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Kreuzkirche (Dresden)

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Kreuzkirche von Westen

Die Kreuzkirche am Altmarkt in Dresden ist als evangelische Hauptkirche der Stadt neben dem Dom in Meißen gleichzeitig die Predigtkirche des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Mit mehr als 3000 Sitzplätzen ist die Kreuzkirche der größte Kirchenbau in Sachsen. Als Wirkungsstätte des Dresdner Kreuzchores und der Kreuzorganisten ist sie zugleich das kirchenmusikalische Zentrum der Stadt.

Der sächsische Hofmaler Bernardo Bellotto (nach seinem berühmten Onkel ebenfalls „Canaletto“ genannt), der in seinen Gemälden das alte Dresden festhielt, zeigt noch den gotischen Anblick der Kirche.

Geschichte

Spätgotik: Die Dresdner Kreuzkirche war Vorbild für die St. Wolfgangskirche in Schneeberg
Renaissance: Abendmahlsszene am für die Kreuzkirche geschaffenen Altar. Heute in der Johanniskirche in Bad Schandau.
Jugendstil: Bronzerelief von Heinrich Epler,1900
Kreuzkirche, um 1955

Gründung (1168)

Bereits um 1168, vermutlich gar schon zu Beginn des zwölften Jahrhunderts, wurde an der südöstlichen Ecke des Marktes eine Kirche, in Form einer romanischen Basilika, errichtet. Sie befand sich an einer wichtigen Handelsstraße und wurde daher, als Nikolaikirche, dem Schutzpatron der Händler und Kaufleute geweiht.

1319 wurde erstmalig eine Kreuzkapelle an der Südseite der Nikolaikirche erwähnt. Der Bau der Kapelle begann nach einer Stiftung einer Kreuzesreliquie von Constantia von Babenberg im Jahre 1234.[1]

Der Name der Kreuzkapelle übertrug sich zunehmend auf die Kirche selbst, die am 10. Juni 1388 offiziell auf den Namen „Zum heiligen Kreuze“ neugeweiht wurde.

1401 wurde der Sakralbau im Stil der Gotik von Hans Kumoller und seinem Sohn Matthes umgebaut. Dabei entstand der gotische Chor und die dreischiffige Hallenkirche mit Netzgewölbe, die Vorbild für St. Wolfgangskirche in Schneeberg wurde.

Wiederaufbau (1499)

Nach dem Brand von 1491 wurde die Kirche von Matthes Kumoller umgebaut, Bauleiter war der Meißner Hans Reinhart. Ab 1499 hatte Conrad Pflüger die Bauleitung inne. Resultat war eine dreischiffige Hallenkirche mit sechs Jochen, die den neuen Typus der Predigerkirche repräsentierte.

Der mittelalterliche Unterbau des Westturms mit gotischen Fenster erhielten im Stil der Renaissance neue Laibungen und Fensterverdachungen. Auf diesen alten Unterbau wurde eine breite, zweigeschossige Glockenstube errichtet. Darauf wurde ein schmaler und hoher, quadratischer Turm mit Drecksgiebel und Kuppel mit Laterne errichtet. Dieser Aufbau war nach Entwürfen von Hans Walther, Melchior Barthel, Martin Richter und Benedix Schmid 1579 bis 1584 erfolgt.

Das Portal aus dem Jahr 1589 stammt mit seinem üppigem Schmuck aus der Werkstatt Christoph Walter IV und Melchior Jobst .[2]

Der zweigeschossige Renaissancealtar aus Sandstein, den der Dresdner Bildhauer Hans Walther im Jahre 1579 gefertigt hatte, stand von 1760 bis 1902 in der Dresdner Annenkirche und ist heute in der St.-Johanniskirche in Bad Schandau zu besichtigen.[3]

Der Altar wird mit korinthischen und ionischen Säulen gegliedert, wobei die Reliefs des Abendmahles und des Passahmahles die Schmuckstücke des Kunstwerkes bilden. Das Obergeschoss zeigt den gekreuzigten Jesus Christus und zwei Engel mit Geißelsäule und Kreuz, über Christus breitet Gott Vater seine segnenden Arme aus. Die Römischen Zahlen I bis X erinnern an die Zehn Gebote. Die vier sitzenden Evangelisten flankieren Gott Vater. Links und rechts des Altars befinden sich Darstellungen von Johannes dem Täufer und Apostel Paulus.

Meister Hans fertigte für die Kreuzkirche 1520 verschiedene Gemälde, mit den 10 Geboten, die heute im Stadtmuseum zu Dresden zu bewundern sind. [4]

Im Laufe der Geschichte brannte die Kirche fünfmal ab. Erstmals am 15. Juni 1491 infolge eines Stadtbrandes, im Jahre 1669 aus ungeklärter Ursache. Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges, vom 13. bis 30. Juli 1760 wurde Dresden von preußischen Truppen belagert und beschossen. Auch die Kreuzkirche erhält schwere Treffer und brennt aus.

Neubau (1764-1800)

1764 begann der Neubau der Kreuzkirche. Dieser wurde von einem Meinungsstreit zwischen den Vertretern spätbarocker und klassizistischer Architektur bestimmt.[5] So gab es eine anti-barocke und pro-klassizistische Haltung der Longuelunes' Schüler Krubsacius, Exner und Hölzer gegen den barocken Entwurf Schmidts, der ein Vertreter der Barockarchitektur im Sinne George Bährs war. [6] Trotzdem wurde der Kirchenbau unter der Leitung Schmidts, nach seinen Plänen, begonnen. Dabei sahen die Pläne Schmidts vor, die alte Turmfront in den Neubau einzubeziehen. Nachdem jedoch die Turmfront 1765 einbrach, wurde die Stellung Schmidts zunehmend geschwächt. So erfolgte der Weiterbau nur unter der Beratung des Klassizisten Krubsacius . Ein im Jahre 1766 ausgeschriebener Wettbewerb um den Neubau des Turmes zwischen Krubsacius, Exner und Schmidt, gewann Exner. So baute Exner 1769 die Kirche zunächst weiter, gab aber die Bauleitung anschließend wieder an Schmidts ab. Christian Heinrich Eigenwillig übernahm nach dem Tod Schmidts die Bauleitung der Kreuzkirche, wobei er das Innere nach Schmidts und das äußere Erscheinungsbild nach Exners' Plänen fertigstellen sollte. 1778 wurde der Außenbau vollendet, wobei der Kirchturm nach den Entwürfen des Krubsacius-Schüler Hölzer bis 1788 fertiggestellt wurde. 1792 erfolgte die Weihe und 1800 war der Sakralbau endgültig vollendet.

Umbau (1900)

Im Jahre 1897 brannte die Kirche erneut aus. In dreijähriger Bauzeit wurde das Innere von Schilling & Graebner neugestaltet. Dabei wurde die Säulenstellung verändert, indem Emporen einbezogen wurde. Die innere Ausstattung erfolgte jetzt im Jugendstil. Heinrich Eppler, Paul Dietrich in Leipzig, Friedrich Offermann, Richard König, Ernst Paul und Arnold Kramer haben den Altar im Jugendstil geschaffen. Prof. Karl Groß und Bildhauer Hottenroth schufen die Jugendstil-Kanzel. Peter Pöppelmann und Hans Hartmann-Maclean gestalteten die Orgelempore mit Jugendstil-Bildhauerarbeiten. Die Orgel selbst fertigten die Gebrüder Jehmlich. Die Bildhauer Heinrich Wedemayer und Bildhauer Hottenroth von der Firma Karl Hauer, schufen die Stuckarbeiten an Decke, Wänden und Pfeilern. Künstlerische Mitarbeiter war der Architekte Lischke.[7]Bei diesem Wiederaufbau wurde ein, für die damalige Zeit, sehr moderner Dachstuhl aus Stahl aufgesetzt.

Wiederaufbau (1950-1955)

Beim Luftangriff am 13. Februar 1945 brannte sie völlig aus. Die Orgel verbrannte hierbei vollständig, das Altarbild wurde zwar rußgeschwärzt, verbrannte jedoch nicht.

Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1950 bis 1955 durch Fritz Steudtner, wobei Rauhputz die dekorative Jugendstilausstattung ersetzte. Von 2000 bis 2004 wurde der Innenraum restauriert, wobei die Farbgebung aufgehellt wurde. Peter Albert entwarf eine neue Kanzel und neue Gitter zu den Nebenräumen.[8]

Gegenwart

Heute ist die Kreuzkirche das Zentrum ihrer Gemeinde und bietet als Stadtkirche vielfältige Angebote für Einwohner der Stadt und Touristen aus nah und fern. Über 200.000 Menschen besuchen im Laufe eines Jahres die Gottesdienste, Vespern und Konzerte, weitere 300.000 Besucher kommen zur offenen Kirche.

Die Kreuzkirchgemeinde zählt 1600 Mitglieder und unterhält Partnerschaften nach Rotterdam und Salzgitter. Jeweils sonn- und feiertags, um 09:30 Uhr, lädt die Kreuzkirche zum Gottesdienst, an jedem Freitagmittag finden Mittagsgebete statt. Andachten und Kirchenführungen ergänzen das Angebot. In der monatlich an einem Freitagabend stattfindenden Veranstaltungsreihe „Nachtmusik und Nachtgedanken“ lesen und interpretieren prominente Gäste auf der Chorempore Texte aus der Bibel. Dazu erklingt improvisierte Orgelmusik. Diese Veranstaltung lockt besonders jene Menschen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Der Kunstdienst der sächsischen Landeskirche veranstaltet regelmäßig Verkaufsausstellungen.

Die Kreuzkirche ist täglich von 10 bis 17 Uhr zur Besichtigung und Andacht geöffnet.

Beschreibung

Gemälde Kreuzigung Christi von Anton Dietrich, 1900
Datei:Glocke 2 Dresdner Kreuzkirche.jpg
Glocke 2 – g0

Äußeres

Der Turm der Kreuzkirche ist 94 Meter hoch. Bei der Besteigung müssen 256 Stufen bis zum Erreichen der Aussichtsplattform in 54 Meter Höhe bewältigt werden. Vor dem Austritt auf die Plattform durchschreitet man die Türmerstube, in der früher der Türmer wohnte.

Die neue Turmuhr mit einem Zifferblattdurchmesser von drei Metern wurde 1930 gebaut. Die Schlagglocken (Seigerschellen) stammen aus dem Jahre 1787 und hängen in der Turmspitze.

Inneres

Altar

Von der originalen Ausstattung hat sich das Altarbild mit Brandspuren von 1945 erhalten. Dieses stellt die Kreuzigung Christi dar und wurde im Jahre 1900 von Anton Dietrich geschaffen. Das Relief in Bronze über dem Altartisch wurde von Heinrich Epler auch im Jahre 1900 gestaltet. Auf dem Relief wird der erste lutherische Dresdner Gottesdienst in der Kreuzkirche von 1539 dargestellt. In der Heinrich-Schütz-Kapelle befindet sich ein Bronzekruzifix vom Epitaph der Herzogin Sophie Hedwig (1652), das aus der Sophienkirche stammt. Dieses wurde von Wolf Ernst Brohn geschaffen . Weiterhin ein Alabasterrelief vom Epitaph des Marcus Gerstenberger, das die Grablegung Christi darstellt, das von Christoph Walter IV (1613) geschaffen wurde.

Weiterhin gibt es in der Kirche mehrere Grabsteine: der Grabstein von Elisabeth von Haugwitz (gest. 1631) von Sebastian Walther gefertigt. Seit 1998 befindet sich im Mittelschiff neben der Heinrich-Schütz-Kapelle der Ecce homo vom Grabmal von Giovanni Maria Nosseni, der 1616 von Sebastian Walther geschaffen wurde. Mehrere Bronze-Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert stammen ebenfalls aus der Sophienkirche und befinden sich in den Treppenhäusern zu den Emporen.

Orgel

In der Kirche wurde 1963 eine Orgel des Dresdner Orgelbaubetriebes Jehmlich installiert, die das 1945 zerstörte Instrument von 1900 ersetzte. Es ist die größte Kirchenorgel Dresdens. Der Organist der Kreuzkirche ist der Kreuzorganist, dem neben der Begleitung des Kreuzchores und der Vespern und Gottesdienste eigene Konzerte obliegen. Berühmte Kreuzorganisten waren Herbert Collum und Michael-Christfried Winkler. Nach Martin Schmeding obliegt seit November 2004 Holger Gehring das Amt des Kreuzorganisten.

Glocken

Der Aufstieg zur Plattform führt im Turm unmittelbar am dreistöckigen Glockenstuhl vorbei. Die fünf Glocken können alle durch großflächige Schutzgitter besichtigt werden. Zentral im obersten Stockwerk des Glockenstuhls hängt die große Glocke, deren Rippe mit der der berühmten Gloriosa im Erfurter Dom vergleichbar ist. Sie trägt folgende Inschrift:

„O Land, Land, Land, höre des Herren Wort! Mich und meine 4 Schwestern hat christliche Liebe gestiftet, nach dem Brande der Kreuzkirche am 16. Februar 1897.“

In den beiden Stockwerken darunter befinden sich jeweils zwei Glocken. Die mittlere Glocke fiel einen Halbton zu hoch aus (geplant war ein a0). Dennoch zählt dieses Geläut zu den bedeutendsten Werken der Apoldaer Glockengießerfamilie und ist das viertgrößte Geläut Deutschlands (nach dem Kölner Dom, dem Konstanzer Münster und der Stiftskirche zu Neustadt a. d. Weinstraße). Es stellt den Ersatz für die beim Brand 1897 zerstörten Glocken dar und überstand die beiden Weltkriege. Durch ihren Jugendstildekor (entworfen von den Bauräten Schilling und Graebner, Dresden) besitzen die Glocken einen hohen Kulturwert.

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Kreuzglocke 1899 Franz Schilling, Apolda 2583 11511 e0 +5
2 1899 Franz Schilling, Apolda 2155 6825 g0 +12
3 1899 Franz Schilling, Apolda 1910 4929 ais0 +2
4 1899 Franz Schilling, Apolda 1690 3251 h0 +6
5 1899 Franz Schilling, Apolda 1412 1947 d1 +4,5

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Jürgen Helfricht: Dresden und seine Kirchen. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2005, ISBN 3-374-02261-8
  • Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Dresden. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2005
  • Volker Helas, Gudrun Peltz: Jugendstilarchitektur in Dresden. KNOP Verlag für Architektur - Fotografie - Kunst, Dresden 1999, ISBN 3-934363-00-8.

Einzelnachweise

  1. Dehio, S. 27f
  2. Löffler, S. 22f, S. 29 Bildnr. 30 (Der Gewölbegrundriss der Kreuzkirche III) und S.31 (Der Westturm der zweiten Kreuzkirche mit der Kreuzgasse)
  3. Dehio, S. 29
  4. Dehio, S. 29
  5. Dehio, S. 27f
  6. Löffler, S. 136, S. 201
  7. Dehio, S. 27 und Helas/Peltz, S. 191 (Kreuzkirche) , Artikel in der Deutsche Bauzeitung Nr. 5 vom 17. Januar 1903, S.29, 30.
  8. Dehio, S. 27f
Commons: Kreuzkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 2′ 55,6″ N, 13° 44′ 21,7″ O