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Intershop (Handel)

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Kaffeedose first class Feinster Hochlandkaffee intershop Sonderfüllung VEB Kaffee- und Nährmittelwerke Halle/Saale.

Intershop war eine Einzelhandelskette in der DDR, deren Waren nur mit konvertierbaren Währungen, später auch mit Forumschecks, jedoch nicht mit Mark der DDR bezahlt werden konnten. Ein unvermeidbarer Nebeneffekt war, dass der normale DDR-Bürger dadurch einen begrenzten Einblick in das Warenangebot des Westens bekam.

Geschichte

Am 14. Dezember 1962 wurde in der DDR die staatliche Handelsorganisation Intershop gegründet. Es sollten frei konvertierbare Währungen (Devisen, Valuta) erwirtschaftet werden. Zielgruppe waren Transitreisende und Besucher aus dem westlichen Ausland. Die ersten, noch mobilen Verkaufsstände wurden in Berlin im Bahnhof Friedrichstraße eingesetzt. Hier wurden hauptsächlich Zigaretten zu einem wesentlich günstigeren Preis als in Westberlin verkauft. Nach und nach kamen Alkohol und andere Waren hinzu. Schon 1962 wurde eine Million DM Umsatz erwirtschaftet.

Anfangs wurde der Intershophandel von der Mitropa organisiert. Mit der Einrichtung der ersten Interhotels wurde dort ein sogenannter „Zimmerservice“ eingeführt. Dieser war meist in einem Hotelzimmer untergebracht und sollte an Ort und Stelle zum Ausgeben von Valutawährungen animieren. Nach und nach wuchsen diese Geschäfte immer mehr.

Später wurden Shops an Grenzübergangsstellen, auf Rastplätzen an den Transitstrecken zwischen der Bundesrepublik Deutschland (Inter-Tank) und West-Berlin und auf Bahnhöfen, Flug- und Fährhäfen eingerichtet. Bezahlt werden konnte mit jeder frei konvertierbaren Währung, vor allem mit Westmark (DM). Das Sortiment umfasste Nahrungsmittel, Alkohol, Tabakwaren, Kleidung, Spielwaren, Schmuck, Kosmetika, technische Geräte, Tonträger und vieles mehr. Diese Produkte gab es in der DDR für die offizielle Währung Mark der DDR gar nicht oder nur in minderer Qualität zu kaufen, obwohl der größte Teil des Warenangebots im Rahmen der Gestattungsproduktion in der DDR für Westfirmen produziert wurde.

Bis 1974 war es DDR-Bürgern verboten, Valuta zu besitzen (siehe Westgeld). Durch Erlass der Ministerrates der DDR wurde dieses Verbot aufgehoben, DDR-Bürger durften seitdem in den meisten Intershops einkaufen. Die an Autobahnraststätten gelegenen, sogenannten „Transitshops“ – teilweise mit Selbstbedienung – waren jedoch nach wie vor nur für Reisende aus dem nicht-sozialistischen Ausland zugänglich, weshalb an den Eingängen die Reisedokumente vorzuzeigen waren. Zudem war das Angebot auf zollfreie Waren (Zigaretten, Spirituosen, Kaffee und Parfum) sowie Markenkleidung, Uhren und Schmuck ausgerichtet. Die Verkaufspreise für diese Waren lagen deutlich unter dem Preisniveau in der Bundesrepublik Deutschland oder Westberlin, während die Intershop-Preise für alle die Waren, die vor allem von DDR-Bürgern nachgefragt wurden, relativ hoch waren. DDR-Bürger konnten Valuta jedoch nicht legal gegen Mark der DDR eintauschen. Legal waren nur Valutageschenke von Verwandten aus dem westlichen Ausland oder Arbeitsentgelt für Tätigkeiten im westlichen Ausland, das anteilig in Valuta ausgezahlt wurde. 1974 gab es mittlerweile 271 Intershops. 1977 nahm Erich Honecker öffentlich im DDR-Fernsehen während einer Rede zu den Intershops Stellung.

Forumscheck über 1 DM

Ab April 1979 mussten Valuta bei der Staatsbank der DDR in sogenannte „Forumschecks“ umgetauscht werden. Eine Forumscheck-Mark entsprach einer DM. Für die Versorgung der Intershop-Läden war die zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörende „forum Außenhandelsgesellschaft mbH“ mit 900 Mitarbeitern zuständig.

In den 80er Jahren gab es mittlerweile 380 Filialen, der Umsatz ging in die Milliarden. Seit 1962 wurden in der DDR die zuletzt 300 Filialen von Exquisit (für hochwertige Bekleidung/Schuhe/Kosmetika) und seit 1976 550 Geschäfte von Delikat (für hochwertige Nahrungsmittel/Feinkost) aufgebaut, sie ermöglichten auch Bürgern der DDR ohne Westgeld den Zugang zu hochwertigen Waren, um überschüssige Kaufkraft abzuschöpfen. Diese Ungleichbehandlung war einer der Hauptkritikpunkte vieler Bürger der DDR, die mit ehrlicher Arbeit allein nie etwas im Intershop kaufen konnten.

Das Ministerium für Staatssicherheit (kurz MfS) überwachte die Intershops sehr stark, oftmals arbeiteten Angehörige von MfS-Mitarbeitern oder -Funktionären als Verkäuferinnen. Teilweise wurden auch Überwachungskameras eingesetzt, anfangs wurden sogar die Pässe kontrolliert. Auch der Warentransport war gut gesichert. Trotzdem kam es aber zu zahlreichen Diebstählen und einigen teilweise bewaffneten Überfällen auf Intershop-Filialen. Bei der Aufklärung war neben der Volkspolizei immer auch das MfS beteiligt. Man stellte fest, dass auch Filialleiter und Angestellte häufig zur Tätergruppe gehörten. Daher wurde seit den 80er Jahren ein Teil des Lohns in Westgeld an das Verkaufspersonal ausgezahlt, Trinkgelder mussten nach festen Regeln abgeführt werden.

Da man im Intershop nicht fotografieren durfte, existieren nur sehr wenige Fotos aus dem Inneren der Läden. Die meisten stammen vom MfS. Der westdeutsche Fotograf Günter Schneider erstellte im Rahmen einer größeren Reportage über die Transitstrecken zahlreiche Fotos von Intershopläden. [1]

Sonstiges

Im Innern der Läden herrschte ein charakteristischer Duft, der als "Mischung von süßlich-parfümierten Reinigungsmitteln, Waschpulver und Seifen, vermischt mit dem herben Duft von frischgeröstetem Kaffee und dem Geruch der neuen Hochglanz-Werbe-Broschüren und Verpackungen" beschrieben wird. [2]

Siehe auch

Ähnliche Geschäfte

Liste der Intershops

A

B

C

D

  • Dessau
    • Dimitroffplatz
  • Dresden
    • Hauptbahnhof
    • Hotel Bellevue
    • Hotel Astoria, Strehlener Platz
    • Zwinglistraße
    • Waldparkhotel
    • Motel, Zschertnitz
    • Hotel Dresdner Hof (jetzt: Hilton)
    • Dr-Külz-Ring

E

  • Eberswalde
    • am Bahnhof
    • Schicklerstraße
  • Eisenach
    • im Bahnhof
    • am Nikolaitor (heute Sitz der KKH)
    • Thüringer Hof (Platz der DSF)
    • auf der Wartburg
    • in der Mühlhäuser Straße
    • im Interhotel
  • Eisenhüttenstadt
    • Hotel Lunik
    • Saarlouiser Straße (ehem. Straße des Komsomol)
    • Erich-Weinert-Allee (Ecke Friedrich-Engels-Straße)
  • Elsterwerda
    • Kirchstraße
  • Erfurt
    • im Erfurter Hof, später im Grünen Gewölbe in der Schmidtstedter Straße
    • Interhotel Kosmos

F

G

  • Gardelegen
    • am Salzwedler Tor
  • Gera
    • neben dem Interhotel
    • Gera-Lusan
    • Intershopkaufhalle in der Clara-Zetkin-Straße
    • Südbahnhof
  • Glauchau
    • Dr.-Külz-Str. (nahe Hotel "Lindenhof")
  • Görlitz
    • Jakobstraße gegenüber dem Kino
  • Greiz
    • Hotel "Thüringer Hof"
  • Grenzübergang Cheine-Bergen/Dumme
    • B 71 (ehemals F 71)
  • Gotha
    • Gartenstraße und im Alten Bahnhofshotel
  • Greifswald
    • Karl-Liebknecht-Ring 1
    • Strasse der Freundschaft
  • Grimmen
    • Am Markt, nur Nahrungs- und Genussmittel, keine Kleidung
  • Güstrow
    • Enge Straße

H

  • Hagenow
    • in der Schweriner Straße (nach Neubau zunächst Standort der Arbeitsagentur Hagenow, jetzt Geschäftsstelle der Schweriner Volkszeitung)
  • Halberstadt
    • im Gebäudes des Hotels und Restaurants „Weißes Ross“ am Kollwitzplatz
    • im Bahnhofsgebäude
  • Haldensleben
    • gegenüber dem Warenhaus Roland, später, nach einem Brand, zwei Filialen in der Nähe des Stendaler Tors
  • Halle an der Saale
    • im Interhotel Halle am Thälmannplatz (jetzt Hotel maritim am Riebeckplatz)
    • im Hauptbahnhof (ursprünglich in der Bahnhofshalle, nach Umgestaltung am Bahnhofsvorplatz)
    • am Südstadtring
    • Halle-Neustadt
  • Hennigsdorf
  • Hermsdorf
  • Heringsdorf
  • Horst
  • Hildburghausen
    • Burghof
  • Hoyerswerda
    • im Wohnkomplex 6 (Kosmonautenviertel), hauptsächlich Kleidung, Technik u. s. w.
    • in der Nähe des Bahnhofs, nur Lebensmittel
    • im „Gästehaus“ – ein Hotel gegenüber dem Centrum-Warenhaus

I

  • Ilmenau
    • im Löwen (Lindenstraße)
    • in der Marktstraße (heutiger T-Punkt)

J

  • Jena
    • Passage
    • Saalbahnhof
    • Hotel „Schwarzer Bär“

K

L

  • Leinefelde
    • im Gebäudekomplex ehemalige Stadthalle – heute „Obereichsfeldhalle“
  • Leipzig
    • im Interhotel „Stadt Leipzig“ am Brühl
    • Hauptbahnhof
    • am Hotel Astoria (das Hotel ist seit 1997 geschlossen)
    • Messegelände in der damaligen Leninstraße (heute Prager Straße)
    • auf der Rückseite des Petershofes neben dem Thüringer Hof in der Burgstraße
    • im ehemaligen Interhotel „Merkur“ in der Gerberstraße
    • Flughafen Leipzig/Halle „Ringeltaube“
  • Lübbenau
  • Luckau
    • Lindenstraße
  • Ludwigsfelde
    • Schülerspeisegaststätte Potsdamer Straße
  • Ludwigslust
    • Schweriner Straße
  • Lobenstein (Thüringen) – siehe Bad Lobenstein

M

  • Magdeburg
    • im Interhotel „INTERNATIONAL“
    • Im Hotel „Ratswaage“ Julius-Bremer-Straße
    • im Hauptbahnhof
    • heutige Goldschmiedebrücke – Höhe Kloster Unserer Lieben Frauen
    • am Schiffshebewerk Rothensee
  • Meiningen
    • im Bahnhof
    • im Hotel „Sächsischer Hof“
  • Meissen
    • im Bahnhof
    • Dresdner Straße
    • Ernst Thälmann Straße
  • Michendorf
    • Autobahnraststätte (Nord- und Südseite jeweils ein „Transitshop“ nur für Reisende aus dem nicht-sozialistischen Ausland; Verkauf nur gegen frei konvertierbare Währung, nicht gegen Forumschecks; auf der Südseite zusätzlich ein normaler Intershop ohne Selbstbedienung)
  • Mittweida
    • Markt
    • Weberstraße
  • Mühlhausen/Thüringen
    • Röblingstraße

N

O

P

  • Pasewalk
    • Bahnhof
  • Pirna
    • Markt, später Fr.-Engel-Str. (jetzt Neubau Gartenstraße 35)
  • Plauen
    • Oberer Bahnhof
    • Bahnhofstraße
  • Potsdam
    • Baracken am ehemaligen Hauptbahnhof (jetzt Bahnhof Pirschheide)
    • Interhotel (jetzt Hotel Mercure)
    • Schloss Cecilienhof (nur für Reisende aus dem nicht-sozialistischen Ausland; Verkauf nur gegen frei konvertierbare Währung, nicht gegen Forumschecks)
    • gegenüber dem Eingang zum Park Sanssouci am Obelisk
    • Baracke neben Hotel „Am Jägertor“
  • Pößneck
    • neben dem Hotel „Posthirsch“
  • Prenzlau
    • Grabowstraße

Q

R

  • Rathenow
    • Schopenhauerstraße
  • Reichenbach (Vogtland)
    • Im Bahnhof
  • Riesa
    • HdS (Haus der Stahlwerker)
    • Pausitzer Straße
  • Rostock
    • Nähe Bahnhof
    • Hotel Warnow
    • Hotel Neptun
    • Industriestraße
    • Warnemünde Strandstraße
  • Rudolstadt
    • Nähe Bahnhof (Platz der Opfer des Faschismus)

S

T

U

  • Usadel
    • an der damaligen F 96, im Mitropa-Motelgelände

W

Z

  • Zarrentin
  • Zeitz
    • Hotel "Drei Schwäne" am damaligen Friedensplatz (heute Altmarkt)
  • Zeulenroda
    • Kirchstraße
  • Zerbst
    • Am Markt, später Brüderstraße
  • Ziesar
    • Autobahnraststätte („Transitshop“ nur für Reisende aus dem nicht-sozialistischen Ausland; Verkauf nur gegen frei konvertierbare Währung, nicht gegen Forumschecks)
  • Zinnowitz
    • am Ende der Strandpromenade
  • Zittau
    • Innere Weberstraße
  • Zwickau
    • Bahnhofstraße

Einzelnachweise

  1. Friedrich Christian Delius, Peter Joachim Lapp, Transit Westberlin. Erlebnisse im Zwischenraum, ISBN 3-86153-198-4
  2. http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2007-02/artikel-7806490.asp
  3. http://www.theater-grashuepfer.de/Thbau.html