Physiologie
Die Physiologie (v. griech. φύση, phýse "die Natur" u. λόγος, lógos "die Lehre, Vernunft"; griech.: φυσιολογία) befasst sich mit den physikalischen, biochemischen und informationsverarbeitenden Funktionen der Lebewesen. Der Begriff wurde von Jean Fernel (1497–1558) geprägt.
Ihre Themen sind so vielfältig wie die Biologie im Ganzen, wobei aber ihr Blick auf die Dynamik biologischer Vorgänge und deren kausale Zusammenhänge gerichtet ist; sie beschreibt also eher Veränderungen als statische Zustände. Die wichtigsten Werkzeuge, Versuchsanordnungen und Messverfahren kommen aus Physik und Chemie.
Je nach betrachtetem Themen-Schwerpunkt spezialisiert sich die Physiologie in die der Pflanzen und die der Tiere; die Physiologie des Menschen steht neben der Tierphysiologie.
Je nach Ebene (und Schwerpunkt) betrachtet die Physiologie so Unterschiedliches wie z.B. Enzymreaktionen, Photosynthese, Atmung und Verdauung, hormonelle Regelkreise, Sinneswahrnehmung, die Funktion des Gehirns.
Auch krankhafte Zustände werden untersucht: Dabei ist die Pathophysiologie auch wieder mehr an dynamischen Entwicklungen als an bloßer Zustandsbeschreibung interessiert.
Die Grenzen der Physiologie zu Anatomie, Biochemie, Molekularbiologie, Psychologie und Neurobiologie sind unscharf.
An deutschen Universitäten ist die Physiologie meist an den medizinischen Fakultäten beheimatet und zählt mit Biochemie, Anatomie und Psychologie, sowie den drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik zu den vorklinischen Fächern, die im Rahmen des Physikums auch eine staatliche Zwischenprüfung darstellen.
Ohne die Physiologie wäre eine gezielte Pharmakologie nicht möglich; denn sie kann Wirkungen, Eigenschaften und Nachteile von Medikamenten teilweise beschreiben und auch voraussagen.
Weitere Beispiele physiologischer Themen und Gebiete
- Zellphysiologie
- Informationsvermittlung durch elektrische Erregung
- Erregungsübertragung von Zelle zu Zelle
- Muskelphysiologie
- Motorische Systeme
- Neurophysiologie
- Allgemeine Physiologie der Großhirnrinde
- Wachen, Aufmerksamkeit und Schlafen
- Lernen und Gedächtnis
- Motivation und Emotion
- Kognitive Funktionen und Denken
- Allgemeine Sinnesphysiologie
- Das somatoviszerale sensorische System. Nozizeption und Schmerz
- Der Gleichgewichtssinn
- Hören und Sprechen
- Gesichtssinn
- Geschmackssinn
- Geruchssinn
- Grundlagen physiologischer Regelungsprozesse
- Vegetatives Nervensystem
- Endokrinologie
- Funktionen des Blutes
- Mechanik der Herzaktion
- Erregungsphysiologie des Herzens. Gefäßsystem und Kreislaufregulation
- Lungenatmung
- Rhythmogenese
- Atemgastransport und Säure-Basen-Status des Blutes
- Gewebeatmung
- Energie- und Wärmehaushalt, Temperaturregelung
- Arbeits-, Sport-, Umweltphysiologie
- Alter und Altern
- Epithelien
- Funktionen der Niere
- Wasser- und Elektrolythaushalt
- Ernährung
- Funktionen des Magen-Darm-Kanals
- Fortpflanzung
Literatur
- Ernst Schubert: Physiologie des Menschen. Grundriss für medizinische Fachberufe. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Zwickau 2002 ISBN 3-928921-79-7
- Rainer Klinke, Stefan Silbernagl (Hrsg.): Lehrbuch der Physiologie. 3. Aufl. Thieme, Stuttgart 2001 ISBN 3-13-796003-7
- Robert F. Schmidt, Gerhard Thews, Florian Lang (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 28. Aufl. Springer, Berlin 2000 (Springer-Lehrbuch) ISBN 3-540-66733-4
- Stefan Silbernagl, Agamemnon Despopoulos: Taschenatlas der Physiologie. 5. Aufl. Thieme, Stuttgart 2001 ISBN 3-13-567705-2
- Gerhard Thews, Peter Vaupel: Vegetative Physiologie 4. Aufl. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001 ISBN 3-54-067791-7