeivorgehen trage „alle Merkmale einer von langer Hand vorbereiteten Eskalation des Terrors“, der außer den Studenten auch „die Werktätigen“ einschüchtern solle. Dieser Maßgabe kamen die DDR-Zeitungen in den Folgetagen nach, indem sie die Brutalität der Westberliner Polizei anhand ausgewählter Zeugenaussagen aus westlichen Zeitungen betonten. Dabei übernahmen sie von den westdeutschen Studenten die These einer „Notstandsübung“, der der Polizeieinsatz gedient und die die „Meinungsfabrik Springer“ mit vorbereitet habe.[67]
Studentenbewegung
in West-Berlin
Am 3. Juni vormittags fanden Studenten die FU-Gebäude verschlossen vor. Einen spontanen Trauerzug Hunderter durch die Innenstadt löste die Polizei mit Hinweis auf das generelle Versammlungsverbot auf. Bis 16:00 Uhr versammelten sich über 6000 Studenten auf dem FU-Gelände. Als starke Polizeikräfte sie umstellten und die gewaltsame Räumung androhten, reagierten sie mit einem Sitzstreik. Daraufhin öffnete der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät den Studenten die Hörsäle; Albertz zog den Räumungsbefehl zurück.
Rudi Dutschke verlangte dann den Rücktritt von Albertz, Duensing und Büsch, eine „Entfaschisierung“ der West-Berliner Polizei und die Löschung aller behördlichen „schwarzen Listen“ über potentielle politische Oppositionelle. Hintergrund war, dass die Berliner Polizei 1966 dem FU-Rektorat wiederholt Listen mit Personaldaten festgenommener Studenten übergeben hatte, die daraufhin disziplinarisch bestraft und teilweise exmatrikuliert wurden, um die FU zu „befrieden“.[68] Klaus Meschkat forderte die Enteignung des Springerkonzerns aufgrund verfassungsrechtlicher Bestimmungen West-Berlins und des Grundgesetzes. Ohnesorgs Mörder müsse bestraft, Staatsempfänge für Diktatoren müssten verboten werden.
Die Versammelten, darunter einige Prominente und Professoren, stimmten diesen Forderungen zu. Zudem erging ein Appell an alle FU-Angehörigen, für mindestens eine Woche über die „Verschleierung der Tatsachen durch Politiker, Polizei und Presse“, den „faktischen Ausnahmezustand“, „Tendenzen einer bürokratischen Aufhebung der Demokratie“, von den Exekutivorganen „ausgeübten Terror“ und universitäre Möglichkeiten, „die Demokratie in Berlin wiederherzustellen, zu verteidigen und zu entwickeln“, zu diskutieren. Dem stimmten fast alle FU-Fakultäten zu. Aus dem von Studenten geleiteten Lehrbetrieb zu diesen Themen entstand der Plan zur selbstverwalteten „kritischen Universität“, die im folgenden Herbst eingerichtet wurde.[69]
Am 4. Juni gab der AStA der FU eine eigene Presserklärung heraus:[70]
„Wir stehen fassungslos vor der Lüge der Polizei, die den Mord als Notwehr bezeichnet... Wir stellen unsere Ohnmacht fest, in Anbetracht der meisten Berichte in den Kommunikationsmitteln Berlins. Wir hoffen, daß endlich Journalisten die Wahrheit berichten.“
Am 5. Juni 1967 bildete die FU-Vollversammlung einen „Ermittlungsausschuss“ für die Ursachen, Tatbestände und Konsequenzen der Vorfälle. Dieser bat Zeugen, sich nur bei ihm zu melden und weder bei der Polizei noch vor anderen offiziellen Gremien auszusagen, da man Manipulationen und Strafverfolgung befürchtete. Etwa 600 Personen folgten dem Aufruf. Fast alle widersprachen der polizeilichen Darstellung des Tathergangs. Sie versuchten zudem, Polizisten, die Übergriffe begangen hatten, anhand von Fotos und Wiedererkennung namhaft zu machen und anzuzeigen. Zudem bildeten die FU-Studenten ein „Komitee zur Aufklärung der Bevölkerung“, das Falschdarstellungen von Behörden und Medien zurückwies und eine Gegenöffentlichkeit dazu herzustellen versuchte. Mit in allen Stadtteilen verteilten Flugblättern[71], Straßenständen und öffentlichen Diskussionen gelang dies zum Teil. Ein „Aktionskomitee zur Organisierung der Trauerfeierlichkeiten“ bereitete mit Christa Ohnesorg zusammen die Überführung und Beerdigung ihres Mannes vor.[72]
in der Bundesrepublik
Ohnesorgs Erschießung markiert eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik: Seitdem verbreitete sich die Studentenbewegung auch an den westdeutschen Universitäten.[73] Zudem verbreitete sich nun auch eine bundesweite Schülerbewegung: Am 18. Juni 1967 fand ein erster Bundeskongress der „Aktionszentren unabhängiger und sozialistischer Schüler“ in Frankfurt am Main statt.[74] Der Berliner SDS verfünffachte mit 800 Beitritten seine Mitgliedszahl. Viele westdeutsche Studentengruppen, Jugendorganisationen und Professoren solidarisierten sich mit den Berliner FU-Studenten, gründeten Aktionsgruppen zu den Ursachen und Folgen von Ohnesorgs Tod und protestierten gegen das Verhalten der Berliner Behörden und der Springerpresse. Die Kritik an undemokratischen Tendenzen in der Exekutive und Justiz nahm zu. Als moralischer Protest gewann die antiautoritäre Revolte an Plausibität.[75] Die SDS-Kampagnen gegen den Axel-Springer-Konzern und die Notstandsgesetze erhielten starke Unterstützung.[76]
Für viele damalige Studenten war Ohnesorgs Erschießung keine Einzeltat, sondern Ergebnis und vorläufiger Höhepunkt einer zunehmenden Gewaltbereitschaft staatlicher Behörden zur Unterdrückung von Protest für Menschenrechte und Demokratisierung. Sie deuteten die Ereignisse am 2. Juni 1967 als „Notstandsübung“ des Staates gegen kritische Minderheiten:[77]
„Die Polizeimaßnahmen während des Schahbesuchs [...] machen deutlich, was uns mit den vorgesehenen Notstandsgesetzen droht.“
Auf einem Kongress der FU Berlin diskutierten am Abend des 9. Juni in Hannover nach einem Trauermarsch ein Teil seiner Teilnehmer, etwa 5.000, über „Hochschule und Demokratie - Bedingungen und Organisation des Widerstands“, auch über Folgerungen aus Ohnesorgs Tötung und dem Umgang der Behörden und Medien damit. Dort rief Dutschke zur Bildung von Aktionszentren in allen Universitätsstädten auf, die beispielsweise Sitzstreiks gegen Demonstrationsverbote organisieren sollten.[78]
In der Bundesrepublik kam es nun häufiger zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, so bereits beim Schah-Besuch in Hamburg am 3. Juni 1967. Zugleich nahmen die Aufklärungs- und Reformversuche an den Hochschulen zu. Erstmals gerieten auch die Polizeiausbildung und die von ihr angewandten Methoden in die öffentliche Kritik. 1970 ging daraus eine Reform des Versammlungsgesetzes und der Polizeiausbildung hervor.[79]
Der Todestag Ohnesorgs wurde zu einem der ideellen Ausgangspunkte des westdeutschen Terrorismus der 1970er Jahre. So erklärt Ralf Reinders die Namensgebung der im Januar 1972 gegründeten Bewegung 2. Juni wie folgt:[80]
„Alle wußten, was der 2. Juni bedeutet… Mit diesem Datum im Namen wird immer drauf hingewiesen, daß sie zuerst geschossen haben!“
Diskussion um mögliche Stasi-Hintergründe 2009
Am 21. Mai 2009 gaben Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Aktenfunde bekannt, wonach Kurras 1967 SED-Mitglied und Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gewesen war.[81] Daraufhin wurde ein neues Strafverfahren und umfassende Untersuchung seiner IM-Tätigkeit gefordert.[82]
Beteiligte Historiker halten einen Stasi-Auftrag für den Todesschuss aber für „wenig wahrscheinlich“.[83] Kurras gibt seine bis 1967 dokumentierte Stasi-Tätigkeit zu. Sie war von 1987 bis 1989 Gegenstand eines „Sicherungsvorgangs“ im MfS.[84]
Die IM-Tätigkeit des Schützen löste eine teilweise auch von rechtsgerichteten Kreisen geschichtsrevisionistisch in Bezug auf die 68er-Bewegung instrumentalisierte neue Debatte um die Rezeption des Todesschusses aus. [85] Die taz sieht die Debatte als eine für rechtsgerichtete und neokonservative Kriese verlockende Perspektive die Geschichte der Bundesrepublik verfälschend umzudeuten. [86] Der neurechte Publizist Karlheinz Weißmann nutzte in einem Artikel der rechtsextremen Zeitschrift Junge Freiheit die Debatte um die APO in diffamierender Weise in die Nähe der SED-Diktatur zu rücken.
- „Ihre (gemeint ist hier die DDR) Hemmungslosigkeit unterschied sich nur graduell von jener der Apo, der es darum ging, Ohnesorg zum Märtyrer zu stilisieren und den immer noch relativ isolierten studentischen Gruppen eine Massenbasis zu verschaffen.“ [87]
Peter Schneider zum Beispiel fragte, „...ob die Geschichte der Bundesrepublik nach dem 2. Juni anders verlaufen wäre, wenn die Stasi-Identität von Kurras damals [...] bekannt geworden wäre. Ich bejahe diese Frage, aber ich kann sie nur durch Spekulationen stützen.“[88]
Gedenken

Am 8. Juni 1967 stellten Studenten vor der Oper ein Holzkreuz zum Gedenken an Ohnesorg auf, das die Polizei entfernte. In der Nacht des 17. Juni 1967 benannten einige SDS-Mitglieder, darunter Rudi Dutschke, die Straße des 17. Juni vorübergehend in „Straße des 2. Juni“ um.
1971 schuf der Bildhauer Alfred Hrdlicka das Bronzerelief „Der Tod des Demonstranten“, das erst 1990 vor der Deutschen Oper aufgestellt werden durfte. Auf der im Sockel eingelassenen Gedenktafel steht:[89]
„Am 2. Juni 1967 wurde der Student Benno Ohnesorg im Hof des Hauses Krumme Straße 66 während einer Demonstration gegen den tyrannischen Schah des Iran von einem Polizisten erschossen. Sein Tod war ein Signal für die beginnende studentische und außerparlamentarische Bewegung, die ihren Protest gegen Ausbeutung und Unterdrückung besonders in den Ländern der Dritten Welt mit dem Kampf um radikale Demokratisierung im eigenen Land verband. Unter diesem Eindruck schuf Alfred Hrdlicka 1971 das Relief 'Der Tod des Demonstranten' Dezember 1990“
Am Ort des Todesschusses fehlt jeder Hinweis auf das Ereignis.[90]

In Hannover-Linden ist seit 1992 eine Brücke über die Ihme nach Ohnesorg benannt.
Wiglaf Droste und Michael Stein gründeten 1991 das Benno-Ohnesorg-Theater für satirische Lese- und Liederabende.
Zum 30. Todestag Ohnesorgs 1997 widmete sich ein dreitägiger Ohnesorg-Kongress in der TU Berlin dem Rückblick auf Entwicklung und Wirkung der Studentenbewegung.[91]
Der Schriftsteller Uwe Timm setzte seinem ehemaligen Braunschweiger Mitschüler 2005 mit der Erzählung Der Freund und der Fremde ein literarisches Denkmal.[92]
Zum 40. Todestag Ohnesorgs veröffentlichte Uwe Soukup ein Buch zum 2. Juni 1967, für das er fünf Jahre lang den Tathergang recherchiert, Zeugen befragt, Bild-, Ton- und Schriftdokumente gesammelt und ausgewertet hatte. In vielen Medien erschienen Rückblicke, verbunden mit Warnungen vor ähnlicher Gewalteskalation bei Demonstrationen zum G8-Gipfel in Heiligendamm 2007. Die Berliner Polizei ehrte Ohnesorg am 2. Juni 2007 erstmals bei einer Gedenkfeier an der Deutschen Oper mit einem Kranz.[93]
Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf forderte die Bezirksverwaltung zweimal mehrheitlich auf, den Platz am nordöstlichen Eingang des U-Bahnhofs Deutsche Oper (Ecke Krumme Straße/Bismarckstraße) Benno-Ohnesorg-Platz zu nennen. Der CDU-Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler verweigerte dies zusammen mit dem Stiftungsrat der Oper, die Eigentümerin des Platzes ist, und der Kulturverwaltung im Roten Rathaus bisher.[94][95]
Siehe auch
Literatur
Todesumstände
Studentische Recherchen und Dokumentationen
- AStA der Freien Universität Berlin (Hrsg.): Dokumente des 2. Juni 1967 und der Zeit danach. Stellungnahmen, Resolutionen, Erklärungen, Beschlüsse, Flugblätter, Reden, Zeitungsberichte, Kommentare. Berlin 1967, 62 S. (Hektographie)
- FU SPIEGEL 58, 13. Jg., Sonderdruck Juni 1967
- FU SPIEGEL 59, 13. Jg., Juli 1967
- Anrisse – Studentenzeitschrift der Technischen Universität Berlin, Nr. 59, Juli 1967: Der 2. Juni in Zeugenaussagen. (S. 17–20)
- Knut Nevermann: Der 2. Juni 1967. Studenten zwischen Notstand und Demokratie. Dokumente zu den Ereignissen anläßlich des Schah-Besuchs. Herausgegeben vom Verband Deutscher Studentenschaften (vds), Pahl-Rugenstein, Köln 1967
Journalistische Recherchen
- Die Abendzeitung, Berlin, Sonderdruck vom 7. Juni 1967
- Die Zeit, Sonderdruck aus Nr. 23, 9. Juni 1967 (siehe daraus Jürgen Zimmer, Ref. 22); Nachdruck: Die Zeit, Magazin Nr. 25, 1992
- Klaus Rainer Röhl: Kesselschlacht. Die Notstandsübung von Berlin. In: Konkret Nr. 7, Juli 1967, S. 14–17 und S. 32–35
- Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? – Der 2. Juni 1967. Verlag 1900, Berlin, Mai 2007, ISBN 3-930278-67-7
Behördenreaktionen
- Werner G. Doyé, Ulrich Neveling, Hendrik Schmidt, Gernot Wersig: (Hrsg.): Dokumentation zum gegenwärtigen Verhältnis der Berliner Presse zur Studentenschaft. 1 Berlin 33, Ihnestr. 28, 8. Juni 1967, 10 S. (Hektographie)
- Oberbaumpresse: 1. Berliner Landfriedensbruchbuch. Verantwortlich für den Inhalt: die Berliner Justiz unter Mitarbeit von: Dagmar v. Doetinchem, Gil Funccius, Eike Hemmer, Petra Herzinger, Nikolaus Kuhnert, Peter Neitzke, Jan Raspe, Eberhard Schultz, Hartmut Sander. Berlin 1967
- Janz, Fitterling: Berlin – 2. Juni 1967. Feststellungen und Folgen. Zur Arbeit des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Abgeordnetenhauses von Berlin. Dokumentation: Stenographischer Bericht der Sitzung vom 22. September 1967. Hg.: Studentenschaft des Landes Berlin, vds – Landesverband im Verband Deutscher Studentenschaften. Eigenverlag, Berlin November 1967
- Wolfgang Lefèvre: Ursachen und Konsequenzen des 2. Juni. in: neue kritik, Zeitschrift für sozialistische Theorie und Politik H. 42/43, Frankfurt am Main, August 1967, S. 4–14
Studentenbewegung
- Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation. Heidelberg, 24. Jg. Nr. 272, Mai 2007, ISSN 0178-5737, S. 1 und S. 7–10
- Christopher Görlich: Die 68er in Berlin. Schauplätze und Ereignisse. Kai Homilius Verlag, Berlin 2002 (Reihe: Reiseziele einer Region Nr. 4), ISBN 3-89706-904-0
- Karl A. Otto: APO. Die außerparlamentarische Opposition in Quellen und Dokumenten (1960–1970). Pahl-Rugenstein, Köln 1989, ISBN 3-7609-1237-0
- Uwe Göbel: Die Studenten-Bewegung und ihre Folgen. Deutscher Instituts-Verlag GmbH, Köln 1978, ISBN 3-88054-182-5, Kapitel II: Die Studentenrevolte, S. 22-25
- Frank Deppe (Hrsg.): 2. Juni 1967 und die Studentenbewegung heute. Weltkreis Verlag, Dortmund 1977, ISBN 3-88142-179-3
- Frank Wolff, Eberhard Windaus (Hrsg.): Studentenbewegung 1967–69. Protokolle und Materialien. Verlag Roter Stern, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-87877-093-6
- Helmut Gollwitzer: An meinen Patensohn Lukas Ohnesorg., in: Freimut Duve, Heinrich Böll, Klaus Staeck (Hrsg.): Briefe zur Verteidigung der Republik. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1977 (Reihe: rororo aktuell 4191), ISBN 3-499-14191-4
- Hartmut Häußermann, Niels Kadritzke, Knut Nevermann (Hrsg.): Die Rebellen von Berlin. Studentenpolitik an der Freien Universität. Eine Dokumentation von Jens Hager. Kiepenheuer & Witsch, Köln/Berlin 1967
Bild- und Tondokumente
- Ulmer Institut für Filmgestaltung/Frankfurter SDS: Ruhestörung. (Dokumentaraufnahmen vom 2. Juni 1967 bis 12. Februar 1968) Drehbuch abgedruckt in: Frank Wolff, Eberhard Windaus (Hrsg.): Studentenbewegung 1967-69. Protokolle und Materialien. Verlag Roter Stern, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-87877-093-6, S. 27-97
- Bernard Larsson: Demonstrationen. Ein Berliner Modell. Fotos vom 22./23. Juni 1966 bis 5. Juni 1967. In: Bernward Vesper (Hrsg.): Voltaire Flugschrift 10, Voltaire Verlag, Berlin 1967, S. 10-84
- Museum Kreuzberg (Hrsg.): Jürgen Henschel. Der Fotograf der Wahrheit. Berlin Story Verlag, 2006, ISBN 978-3-929829-45-7
- Rolf Bergmann: Der Freund und der Fremde. RBB 2008 (Rezension in: Der Tagesspiegel, 17. April 2008)
Weblinks
Ablauf
- Kai Hermann (Die Zeit, 9. Juni 1967): Die Polizeischlacht von Berlin
- Der Spiegel spezial, Juni 1988
- Jörg Prante: Die Ermordung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967
- Michael Stolzke (einseitig.info, 19. Februar 2007): Tradition reloaded und Benno Ohnesorg
- Archiv „APO und soziale Bewegungen“ (APO-Archiv), Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin (enthält Sitzungsprotokolle des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Ereignissen des 2. Juni, Tondokumente und deren Abschriften zur Entwicklung an der Freien Universität und Fotos des studentischen Untersuchungsausschusses nach dem 2. Juni 1967)
Abbildungen
- Deutsches Historisches Museum: Foto vom Tod Benno Ohnesorgs
- Filmsequenz vom 2. Juni 1967, kommentiert von Ulrike Meinhof
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Timm: Der Freund und der Fremde, dtv 2007, S. 16f
- ↑ Uwe Timm: Der Freund und der Fremde, S. 18f
- ↑ Uwe Timm: Der Freund und der Fremde, S. 17 ff
- ↑ Uwe Timm: Der Freund und der Fremde S. 151f
- ↑ Rezension zu Uwe Timm: Ein stiller Schöngeist, ein absurder Tod – Gemeinsame Jahre am Braunschweig-Kolleg (in: Zwischen den Säulen. Gemeinsames Jahresheft des Abendgymnasiums und des Braunschweig-Kollegs 2006, PDF-Datei, S. 8)
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 138ff
- ↑ ESG Berlin: Projekt Benno Ohnesorg. Ein normaler Student – ein politischer Fall. 2. Juni 2007 – 40 Jahrestag des Todes von Benno Ohnesorg
- ↑ Karl A. Otto: Geschichte der Ostermärsche
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 138 und 141f.
- ↑ Klaus Hübner: Erinnerungen des Berliner Polizeipräsidenten. 1969-1987. Berlin 1997, S. 49f.
- ↑ Fritz Sack: Die Reaktion von Gesellschaft, Politik und Staat auf die Studentenbewegung, in: Bundesminister des Innern (Hrsg.): Protest und Reaktion. Opladen 1984, S. 117
- ↑ Uwe Bergmann u.a. (Hrsg.): Rebellion der Studenten, rororo aktuell, Reinbek 1968, S. 27
- ↑ zitiert in: Peter Damerow uz.a. (Hrsg.): Der nicht erklärte Notstand, in: Kursbuch 12 (Hrsg.: Hans Magnus Enzensberger), Frankfurt/Main 1968, S. 29
- ↑ Tagesspiegel, 2. Juni 2009: Anmelder der Demo vom 2. Juni 1967
- ↑ Deutschlandradio Kultur: Freundschaft unter Literaten. Uwe Timm zum 40. Todestag Benno Ohnesorgs
- ↑ Heinrich Albertz: Blumen für Stukenbrock, Radius Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-87173-595-7, S. 245
- ↑ Kai Hermann: Die Polizeischlacht von Berlin. Die Zeit, Nr. 23, 9. Juni 1967
- ↑ a b Dietz Bering (Kölner Stadt-Anzeiger, 1. Juni 2007): Man hatte es für unmöglich gehalten
- ↑ a b Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 68
- ↑ Heinrich Albertz: Blumen für Stukenbrock, 5. Auflage, Stuttgart 1981, S. 246f
- ↑ Knut Nevermann: Der 2. Juni 1967, Köln 1967, S. 17ff
- ↑ Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Eine Biographie, S. 127
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 42f und 46
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 48–56; Jürgen Zimmer (Die Zeit Nr. 23, 9. Juni 1967): Füchsejagen in der Bismarckstraße. Was die Berliner Polizei unter „weicher Welle“ versteht — Ein Augenzeugenberieht ; gedruckt in: Carsten Seibold (Hrsg.): Die 68er. Das Fest der Rebellion. Knaur, München 1988, ISBN 3-426-03927-3, S. 140-143
- ↑ Markus Wehner (FAZ, 1. Juni 2007): Dieser Tag hat die Republik verändert
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg?, S. 94
- ↑ Spiegel Spezial, Die wilden 68er, Juni 1988, S. 18
- ↑ Konkret Nr. 7, Juli 1967
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 96–130
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 30. Mai 2007: Tod Benno Ohnesorgs: „Die Polizisten haben geprügelt wie blöd“
- ↑ Holger Schmale (Berliner Zeitung): Ein tödlicher Moment. Der Fotograf Jürgen Henschel fotografierte am 2. Juni 1967 den sterbenden Benno Ohnesorg
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 134–137
- ↑ Uwe Soukup (Stern, 1. Dezember 2007): Kurras wird 80: Der Mann, der Benno Ohnesorg erschoss
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 97
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 137 und 159f
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 137
- ↑ Uwe Soukup (Der Tagesspiegel, 2. Juni 2009): 2. Juni 1967: Die Stunde der Zeugen
- ↑ Thomas-Dietrich Lehmann: Was geschah um den 2. Juni 1967? in: Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation. Heidelberg, 24. Jg. Nr. 272, Mai 2007, ISSN 0178-5737, S.8
- ↑ zitiert nach Gretchen Dutschke Klotz: Rudi Dutschke, S. 132
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 179
- ↑ Foto der gemeinsamen Grabstelle in Hannover
- ↑ Heinrich Albertz, Blumen für Stukenbrock, 1981, S. 147
- ↑ Knut Nevermann: Der 2. Juni 1967, Köln 1967, S. 141
- ↑ Volkmar Deile, Reinhard Henkys u. a. (Hrsg.): Und niemandem untertan. Heinrich Albertz zum 70. Geburtstag, Rowohlt TB, Hamburg 1985, ISBN 3-499-15536-2
- ↑ Volkmar Deile u. a. (Hrsg.): Und niemandem untertan S. 23f
- ↑ Heinrich Albertz, Blumen für Stukenbrock S. 246
- ↑ Karl A. Otto: APO, Köln 1989, S. 239
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 162
- ↑ Fritz Sack: Die Reaktion von Gesellschaft, Politik und Staat auf die Studentenbewegung, in: Bundesminister des Innern (Hrsg.): Protest und Reaktion, Opladen 1984, S. 164f
- ↑ a b Sven Felix Kellerhoff: Berlin, 2. Juni 1967: Um 20.30 Uhr fällt der Schuss, der Deutschland verändert (Berliner Morgenpost, 30. Mai 2007)
- ↑ zitiert nach Katja Apelt (Berlin-Kurier 2. Juni 2007): Der Tag, an dem die Demokratie erschossen wurde
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg? S. 24–36 und S. 235–245
- ↑ Ludwig von Friedeburg: Freie Universität und politisches Potential der Studenten. Neuwied und Berlin 1968, S. 430f
- ↑ Tagesspiegel: Der Fall Benno Ohnesorg (Berichtssammlung 1967-1970), pdf); Der Spiegel 22/25. Mai 2009, S. 49: Verrat vor dem Schuss
- ↑ Hammerhart: Abbildungen vom 2. Juni 1967
- ↑ Heiko Drescher: Genese und Hintergründe der Demonstrationsstrafrechtsreform von 1970 unter Berücksichtigung des geschichtlichen Wandels der Demonstrationsformen (pdf, S. 90ff
- ↑ Uwe Bergmann: Der 2. Juni 1967. In: Bergmann, Dutschke, Leféfre, Rabehl (Hrsg.): Rebellion der Studenten, 1. Auflage 1968, S. 32
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg, S. 157
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg, S. 155f
- ↑ Uwe Soukup: Wie starb Benno Ohnesorg, S. 155f
- ↑ Welt am Sonntag, 4. Juni 1967; nach Spiegel 26/1967, S. 62
- ↑ APO-Archiv: Kleine Chronologie
- ↑ Peter Carstens: Der Fall Ohnesorg. Wendepunkt für Otto Schily (FAZ 2. Juni 2007, Nr. 126/S. 8)
- ↑ Die Zeit, 26. Juni 1967: Die Jubelperser
- ↑ Sebastian Haffner: Nacht der langen Knüppel. Der 2. Juni 1967 – ein geplanter Pogrom (Stern 26, 1967); Gerhard E. Gründler: Erinnerungen an Sebastian Haffners Kommentar Die Nacht der langen Knüppel. („Stern“, 25. Juni 1967)
- ↑ Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke, S. 131f; Sonderberichte zum Teil wiederaufgelegt in Der Spiegel spezial, Juni 1988 und Die Zeit, Magazin Nr. 25, 1992
- ↑ Mareike Witkowski: Die SED und die APO. Rezeption der Studentenbewegung in der Presse der DDR. BIS-Verlag der Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-8142-2116-8, S. 53-57
- ↑ Wolfgang Lefévre: Reichtum und Knappheit. Studienreform als Zerstörung gesellschaftlichen Reichtums, in: Uwe Bergmann u.a. (Hrsg.): Rebellion der Studenten, 1968, S. 146
- ↑ Uwe Bergmann: Der 2. Juni 1967. In: Bergmann, Dutschke, Leféfre, Rabehl (Hrsg.): Rebellion der Studenten, rororo aktuell 1043, 1. Auflage, Reinbek bei Hamburg 1968, S. 31; Konventsbeschluss zitiert bei analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis, Nr. 517/18. Mai 2007: Macht und Ohnmacht der Bewegung. 40 Jahre danach: ein Rückblick auf den 2. Juni 1967
- ↑ Siegward Lönnendonker u.a. (Hrsg.): Freie Universität Berlin 1948-1973. Hochschule im Umbruch, Teil V, Dokument 727, S. 178
- ↑ Jürgen Miermeister, Jochen Staadt: Provokationen. Die Studenten- und Jugendrevolte in ihren Flugblättern 1965-1971. Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1980, ISBN 3-472-61322-X, S. 97-111
- ↑ Tilman Fichter, Siegward Lönnendonker: Berlin: Hauptstadt der Revolte (Archiv „APO und soziale Bewegungen“)
- ↑ Karl A. Otto: Vom Ostermarsch zur APO. Geschichte der 1960–70. Frankfurt am Main/ New York 1977, S. 161ff.; Gerd Langguth: Die Protestbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1968–1976. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1976, ISBN 3-8046-8520-X, S. 43ff.
- ↑ Hans Joachim Winkler (Hrsg.): Das Establishment antwortet der APO. C.W. Leske Verlag, 2. Auflage, Opladen 1968, Zeittafel, S. 165
- ↑ Pavel A. Richter: Die Außerparlamentarische Opposition in der Bundesrepublik Deutschland 1966-1968, in: Ingrid Gilcher-Holthey (Hrsg.): 1968. Vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Göttingen 1998, S. 46ff; Tilman Fichter, Siegward Lönnendonker: Kleine Geschichte des SDS, 4. Auflage 2007, S. 159ff
- ↑ Beispiele bei Karl A. Otto: APO, S. 238f
- ↑ Gemeinsame Erklärung zahlreicher Hochschulgruppen vom 8. Juni 1967, zitiert nach Knut Nevermann: Der 2. Juni 1967: Studenten zwischen Notstand und Demokratie, Köln 1967, S. 108f; insgesamt: kursbuch 12 (Hrsg.: Hans Magnus Enzensberger): der nicht erklaerte notstand. dokumentation und analyse eines berliner sommers. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968
- ↑ Bernwart Vesper (Hrsg.): Bedingungen und Organisation des Widerstandes. Der Kongreß in Hannover. Protokolle, Flugblätter, Resolutionen. Voltaire Verlag (Reihe: Voltaire Flugschrift 12), 1. Auflage, Berlin 1967; 2. Auflage, Frankfurt am Main 1968
- ↑ Heiko Drescher: Genese und Hintergründe der Demonstrationsstrafrechtsreform von 1970 unter Berücksichtigung des geschichtlichen Wandels der Demonstrationsformen (pdf)
- ↑ Ralf Reinders, Ronald Fritzsch: Die Bewegung 2. Juni. Gespräche über Haschrebellen, Lorenz-Entführung, Knast. Edition ID-Archiv, Berlin und Amsterdam 1995, S. 39
- ↑ Mechthild Küpper: Stasi-Mitarbeiter erschoss Benno Ohnesorg. In: FAZ.net, 21. Mai 2009
- ↑ Spiegel, 22. Mai 2009: Stasi-Vorwürfe – Strafanzeige gegen Ohnesorg-Todesschützen
- ↑ Der Spiegel, 21. Mai 2009: Neue Recherchen: Ohnesorgs Todesschütze soll Stasi-Spion gewesen sein; Der Spiegel 22/25. Mai 2009, S. 46: Verrat vor dem Schuss
- ↑ Sven Röbel, Peter Wensierski (Der Spiegel, 30. Mai 2009): DDR-SPION. Neue Stasi-Akte von Todesschütze Kurras entdeckt
- ↑ Nummer 11 / 2009, Der Tod Benno Ohnesorgs und die Stasi Junge Freiheit Nr. 23/09 vom 29. 5.2009
- ↑ taz, 24.05.2009, Kurras Stasi-Akte Der Untertan
- ↑ Karlheinz Weißmann Der Fall Kurras: Die Linke kämpft um das Überleben ihrer Geschichtsdeutung Die Revision von 1968
- ↑ Peter Schneider (Der Spiegel, 22. Mai 2009, S. 53): Ein armer, aggressiver Tropf.
- ↑ Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf: Kranzniederlegung am 2. Juni für Benno Ohnesorg (Pressemitteilung 25. Mai 2007)
- ↑ Nina Apin (taz 1. Juni 2007): Fassaden des Schweigens
- ↑ Ohnesorg-Kongress 30. Mai−1. Juni 1997
- ↑ Uwe Timm: Der Freund und der Fremde. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03609-2
- ↑ Süddeutsche Zeitung 2. Juni 2007: Spätes Bedauern in Berlin. Polizeipräsident legt Kranz für Ohnesorg nieder
- ↑ Tagesspiegel 30. Mai 2007: Mein 2. Juni 1967
- ↑ taz Berlin-lokal 4. Juni 2007: Krach um Ohnesorg – Bezirk will den Platz vor Deutscher Oper nach dem erschossenen Studenten umbenennen. Oper dagegen
Personendaten | |
---|---|
NAME | Ohnesorg, Benno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Student, der auf einer Demonstration in Berlin von einem Polizisten erschossen wurde |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1940 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 2. Juni 1967 |
STERBEORT | Berlin |