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Hans Holbein der Jüngere

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Selbstbildnis um 1542
Die Familie des Künstlers (seine Frau Elsbeth mit den beiden Kindern Philipp und Katherina), etwa 1528, heute Kunstmuseum Basel

Hans Holbein der Jüngere (* 1497 oder 1498 in Augsburg; † 29. November 1543 in London) war ein deutscher Maler. Auf einem Selbstbildnis, das er kurz vor seinem Tod malte, bezeichnet er sich selbst als Basler. Er zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Malern.

Leben

Holbein entstammte einer bedeutenden Augsburger Künstlerfamilie. Sein Vater Hans Holbein der Ältere gehörte zu den bekannten Malern seiner Zeit. Künstlerisch tätig war auch sein Onkel Sigmund Holbein, über dessen Wirken und Werk aber wenig bekannt ist. Auch einer seiner Brüder, Ambrosius Holbein, war Maler.

Die Holbein-Brüder zogen 1515 nach Basel, in der Hoffnung, in der damals blühenden Buchdruckerstadt als Illustratoren ein gutes Einkommen zu finden. 1519, im Todesjahr seines Bruders Ambrosius, heiratete Hans Holbein d. J. die vier Jahre ältere Elsbeth Binsenstock, die Witwe eines Basler Gerbers, was ihm ermöglichte, der Basler Malerzunft (genannt: Zunft zum Himmel) beizutreten und 1520 Bürger von Basel zu werden. Sie gebar vier Kinder, Philipp, Katharina, Johannes und Küngold. Die Ehefrau und die beiden ersten Kinder hat Holbein in seinem berühmten Bildnis von Holbeins Frau mit den beiden älteren Kindern (1528, Kunstmuseum Basel) verewigt, das als eines der ersten Bildnisse überhaupt gilt, die ein Künstler von seiner eigenen Familie gefertigt hat.

Zu dieser Zeit lebte auch der niederländische Philologe und Philosoph Erasmus von Rotterdam in Basel, den der Künstler mehrmals porträtierte. In Basel schuf Holbein unter anderem auch seine beiden berühmten Madonnenbilder, die so genannte Darmstädter Madonna (1525/26, seit 2004 im Städel, Frankfurt am Main) und die Solothurner Madonna (1522, Kunstmuseum Solothurn).

1523/24 ging Holbein nach Frankreich. Er zeichnete zwei Fürstenstatuen am herzoglichen Palast Sainte-Chapelle in Bourges im Berry. Ob er damit in die höfische Sphäre strebte oder vom Mäzenatentum König Franz I. profitieren wollte, bleibt unklar. Holbein hielt sich für neue Betätigungsfelder von 1526 bis 1528 in England auf. 1528 kehrte er als damals bereits bekannter und begehrter Maler für vier Jahre noch einmal nach Basel zurück, wo er aber nach dem protestantischen Bildersturm 1529 und dem damit verbundenen Verbot religiöser Darstellungen immer weniger Aufträge bekam. 1532 verließ er Basel endgültig in Richtung England. Dem Versuch des Basler Rats, ihn 1538 mit 50 Gulden Jahresgehalt nach Basel zurückzulocken, widerstand er.

In London machte er auf Vermittlung von Erasmus hin die Bekanntschaft mit dem Humanisten Thomas More, der ihm verschiedene Aufträge verschaffte und ihn auch dem König Heinrich VIII. vorstellte. 1533 entwarf er die Dekorationen für die Hochzeit des Königs mit Anne Boleyn. Im Jahr 1536 wurde er Hofmaler des Königs.

Heinrich schickte Holbein 1539 zurück aufs Festland, um Christina von Dänemark und in Kleve die beiden Töchter des Herzogs Johann III. zu malen. Das Bild von Anna von Kleve gefiel ihm sehr und er entschloss sich, sie zu heiraten. Da die reale Anna aber weit weniger schön war als die gemalte, fiel Holbein beim König in Ungnade. Er blieb zwar Hofmaler, malte jedoch nie wieder ein Mitglied der königlichen Familie.

Hans Holbein der Jüngere starb 1543 an der seinerzeit in London grassierenden Pest.

Werke (Auswahl)

Berlin; Féral, Paris; um 1932 Van Diemen, New York; von 1932 bis 1945 im Besitz von Helen Swift Neilson, Chicago. 1945 Metropolitan Museum in New York. Seit 1975 im Privatbesitz in der BRD
Bild Titel Jahr Größe / Material Ausstellung/Sammlung/Besitzer
Der tote Christus im Grabe 1521/1522 30,5 x 200 cm, Öl auf Lindenholz Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett
Solothurner Madonna 1522 Kunstmuseum Solothurn
Schreibender Erasmus von Rotterdam 1523
Portrait des Thomas Morus 1526 74,2 × 59 cm, Tempera auf Holz Frick Collection, New York City
Der Totentanz 1526 Holzstich
Venus und Amor 1526 34,5 × 26 cm, Tempera auf Holz Kunstmuseum Basel Darmstädter Madonna (auch Madonna des Bürgermeisters Meyer), siehe auch: Dresdner Holbeinstreit 1526 146,5 × 102 cm, Öl auf Nadelholz (?), Städel, Frankfurt
Porträt einer jungen Dame' Nach 1528 20,8 x 14,2 cm, Öl auf Papier, auf feines Leinen doubliert, auf Keilrahmen gespannt
Thomas Cromwell 1532 76 x 61 cm, Öl auf Holz Frick Collection, New York City
Der Kaufmann Georg Gisze 1532 96 x 84 cm, Öl auf Holz Gemäldegalerie Berlin
Die Gesandten 1533 207 x 209,5 cm, Öl auf Eichenholz National Gallery (London)
Die Steinwerferin um 1535
Jane Seymour 1536/37 65,4 x 40,7 cm, Tempera auf Holz Kunsthistorisches Museum Wien
Christina von Dänemark 1538 179,1 x 82,6 cm, Öl auf Eichenholz National Gallery (London)
Portrait von Thomas Howard, des 3. Herzogs von Norfolk und Earl Marshal von England 1539 80,6 × 60,9 cm, Tempera auf Holz Royal Art Collection, Windsor Castle
Anna von Kleve 1539 65 x 48 cm, Wasserfarben auf Pergament Louvre, Paris
Edward Tudor, der spätere König Edward VI. 1539 57 x 44 cm, Öl auf Eichenholz Tate Gallery, London
Bildnis des Königs Heinrich VIII. 1539-1540 88,2 × 75 cm, Tempera auf Holz Palazzo Barberini, Rom
Porträt Antons des Guten, Herzog von Lothringen 1543 51 × 37 cm, Tempera auf Holz Gemäldegalerie Berlin

Literatur

  • Christian Müller und Stephan Kemperdick (Hrsg.): Hans Holbein der Jüngere. Die Jahre in Basel 1515-1532. Prestel, 2006 ISBN 3-791-33581-2,
  • Norbert Wolf, Holbein. 1497/98-1543. Der deutsche Raffael, Taschen, 2004, ISBN 3-822-83166-2,
  • Jochen Sander, Hans Holbein d.J. Tafelmaler in Basel, 1515-1532. München 2005, ISBN 3-7774-2375-0
  • Bodo Brinkmann/Wolfgang Schmid (Hrsg.): Hans Holbein und der Wandel in der Kunst des 16. Jahrhunderts, Turnhout 2005.
  • Klinger, D.M.; und Antje Höttler, Ambrosius und Hans d.J. Holbein: Werkverzeichnis, Gemälde und Miniaturen, H.B. Wilson-DMK CO., 1998, ISBN 3-923642-34-2

Holbeins Leben in der Roman-Trilogie

  • Emanuel Stickelberger, Der Mann mit den zwei Seelen, (antiquarisch) Verlag Huber & Co. Frauenfeld 1948
  • Emanuel Stickelberger, Holbein in England, (antiquarisch) Verlag Huber & Co. Frauenfeld 1948
  • Emanuel Stickelberger, Künstler und König, (antiquarisch) Verlag Huber & Co. Frauenfeld 1948
  • Eduard His: Holbein, Hans der Jüngere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 715–724.
Commons: Hans Holbein der Jüngere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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