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Der entsorgte Vater

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Film
Titel Der Entsorgte Vater
Produktionsland Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 86 Minuten
Stab
Regie Douglas Wolfsperger
Drehbuch Douglas Wolfsperger
Produktion ARTE
Musik Konstantin Gropper
Kamera Tanja Trentmann, Inigo Westermeier
Schnitt Bernd Euscher

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Der Entsorgte Vater ist ein Dokumentar-Kinofilm von Douglas Wolfsperger aus dem Jahr 2008. Die Uraufführung erfolgte im Herbst 2008 bei den Internationalen Hofer Filmtagen, Kinostart war am 11. Juni 2009.

Handlung

Seit drei Jahren hat Douglas Wolfsperger seine Tochter nicht mehr gesehen, er macht sich auf den Weg, sie noch einmal zu treffen. Vielleicht das letzte Mal, denn das Gericht hat entschieden - dass er ihr endgültig nicht mehr Vater sein darf.

Auf seiner Reise trifft er Väter, denen es ähnlich geht. Ihre Ex-Partnerinnen erschweren oder verhindern den Kontakt zum gemeinsamen Kind.

Wir erleben den ganz normalen, alltäglichen Wahnsinn, von dem viele Väter betroffen sind. An fünf Beispielen, eins davon Wolfsperger selbst, werden persönliche Erlebnisse und Erfahrungen geschildert. Die Fassungslosigkeit, Verzweiflung und Ohnmacht der „entsorgten Väter“ wird menschlich, und damit auch subjektiv vermittelt.

Hintergrund

Der Film zeigt die Diskrepanz zwischen dem gesetzlich geschützten „Recht auf Familie“ und der Rechtspraxis in Deutschland auf.

Im emotionalen Ausnahmezustand einer Trennung handeln Eltern selten konstruktiv und vernünftig. Mitunter verkehren sich Enttäuschung, Verletzung der ehemaligen Partner in Wut und Rachsucht. Die schärfste Waffe in diesem Kampf sind, neben Geld, die Kinder - vor allem der Kindesentzug. In einem solchen Spannungsfeld müssen Gericht oder Jugendamt Entscheidungen treffen, eine Aufgabe, die die Gesetzgebung und die für ihre Auslegung Verantwortlichen überfordern kann. Durch destruktive Gefühle entstandene Zustände können per Richterspruch manifestiert werden. Nötige Korrekturen werden gar nicht oder nur sehr zeitverzögert umgesetzt, Geschehenes ist dann oft nicht wieder gut zu machen.

Im Streit ums Sorgerecht haben Väter häufig die schlechten Karten, da es fast immer der Mutter zugesprochen wird. Die gesellschaftlichen Veränderungen haben im Allgemeinen das Wertebild „Das Kind gehört zur Mutter“ nicht verändert. Daraus folgt, dass Vätern häufig ein meist streng reglementiertes, zeitlich knapp bemessenes Umgangsrecht mit dem eigenen Kind bleibt.

Inzwischen ist jedes fünfte Kind in Deutschland TrennungskindQ?. Davon sehen 80 % ihren Vater nicht oder nur seltenQ?. Für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung aber brauchen Kinder sowohl Mutter als auch Vater. Das „Recht auf Familie“ wird vom Gesetz geschützt - und bei uns regelmäßig verletztQ?. Zum wiederholten Mal hat der Europäische Gerichtshof Deutschland geahndet wegen Verstoß „Des Menschenrechts auf Familienleben“Q?.

Nicht nur Kinder, auch Väter leiden unter der Rechtspraxis. Laut Schätzungen werden etwa zwei Millionen Väter nach der Trennung von ihren Ex-Partnerinnen daran gehindert, die Kinder zu sehenQ?. Entweder entscheidet das Gericht zugunsten der Mutter oder das vom Vater erstrittene Sorge- oder Umgangsrecht wird boykottiert. Mit Konsequenzen hat die Mutter selten zu rechnen. Dies führt jedoch zur Entfremdung von Vater und Kind, gepaart mit Verlustängsten und aufgezwungenem Loyalitätskonflikt. Denn die Kinder werden durch die Situation dazu getrieben, sich klar für den Elternteil zu entscheiden, der ihnen geblieben ist, was meist zu einer vom Kind ungewollten aber faktischen Entscheidung gegen den anderen führt.

Nicht wenige Väter resignieren nach Jahren zermürbenden und oft vergeblichen Kampfs, und ziehen sich zurück. Das vermeintlichen Wohl des Kindes ist dabei häufig eine vordergründige Rechtfertigung für den Rückzug. Doch die unterschwelligen psychischen Folgen für Vater und Kind sind wenig erforscht und mitunter erheblich drastischer als allgemein vermutet wird.

Der Film zeigt Anhand der Beispiele die Situation einseitig aus der Perspektive des Mannes; von der Häufigkeit der Fälle sind auch primär Männer von der Situation betroffen. Dennoch gibt es auch Fälle, in denen Frauen von der Trennung ihrer Kinder betroffen sind, der Film ist daher grundsätzlich auf eine umgekehrte Rollenverteilung übertragbar.

Als betroffener Vater hat Douglas Wolfsperger einen sehr persönlichen Film gemacht, über Männer, die Väter sein wollen – aber nicht dürfen. Hier kommen die Männer zu Wort und Frauen nicht sehr gut bei weg. Dadurch ist dieser Film polarisierend, einseitig und politisch unkorrekt. Wolfsperger besuchte als Regisseur, Produzent und betroffene Person einige Kinos, in denen der Film vorgeführt wurde, und stellte sich anschließend der Diskussion.

Kritik

Der entsorgte Vater ist ein sehr subjektiven Film. Weil er persönliche Erlebnisse des Regisseurs aufgreift, weil dieser selbst vor der Kamera auftritt - aber auch, weil die Sichtweise der Protagonisten unwidersprochen bleibt. Wie sich die Geschichten aus Sicht der Ex-Partnerinnen darstellen, erfährt der Zuschauer nicht. Dafür erhält er tiefe Einblicke in die Verzweiflung von „entsorgten“ Vätern. Diese Subjektivität kann man Wolfsperger vorhalten. Andererseits ist Der entsorgte Vater ein leiser, unaufgeregter Film - und eine eindringliche Mahnung an Eltern, sich ihrer Verantwortung füreinander und für ihre Kinder bewusst zu sein - auch bei einer Trennung.“

SWR cont.ra, 9. Juni 2009

„Subjektives Plädoyer für rechtlich benachteiligte Elternteile, insbesondere Väter, für die bei aller Berücksichtigung des Wohls der Kinder Besserung Not täte.“

Programmkino.de

„Dass sich an der ... durchscheinenden impliziten Rollenverteilung auch im 21. Jahrhundert und in einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren trotz etlicher gesetzlicher Initiativen nichts geändert hat, darin liegt die Sprengkraft dieses Film, der neben persönlichen Schicksalen auch eines der wenigen noch verbliebenen Tabus aufzeigt.

Douglas Wolfspergers Film Der Entsorgte Vater könnte gerade wegen seiner gnadenlosen und niemals verschleierten Subjektivität ein wichtiger Impuls werden, sich mit diesem Tabu näher auseinander zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, die endlich einmal darauf abzielen, getrennt lebenden Eltern – gleich welchen Geschlechts – einen regelmäßigen Umgang mit ihren eigenen Kindern zu ermöglichen. Es wäre – auch wenn manche Gerichte genau dies negieren – insbesondere für die weitere Entwicklung der Kinder ein längst überfälliger Schritt.“

Kino-Zeit.de

Juristische Auseinandersetzung

Die Mutter von Wolfspergers Tochter hat gegen die Verwendung eines Fotos der Tochter im Film eine Einstweilige Verfügung eingelegt. Infolgedessen haben verschiedene Kinos den Dokumentarfilm aus dem Programm gestrichen.[1] Wolfsperger hat die Aufhebung der Verfügung beantragt.[2]

Einzelnachweise

  1. Filmecho vom 1. Juli 2009, abgerufen 20. Juli 2009
  2. Updatefilm.de vom 1. Juli 2009, abgerufen 20. Juli 2009