Twingo Smile
Der 1996 der Öffentlichkeit vorgestellte Twingo SmILE ist ein Pkw-Prototyp auf Basis des Renault Twingo, dessen Benzinverbrauch um dieHälfte reduziert wurde. SmILE steht dabei für Small, Intelligent, Light and Efficient
Ziel des Umbaues
Greenpeace wollte die Behauptung der Automobilindustrie widerlegen, Niedrigenergiefahrzeuge seien nur unter großem Kosten- und Materialaufwand herzustellen. Es ging in erster Linie darum zu beweisen, daß Serienfahrzeuge bei gleichem oder geringfügig höherem Preis nur die hälfte Kraftstoff Verbrauchen müssen.
Das Fahrzeug sollte folgende Kritierien erfüllen:
- Es muss ein eingeführter Serienkleinwagen mit 4 Sitzplätzen und etwa 60 kW Leistung als Grundlage genommen werden.
- der SmILE sollte in der Lage sein, den Alltagsansprüchen durchschnittlicher Autofahrer gerecht zu werden, also ein Vollwertiger Ersatz herkömlicher „Hochverbrauchsfahrzeuge“.
- Das Fahrzeug muss über einen Benzinmotor verfügen, da seinerzeit etwa 80% der Fahrzeuge weltweit mit einem solchen Motor ausgerüstet waren und Diesel kreberregenden Ruß erzeugt.
- Das Konzept muss großserienfähig sein.
Der Renault Twingo erfüllte diese Vorgaben in besonderer Weise. Außerdem bot er mit dem 1995 serienmäßig eingebauten OHV-Graugussmotor die Möglichkeit der Gewichtseinsparung und des Potenzials der Verbrauchssenkung besonders deutlich zu demonstrieren.
Durchführung und Finanzierung
Das Bundesamt für Energiewirtschaft und Greenpeace haben die Schweizer Firma Wenko mit der Entwicklung eines entsprechenden Fahrzeuges betraut. Greenpeace gewährte seinen Zuschuss als Kredit in Höhe von 2,5 Millionen DM (1,3 Mill. €) der nur im Falle eines wirtschaftlichen Erfolges rückzahlbar war.
Wenko selbst entwickelte die Antriebstechnik. Esoro zeichnete dabei für die Senkung des Fahrzeuggewichts an der Zelle, der Reduzierung des Luftwiderstandes sowie der Senkung des Rollwiderstandes verantwortlich.
Luftwiderstand
Durch Arbeiten im Windkanal bei SF Emmen (heute RUAG) konnte der Luftwiderstandsbeiwert 0,371 auf 0,246 ( von 0,63 auf 0,48 m²) gesenkt werden. Dies geschah durch Anbau von Plastikteilen, die von BRM Design gefertigt wurden.
Rollreibung
Durch den Einsatz besonders widerstandsarmer und schmaler Reifen konnte die Rollreibung von 0,012 auf 0,008 verringert werden.
Gewichtseinsparung
An dem Fahrzeug wurde das Gewicht um 150 kg reduziert, die je etwa zur Hälfte auf den leichteren Motor und den Einsatz von Aluminiumteilen an der Karosserie und am Fahrwerk zurückzuführen sind. Die Sitze wurden vereinfacht. Der Tankinhalt wurde auf 20 l verkleinert.
Motortechnik
Wenko entwickelt einen Zweizylinder-Vierventil-Boxermotor von 358 cm³ Hubraum in OHC-Ausführung. Das Verdichtungsverhältnis lag bei 9:1. Der Motor verfügte über einen Druckwellenlader mit einem Aufladung von 2,4. Dies sorgte bei einem Mitteldruck von 26 bar bereits bei 3000 min-1 für ein Drehmoment von 75 Nm. Die Leistung lag bei 40 kW bei 5500 min-1. Das Einbaugewicht mit allen Anbauteilen lag bei 38 kg. Dieser Motor ist in der Lage im Teillastbereich, aber noch ohne Aufladung mit einem sehr hohen Saugrohrdruck zu arbeiten. Dieser Bereich deckt den allgemeinen Fahrbereich. Nur zum Beschleunigen oder für eine hohe Geschwindigkeit wird die Aufladung und auch die volle Motorleistung verwendet. Der beste spezifische Verbrauch wird bei 4500 min-1 und etwa 20 kW erreicht. Er liegt bei 259 g/kWh, ein eher durchschnittlicher Wert (Commonraildiesel < 198 g/kWh). Technisch bedeutend ist aber, dass dieser Bereich für einen Benzinmotor sehr breit ist, so dass im typischen Lastfall mit einem günstigen spezifischen Verbrauch gefahren werden kann, eine Eigenschaft, die diese Konstruktion mit den Dieselmotoren teilt.
Ausgeführtes Fahrzeug
Das Fahrzeug zeigte sehr gute Fahrleistungen. Die Beschleunigung lag gleichauf mit dem Ausgangsmodell. Die Höchstgeschwindigkeit liegt aufgrund der besseren Aerodynamik mit 170 km/h 15 km/h höher als beim Ausgangstyp.
Der durchschnittliche Benzinverbrauch nach NEFZ konnte von 6,7 l auf 3,26 l bis 3,75 l gesenkt werden. Wie bei jedem Fahrzeug gibt es auch hier noch Einsparungspotenzial, so dass bei sparsamer Fahrweise weniger als 3 l /100 km verbraucht wurden.
Greenpeace bezeichnet das Konzept 2002 als "Seriennah".
Das Fahrzeug wurde bei mehreren Versuchs- und Demonstrationsfahrten auf etwa 50.000 km verwendet. Ein Tester der Zeitschrift Autobild bescheinigte dem Fahrzeug hervorragende Fahrleistungen, die einem Serienmodell in nichts nachständen.
Mit dem Twingo Smile wurde gezeigt, dass der seinerzeitige Benzinverbrauch eines Twingos im NEFZ doppelt so hoch war, wie es bei Nutzung der verfügbaren technischen Möglichkeiten notwendig gewesen wäre. Er zeigte die Möglichkeiten des technisch Machbaren auf.
Kritik an den Autoherstellern und Diskussion
Weder Renault noch andere Autohersteller zeigten Interesse an dem Konzept. Greenpeace selbst gab an, dass mit diesem Umbauprinzip eine Verbrauchssenkung für jedes Serienfahrzeug von ca. 50% möglich sei.
Die im Vergleich zur normalen Entwicklung eines neuen Fahrzeugtyps ausgesprochen niedrigen Kosten scheinen keinen Anreiz für die Hersteller zu bieten. Der schweizer Motor-Ingenieur Wolfgang Krause hat den Verbrauch des Seat Arosa bei Umbaukosten von ca. 850€ mit wenig Aufwand um 30% verringert. Diese beiden Beispiele zeigen, das es einfache, kostengünstige Möglichkeiten gibt, den Verbauch von Serienfahrzeugen zu senken.
Ein Grund für den Unwillen der Industrie dürfte die Beteiligung von Erdölkonzernen im Autobaugeschäft sein, da eine Verbauchssenkung nicht in deren Interesse liegt, der finanzielle Aufwand sowie der Forschungsanteil können nicht der Grund zu sein, wie diese 2 Beispiele eindeutig zeigen.
Greenpeace führt als Grund an, dass normale Fahrzeuge gut verkauft werden. Ein Umdenken hätte zunächst ein Umplanen zur Folge, das mit der Errichtung neuer Produktionsanlagen und dadurch zunächst mit Kosten verbunden sei. Jedoch würden sich solche Investionen Mittelfristig auszahlen, denn International steigt der Bedarf an schadstoffarmen Fahrzeugen, so hat die deutsche Autoindustrie bereits den Einstieg in den Markt der Hybridfahrzeuge den Japanern überlassen.
Hier scheint der Verbaucher eine wichtige Rolle zu spielen, indem er er sich an die Hersteller wendet und ihnen seine Bedürfnisse mitteilt bzw. gezielt durch Kaufverhalten und besonders durch den Verzicht auf Kraftfahrzeuge und Umstieg auf öffentliche verkehrsmittel ein Zeichen setzt.
Signale aus der Politik können sein, den Benzinpreis deutlich zu erhöhen bei gleichzeitigem Ausbau der Nah- und Fernverkehrsysteme zu akkuraten Preisen. Auch Steuervergünstigungen können als Subvention die Nachfrage ankurbeln.
Die Behauptung, Niedrigenergiefahrzeuge seien zu teuer ist eindeutig widerlegt.
Siehe auch
- 3-Liter-Auto
- Autoverwertung,
- Carsharing
- Elektroauto
- energiesparende Fahrweise
- Leichtelektromobil
- Themenliste Straßenverkehr
- Themenliste Fahrzeugtechnik
Weblinks
- Fahrbericht
- Ein Bericht aus dem Greenpeace-Magazin über den Twingo Smile
- Details zum Motor und zum gesamten Projekt
- Mobilität ohne Auto