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Charles de Bourbon, comte de Charolais

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Charles de Bourbon-Condé auf einem Porträt Hyacinthe Rigauds aus dem 18. Jh.

Charles de Bourbon-Condé (* 19. Juni 1700 in Chantilly; † 23. Juli 1760 in Paris)[1] war ein französischer Prinz und Graf von Charolais.

Leben

Charles gehörte der königlichen Familie der Bourbonen an. Sein Vater war Louis III. de Bourbon, prince de Condé, seine Mutter Louise Françoise de Bourbon-Nantes, eine uneheliche Tochter des französischen Königs Ludwig XIV. Seine Taufe fand am 19. Februar 1710 in der Sainte-Chapelle in Paris statt.[2]

Er kämpfte in Ungarn gegen die Osmanen und gewann eine Auszeichnung in der Schlacht von Belgrad. 1720 wurde er Regent der Touraine. In der Zeit von 1722 bis 1723 war er Mitglied in dem von Philippe II. de Bourbon zusammengestellten Regentschaftsrat, der Frankreich für den minderjährigen Ludwig XV. regierte. Zudem war Charles Mitglied im Orden vom heiligen Geist.

Heimlich heiratet er Jeanne de Valois-Saint Remy, eine Nachfahrin Heinrichs II. aus einer illegitimen Linie. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn Louis-Thomas (1718–1799). Außerdem hatte Charles zwei illegitime Kinder mit Marguerite Caron de Rancurel: Marie Marguerite de Bourbon-Charolais (1752–1830) und Charlotte Marguerite Elisabeth de Bourbon-Charolais (1754–1839).[3]

1740 wurde er nach dem Tod seines Bruders Louis IV. Henri Vormund seines vierjährigen Neffen Louis V. Joseph. Er kümmerte sich um ihn und bis 1744 auch um den jungen Verwandten Donatien Alphonse François de Sade, der ebenfalls im Stadtpalais Hôtel de Condé in Paris wohnte.

Nach seinem Tod fiel die Grafschaft Charolais wieder an die französische Krone zurück.

Freizeitaktivitäten

Der Nachwelt blieb er vor allem als exzessiver Libertin in Erinnerung[4]:

Sade erwähnt sehr häufig den Grafen Charolais (z.B. Philosophie dans le Boudoir I, 153, II, 131), der "Morde aus Wollust begangen habe". Dieser Graf von Charolais (1700-1760) "düsteren Angedenkens" verband nach Moreau den empörendsten Cynismus mit einer kaum fassbaren Wildheit. Er liebte, Blut bei seinen Orgien fliessen zu sehen und richtete die ihm zugeführten Courtisanen in grausamer Weise zu. "Inmitten seiner Ausschweifungen mit seinen Maitressen war ihm nichts angenehmer, als mit seiner Flinte Dachdecker oder Passanten zu erschiessen". Das Herabrollen der Leichen vom Dache bereitete ihm ein unendliches Vergnügen. ...

Nach Michelet liebte dieser Charolais das schöne Geschlecht nur "im blutigen Zustande". Sein Vater, der Prinz von Condé, hatte schon ein Vergnügen daran gefunden, Menschen zu vergiften, so z.B. den Dichter Santeul, und hatte auf seine beiden Söhne, den Herzog von Bourgogne und den Grafen Charolais diese perversen Neigungen vererbt. Beide bedienten sich als einer Helfershelferin bei ihren Orgien der Madame de Prie. Eines Tages erschien wie Michelet erzählt, bei derselben eine Madame de Saint-S., die alsbald von den sauberen Herren Prinzen nackt ausgezogen wurde, et Charolais la roula dans une serviette [rollte sie ihn ein Tuch] . Trotz dieses Erlebnisses liess sich die Unglückliche noch einmal in das Haus der Prie locken und wurde diesmal "wie ein Hühnchen gebraten". Von ihren schweren äusseren und inneren Brandwunden erholte sie sich erst nach mehreren Jahren. Ausdrücklich erwähnt Michelet, dass der Herzog von Bourgogne diese grausame Idee hatte.

Der französische Regent Philippe II. de Bourbon gewährte ihm Dispens von strafrechtlicher Verfolgung aufgrund seiner hohen adligen Stellung.

Literatur

  • Jean Chrétien Ferdinand Hoefer: Nouvelle biographie générale. Depuis les temps les plus reculés jusqu’à nos jours, avec les renseignements bibliographiques et l’indication des sources à consulter. Band 9. Firmin Didot, Paris 1855, Sp. 952–953.

Einzelnachweise

  1. Etienne Pattou: Stammbaum Bourbon-Condé und Bourbon-Conti, S. 6, Zugriff am 19. Juli 2009.
  2. Alexandre Maral: La chapelle royale de Versailles sous Louis XIV. Cérémonial, liturgie et musique. Mardaga, Sprimont 2002, ISBN 2-87009-809-X, S. 391.
  3. Etienne Pattou: Stammbaum Bourbon-Condé und Bourbon-Conti, S. 9, Zugriff am 19. Juli 2009.
  4. Iwan Bloch: Der Marquis de Sade und seine Zeit. Heyne 1978, S. 273–274.