Harzer Granit

Die Harzer Granite werden in fünf Typen unterschieden, die als Naturwerksteine in größerem Umfang verwendet werden: Knaupsholz-Granit, Birkenkopf-Granit, Wurmberg-Granit, Königskopf-Granit und Ilsestein-Granit.
Geologie
Die Granitplutone des Harzes, der Brocken-, der Ramberg- und der Oker-Pluton entstanden gegen Ende der Harz-Gebirgsbildung im Oberkarbon vor rund 300 Millionen Jahren, in der variszischen Orogenese. Entstanden sind diese Natursteine als das Brockengranitmassiv im Oberkarbon durch unterschiedliche Abkühlung und Kristallisation großer Magmenblasen in unterschiedlichen Farben und Granittypen erstarrte. Die Harzer-Granite sind Teil des Brockengranit-Komplexes, der der größte Granitkomplex im Harz mit einer Ausdehnung von 165 km² ist.[1] Das Harzer Gabbro-Vorkommen ist Bestandteil dieses Komplexes, das durch einen Mangel an SiO2 entstand.
Steinbrüche
Zu den Großbetrieben vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1938 zählte die Firma Zureck in Wernigerode 100 bis 110 Beschäftigten und die Firma Hannoversche Basaltwerke m.b.H. mit ihrer Abteilung Granitsteinbrüche Wernigerode 60 bis 70 Beschäftigte, ferner die Braunlager Granit- und Schotterwerke G.m.b.H. 45 Beschäftigten. Des Weiteren gab es 5 bis 7 Mittel- und 15 bis 17 Kleinbetriebe mit etwa 600 Beschäftigten. Die Absatzgebiete waren damals das gesamte Reichsgebiet, Belgien und die Niederlande.[2]
Nach dem Krieg waren 1948 in den Braunlager Granit- und Schotterwerken 30 bis 40 Steinbrucharbeiter und in einem weiteren Betrieb in Niedersachsen eine unbekannte Anzahl beschäftigt. Über die in der DDR befindlichen Betriebe liegen keine exakten Zahlen vor. Die sich dort befindlichen Steinbrüche Knaupsholz und Birkenkopf sowie die Betriebsteile der Firma Zureck in Wernigerode wurden am 5. November 1945 enteignet.[3]
Zu Beginn der 1950er Jahre wurden von Sickenberg folgende Steinbrüche im Brockengranitbereich genannt: Eckerloch, Schneeloch, Gebbertsberg, Wurmberg, Haserode, Wolfklippen, Großer und Kleiner Birkenkopf, Knaupsholz, Ottofels, Neustätter Hau, Forthaus Plessenburg und „Gelochter Stein“.[4] Im Jahre 1958 wurden auf dem Gebiet der DDR acht Steinbrüche betrieben und 1969 nur noch zwei Steinbrüche (Knaupsholz und Birkenkopf).[5]
Knaupsholz-Granit
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Vorkommen
Der Knaupsholz-Granit wird im Forstrevier Knaupsholz zwischen dem kleinen Ort Drei Annen Hohne und Schierke, einen Kilometer östlich des Bahnhofs Schierke in Sachsen-Anhalt abgebaut. Der Knaupsholz-Granit gehörte „lange Zeit zu den wichtigsten Werksteinen der ehemaligen DDR“.[6]
Mineralbestand
Der Knaupsholz-Granit ist graurötlich gefärbt und grobkörnig. Er enthält 33,5 Prozent Quarz, 45,9 Prozent Alkalifeldspat, 15,1 Prozent Plagioklas, 4,8 Prozent Biotit und Chlorit sowie 0,7 Prozent Erzminerale wie Magnetit, Pyrit, Hämatit und 0,7 Akzessorien. Die Alkalifeldstatkristalle können bis zu 18 mm groß sein.[7]
Birkenkopf-Granit
Vorkommen
Der Birkenkopf-Granit wird am Großen Birkenkopf südlich von Hasselfelde abgebaut. Er ist ein mittelkörniger Granit mit einer bläulich-grauen Farbe. Im Steinbruch können 30 bis 40 Prozent Rohblöcke für Sägearbeiten und 50 Prozent verwertbarer Gesteinsschutt gewonnen werden.[7] Der Steinbruch ist in Betrieb.
Mineralbestand
Der Birkenkopf-Granit enthält 31,3 Prozent Quarz, 42,6 Prozent Alkalifeldspat, 20,4 Prozent Plagioklas, 5,4 Prozent Biotit und Chlorit sowie 0,3 Prozent Erzminerale wie Magnetit, Pyrit, Hämatit.[7]
Wurmberg-Granit

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Vorkommen
Der Steinbruch des Wurmberg-Granits lag etwa 2,5 Kilometer nördlich von Braunlage und 250 Meter hoch auf dem Wurmberg. Es handelt sich um einen blaßroten, fein- bis grobkörnigen Granit. Der Steinbruch ist seit dem Frühjahr 1974 nicht mehr ihm Betrieb.[8]
Mineralbestand
Dieser Granit enthält 31 Prozent Quarz, 42 Prozent Alkalifeldspat, 20 Prozent Plagioklas, 7 Prozent Biotit, sowie weniger als 1 Prozent Akzessorien wie Zirkon, Apatit, Rutil, Muskovit und opakte Minerale.[9]
Königskopf-Granit
Vorkommen
Der Königskopf-Granit wurde in einem Steinbruch bei Königskrug gewonnen und ist in den 1960er Jahren aufgelassen worden. Es dürfte unwahrscheinlich sein, dass er wegen ökologischer Auflagen wiedereröffnet wird. Es handelt sich um einen hellroten bis kräftig roten (fleischroten) Granit.
Mineralbestand
Der Königskopf-Granit enthält 33 Prozent Quarz, 42 Prozent Orthoklas in einer Mineralkorngöße von 2-5 mm bis max. 15 mm, 22 Prozent Plagioklas, 5 Prozent Biotit und 0,7 Prozent Akzessorien.[7]
Ilsestein-Granit
Der Ilsestein-Granit wird an der nördlichen Begrenzung des Harzes abgebaut. Er hatte lediglich lokale Bedeutung, da er geringe Festigkeitswerte besitzt.
Geologie
Dieser Granit befindet sich am Nordrand des Harzes als Teil des Brocken-Massivs, bestehend aus einem gangförmigen Vorkommen in 11 Kilometer Länge und 2 Kilometer Breite. Das Magma des Ilsestein-Granits soll als letztes Magma des Brockenkomplexes aufgestiegen sein.[10] Es ist der quarzhaltigste Granit des Brockenkomplexes. Quarz und Orthoklas sind miteinander verwachen. Seine Verwendung und Festigkeit als Werkstein ist durch zahlreiche bis zu 5 cm große Drusen eingeschränkt.[11]
Verwendung

Die Harzer Granite sind verwitterungsbeständig, polierbar und gegen chemische Aggressorien resistent. Aufgrund seiner technischen Eigenschaften werden sie sowohl außen verbaut als auch wegen Ihres Dekors im Innenausbau verwendet.
Verwendet wurden diese Granite als massive Werksteine für Brückenbau, Mauerwerke, Tür- und Fenstergesimse, Treppenstufen und Bodenplatten, Fassadenverkleidung, Grabsteine, als Pflaster, Packlagen und der Knaupsholz-Granit als Granitgrus für den Wegebau im Nationalpark Harz. Zur Zeit (im Jahre 2009) sind lediglich die Steinbrüche Knaupsholz und Birkenkopf in Betrieb. Es gibt zahlreiche Beispiele für Ihre Verwendung.
Technische Bauwerke
Straßenbeläge, Pflaster, Mauerwerke und Brückenbauwerke in Niedersachsen und Norddeutschland, Magdeburg, Hamburg und Berlin; Schleusenbauwerke und Uferbefestigungen am Mittelland- und Nord-Ostseekanal.[7]
Mahnmale und Bauwerke
Mahn- und Gedenkstätten in KZ Buchenwald, KZ Ravensbrück und KZ Sachsenhausen; Sowjetische Ehrenmale in Berlin-Tiergarten und Berlin-Treptow; Innenausbau des Schillermuseums in Weimar; Kirche in Schierke; Kulturpaläste der DDR; Deutsche Bank und Rathaustreppe in Werningerode.[7]
Literatur
Kurt Mohr: Geologie und Mineralstätten des Harzes. S. 223 ff., 2. Auflage, Schweizerbart`sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1933, ISBN 3510651545
Einzelnachweis
- ↑ TU Causthal-Zellerfeld: Die geologisch/strukturellen Einheiten des Harzes, abgerufen am 26. Juli 2009
- ↑ Sickenberg: Lagerstätten Niedersachsens, S. 22
- ↑ Steinbruch Knaupsholz, hrsg. von der Interessensgemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen, abgerufen am 26. Juli 2009
- ↑ Otto Sickenberg: Steine und Erden. Die Lagerstätten und ihre Bewirtschaftung. Geologie und Lagerstätten Niedersachsens, 5. Bd. Dorn-Verlag, Bremen, Horn 1951
- ↑ Mohr: Geologie des Harzes. S. 413
- ↑ Friedrich Müller: Der Knaupsholz-Granit aus dem Harz, in: Naturstein 1991 Online Verfügbar, abgerufen am 26. Juli 2009
- ↑ a b c d e f Werner Schwate: Harzer Granit - Abbau und Verwendung: in Stein 1993 W. Online auf www.baufachinformation verfügbar, abgerufen am 26. Juli 2009
- ↑ Mohr: Geologie des Harzes, S. 414
- ↑ Wolf-Dieter Grimm, Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Gesteins Nr. 014, Lipp-Verlag. München 1990. ISBN 3-87490-535-7
- ↑ Mohr: Geologie des Harzes, S. 226 f u. 236.
- ↑ Informationen aus regionalgeologie-ost.de, abgerufen am 27. Juli 2009