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Illuminatenorden

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Der deutsche Illuminatenorden (von lateinisch illuminati - die Erleucheten) war eine am 1. Mai 1776 vom Philosophen und Theologen Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete aufklärerische Geheimgesellschaft. Der Illuminatenorden wurde in Bayern (1784) verboten und stellte seine Aktivitäten spätestens um 1788 ein.

Geschichte

Der Professor für Kirchenrecht und praktische Philosophie an der Universität Ingolstadt, Adam Weishaupt (1748-1830) gründete am 1. Mai 1776 den Bund der Perfektibilisten (auch Bienenorden), aus dem zunächst der „Bund der Illuminaten“ und schließlich der „Illuminatenorden“ entstand. Durch Adolph Freiherr Knigges Beitritt 1780 erfuhr der Illuminatenorden bald reichsweite Verbreitung, wobei Knigge neue Mitglieder besonders in den Reihen der Freimaurer anwarb. Auch spielte er in der praktischen Führung des Ordens eine besondere Rolle. Der wirkliche Charakter der Gesellschaft bestand in einem ausgeklügelten Erziehungssystem, um die Tugend und Sittlichkeit durch die aufklärerischen Ideale von Freiheit und Gleichheit zu befördern. Dabei sollte der vermutete glückliche Urzustand der Menschheit nicht durch den Umsturz, sondern durch Errichtung einer sittlichen Regierung wieder herbeigeführt werden.

Der Illuminatenorden hatte auf Grund des Geheimnisses, das Knigge und Weishaupt um ihren Orden verbreiteten, anfangs unter den deutschen Freimaurern einen nicht unerheblichen Erfolg. Besonders die studierende Jugend fühlte sich angezogen. Hintergrund war der kurz zuvor erfolgte Zusammenbruch der Strikten Observanz, einer Bewegung, mit der es Karl Gotthelf von Hund und Altengrottkau gelungen war, die deutsche Freimaurerei unter seiner Führung zu einen. Er behauptete nämlich jahrelang, er stünde in Kontakt mit „Unbekannten Oberen“, die ihn in das tiefste Geheimnis der Freimaurerei eingeweiht hätten. Als nach von Hunds Tod 1782 sich keinerlei „Geheime Obere“ meldeten, geriet die deutsche Freimaurerei in eine schwere Krise: Dies nutzten die Illuminaten, die ein neues „Geheimnis“ anzubieten schienen. Die rund 1.500 Mitglieder des Ordens, welche zu rund einem Drittel zugleich Freimaurer waren, galten als Förderer der Aufklärung. Kurz vor Selbstauflösung des Illuminatenordens verzeichnete dieser rund 70 Niederlassungen im Alten Reich. Weishaupt erarbeitete ein aufklärerisches Lehr- und Lernsystem, welches die Mitglieder des Ordens durchliefen. Ältere Mitglieder, die bereits einen höheren Grad erreicht hatten, wurden für die Schulung der jüngeren Mitglieder herangezogen.

Am 22. Juni 1784 wurde in Bayern der Illuminatenorden zusammen mit anderen Geheimgesellschaften von Kurfürst Karl Theodor verboten. Alle Papiere des Ordens, derer man habhaft werden konnte, wurden veröffentlicht. 1785 erklärte Papst Pius VI. in zwei Briefen (vom 18. Juni und 12. November) an den Bischof von Freising die Mitgliedschaft im Orden als unvereinbar mit dem katholischen Glauben. Weitere Verbote durch Karl Theodor folgten am 2. März 1785, am 16. August 1785 und am 16. August 1787 - letzteres stellte die Rekrutierung von Mitgliedern für Freimaurer und Illuminaten unter die Todesstrafe. Viele Mitglieder wurden verhaftet, alle mit der Begründung, sie seien „notorische Freidenker“. Unter Johann Joachim Christoph Bode fand 1785 die Ordenstätigkeit in der Weimarer Minervalkirche ihr Ende.

1785 floh Weishaupt aus Ingolstadt und ließ sich 1787 in Gotha nieder. Dort schrieb er einige Verteidigungsschriften.

Prominente unter den ermittelten Mitgliedern waren Ignaz von Born, Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang von Goethe, der dem Orden aber aller Wahrscheinlichkeit nach nur beitrat, um ihn auszuspionieren. Insgesamt ging der Illuminatenorden in seiner Mitglieder-Akquisition, bei der sich vor allem Knigge hervortat, sehr zielgerichtet vor: Da man versuchte durch aktive Beeinflussung von Entscheidungsträgern im politischen und wirtschaftlichen System das aufklärerische Gedankengut effizient zu streuen, bemühte man sich vor allem, Personen in Führungspositionen anzuwerben. Diese Strategie beflügelt offensichtlich bis heute die Anhänger diverser Verschwörungstheorien.

Unterschiede zur Freimaurerei

Zwar übernahmen die Illuminaten freimauerische Strukturen wie die Loge und das Hochgradsystem, doch gehörten sie der Freimaurerei als solcher nicht an. In den landesweiten Organisationen der Freimaurer, den so genannten Großlogen oder Orienten, arbeiteten sie nicht mit. Auch war der Orden im Unterschied zu den Freimaurern, die sich zur Zugehörigkeit zu ihrer Loge offen bekennen, eine echte Geheimgesellschaft. Die Illuminaten hatten zudem explizit politische Ziele, wohingegen Freimaurern politische Diskussionen verboten sind. Die Illuminaten versuchten vielmehr, durch Doppelmitgliedschaften und Unterwanderung, die Freimaurerlogen unter ihren Einfluss zu bekommen.

Symbolik

Die bayrischen Illuminaten übernahmen viele ihrer Symbole aus der Freimaurerei. Bis heute sind keine Belege dafür bekannt, dass sie besondere Symbole als Erkennungszeichen benutzen. Dem entgegen stehen Vermutungen vieler Verschwörungstheorien, welche durch Romanautoren wie Robert Anton Wilson (Illuminatus!) und Dan Brown (Illuminati) populär gemacht wurden.

Häufig nachgesagte Symbolik

  • Das Allsehendes Auge in einem Dreieck ist ein altes christliches Symbol für den dreieinigen Gott, das oft in Kirchen zu sehen ist. Von hier übernahmen es auch die Freimaurer, die ja aus den mittelalterlichen Dombauhütten hervorgegangen waren.
  • Das Allsehende Auge als Abschlussstein einer Pyramide (siehe auch: Siegels der USA) erscheint selten als freimaurerisches Symbol in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In der damaligen Ägyptenmode galten die noch nicht entzifferten Hieroglyphen und alles übrige Altägyptische als Symbol für Weisheit und Geheimnis. Inwiefern die Illuminaten dieses Symbol verwendet haben, ist unklar.
  • Der lateinische Ausspruch „Novus ordo seclorum“ auf dem Siegel der USA - zu Deutsch: „Neue Ordnung der Zeitalter“, oft fälschlicherweise als „Neue Weltordnung“ übersetzt.
  • Eine sich in den eigenen Schwanz beißende Schlange, als Symbol für Ewigkeit.
  • Zahlensymbolik: 2 (Dualismus), 5, 8, 13, 17, 23, 40

Symbolik aus Illuminatus!

Das Buch ist zu weiten Teilen eine Satire. Eine klare Zuordnung der Symbolik zu den im Buch genannten Verschwörergruppen ist schwer möglich.

  • Das oben genannte Pyramide mit dem Allsehenden Auge
  • Der deutsche Ausspruch „Ewige Blumenkraft“, eine Anspielung auf das Motto der Hippies „Flower Power“ ist mit Sicherheit eine Erfindung Wilsons.
  • Zahlensymbolik: 5 (Quersumme von 23), 8 (Buchstaben des altgriechischen Wortes „Kallisti“), 17, 23.

Symbolik aus Illuminati

Dan Brown führt die Illuminaten auf Galileo Galilei zurück, weshalb er die von ihm erwähnen Symbole meist durch die damalige Wissenschaft erklärt.

  • oben genannte Pyramide mit dem Allsehenden Auge
  • Ambigramme als Zeichen für perfekte Symmetrie
  • Die 4 Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft, besonders in Verbindung mit Ambigrammen
  • Zahlensymbolik: 5
  • Ellipsen, als Symbol der Planetenbewegung, welche konträr zur kirchlichen Annahme des geozentrischen Weltbildes stehen soll.

Keines dieser Symbole lässt sich zweifelsfrei mit den Illuminaten in Verbindung bringen. Insgesamt erscheint es auch als wenig plausibel, dass eine international agierende Verschwörung, als die die Illuminaten oft bezeichnet werden, nichts Besseres zu tun hat, als überall ihre Symbole zu hinterlassen.

Mythen und Verschwörungstheorien

Bis heute wird in zahlreichen Verschwörungstheorien kolportiert, die Illuminaten hätten nach ihrem Verbot weiter bestanden und seien verantwortlich für eine Vielzahl von Erscheinungen, die von den Verbreitern solcher Mythen als unerfreulich beurteilt werden, nicht zuletzt für die Französische Revolution. Diese folgenreiche Verschwörungstheorie hat zwei Ursprünge. Unabhängig voneinander versuchten zu Beginn des 19. Jahrhunderts der französische ehemalige Jesuit Abbé Barruel und der schottische Gelehrte John Robison nachzuweisen, dass nicht etwa die andauernde Unterdrückung des Dritten Standes, die Verbreitung der Lehren der Aufklärung, die Missernte des Vorjahres und das schlechte Krisenmanagement König Ludwigs XVI. die Revolution ausgelöst hätten, sondern die Illuminaten. Hierfür führten sie vor allem drei Belege an:

  • Erstens wären fast alle bedeutenden Führer der Revolutionäre Freimaurer - wie auch fast alle übrigen Anhänger der gebildeten Stände überall in Europa, wenn sie nicht gerade sehr kirchentreu waren. Die umstandslose Gleichsetzung von Freimaurer und Illuminaten ist aber, wie oben erwähnt, falsch.
  • Zweitens existierte in Frankreich kurz vor der Revolution tatsächlich eine Freimaurerloge, die sich - ganz ähnlich wie Weishaupts Orden - „Les Illuminés“ nannte, „die Erleucheten“. Dass diese Gruppe aber sehr klein und wenig einflussreich war, störte die Verschwörungstheoretiker ebenso wenig wie die Tatsache, dass die französischen „Illuminés“ eher einer rosenkreuzerischen-mystischen Richtung anhingen und mit der Radikalaufklärung à la Freiherr Knigge und Weishaupt nichts am Hut hatten.
  • Drittens war bekannt geworden, dass der ehemalige Illuminat Johann Joachim Christoph Bode 1787 nach Paris gereist war. Zweck seines Aufenthalts, der nur vom 24. Juni bis zum 17. August währte, war aber keineswegs die Auslösung der Revolution, was den braven Mann vielleicht doch überfordert hätte: Bode war vielmehr zu einem Freimaurerkonvent eingeladen, der aber bei seiner Ankunft schon beendet war.

Der These, hinter der französischen Revolution stünden die Illuminaten, fehlt also offensichtlich jede Grundlage. Dennoch wurden Barruels und Robisons Werke große Erfolge - ihre Verschwörungstheorien haben bis heute ihre Faszination für Anhänger wilder Spekulationen nicht verloren, ja mehrere Gruppen versuchten sogar, sich selbst als die angeblich jahrzehntelang im Untergrund verschwundenen Illuminaten zu stilisieren: 1896 gründete z.B. der Historiker Leopold Engel den „Weltbund der Illuminaten”, der die Nachfolge von Weishaupts Orden beanspruchte. Die einschlägigen Akten dieser Vereinigung, die bereits 1929 wieder aus dem Berliner Vereinsregister gelöscht wurde, befinden sich heute im Deutschen Sonderarchiv, Moskau. Dies ist nur eine von zahlreichen offiziellen und angeblichen Neugründungen, wie sie für berühmte Geheimbünde, die sich auflösten, häufiger vorkommen (vergleiche: Golden Dawn).

Bezüge in Filmen und anderen Medien

Filme

  • Im Film Tomb Raider (2001) tauchen die Illuminaten als Gegenspieler der Protagonistin auf.
  • Im Film 23 kämpft der Hacker Karl Koch (alias Hagbard Celine, siehe Illuminatus-Trilogie) gegen die Illuminaten (oder glaubt es zumindest) und stirbt am Ende auf rätselhafte Weise.
  • In der Zeichentrickserie Gargoyles taucht der Orden ebenfalls gelegentlich auf. Manchmal sind sie die Gegenspieler, dann wieder nur eine mysteriöse Macht im Hintergrund.
  • In der Anime-Serie Neon Genesis Evangelion taucht eine Geheimorganisation namens „SEELE“ auf, welche eine Anspielung auf die Illuminaten sind. Sie hatten, der Serie zufolge, die Schriftrollen vom Toten Meer in ihrem Besitz, welche in der Serie älter waren als die Menschheit und detaillierte Prophezeiungen der Apocalypse enthielten. „SEELE“ wollte dieses Wissen zu seinen Gunsten nutzen. Das Wappen von SEELE ist ein nach unten zeigendes Dreieck mit 7 Augen.

Musik

  • Auf dem Album No World Order der Heavy Metal-Gruppe Gamma Ray geht es ebenfalls um die Illuminaten.
  • Ein Album der Speed Metal-Band Agent Steel trägt den Namen Order Of The Illuminati
  • Auch die Gruppe Welle:Erdball hat auf den Alben Die Wunderwelt der Technik (nur Special Edition) und „Starfighter F-104G“ das Lied „23“ veröffentlicht.
  • Die Metal Band Kataklysm hat auch ein Lied mit dem Namen Illuminati.
  • Im Lied „Kap der Guten Hoffnung“ der Hip Hop-Gruppe „Die Firma“ wird „Hagbard Celine“ erwähnt. Ebenso werden die Illuminaten auch in „Nachricht an Utopia“ genannt.
  • Rapper und Producer El-P behandelt im Lied „Accidents don't happen“ die Thematik Verschwörung und Überwachung. Gastrapper Cage erwähnt Adam Weishaupt und sein Kollege Camu-Tao rappt von Wanzen in der Wohnung bis zu Kameras im Essen.
  • Auch ein Lied der Visual Kei Band Malice Mizer trägt den Namen „ILLUMINATI“ (erschienen 1998).

Spiele

  • In dem Computerspiel Deus Ex tauchen ebenfalls die Illuminaten auf und spielen zum Ende des Spiels eine entscheidende Rolle.
  • Auch im Spiel Tomb Raider - Angel of Darkness versuchen die Illuminati die Weltherrschaft an sich zu reißen.
  • Weiterhin gibt es ein Kartenspiel über die Illuminati, das von Steve Jackson entwickelt wurde.

Romane

  • In den 1980ern war die Bezeichnung „Illuminaten” durch die Illuminatus-Trilogie (Das Auge in der Pyramide, Der goldene Apfel, Leviathan) der SF-Schriftsteller Robert Anton Wilson und Robert Shea wieder im Gespräch. Wilson und Shea erdachten einen Plot, nach dem sich die Illuminaten nicht aufgelöst hatten, sondern weiterhin als Geheimbund im Verborgenen agieren und mittlerweile Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft besetzt hätten. Aufgrund der Popularität dieser Bücher wurden die Illuminaten schnell zentraler Bestandteil zahlreicher Verschwörungstheorien.
  • Der Thriller Illuminati von Dan Brown war 2003 ein Bestseller in Deutschland. Brown stellt den Orden als zutiefst antichristlich dar. Sein aktueller Bestseller "Sakrileg" (erschienen 2004) beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema Verschwörungstheorie und Illuminaten.
  • Im Buch Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco tauchen die Illuminaten als Geheimgesellschaft auf, die sich auf die Templer berufen.

Literatur

  • Manfred Agethen: Geheimbund und Utopie. Illuminaten, Freimaurer und deutsche Spätaufklärung. – München, Oldenbourg, 1987. - ISBN 3-486-54171-4
  • Wolfgang Bittner: Angriffe gegen die deutsche Freimaurerei 1970-1995. 289 S., Selbstverlag der freimaurerischen Forschungsgesellschaft „Quatuor Coronati e.V.“. Bayreuth 1996 - (erhältlich beim Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer, Emser Straße 12-13, 10710 Berlin)
  • Karl-Heinz Göttert: Knigge oder von den Illusionen des anständigen Lebens. - München : dtv, 1995. - ISBN 3-423-04672-4
  • Richard van Dülmen: Der Geheimbund der Illuminaten. - Stuttgart : Frommann-Holzboog, 1977. - ISBN 3-7728-0674-0
  • Leopold Engel: Geschichte des Illuminatenordnes. Beitrag zur Geschichte Bayerns. – Bremen, Faksimile-Verlag, 1985 (Repr. d. Ausg. Berlin 1906)
  • Eugen Lennhoff: Politische Geheimbünde. - München : Langen Müller, 1968
  • Helmut Reinalter (Hrsg.): Der Illuminatenorden (1776-1785/87). Frankfurt/ Main, Lang, 1997. - ISBN 3-631-32227-5
  • Claus Werner: Le voyage de Bode à Paris en 1787 et le « complot maconnique » - in: Annales historiques de la révolution française 55 (1987), S. 432 - 445.

wissenschaftliche Quellen

  • IZEA, Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung: „IZEA
  • Bibliographie des IZEA-Projekts

Siehe auch