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Grüne Gentechnik

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Die Grüne Gentechnik oder Agrogentechnik ist die Anwendung gentechnischer Verfahren im Bereich der Züchtung von Pflanzen. Insbesondere bezeichnet der Begriff Verfahren zur Herstellung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO), in deren Erbgut zusätzliche – in der Regel artfremde – Gene eingeschleust werden. Die Grüne Gentechnik ist somit Bestandteil der Grünen Biotechnologie.

Marktzahlen und -trends, Forschungstrends

In 2008 wurden global 125 Mio. ha oder 8% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von 1,5 Mrd. ha mit genetisch veränderten Pflanzen bebaut. Gegenwärtig sind die wichtigsten Anbaugebiete die USA, Argentinien, Brasilien Indien, Canada und China.[1]

Für 2007 wird die Marktgröße transgener Pflanzen auf 6,9 Mrd. USD geschätzt.[2] Der globale Markt für Pflanzenbiotechnologie wird für das Jahr 2025 auf 50 Mrd. USD geschätzt. Mehr Ertrag und bessere Futtermittel sind neben Pflanzen, die beim Anbau weniger Pflanzenschutzmittel benötigen, die Hauptmärkte der Zukunft.[3]

Derzeit sind insbesondere Pflanzen, die beim Anbau weniger Unkrautbekämpfungsmittel bzw. Schädlingsbekämpfungsmittel benötigen, auf dem Markt.[1]

Auf Grund der steigenden globalen Bevölkerung von ca. 6,7 Mrd. Menschen in 2008 auf ca. 8,3 Mrd. Menschen in 2030[4] auf der einen Seite und der global begrenzten landwirtschaftlichen Nutzfläche andererseits wird es in unmittelbarer Zukunft zu steigender Nachfrage nach Lebensmitteln kommen.

Eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln bei konstanter bzw. nur langsam steigender Produktion durch natürliche Züchtung führte in 2008 zu steigenden Lebensmittelpreisen. Dies wiederum führte in den armen Regionen der Welt wie Afrika und Asien zu einem Anstieg in der Zahl hungernder Menschen.[5] [6]

Nach Aussage der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben bereits heute mehr als 1 Mrd. Menschen nicht genug zu essen.[7] Es wird erwartet, dass im Jahr 2030 ungefähr 50% mehr Lebensmittel benötigt werden als heute.[8]

Auf diese zu erwartende große Nachfrage zielen die neueren pflanzenbiotechnologischen Entwicklungen ab, um mehr Lebensmittel auf den limitierten Flächen zu produzieren. Mit Hilfe der Pflanzenbiotechnologie ist es möglich, Pflanzen zu entwickeln, die mehr Ertrag pro Hektar liefern, z. B. durch mehr Biomasse oder durch Trockenresistenz. Die bisherigen Feldversuche zur Trockenresistenz lieferten bei der Firma Monsanto für Mais eine Mehrproduktion von 6,7% bis 13,4% gegenüber herkömmlichen Maissorten.[9] Mehr Pflanzenertrag pro ha Anbaufläche ist momentan im Fokus fast aller Pflanzenbiotechnologiefirmen.[3] [10]

Methoden des Gentransfers

Zur Einschleusung von Genen in Pflanzenerbgut, der sogenannten „Transformation“, existieren verschiedene Methoden, nur drei von ihnen allerdings sind von Bedeutung.

Transformation durch Agrobacterium tumefaciens

Agrobacterium tumefaciens ist ein bodenbürtiges Bakterium, das ein spezielles Plasmid in das pflanzliche Genom integriert. Auf diesem Weg werden bei Pflanzen Gallen am Wurzelhals als Lebensraum und zugleich die Produktion bestimmter Nährstoffe, so genannter Opine, ausgelöst. Dies macht man sich in der Gentechnik zunutze, indem man das Plasmid, das Tumorbildung und Opinproduktion auslöst, stilllegt und um ein kleineres Plasmid mit Fremdgenen ergänzt, das zuvor in Escherichia coli zusammengesetzt wurde (binäres Vektorsystem).[11] Anschließend werden Pflanzenstücke mit diesen Bakterienstämmen infiziert, transgene Gewebe selektiert und mittels In vitro-Kultur wieder zu vollständigen Pflanzen herangezogen. [12][13][14]

Damit Agrobacterium tumefaciens Pflanzenzellen transformieren kann, müssen diese als Folge einer Verletzung phenolische Substanzen ausschütten, die als "Lockstoff" für das Bakterium dienen. Da nur sehr wenige einkeimblättrige Pflanzen dies tun, ist der Einsatz weitgehend auf zweikeimblättrige Pflanzen begrenzt, allerdings konnte durch Zugaben entsprechender Stoffe (z.B. Acetosyringon)[15] das Anwendungsgebiet auf einige Einkeimblättrige und sogar Pilze vergrößert werden. Eine weitere Einschränkung ist, dass Agrobacterium tumefaciens sich ausschließlich zur Transformation der Chromosomen des Zellkerns eignet [12].

Biolistische Transformation

Die biolistische Transformation ist im Gegensatz dazu eine rein mechanische Methode des Gentransfers. Hier wird DNA auf Gold- oder Wolframpartikel aufgebracht, die anschließend mit Geschwindigkeiten von mehr als 1.300m/s in die Zellen geschossen werden. [12]

Da die Partikel sehr klein sind, bleiben Zelle und Zellwand dabei weitgehend unbeschädigt. Weitere Vorteile sind, dass das Verfahren für Zellen jedweder Lebewesen geeignet ist, auch auf die DNA von Mitochondrien und Plastiden angewandt werden kann und dass die mögliche Anzahl der transferierten Gene relativ hoch ist. Problematisch ist allerdings, dass der Gentransfer relativ instabil ist, häufig kommt es nur zu einer sogenannten „transienten Expression“, die eingefügte DNA ist also nur vorübergehend aktiv und verliert sich später wieder, auch kommt es manchmal dazu, dass nur Teile des erzielten Gewebes aus transformierten Zellen bestehen. [12] [16][17][18]

Protoplastentransformation

Ein dritter möglicher Weg ist die Protoplastentransformation. Hierbei werden die Zellen des zu transformierenden Gewebes zuerst durch Pektinasen vereinzelt (siehe Protoplastenkultur und anschließend durch Zellulasen die Zellwände aufgelöst (Protoplastenisolation). So erhält man nur noch durch die Zellmembran zusammengehaltene Protoplasten. [12]

Für den eigentlichen Gentransfer wird diesen Protoplasten entweder Polyethylenglykol hinzugefügt oder es erfolgt ein kurzer Stromstoss (Elektroporation), wodurch die Membran durchlässig für die DNA wird. Die Methode ist zwar bei allen Pflanzen anwendbar, allerdings ist es äußerst schwierig, anschließend aus den Protoplasten wieder Pflanzen heranzuziehen. [12]

Anwendungen

Züchtungsziele durch Gentechnik (Stand: 1998)

Im Mittelpunkt der bisherigen Anwendung der Grünen Gentechnik stehen weltweit vier Agrarpflanzen (Anteil GVO 2008 in %): Soja (72%), Baumwolle (47%), Mais (23%) und Raps (21%). In Nordamerika kamen 2008 noch Zuckerrüben hinzu (dort 59%).[19] Dabei sind es vor allem zwei Anwendungsbereiche, für die die Grüne Gentechnik heute in großem Stil eingesetzt wird:

Herbizidresistenz

Die meisten Herbizide wirken selektiv gegen einzelne unerwünschte Pflanzenarten. Daneben gibt es Breitbandherbizide, welche den Stoffwechsel fast aller Pflanzen hemmen. Durch Übertragung von Genen des Bodenbakteriums Agrobacterium tumefaciens werden Nutzflanzen erzeugt, die gegen Glyphosat (Markenname Roundup) und Glufosinat (Markenname Liberty) resistent sind. Bei mehr als drei Viertel der weltweit angebauten transgenen Pflanzen handelt es sich um herbizidresistente Sorten, vor allem Soja und Mais. [20]

Insektenresistenz

Von dem Bakterium Bacillus thuringiensis übertragene Gene bewirken, dass die Pflanzen eigenständig Gifte gegen bestimmte Schädlinge erzeugen. Dieses sogenannte Bt-Konzept wird bislang vor allem bei Mais und Baumwolle eingesetzt. Bt-Toxine werden als Präparate seit Jahrzehnten im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt.


In den letzen Jahren konzentriert sich die Forschung auch auf folgende Gebiete:

Trockentoleranz

Unzureichende Wasserversorgung durch klimatische Veränderungen oder singulär auftretende Trockenperioden führen zu erheblichen Ernteausfällen. Neben der Vermeidung dieser Ausfälle sind weitere Ziele die Ausweitung der Anbauflächen auf klimatisch ungünstige Regionen sowie allgemein eine Verringerung des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft. Als erstes Produkt wird 2012 Trockentoleranter Mais erwartet.

Veränderte Eigenschaften und Inhaltsstoffe

Während die vorangegangenen Merkmale primär für den Anbau interessant sind, haben diese Merkmale den Konsumenten als Zielgruppe.

Eines der ersten gv-Lebensmittel mit veränderter Produktqualität war in den 1990er Jahren die FlavrSavr-Tomate, bei der ein Gen für die Bildung des Reife-Enzyms Polygalacturonase blockiert war und die Früchte dadurch länger haltbar wurden. Auf Grund unzureichender Qualität im Anbau (geringe Erträge und Widerstandskraft) wurde die Vermarktung nach wenigen Jahren eingestellt.[21]

In den 2000er Jahren wurde durch Austausch eines Gens beim Reis der sogenannte Golden Rice erzeugt, welcher deutlich mehr Beta-Karotin, eine Vorstufe zu Vitamin A, sowie einen erhöhten Eisengehalt enthält. In Ländern, in denen Reis das Hauptnahrungsmittel ist, soll hiermit den weit verbreiteten Mangelerkrankungen begegnet werden. Die an der Entwicklung beteiligten Firmen verzichten weitgehend auf ihre Patentansprüche, das Saatgut kann kostenlos bezogen werden.[22]

Ein weiteres Beispiel für veränderte Inhaltsstoffe ist die zur Stärkeproduktion vorgesehene Amflora-Kartoffel.

Die in der grünen Gentechnik am häufigsten verwendete Baumart ist die Pappel. Ziele der Forschung sind ein verminderter Ligningehalt, um in der Papier- und Zellstoffherstellung mit weniger Bleichmitteln auszukommen, schnelleres und stärkeres Wachstum zur Nutzung als Energiepflanzen sowie Aufnahme von Umweltgiften zur biologischen Reinigung belasteter Böden.

Zulassung

Es gibt kein weltweit einheitliches Verfahren für die Zulassung von GVO zum Anbau oder zur Verarbeitung. Jedes Land hat seine eigenen Gesetze dazu.

Europa

Zwei Verfahren, die sich bei den Anforderungen für eine Genehmigung unterscheiden, sind in der EU maßgeblich:

  • Die Freisetzungsrichtlinie muss erfüllt werden, wenn es sich um einen vermehrungsfähigen GVO handelt (also zum Anbau).
  • Die Verordnung (1829/2003) regelt Produkte wie verarbeitete Lebens- und Futtermittel.

Die Umsetzung in Deutschland ist durch das Gentechnikgesetz geregelt.

GVO-Beimischungen

Um einen bewussten Einsatz der Gentechnik von einer zufälligen, technisch nicht mehr beeinflußbaren Beimischung rechtlich abzugrenzen, werden Schwellenwerte eingeführt. In der EU gibt es verbindlich erst einen Wert für Futter- und Lebensmittel und er liegt bei 0,9%. Bei Überschreitung entsteht eine Kennzeichnungspflicht.

Für Saatgut existiert ein Vorschlag der EU-Kommission. Der Wert soll so bemessen sein, dass die Ernteprodukte mit Sicherheit unter der Kennzeichnungspflicht liegen. Für Raps sollen 0,3% nicht überschritten werden, für Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln 0,5%. Von Kritikern wird ein Wert von 0,1% gefordert, ab der eine quantitative Bestimmung technisch möglich ist.[23] Auf Grund der noch herrschenden Rechtsunsicherheit kommt es immer wieder zu Berichten in den Medien, weil Behörden auf die geringfügige Beimischung von GVO-Saatgut in konventionellen Chargen uneinheitlich reagieren.[24]

Für in der EU nicht zugelassene Gv-Pflanzen gilt ein Toleranz von 0%, auch wenn sie in anderen Ländern erlaubt sind oder wenn es sich um eine Kreuzung zweier zugelassener Sorten handelt.

Probleme im Agrarhandel

Die teils schnelle Einführung der Grünen Gentechnik in anderen Ländern der Welt und die restriktive Zulassungspraxis in Europa führen zu immer größeren Problemen im Agrarhandel. Die USA, Kanada und Argentinien hatten 2003 die EU vor der WTO verklagt und bekamen 2005 in den meisten Punkten Recht. Seither wird über eine Regelung verhandelt.[25] Ein Gutachten der "Gemeinsamen Forschungsstelle" der EU-Kommission befürchtet, dass die Preise für Agrarprodukte ohne Beimischungen der zahlreichen Gv-Pflanzen, die in anderen Ländern angebaut werden, deutlich steigen werden. Bis 2015 wird ein Anstieg der kommerziell genutzten Gv-Merkmale auf 120 von 30 im Jahr 2009 erwartet.[26]

Anbau

Seit 1996 werden gentechnisch veränderte Pflanzen kommerziell angebaut. Weltweit fand 2008 der Anbau auf mehr als 125 Millionen Hektar statt.[1] Das entspricht dem 6,6-fachen der gesamten deutschen Landwirtschaftsfläche (18,9 Millionen Hektar [2007])[27] bzw. knapp 9% des weltweit nutzbaren Ackerlandes (1.404 Millionen Hektar [2002]).[28]

Die bedeutendsten Anbauländer sind (Anteil der gesamten Landwirtschaftsfläche [1994, FAO]):

Rang Land Fläche (106 ha) Anteil Pflanzen
1 USA 62,5 33% Soja, Mais, Baumwolle, Raps, Kürbis, Papaya, Luzerne, Zuckerrüben
2 Argentinien 21,0 77% Soja, Mais, Baumwolle
3 Brasilien 15,8 31% Soja, Mais, Baumwolle
4 Indien 7,6 4% Baumwolle
5 Kanada 7,6 17% Raps, Mais, Soja, Zuckerrüben
6 China 3,8 4% Baumwolle, Tomaten, Pappeln, Petunien, Papaya, Paprika
7 Paraguay 2,7 Soja
8 Südafrika 1,8 14% Soja, Mais, Baumwolle
9 Uruguay 0,7 54% Soja, Mais
10 Bolivien 0,6 25% Soja

Hersteller

Der weltweite Markt für Saatgut (konventionell und gv) wird auf 36,5 Mrd $ geschätzt (2008; EUR/USD = 1,40).[29]. Der Markt stellt sich als stark fragmentiert dar, wie eine Auflistung der bedeutendsten Hersteller zeigt:

Pioneer Hi-Bred/DuPont (USA) Monsanto (USA) Syngenta (CH) Groupe Limagrain (F) KWS SAAT (D) Bayer CropScience (D) (Rest)
Umsatz 2008 (109 $) 3,976 [30] 3,857 [31] 2,442 [32] 1,553 [33] 0,838 [34] 0,633 [35]
Marktanteil 10,9% 10,6% 6,7% 4,3% 2,3% 1,7% 63,5

Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den jeweiligen Bereich Saatgut. Der Anteil an Gv-Saat wird in der Regel nicht gesondert angegeben und ist nur schwer zu schätzen. Lediglich Monsanto ist nahezu vollständig im Bereich GVO tätig.

Der Weltmarkt für GVO-Saatgut wächst deutlich. 2008 ergab sich ein Zuwachs von 8,7% auf 7,5 Mrd. $ und für 2009 wird das Potential auf 8,3 Mrd. $ prognostiziert (+10,7%).[1] Damit kommt der Marktführer Monsanto auf etwas über 50%. Pioneer Hi-Bred bezeichnet sich auf seiner Webseite wiederum selbst als "der Welt führender Entwickler und Anbieter von fortschrittlicher Planzengenetik".


Gentechnik in der Öffentlichkeit

Der Protest gegen gentechnisch veränderte Pflanzen kommt unter anderem in sogenannten "Feldbefreiungen" zum Ausdruck, wobei entsprechende Anbaugebiete rechtswidrig von Umweltaktivisten besetzt und oft auch beschädigt werden. In den seltesten Fällen schaft es die Polizei die Straftäter zu finden.

Forschung und Techniken

Zu den bedeutenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Gentechnik im Agrar-Bereich gehört in Deutschland das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben und das Molekularbiologische Zentrum der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe.

Moderne Pflanzenphysiologie beschäftigt sich auch mit den molekularen Vorgängen innerhalb der Pflanzen. War es vor 100 Jahren gerade möglich, die Sauerstoffproduktion von Pflanzen und einige andere globale Parameter zu untersuchen, so kann man heute mit verschiedenen Techniken in das molekulare Geschehen einzelner Zellen hineinsehen. Eine sehr wichtige Rolle wird dabei der Gentechnik beigemessen, da sie es ermöglicht, das Verhalten von Genen in der Pflanze zu beeinflussen. Jede Pflanzenzelle enthält zwischen 20.000 und 60.000 Gene, von denen erst bei einem Bruchteil die Funktion bekannt ist. Selbst bei der bestuntersuchten Pflanze (Arabidopsis thaliana) ist noch mehr als die Hälfte der Gene ohne bekannte Funktion. Um die Funktion zu erkennen, ist es nötig, die Steuerung des Gens zu modifizieren.

So werden Effekte von Genen normalerweise durch einen Vergleich dreier Pflanzenpopulationen aufzuklären versucht. Die erste, unveränderte Population wird als Wildtyp bezeichnet. Eine Population, die als Überexpressoren bezeichnet werden, produziert vermehrt das Genprodukt (meist ein Protein). Dies geschieht meist, in dem das Gen hinter einen viralen Promotor kloniert und in die Pflanze übertragen wird. Virale Promotoren sind auf maximale Effizienz optimiert und werden deshalb für besonders geeignet gehalten, große Mengen RNA zu produzieren. Eine dritte, die so genannte „Knock out”-Population, produziert das Genprodukt in geringerem Maße oder gar nicht mehr. Hierfür gibt es verschiedene Techniken, wie etwa RNAi. Allen Techniken ist gemeinsam, dass sie doppelsträngige RNA produzieren, die der Pflanze den „Befehl“ gibt, dass „normale” Ribonukleinsäure des zu untersuchenden Gens abgebaut wird.

Auch komplizierte Regulationsmechanismen sollen so aufgeklärt werden, indem nicht nur das Genprodukt, sondern auch die gesamten Änderungen innerhalb der Zelle bzw. Pflanze betrachtet werden.

Diese Methoden sollen das klassische Durchmustern von Mutanten um eine viel gezieltere Technik erweitern, mit der es möglich ist, den Effekt von gefundenen „Kandidatengenen” direkt zu untersuchen.

Zusätzlich zu den oben genannten Techniken gehören auch deskriptive Techniken zur Standardausrüstung der gentechnischen Pflanzenforschung. So werden über Polymerase-Kettenreaktionen (PCR) Gene kloniert, es werden Häufigkeiten von Transkripten (Bauanleitungen für Proteine) mittels quantitativer PCR bestimmt oder mittels so genannter DNA-Chips gleich die meisten Gene einer Pflanze in ihrer Ablesehäufigkeit bestimmt.

In der modernen Grünen Gentechnik ist der Agrobakterium-vermittelte Gentransfer eine wichtige Technik. Bei dieser gentechnischen Methode werden einzelne Erbfaktoren von Zellen eines Organismus in Zellen eines anderen Lebewesens übertragen. Sie wurde unter anderem von Jozef Schell am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung entwickelt.

Die somatische Hybridisierung, eine weitere wichtige Methode, erlaubt es, gewünschte Merkmale verschiedener Elternpflanzen zu kombinieren. Im Vergleich zum Agrobakterium-vermittelten Gentransfer müssen hierbei keine spezifischen Gene identifiziert und isoliert werden. Außerdem wird damit die Einschränkung der Transformation (Gentransfer) überwunden, nur wenige Gene in einen vorgegebenes Erbgut einzuführen zu können. Auch kann bei der Zellfusion die Chromosomenzahl der Zellen multipliziert werden, also die Anzahl der Chromosomensätze (Ploidiegrad) erhöht werden. Dies kann die Ertragsfähigkeit von Pflanzen steigern (Heterosiseffekt). Molekulare Marker oder biochemische Analysen werden genutzt, um aus der somatischen Hybridisierung hervorgegangene Pflanzen zu charakterisieren und zu selektiern.

Forscher, die praktische Gentechnik betreiben, sind zur Einhaltung zahlreicher Sicherheitsvorschriften verpflichtet. Die Gentechnik-Sicherheitsverordnung[36] regelt in Deutschland die Arbeit mit gentechnisch veränderten Organismen.

Quellen

  1. a b c d ISAAA: Brief 39-2008: Executive Summary (englisch)
  2. Agrobioinstitute (ABI): Co-existence and socioeconomic aspects (PDF, englisch)
  3. a b Monsanto / BASF: Working Jointly For Higher Yields (PDF, englisch)
  4. United Nations: World Population Prospects (englisch)
  5. FAO: Number of hungry people rises to 963 million (englisch)
  6. Financial Times Deutschland: El Niño bedroht Konjunkturerholung
  7. FAO: 1.02 billion people hungry (englisch)
  8. The guardian: Our culture of wasting food will one day leave us hungry (englisch
  9. Monsanto: Yield Stress Update (PDF, englisch)
  10. Bayer, Evogene: Bayer CropScience und Evogene weiten Zusammenarbeit zur Verbesserung von Erträgen bei Reis aus
  11. ADDIN EN.REFLIST Frame, B. R., H. X. Shou, et al. (2002). "Agrobacterium tumefaciens-mediated transformation of maize embryos using a standard binary vector system." Plant Physiology 129(1): 13-22.
  12. a b c d e f Frank Kempken, Renate Kempken: Gentechnik bei Pflanzen, 3. Auflage, 2006, S. 83-91, ISBN 3-540-33661-3
  13. Frame, B. R., H. X. Shou, et al. (2002). "Agrobacterium tumefaciens-mediated transformation of maize embryos using a standard binary vector system." Plant Physiology 129(1): 13-22.
  14. Sidorov, V., L. Gilbertson, et al. (2006). "Agrobacterium-mediated transformation of seedling-derived maize callus." Plant Cell Reports 25(4): 320-328.
  15. James, D. J., S. Uratsu, et al. (1993). "ACETOSYRINGONE AND OSMOPROTECTANTS LIKE BETAINE OR PROLINE SYNERGISTICALLY ENHANCE AGROBACTERIUM-MEDIATED TRANSFORMATION OF APPLE." Plant Cell Reports 12(10): 559-563.
  16. Frame, B. R., H. Y. Zhang, et al. (2000). "Production of transgenic maize from bombarded type II callus: Effect of gold particle size and callus morphology on transformation efficiency." In Vitro Cellular & Developmental Biology-Plant 36(1): 21-29.
  17. Frame, B. R., H. Y. Zhang, et al. (2000). "Production of transgenic maize from bombarded type II callus: Effect of gold particle size and callus morphology on transformation efficiency." In Vitro Cellular & Developmental Biology-Plant 36(1): 21-29.
  18. Brettschneider, R., D. Becker, et al. (1997). "Efficient transformation of scutellar tissue of immature maize embryos." Theoretical and Applied Genetics 94(6-7): 737-748.
  19. Globale Anbauflächen 2008
  20. Hahlbrock, S. 176-178
  21. Ausgereift - und dennoch länger haltbar
  22. Lexikon Nutzpflanzen: Reis - Ziele bei Forschung und Entwicklung
  23. Saatgut: Grundsatzkonflikt um Schwellenwert
  24. Ergebnisse von bundesweitem GVO-Saatgut-Monitoring liegen vor
  25. WTO Dispute Settlement: EC — Approval and Marketing of Biotech Products USA Kanada Argentinien (englisch)
  26. Regionale Unterschiede in der Gentechnik-Politik führen zu Problemen im Agrarhandel
  27. Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Flächennutzung
  28. FAO: Summary of World Food and Agricultural Statistics, c 3.1 (englisch)
  29. International Seed Federation: Seed Statistics(ganz unten: "Value of the Domestic Market for Seed in Selected Countries"; PDF, englisch)
  30. DuPont Presentations & Financial Reports ("Revenue (FY)"); Geographic & Segment Sales Details [1], "Ag/Food" 29% und davon 50% "Seeds" (englisch)
  31. Monsanto Fundamentals - Snapshot: Seite 5: Total Seeds and Genomics [2] (PDF, englisch)
  32. Syngenta Financial Information - Seite 8: Seeds total[3] (PDF, englisch)
  33. Limagrain Key figures M€ 1119 (englisch)
  34. KWS SAAT Reports and presentations: Seite 2 M€ 599 [4] (PDF, englisch)
  35. Bayer CropScience Key figures "BioScience", M€ 542 (englisch)
  36. Text der Gentechnik-Sicherheitsverordnung

Literatur