Schlacht bei Ligny
Schlacht bei Ligny | |||||||||||||||||
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Konflikt | Napoleonische Kriege | ||||||||||||||||
Zeitraum | 16. Juni, 1815 | ||||||||||||||||
Schauplatz | Ligny in der belgischen Provinz Namur | ||||||||||||||||
Ausgang | Französischer Sieg | ||||||||||||||||
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Die Schlacht von Ligny war eine Schlacht, die am 16. Juni 1815 – zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo – zwischen den französischen Truppen der Grande Armée unter Napoleon und den preußischen Truppen unter dem Kommando des preußischen Generals Blücher stattfand. Napoleon konnte die Truppen Blüchers unter Einsatz der Alten Garde zwar schlagen, versäumte aber eine sofortige Verfolgung, was in Waterloo fatale Folgen haben sollte. Ligny war Napoleons letzter Sieg.
Napoleons Weg nach Ligny
Ermutigt von Meldungen über die wachsende Unzufriedenheit des französischen Volkes mit der Herrschaft Ludwigs XVIII. war Napoleon am 1. März 1815 von seinem Exil auf der Insel Elba nach Frankreich zurückgekehrt. Österreich, Rußland, England und Preußen hatten sich daraufhin auf dem Wiener Kongreß zum militärischen Eingreifen entschieden. Am 25. März erneuerten sie ihre große Allianz von 1814 und verpflichteten sich, eine Armee von insgesamt 700.000 Mann aufzustellen. Napoleon wußte, daß er einem solchen Heer nichts gleichwertiges entgegenzustellen hatte und entschied sich für einen Präventivschlag, solange die Armeen der Österreicher und Russen sich noch nicht mit den englischen und preußischen Truppen vereinigt hatten. Zu diesem Zweck baute er bis Mitte Juni ein neues, schlagkräftiges Heer auf und verließ am 12. Juni Paris, um das Kommando über die rund 128.000 Mann starke "Armée du Nord" zu übernehmen, die er in der Gegend um Beaumont konzentrierte. Seine Zielobjekte waren die englische Streitmacht unter dem Befehl des Herzogs von Wellington, der 35.000 Engländer, 41.000 Deutsche (Hannoveraner, Braunschweiger und Nassauer) sowie über 24.000 Niederländer und Belgier bei Brüssel zusammengefaßt hatte sowie die von General Blücher befehligte 117.000 Mann starke preußische Armee, die auf der Linie Charleroi-Namur-Lüttich stand.
Die Lage am Morgen der Schlacht

Am 15. Juni hatte Napoleon die Sambre bei Charleroi überschritten und einen Keil zwischen Wellington und Blücher geschoben. Er verfügte über rund 128.000 Soldaten, die in drei Teile aufgeteilt waren. Auf dem linken Flügel standen ein Korps und zwei Kavallerie-Divisionen (44.000 Mann) unter dem Kommando Marschall Neys, auf dem rechten Flügel zwei Kavallerie-Korps (30.000 Mann) unter Marschall Grouchy und im Zentrum drei Korps (darunter die Kaiserliche Garde) und die Kavallerie-Reserve (54.000 Mann) unter den Augen des Kaisers. Napoleons wichtigstes Ziel bestand darin, die beiden gegnerischen Armeen voneinander getrennt zu halten und einzeln zu schlagen. Zu diesem Zweck sollte Ney die Engländer bei Quatrebras angreifen, Wellington weit zurückwerfen, sich dann herumwenden und die bei Ligny stehenden Preußen im Rücken angreifen. Währenddessen sollte Grouchy, den linken preußischen Flügel umfassend, auf Sombreffe marschieren. Napoleon selbst wollte im Zentrum auf Fleurus vorstoßen und mit einem finalen Schlag unter Einsatz der Alten Garde die Entscheidung herbeiführen.
Blüchers Truppen bestanden aus dem I. preußischen Korps unter General Ziethen, dem II. Korps unter General Pirch und dem III. Korps unter General Thielmann. Das I. Korps stand in vorderster Reihe und hatte – unterstützt vom dem dahinter stehenden II. Korps – die Aufgabe, die Dörfer Ligny, Brye und St. Amand zu verteidigen, während das III. Korps den linken Flügel bildete und die Straßen nach Gembloux und Namur deckte. Blücher und Wellington mußten alles vermeiden, um voneinander getrennt zu werden. Noch am Morgen der Schlacht ritt Wellington deshalb zu einem Treffen mit Blücher bei der Windmühle von Brye und sagte ihm seine Unterstützung durch mindestens ein Korps zu.
Napoleons Truppen
- Ney
- 2. Korps General Reille
- Kavallerie-Division Kellermann
- Kavallerie-Division Lèfebvre-Desnouëttes
- Napoleon
- 3. Korps General General Vandamme
- Kaiserliche Garde
- 4. Kavallerie-Korps Milhaud (Kavallerie-Reserve)
- 4. Korps General Gérard
- Grouchy
- 1. Kavallerie-Korps General Pajol
- 2. Kavallerie-Korps Excelmann
Im Anmarsch
- 6. Korps General Lobau
- 1. Korps General d'Erlon
Blüchers Truppen
- 1. Korps General Ziethen
- 1. Brigade General von Steinmetz
- 2. Brigade General Pirch II.
- 3. Brigade General Jagow
- 4. Brigade General Graf Henckel
- 2. Korps General Pirch
- 5. Brigade General von Tippelskirch
- 6. Brigade General von Kraft
- 7. Brigade General von Brause
- 8. Brigade General Langen
- 3. Korps General Thielmann
Kavallerie-Reserve Führer Jürgaß (während der Schlacht verwundet, Sohr übernimmt) 5 Brigaden: Treskow, Sohr, Schulenburg, von der Marwitz, Thümen (Am Anfang der Schlacht gefallen)
Chronologie der Schlacht
Auftakt: Angriff der Franzosen auf St. Amand la Haye
- Ca. 14.00 Angriff gegen St. Amand la Haye durch das Korps des General Vandamme + in drei Säulen dringt die Division Lefol gegen St. Armand la Haye vor und wirft die 3 preußischen Bataillone hinaus, + General Steinmetz erobert mit 6 Bataillonen der 1. Brigade das Dorf zurück muß aber etwas später ebenfalls das Dorf räumen
Kampf um Ligny
- Ca 15.00 Angriff gegen Ligny durch das Korps des General Gérard und das 1. und 2. Kavallerie-Korps
- 15.00 – 16.00 Dem 4. Korps Gérard gelingt der Einbruch in Ligny. + zum Schutz seiner rechten Flanke läßt Gérard seine Kavallerie eine Stellung südwestlich an der Straße nach le Pt. du Jour beziehen und schickt einige Bataillone Infanterie in die Dörfer Boignée und Tongrinelle + Die 3. Brigade unter General Jagow erobert im Gegenangriff das Dorf L. zurück
Preußischer Gegenangriff durch Blücher
- 16.00 – 17.00 Die 2. Brigade Pirch II. von Blücher selbst nach vorn geführt, greift das Dorf St. Amand la Haye an und erobert es zu rück + Angriff der 5. Brigade, voraus das 25. Regiment aus Wagnelée gegen den linken franz. Flügel zur Entlastung der 2. Brigade in S: Amand + kurz vor St. Amand Tirailleurfeuer der Division Girad in die Flanke des 25. Reg. + Man steht sich Auge in Auge gegenüber (das Weiße in den Augen ist zu erkennen) + Erst ein wütender Bajonettangriff zwingt das Reg. und die Brigade zum Rückzug + die 7. Brigade, die unmittelbar dahinter mit angreifen sollte, kommt nur bis nördlich Wagnelée und bezieht dort eine Verteidigungsstellung + die Kavallerie-Brigade von Thümen, die W. rechtsumfassend angreifen sollte, „fand keine Gelegenheit zur einheitlichen Attacke“ und weicht auch nördlich aus
Napoleon setzt die Alte Garde ein

- 18.00 Zwölf Bataillone junge Garde und eine Brigade Chasseurs werden Vandamme unterstellt und greifen auf St. Amand an. + Blücher glaubt, hier liegt die Entscheidung. Reserven werden gesammelt, im ganzen 6 Bataillone ( Teile der 6. und 8. Brigade), und von Blücher selbst nach St. Amand geführt. + Die 1. Brigade verstärkt die Stellung nördlich Wagnelée + Die restlichen Teile der 6. und 8. Brigade verstärken die angeschlagene 3. Brigade in Ligny + Jetzt führt Napoleon persönlich den Kern seiner Armee „die alte Garde“ gegen das preuß. Zentrum bei Ligny. Im ganzen vier Grenadier-Regimenter unter General Friant und Rognet 7000 Mann stark sowie die Chasseurs unter General Morand. Die Grenadiere zu Pferde und die Dragoner unter General Guyot. Auch Milhauds Kürassiere greifen mit an (3000). Zehn Batterien von 80 Geschützen unter Graf Drouot leiten den Angriff ein. + General Thielmann (3. Korps) glaubte zu erkennen, die Franzosen vor seiner Stellung wichen aus und befahl eine reitende Batterie und 2 Eskadrons Kavallerie die Verfolgung auf zu nehmen. Dem war aber nicht so. Die Kavallerie wurde geworfen und die Batterie kam nicht mal zum Abbauen ihrer Stellung und verlor 5 Geschütze
- 20.00 Meldet Generalmajor Kraft, das Dorf Ligny nicht länger halten zu können. + Gneisenau befiehlt, das Dorf noch eine halbe Stunde zu halten. In Erwartung die Engländer kommen zu Hilfe. Außerdem befiehlt er dem 4. Korps 2 Brigaden zur Verstärkung zu schicken. + General Thielmann (3. Korps) glaubt auf Grund der vorangegangen Ereignissen nur eine Brigade ( die 12.) entbehren zu können und diese traf bei Sombreffe auf die 4. Brigade und begann zu defilieren
Blücher entgeht nur knapp dem Tod, Rückzug der Preußen
- 20.30 Durchbruch der Alten Garde durch Ligny und der Kavallerie nordöstlich des Dorfes Blücher, gerade zurück, befiehlt den Gegenangriff der Reserve-Kavallerie unter Generalleutnant v. Röder gegen die Garde. Dieser wird im letzten Moment gegen die feindliche Kavallerie umgeleitet. Voraus brausen die 6. Ulanen unter Oberstleutnant von Lützow (dem einstigen Freischarenführer). Blücher reitet selbst mit. Sein Pferd wird getroffen und Blücher unter ihm begraben. Blücher ist für mehrere Stunden außer Gefecht und sein Aufenthaltsort unbekannt. Von den Franzosen unentdeckt wird er später von eigenen Truppen gerettet. Die franz. Kavallerie schlägt den Angriff ab. Damit ist die Schlacht verloren. Jetzt lastet die Verantwortung der Entscheidung auf Gneisenau. Dieser entscheidet kurz und knapp: "Der Rückzug der Armee geht auf Tilly an der Straße nach Wavre". Dieses bedeute zwar die Aufgabe aller Verbindungslinien zum Rhein, aber im Falle eines Angriffs auf Wellington konnte man Hilfe leisten. Dieser Entschluss wurde später von Blücher uneingeschränkt bestätigt und für gut geheißen.
Folgen
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Quellen
Augenzeugenberichte
- Gerhard Andreas von Garrelts: Die Ostfriesen im Deutschen Befreiungskriege: Geschichte des ehemaligen 3. Westphälisch-Ostfriesischen Landwehr-Infanterie-Regiments, der freiwilligen Jäger, der Cavallerie, des Ersatz- und Reserve-Bataillons seit ihrer Entstehung bis zur Auflösung in den Kriegsjahren 1813, 1814 und 1815, nebst einer allgemeinen Übersicht der Kriegsereignisse dieser Zeit, Neudruck der Ausgabe Leer 1856, Wiesbaden 1981, ISBN 3-88706-020-2 – Garrelts hat als Leutnant selbst in der Schlacht von Ligny mitgekämpft.
Literatur
Moderne Analysen
- Peter Hofschröer: 1815, the Waterloo campaign, Band 1: Wellington, his German allies and the battles of Ligny and Quatre Bras, London 1998, ISBN 1-85367-304-8 – Der Feldzug von 1815 in einer modernen und fundierten Darstellung von einem Militärhistoriker und Fachmann für die Armeen dieser Zeit. Erarbeitet nach teils bisher unbekanntem Material (Augenzeugenberichte und Regiments-Berichte aus deutschen, englischen und holländischen Archiven). Insgesamt ergibt sich hieraus eine neue Beurteilung des Schlachtgeschehens.
Ältere Darstellungen
- Theodor Rehtwisch: Schlachtenbilder der Befreiungskriege, Band 11: Ligny und Quatre-Bras 16. Juni 1815, mit Zeichnungen von Theodor Rocholl, Leipzig 1912
- Carl Rudolf von Ollech: Geschichte des Feldzuges von 1815: nach archivalischen Quellen, Berlin 1876
- Adolf Christian Heinrich Henke: Darstellung des Feldzuges der Verbündeten gegen Napoleon im Jahr 1815. Mit dem Plane der Schlachten bei Ligny und Belle-Alliance, Erlangen 1816 – Eine der ersten der in Deutschland erschienenen Darstellungen. Aus heutiger Sicht wenig ergiebig und stark antifranzösisch geprägt.