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Crottendorf

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Wappen Karte
fehlt noch Lage von Crottendorf in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Chemnitz
Landkreis: Annaberg
Fläche: 36,46 km²
Einwohner: 4.847 (31. Dezember 2002)
Bevölkerungsdichte: 133 Einwohner je km²
Höhe:
Postleitzahl: 09474
Vorwahl: 037344
Geografische Lage: 50° 31' n. Br.
12° 57' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: ANA
Gemeindeschlüssel: 14 1 71 050
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Annaberger Straße 230c
09474 Crottendorf
Offizielle Website: www.crottendorf-erzgebirge.de
E-Mail-Adresse: info@crottendorf-erzgebirge.de
Politik
Bürgermeister: Bernd Reinhold (parteilos)

Crottendorf ist eine Gemeinde an der Zschopau im Landkreis Annaberg, Sachsen, Deutschland. Crottendorf liegt an den nördlichen Ausläufern des Fichtelbergs, direkt am Beginn des Zschopau-Tals. Der Ort zieht sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 650 m auf einer Länge von fast 5 km von Nord nach Süd an der Zschopau entlang. Im Osten wird er durch die Hänge des Schiessbergs (795 m) und des Liebensteins (756 m), im Westen durch die flacher zulaufenden Wiesen- und Heidegebiete bis zum Fuße des Scheibenbergs (807 m) eingegrenzt.

Geschichte

Das genaue Gründungsjahr von Crottendorf ist nicht überliefert. Man geht allerdings davon aus, dass der Ort Mitte des 12. Jh. als Erblehen der Meinheringer in der Grafschaft Hartenstein gegründet wurde. Ursprünglich wurde Crottendorf als bäuerliches Waldhufendorf mit angeblich 16 Hufen angelegt. Gegründet wurde der Ort Crottendorf auf dem Gebiet, das zum Reichslehen der Meinheringer gehörte. Die Burg der Meinheringer in diesem Gebiet wird später als Burg Hartenstein bezeichnet. Das Reichslehen wird 1157 erstmals bezeugt und die Burg wurde 1170 fertig gestellt.

Im Jahr 1406 wird die Grafschaft Hartenstein von den Meinheringern an den Herrn Veit von Schönburg verpfändet. In der Verpfändungsurkunde vom 2. Juli 1406 wird Crottendorf zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Durch Einfälle der Hussiten zwischen 1406 und 1438 wird das Dorf ausgeplündert und die Kirche so geschändet, dass sie nach ihrem Wiederaufbau vom Bischof neu geweiht werden muss. 1439 werden die Schönburger endgültig Besitzer der Grafschaft Hartenstein und damit auch Lehnsherren über Crottendorf.

Aufgrund des Erzreichtum des Gebirges werden in der Umgebung die Bergstädte Scheibenberg (1522) und Oberwiesenthal (1527) gegründet. In Crottendorf selbst gab es keine Silbervorkommen, es war jedoch ein wichtiger Ort zur Verwaltung der „Hohen Wälder“.

1539 führt Ernst von Schönburg auf seinem Land, zu dem auch Crottendorf gehört, den evangelischen Glauben ein.

1559 verkaufen die Schönburger den östlichen Teil der Grafschaft Hartenstein, den so genannten „oberwäldischen“ Teil, für 146.000 Gulden an die Wettiner. Damit gehörte Crottendorf zu Kur-Sachsen.

Während des 30jährigen Krieges wird Crottendorf wiederholt von plündernden und mordenden Truppen überfallen. Diese schleppen auch die Pest ein. Das Jahr 1633 gilt als besonders schlimmes Pestjahr. Nach dem Krieg wird die zerstörte Kirche wiederaufgebaut und 1654 eingeweiht.

1771 und 1772 kommt es zu schlimmen Missernten. Im Jahre 1772 sterben an Hungersnot dabei 331 Menschen. Das sind ca. siebenmal mehr Todesfälle als in anderen Jahren. Trotz der Kriege und Hungersnöte hat Crottendorf um das Jahr 1800 ca. 1700 Einwohner.

1836, 1837, 1878 und 1898 werden Schulgebäude gebaut. Die beiden letzteren dienen auch heute noch als Schule.

Im ersten Weltkrieg fallen 175 Soldaten aus Crottendorf. Zu diesen kommen noch viele Vermisste und zivile Tote. Im zweiten Weltkrieg fallen 221 Crottendorfer Männer. Wiederum sind dabei die vielen Vermissten und die zivilen Opfer nicht berücksichtigt.

Nach dem Krieg steigt die Einwohnerzahl von Crottendorf durch Flüchtlinge und Fremdarbeiter auf ca. 8.000. Im Juni 1945 wird Crottendorf Teil der sowjetischen Besatzungszone. Der Kreis Annaberg wird wegen des Uranabbaus von der sowjetischen Besatzungsmacht bis 1959 zur Sperrzone erklärt. In Crottendorf selbst wurde kein Uran abgebaut.

Ursprung der Ortsbezeichnung

Woher der Name „Crottendorf“ stammt ist nicht gänzlich geklärt. Es existieren zwei Vermutungen zu seinem Ursprung.

Die erste Erklärung ist, dass die ersten Siedler so viele Kröten bzw. Schildkröten vorfanden, dass sie dem neu gegründeten Dorf ursprünglich den Namen Krötendorf gaben. Diese Meinung korrespondiert auch mit dem Dorfwappen, welches eine gelbe Schildkröte auf grünem Grund zeigt.

Eine zweite Erklärung besagt, dass der Lokator des Dorfes ein Ritter von Crotten aus dem kleinen Ort Crottendorf bei Bindlach in Franken war. Mit dieser Erklärung korrespondieren die Fakten, dass das Dorf ursprünglich auf fränkische Art angelegt wurde und dass mit dem fränkischen Ort sowohl sprachliche als auch architektonische Gemeinsamkeiten bestehen.

Crottendorfer Marmor

Unter August I. (1553-1586) wurde im Erzgebirge nach wirtschaftlich verwertbarem Gestein gesucht. Im Rahmen dieser Suche entdeckt der von ihm entsandte Steindrechsler David Hirschfelder im Jahre 1575, dass der Crottendorfer Kalkstein Marmorqualität besitzt. Ab 1587 wird dieser abgebaut und für die Erstellung von Kunstwerken genutzt.

Im Jahr 1702 befahl August der Starke, Crottendorfer Marmor zum Bau des Doms in Bautzen zu liefern.

Zum Bau des Rathauses von Amsterdam im Jahr 1715 wurde Crottendorfer Marmor verwendet, welcher auf dem Wasserweg über Mulde, Elbe und Nordsee nach Holland gebracht wurde.

Auch kleine Schmuckstücke fertigten Künstler aus Crottendorfer Marmor. So finden wir im Grünen Gewölbe in Dresden eine Dose, die Goldschmied Paul Ingermann um 1723 in vergoldetes Silber fasste. Sie hat eine Höhe von 14,7 cm und einen Deckeldurchmesser von 25,1 cm.

Der italienische Baumeister Chiaveri verwendete beim Bau der katholischen Hofkirche (1738-1755) in Dresden für den Fußbodenbelag im Altarraum und die Wandverkleidung Crottendorfer Marmor.

Um 1770 wird in Leipzig der Künstler und Professor für Kunstgeschichte Adam Friedrich Oeser auf den Crottendorfer Marmor aufmerksam. Er gestaltete mehrere Denkmale daraus, u. a. für die dänische Königin in Celle (siehe CA Februar 2000) und für den Kurfürsten Friedrich August III., den Gerechten (1750-1827). Dieses Denkmal steht nach gründlicher Restaurierung von 1993-1998 durch den Bildhauer Markus Gläser in Leipzig im Park des Gohliser Schlösschens.



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