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Umlaufgesichertes Geld

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Umlaufgesichertes Geld ist Geld mit einer zeitlich gestaffelten Verfallsgebühr, die auch Demurrage genannt wird. Sie kann auch als ein negativer Zins auf Bargeld betrachetet werden. Die Demurrage führt zu einem schnelleren Geldumlauf, da der Besitzer bestrebt ist, das Geld durch Eigenverbrauch oder Investitionen auszugeben, bevor es verfällt. Synonyme sind Freigeld, Neutralgeld und Schwundgeld.

Geschichte

Vertreter dieses Konzepts gehen von der angeblich historisch belegten Erkenntnis aus, dass in einem System ohne Umlaufsicherung Bargeld wegen der Liquiditätsprämie oftmals zurückgehalten wird. Durch die Verfallsgebühr wird eine solche Geldhaltung unattraktiv und die Liquiditätsprämie abgebaut.

Beispiele für stabile Geldsysteme mit Demurrage sind das alte Ägypten (Korngiro) und die Mittelalterzeit in Europa. In neuerer Zeit wurde die Idee der Demurrage in der Freiwirtschaftstheorie wieder aufgegriffen, um das Problem der zinsbedingten exponentiellen Kapitalanhäufung zu beseitigen. Dieses Problem besteht darin, dass sich bei einem Zinssatz von 5% die Geldmenge etwa alle 100 Jahre verhundertfacht, was der freiwirtschaftlichen Theorie und der Ansicht einiger anderer Ökonomen zufolge zu einer ernsthaften Störung des wirtschaftlichen Gleichgewichts, letztendlich zum Crash, führt.

Im alten Ägypten wurde Getreide als Geld verwendet, das in Speichern eingelagert wurde, wobei Tonscherben als Besitznachweis ausgegeben wurden. Diese wurden dann als Geld im Wirtschaftsleben verwendet. Das Getreide konnte man sich mit einem Verfalls- und Lagerabschlag von 10% pro Jahr wieder bei Bedarf abholen. Dieses System kam zwischen 1900 und 1600 vuZ auf, nach der Eroberung Ägyptens durch die Römer wurde das römische Münzgeld eingeführt.

Im Mittelalter wurde in Europa von den lokalen Herrschern und Klöstern das Münzgeld (z.B. Brakteaten) in bestimmten Situationen für ungültig erklärt und mit einem Abschlag gegen Neuprägungen umgetauscht. Diese Abstände variierten im Rahmen von mehrfach jährlich bis zu alle 7 Jahren, bei den Abschlägen gab es Schwankungen zwischen etwa 15% und 40%. Die Differenz fiel dem Herrscher bzw. Kloster zu. Dies war hauptsächlich zwischen den Jahren 1075 und 1400 gebräuchlich. Aufgrund von Handhabungsproblemen mit der angewachsenen Geldmenge, dem Silberschmelzverlust beim Umprägen, und auf Drängen von Kaufleuten, die ein dauerhaftes weitreichendes Geld wollten, wurde die Münzverrufung aufgegeben und durch Handels- und Verbrauchssteuern ersetzt.

In beiden Wirtschaftsräumen ergaben sich während dieser Zeit große kulturelle Leistungen (fast alle Kathedralenbauten entstanden in dieser Mittelalterzeit) und materieller Wohlstand ihrer Bevölkerung; nach der Änderung des Geldsystems kam es in beiden Fällen zu einem Niedergang.

Arbeitswertschein aus Wörgl - In den Jahren 1932/33 gelang es dem damaligen Bürgermeister Michael Unterguggenberger, durch die Verwendung von Freigeld als Zweitwährung die Regionalwirtschaft wieder anzukurbeln und damit die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise abzufedern. Funktionsweise: Auf die Vorderseite musste monatlich eine Marke mit 1 % des Wertes geklebt werden.

In der Neuzeit wurden einige Projekte mit demurragebehafteten Geldern unternommen, es kam zu einem Feldversuch in Wörgl (1932), der WIR-Bank in der Schweiz sowie lokalen Komplementärwährungen, der Terra ist in Planung.

Beispiele für weltweite Initiativen und freigeldähnliche Komplementärwährungen:

Das Prinzip

Eine Umlaufsicherung wird damit erreicht, dass Bargeld nach einem bestimmten Zeitraum nach und nach an Wert verliert und der Inhaber das Geld in Umlauf halten muss, um dem Wertverfall zu entgehen. Dieser Wertverlust gilt nicht für langfristige Sparanlagen wie Gold oder Schmuck etc., sondern nur für die Währung. Wie bei einem Gutschein ist der Geldwert irgendwann komplett verfallen. Dies verursacht Kosten für den Geldinhaber. Jeder Besitzer umlaufgesicherten Geldes versucht darum, das Geld bald nach dessen Erhalt wieder loszuwerden, da es sonst ungültig wird. Dieses Verhalten sichere nach Ansicht der Freiwirtschaftler den Umlauf des Bargeldes und sorge für eine Stabilisierung der Wirtschaftskreisläufe.

Außerdem regele sich die optimale Geldmenge in Wirtschaftskreisläufen automatisch, weil jeder nur soviel Bargeld halten werde, wie er in absehbarer Zeit ohne Wertverlust auszugeben gedenkt. Dies führe zu einem ständigen Bewusstsein, woher das Geld eigentlich kommt und wohin es fließt. Nur dieses Bewusstsein ermögliche nach Ansicht der Freiwirtschaftler einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld.

Die Nachfrage bestimmt das Angebot, sodass sich die Unternehmerschaft jederzeit mit günstigen Krediten versorgen kann. Heute versuchen Freiwirtschaftler vor allem die in der Wirtschaftswissenschaft weit verbreitete Ansicht zu bekämpfen, man müsse - um Arbeitsplätze zu schaffen - ein positives Investitionsklima schaffen. Freiwirtschaftler stellen die Frage, warum sich das Geld in den Händen von wenigen Besitzenden befinden soll, wo es ebenso nach ihrer Ansicht gerecht - an alle verteilt sein könnte, die mit ständiger Produktion und Nachfrage die Wirtschaftskreisläufe alleine am Leben halten. Denn die zur Verfügung gestellte Menge bleibe die gleiche. Die Rolle des Kapitals wird eindeutig negativ gesehen, es "predige" sich vor der Politik selbst als die "Investoren" wo doch in der Regel in nichts anderes investiert werde, als in eine real "zu bedienende Nachfrage" die aus dem Bargeld und nicht Spargeld der Kunden resultiere.

Nach der Theorie der Freiwirtschaft werden dem Freigeld als einem speziellen Geld bzw. Tauschmittel besondere Eigenschaften zugewiesen:

Freigeld ist die Grundlage der Freiwirtschaft. Der Name "Freigeld" rührt von der Unmöglichkeit der langfristigen Zurückhaltung dieses Geldes her. Der Theorie nach ist die Liquiditätsprämie Ursache für einen Zins über 0%, sogar bei Null-Wachstum und Negativ-Wachstum. Umlaufgesichertes Geld ermögliche daher, dass der Zins bei Null-Wachstum auch 0% und bei Negativ-Wachstum sogar negativ werden kann. Nach der Freiwirtschaftstheorie ist auch beides notwendig, weil nicht verkonsumierte Zinsen bei Null-Wachstum gar nicht mehr aufgebracht werden können, denn diese benötigten eine Neuverschuldung, für die es aber wiederum makroökonimisch gesehen, bei Null-Wachstum keine rentablen Projekte mehr gebe.

Freigeld steht für eine nach Ansicht der Freiwirtschaftler gerechte Wirtschaftsform (man könne nur so reich werden, wie man es aus eigener Arbeit werden kann, und nicht "leistungslos" wie beim Verleihen durch Zins und Zinseszins), wobei man aber Dank der selbtlaufenden Kapitalkreisläufe auf jede Kontrolle über Preise und Löhne verzichten kann.

Die Bezeichnung Neutralgeld soll ausdrücken, dass dieses Geld neutral den Waren und Dienstleistungen gegenüber ist, welche mit diesem Geld gekauft werden. Das bedeutet, dass es einerlei sei, ob man eine bestimmte Menge Neutralgeld oder einen adäquat gefüllten, repräsentativen Warenkorb besitzt, beides würde im Wert mit etwa gleicher Geschwindigkeit verfallen.

Konventionelles Geld verfällt meist weniger schnell als die Waren und Dienstleistungen, die damit gekauft werden können. Damit sind Konsumenten (Geldbesitzer) im Vorteil, da sie das Geldausgeben verzögern können, während der Schaden der Verzögerung den Produzenten trifft (verfaulte Ware, nicht abgenommene Dienstleistung, Arbeitslosigkeit).

Bei starker Inflation ist es umgekehrt, da verfallen Waren und Dienstleistungen langsamer als das Geld. In diesem Fall werden die Waren zurückgehalten.

Beide Fälle seien für die Wirtschaft nicht optimal.

Neutralgeld ist der Theorie der Freiwirtschaft nach die Voraussetzung dafür, dass weder die Waren dem Geld noch das Geld den Waren gegenüber zurückgehalten werden. Ist dies der Fall, so funktioniere der Handel optimal, welches eine Grundvoraussetzung für optimales, nachhaltiges und krisenfreies Wirtschaften sei.

Abgrenzung zur Inflation

Umlaufgesichertes Geld ist nicht zu verwechseln mit inflationiertem Geld.

  • Bei umlaufgesichertem Geld (welches keiner Inflation oder Deflation unterliegen muss) ändert sich der Wert, der durch den Nennwert des Geldscheins ausgedrückt wird, nicht. Vielmehr ändert sich der Wert des konkreten Scheins selbst, ohne dass es zu einer Änderung des eigentlich durch ihn repräsentierten Nennwertes kommt. Ein Schein, der kurz vor dem Ungültigkeitsdatum steht, ist weniger wert, als einer, bei dem das Ungültigkeitsdatum noch fern ist, obwohl beide den gleichen Nennwert haben. Durch die Vorankündigung des Umtauschtermins und des Abschlagssatzes ist eine Planbarkeit gegeben.
  • Bei inflationiertem Geld, welches keiner Umlaufsicherung unterliegt, ändert sich der Wert des Nennwertes des Scheins. Beispielsweise könnte ein 100-Euro-Schein in 12 Jahren nur noch so viel Wert sein wie ein 50-Euro-Schein heute. Dies würde daran liegen, dass die Kaufkraft der Währung als solche verfällt. Alle Verträge, die auf Euro lauten, z.B. Lebensversicherungen wären dann auch nur noch die Hälfte wert. Bei umlaufgesichertem Geld muss das nicht passieren. Lauten Verträge auf umlaufgesichertes Geld, so muss immer in den Geldscheinen gezahlt werden, die zum Zeitpunkt der Zahlung gültig sind. Diese Geldscheine sind aber noch nicht abgelaufen, haben somit noch etwa fast den vollen Wert.

Man könnte meinen, in der Wirkung sei umlaufgesichertes Geld und inflationiertes Geld gleich, schließlich will jeder es loswerden. Das ist jedoch nicht richtig. Dazu folgendes Szenario:

Nehmen wir an, die Inflation läge bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Dann würde ein Besitzer inflationierten Geldes sein Geld nur dann verleihen, wenn er mindestens 8% im Jahr Zinsen bekommt. Wäre der angebotene Zinssatz niedriger, so würde der Geldbesitzer keinen Vorteil sehen, in diese Anlage zu gehen. Statt dessen würde er versuchen, sein Geld in eine bessere Wertanlage (z.B. andere Währung) zu tauschen. Dies würde Kapitalflucht, aber keine Investition bedeuten.
Nehmen wir dagegen an, die Höhe der Umlaufsicherungsgebühr liege bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Scheinbar gibt es keinen Unterschied, nur dass hier die 5% praktisch eine Strafe sind, der man nur entgehen kann, indem man das Geld vor der Entwertung ausgibt. Es verliert an Wert nur für den, der es nicht in Konsum oder Investitionen umsetzt.

Während in der Inflation der Geldwert für alle gleichermaßen sinkt und die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Kreditgeber und Empfänger bestehen bleiben, sinkt beim Freigeld der Wert des Geldes nur für den, der es zurückhält. Auf diese Weise befindet sich die gesamte Geldmenge im Umlauf, also im Markt arbeitend, was staatlich gesehen jede Form von Krediten überflüssig macht. Denn alles, was an Krediten theoretisch vergeben werden könnte, befindet sich in der Praxis im Umlauf, also nirgendwo auf Dauer. Zu einer Inflation kann es nicht kommen: Geld kann nicht schneller ausgegeben werden als es verdient wird. Das setzt die Obergrenze für die Umlaufgeschwindigkeit.

Selbst jede Form von Preiskontrolle in einer "freien Marktwirtschaft" erspart sich so, denn wo immer jemand durch hohe Preise einen höheren Gewinn erzielt, muss er alles davon wieder investieren, um der Entwertung zu entgehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, das Geld in irgendeiner Form für hypothetische Investitionen zurückzuhalten, indem man es langfristig weiterverleiht zu marktüblichen Zinsen, aber ohne Liquiditätsprämie. Es gibt also 100% Geldumlauf, ein Maximum an Firmenumsätzen bei erzwungenermaßen langfristig minimaler Bar-Eigenkapitalqoute. Die Wirtschaftskreisläufe werden aufgrund der permanenten Nachfrage der Marktteilnehmer aufrecht erhalten. Die Freigeldexperimente von Wörgl und Wära waren nach Ansicht der Freiwirtschaftler überaus erfolgreich, wurden aber von den Notenbanken gestoppt.

Anwendung

Die Umlaufsicherung von Bargeld ist in der Höhe festgesetzt und wird in Anteilen des Nennwertes des Geldscheins auf eine bestimmte Zeitspanne ausgedrückt. Ist die Umlaufsicherung mit Kosten für den Geldscheinbesitzer verbunden, so spricht man bei diesen Kosten von einer Umlaufsicherungsgebühr. So betrug z.B. die Umlaufsicherungsgebühr des Wörgler Schillings 1% im Monat. Die Umlaufsicherung des Gogos beträgt 5% im Jahr.

Kritik

Für marxistische Kritiker ist die Freigeldtheorie auch eine Kritik des Kapitalismus. Trotzdem wird die Theorie mehrheitlich von Kommunisten abgelehnt, da sie sich vornehmlich gegen den Finanzkapitalismus richtet und den Produktionskapitalismus als Leistungsträger der Makroökonomie weitgehend anerkennt. Damit weicht die Freigeldtheorie von der marxistischen Lehre ab.

Durch die rechtsgerichtete FSU, die einzige politische Partei der Nachkriegszeit, deren politisches Programm das Freigeld forderte, ist die Freigeldtheorie nachhaltig in Misskredit geraten, weil ein ursächlicher Zusammenhang zwischen ökonomischer und politischer Zielsetzung vermutet wurde. Diese Vorstellung wurde erst durch die Popularität von verwandten Tauschringen zumindest ansatzweise entkräftet.

Selbst unter Anhängern der Freigeldlehre werden Probleme bei der Einführung solch einer Währung eingeräumt: Grundstücksbesitz ist eine Eigentumsform, die nicht automatisch mit der Zeit an Wert verliert - somit würde der abgeschaffte Geldbesitzervorteil durch einen Grundstücksbesitzervorteil abgelöst. Deshalb wird oft in Verbindung mit Freigeldeinführung eine Bodenreform gefordert, welche nur Grundstückspacht statt -besitz erlaubt.

Über Höhe der Umlaufgebühr, Zeitabstände der Erhebung und Details der technischen Realisierung gibt es verschiedene Meinungen.

Häufige kritische Fragen und deren Antworten

  • Frage: "Da heutige Zahlungen immer weniger mit Bargeld, sondern zum überwiegenden Teil als Buchgeld erfolgen, seien die Methoden zur Erhebung von Verfallsgebühren aus o.a. Experimenten kaum brauchbar."
    • Antwort: Eine "Flucht" in Buchgeld durchaus vorstellbar. Einer Verfallsgebühr auf Bargeld wird jedoch auch auf Buchgeld Auswirkungen haben. Nach der engen Gelddefinition "Geld ist, was unter Annahmezwang steht" ist Buchgeld ein Geldsurrogat. Dieses kann (zumindest derzeit) nicht ohne das Bargeld auskommen. Auch Banken sind zur Vorratshaltung von Bargeld verpflichtet und werden die Verfallsgebühr auf eben dieses vorrätig gehaltene Bargeld (etwa in Geldautomaten) natürlich an ihre Kunden, und zwar die Giralgeld-Kunden weitergeben, nicht jedoch auf die Spar-Kunden, denn für diese braucht nicht großartig Bargeld vorrätig gehalten zu werden, da für größere Abhebungen erst eine längerfristige (3-monatige) Kündigung des Sparguthabens notwendig ist. Bei richtig langfristigen Geldanlagen (Festgeld) ist eine vorzeitige Kündigung nicht einmal vorgesehen, folglich auch kein Bargeldvorrat.
  • Frage: "Ungeklärt ist daher, wie eine Umlaufsicherungsgebühr für Giralgeld erhoben werden soll, ohne massive Eingriffe in den Datenschutz und das Bankgeheimnis vorzunehmen."
    • Antwort: Weder Datenschutz noch Bankgeheimnis werden durch eine Umlaufsicherungsgebühr auf Giralgeld berührt.
      • Die oben angesprochene Wirkung von Bargeld auf Buchgeld über die Kassenhaltung ist hängt von zwei Parametern ab: Der Verfallsrate von Bargeld und der Bargeldmenge. Die Verfallsrate sollte nicht geändert werden und voraussehbar bleiben (auch deswegen: wenn die Idee einer optimalen Verfallsrate stimmt, dann wären geänderte Verfallsraten wahrscheinlich weniger optimal). Jedoch kann die Bargeldmenge geändert werden, und zwar über die Zentralbankzinssätze. Verlangt die Zentralbank hohe Zinsen für Bargeld, so kommt wenig Bargeld in Umlauf, verlangt die Zentralbank niedrige Zinsen für Bargeld, so kommt viel Bargeld in Umlauf. Über die Zentralbankzinssätze, die auch negativ sein können, lässt sich also die Unattraktivität von umlaufgesichertem Bargeld wett machen. Spätestens wenn Bargeld mit -5%/Jahr seinen Wert steigert, jedoch der Zentralbankzinssatz für das Leihen solchen Bargelds bei -6%/Jahr liegt, wird sich jeder mit solchem Bargeld eindecken wollen. Offensichtlich gibt es ein gesundes Zinsniveau für umlaufgesichertes Bargeld (was idealerweise langfristig bei 0%/Jahr liegt), bei dem die Bargeldmenge die richtige Größe hat, um für Buchgeld entsprechend gewünscht hohe Kosten zu verursachen.
      • Man könnte auch über die Existenz von Schwarzgeld (was notwendigerweise Bargeld ist) herleiten, dass schon deswegen genügend Bargeld existieren würde. Freilich ist das wegen der beliebigen Geldmengensteuerung aber nicht mehr nötig.
      • Zudem sollte man bedenken, dass bei einer hohen Umlaufgeschwindigkeit die Menge des umlaufgesicherten Bargelds extrem klein sein kann, ohne dass es dabei seine Wirkung (Geldumsatz = Geldmenge*Umlaufgeschwindigkeit) verliert. So mag die Menge von Buchgeld riesig sein, ist es nicht sofort fällig, so ist die Transaktionsanzahl (also die Umlaufgeschwindigkeit) von Buchgeld gering, und damit der Buchgeldumsatz, der damit gemacht wird. Ist dagegen Buchgeld täglich fällig, dann sollte die Bank auch tatsächlich zahlungsfähig sein, also muss sie entsprechend Bargeld vorhalten.
      • Selbst wenn die oben angesprochene Wirkung von Bargeld auf Buchgeld über die Kassenhaltung nicht genügend sein sollte, so gilt immer noch folgendes: Schon heute müssen Kreditinstitute an die Deutsche Bundesbank genau berichten, wie groß das Volumen ihrer täglich fälligen Einlagen (also die Summe aller Girokonto-Guthaben und evtl. Tagesgeld-Guthaben) ist. Danach könnte man zu dieser Summe proportional eine Art Steuer der Bank aufdrücken, die einer leichten Umlaufsicherungsgebühr entspricht. Diese "Steuer" würde die Bank selbstverständlich an ihre Giralgeld-Kunden weitergeben. Eine solche Buchung würde genauso aussehen wie der Abzug von Kontoführungsgebühren vom Konto. Datenschutz und Bankgeheimnis wären also nicht mehr als sie bereits heute durch die Abbuchung von Kontoführungsgebühren gefährdet sind.

Sonstiges

Im deutschsprachigen Raum werden eine Vielzahl der historischen und aktuellen Aktivitäten rund um Komplementärwährungen durch das Unterguggenberger Institut in Wörgl beobachtet und zusammengetragen.

In Deutschland werden die Freigeld- bzw. Regionalgeldinitiativen vom Regio-Netzwerk koordiniert.

Der Wirtschaftswissenschaftler Keynes hat auf der Bretton-Woods-Konferenz ein ähnliches Geldsystem mit der internationalen Währung bancor vorgeschlagen.

Siehe auch: Silvio Gesell, Freiland

Pro

Contra

Literatur