Toleranzedikt
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Ein Toleranzedikt ist ein regierungsamtlicher Erlass, der religiösen Minderheiten Duldung zusichert. Oftmals waren Toleranzedikte in der Geschichte von kurzer Dauer und wurden mit der Zeit offiziell oder schleichend außer Kraft gesetzt. Der Begriff hat seine Wurzeln im Lateinischen: „tolerare - erdulden, ertragen“.
Toleranzedikte in der Geschichte
- 538 v. Chr. - Edikt des Kyros – erlaubt den Israeliten Heimkehr aus dem babylonischen Exil.
- 30. April 311 - Toleranzedikt des Galerius – Christentum wird geduldete Religion.
- 13. Juni 313 - Mailänder Vereinbarung (fälschlich oft Toleranzedikt von Mailand genannt) – Freiheit der Glaubensentscheidung für alle Religionen.
- 1573 – Das Toleranzedikt der Warschauer Konföderation sichert Minderheitsreligionen und -konfessionen religiöse Toleranz und volle politische Rechte zu.
- 1593 - Die Costituzione Livornina garantiert Glaubensfreiheit in der toskanischen Stadt Livorno.
- 13. April 1598 - Edikt von Nantes – Duldung der Hugenotten (widerrufen am 18. Oktober 1685).
- 1649 - Maryland-Toleranz-Akte, USA.
- 16. September 1664, Toleranzedikt im Kurfürstentum Brandenburg, Toleranz der evangelischen Konfessionen untereinander.
- 29. Oktober 1685 - Edikt von Potsdam – Aufnahme der (reformierten) Hugenotten im lutherischen Preußen.
- 1689 - Toleranzakte (toleration act) - der englische König erlaubt den Dissenter eigene Gottesdienste
- 29. März 1712 - Toleranzedikt des Grafen Ernst Casimir in Büdingen. Es garantierte „vollkommene Gewissensfreiheit“ und verlangte im Gegenzug, sich „im Bürgerlichem Wandel gegen Obrigkeit und Unterthanen sowohl als in ihren Häusern ehrbar, sittsam und christlich sich aufzuführen“. Eigentliches Ziel war es, dem von Krieg und Pest verursachten Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken.
- 17. Juni 1773 Toleranzedikt von Katharina II. als Reaktion auf die innenpolitischen Auseinandersetzungen mit den muslimischen Tataren. Im Toleranzedikt versprach sie die Duldung aller religiösen Bekenntnisse, ausgenommen die große Zahl von Juden, die seit der Ersten Teilung Polens ihre Untertanen waren.
- 13. Oktober 1781 - Toleranzpatent Josef II. – Duldung zuvor in Österreich verfolgter Minderheiten.
- 1784 - Toleranzedikt von Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen - Duldung von Protestanten im Kurfürstentum Kurtrier.
- 29. November 1787: Ludwig XVI. erlässt ein Toleranzedikt zugunsten der Hugenotten.[1]
- 10. März 1847 - Toleranzedikt Friedrich Wilhelm IV. Preußen – Unter anderem wird der Kirchenaustritt erlaubt.
- 13. Februar 1942 - Rassenideologisches Toleranzedikt des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg - 3 Paragrafen Rechte + 31 Paragrafen Pflichten für das Reichskommissariat Ostland