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Meistersaal

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Der Meistersaal ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Kammermusiksaal in Berlin-Kreuzberg in der Nähe des Potsdamer Platzes. Berühmtheit erlangte er durch seine zeitweilige Nutzung als Studio 2 der Hansa-Tonstudios. Seit den 90er Jahren wird der Meistersaal für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt.

Geschichte

1911-1913 Die Gründung des Meistersaals

Datei:Meistersaal1913.jpg
Vorderansicht des Meistersaals im Jahr 1913

Im Jahre 1911 erwarb der “Verband der Baugeschäfte von Berlin und Vororten e.V.” - (später Innung des Bauhandwerks) das Grundstück in der Köthener Straße 38, um dort sein Verbandshaus zu errichten. Nach zweijähriger Bauzeit umfasste das Gebäude die Büros des Verbandes, einige Rechtsanwaltskanzleien und eine Buchhandlung. Im eigentlichen Kernstück des Gebäudes - ein 266 m² großer Kammermusiksaal - wurden schon früh Tagungen und Konzerte veranstaltet. Seinen Namen Meistersaal erhielt der Saal durch den Umstand, dass dort die Meisterbriefe des Bauhandwerks überreicht wurden.[1]

Die zwanziger Jahre

In den zwanziger Jahren gewann der Meistersaal zunehmend künstlerische Bedeutung für die Stadt Berlin. So richteten sich im Erdgeschoss des Hauses der Malik-Verlag unter der Leitung von Wieland Herzfelde und die Galerie George Grosz ein. Im Januar 1921 gelang es, eine Lesung von Kurt Tucholsky im Meistersaal zu veranstalten. Darüber hinaus sind Vorstellungen des Stummfilmschauspielers Carl de Vogt sowie Programme des Schauspielers Ludwig Hardt im Meistersaal bekannt. Die Innung des Bauhandwerks, die sich als Arbeitgebervertretung verstand, verlängerte den Mietvertrag mit den ungeliebten Mietern - deren gesellschaftskritische Ausstellungen in der Galerie immer wieder Aufsehen erregten - nicht, so dass der Malik-Verlag 1926 sein Geschäft in der Köthener Straße 38 wieder aufgeben musste. Heute erinnert eine Infotafel am Gebäude an den Malik-Verlag.

1933-1945 Nationalsozialismus und zweiter Weltkrieg

Ab dem Jahre 1933 nutzte die Reichsmusikkammer den Meistersaal für Konzerte. 1936 führte der chilenische Pianist Claudio Arrau im Meistersaal eine Konzertreihe mit dem gesamten Klavierwerk Johann Sebastian Bachs auf, die ihm zu großem Ruhm verhelfen sollte. 1943 wurde der hintere Gebäudeflügel des Hauses durch einen Bombentreffer völlig zerstört. Der Meistersaal selbst blieb von den Zerstörungen zwar weitgehend verschont, der Veranstaltungsbetrieb wurde jedoch bis Kriegsende vollständig eingestellt.

1945-1961 Ballhaus Susi und Kleinkunst

1945 wurde die Innung von den Alliierten Siegermächten enteignet. Das Haus wurde unter Zwangsverwaltung gestellt und der Saal, nach notdürftiger Wiederherstellung, von verschiedenen Betreibern als Konzertsaal genutzt, während im Erdgeschoss des Hauses ein Kino betrieben wurde. Obgleich der Versuch, ein Theater im Meistersaal zu etablieren, scheiterte.[2] , fanden dort weiterhin Kleinkunstveranstaltungen wie mehrfache Auftritte des Zauberers Fredo Marvelli statt. 1948 wurde der Meistersaal als Ballhaus Susi umgenutzt, bis der Bau der Mauer 1961 dem öffentlichen Veranstaltungsbetrieb ein Ende bereitete. Der Meistersaal, vormals mitten im Zentrum der Hauptstadt gelegen, befand sich nun völlig abgeschieden vom politischen und kulturellen Leben Berlins.

1961-1976 Die Nutzung als Tonstudio durch Ariola

Datei:Zarah Leander MS.jpg
Zarah Leander bei Tonaufnahmen im Meistersaal, ca. Mitte der 60er Jahre

Ab dem Jahre 1961 nutzte das Plattenlabel Ariola den Meistersaal für Schallplattenaufnahmen. Die bekanntesten Künstler, die zu dieser Zeit im Meistersaal ihre Musik aufnahmen, waren der Komponist und Dirigent Robert Stolz sowie die schwedische Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander. Die nun ruhige Lage des Meistersaals in der Nähe der Berliner Mauer begünstigte dessen Nutzung als Tonstudio.

1976-1991 Nutzung durch die Hansa Tonstudios

1796 erwarben die Meisel Musikverlage das gesamte Anwesen in der Köthener Straße 38, um dort ihre insgesamt fünf Hansa-Tonstudios einzurichten. Sämtliche noch vom Bombentreffer gezeichneten Stockwerke des Gebäudes wurden saniert und den Erfordernissen von Tonstudios angepasst. Im Erdgeschoss eröffnete ein Restaurant, während der Meistersaal zum Studio 2 umgetauft wurde.


Einzelnachweise

  1. Broschüre zur Wiedereröffnung des Meistersaals, Meisel Musikverlag, Berlin, 1994
  2. Quelle: Privatarchiv Meisel Musikverlage