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Kastell Buch

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Kastell Buch
Limes ORL 67 (RLK)
Strecke (RLK) Rätischer Limes,
Strecke 12
Datierung (Belegung) um 160 n. Chr. bis um 250 n. Chr.
Typ Kohortenkastell
Einheit unbekannte Chohors equitata
Größe 139,5 m × 149 × 139,5 × 151 = 2,1 ha
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Mauerwerk konserviert und restauriert
Ort Rainau, Buch
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Vorhergehend Kastell Aalen (südwestlich)
Anschließend Limestor Dalkingen (nordöstlich)

Das Kastell Buch ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das nahe am Obergermanisch-Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, zur Grenzsicherung errichtet wurde und heute auf den Gemarkungen des Weilers Buch im Ostalbkreis, Baden-Württemberg, liegt. Das Kastell bildet seit 1972 zusammen mit seiner antiken Zivilsiedlung, dem unmittelbaren Abschnitt der hier entlangführenden Limes sowie des dort befindlichen Limestor Dalkingen das Freilichtmuseum am rätischen Limes. Bekannt wurde Buch neben dem Limestor besonders auch durch seine kostbaren Funde.

Lage und Forschungsgeschichte

Die Garnison wurde in topographisch günstiger Lage auf einem Geländesporn errichtet, um neben der Überwachung dieses Limesabschnitts auch das nordöstlich in die Rätische Mauer eingebaute, rund 2,25 Kilometer vom Kastell entfernte Limestor mit seinem Grenzverkehr zu kontrollieren. Daneben hatte die Besatzung von der Anhöhe aus einen guten Blick auf das von Norden her in das römische Reichsgebiet tretende Jagsttal. Der Limes läuft in diesem Bereich von Südwesten kommend in einem Minimalabstand von rund 1,15 Kilometern westlich des Kastells nach Nordosten und beschreibt dort rund zwei Kilometern im Norden des Lagers einen leichten Bogen nach Südosten. Der nördlichste Punkt dieses Bogens war für die Soldaten in der Befestigung gut einsehbar und rund 2,2 Kilometer entfernt; genau an der Stelle, an der die Jagst das römische Gebiet verläßt. Die antiken Geometer haben diesen Bogen bewußt angelegt, um das Jagsttal besser überwachen zu können. Wie Bedeutung dieser Flußsenke wird durch die Vermutung gestärkt, daß es hier bereits in vorgeschichtlicher Zeit eine wichtige Nord-Süd-Durchgangsstraße gegeben haben könnte.[1] Das nordöstliche Ende des Limesbogens befindet sich in rund drei Kilometer Entfernung. An einer vermuteten Wachturmstelle knickt die Rätische Mauer in westöstliche Richtung ab, um nach 1,5 Kilometern für ein längeres Stück nach Nordosten bis zum Kastell Halheim zu laufen. Der Geländesporn, auf dem die Bucher Befestigung steht, wird an der Nordflanke durch das kleine Tal des Ahlbachs begrenzt. Dieser fließt nordöstlich unterhalb der Befestigung in die Jagst, die bis zu diesem Punkt von Südosten herabfließt, um dann nach Norden abzuknicken. Die Westflanke des Sporns beschneidet der Langenbach. Im Talgrund, dort, wo Jagst und Ahlbach zusammentreffen, befand sich der Vicus, die Zivilsiedlung des Kastells sowie das Kastellbad, doch auch am Osthang der Jagst wurden antike Bauten entdeckt. Eine wichtige Heer- und Handelsstraße führte von Buch zum bedeutendsten Kastell des Rätischen Limes im heutigen Aalen. Die Verlängerung dieser Straße bildete ihre Weiterführung bis zum von Buch aus nicht einsehbaren Limestor und darüber hinaus ins freie Germanien, wo sich ihre Spuren gleich hinter der Grenze verlieren.[2]

Erste Grabungen am Kastell durch die Reichs-Limes-Kommission (RLK) fanden 1887 statt. Damals wurden Wehrmauern, Tore, Türme sowie die in Steinbauweise ausgeführten Innenbauten erforscht. Auch das Kastellbad im Jagsttal konnte untersucht werden. 1969 gruben die Forscher im Mahdholz an der Limesmauer bei Schwabsberg und konservierten 1970 ein Steinturmfundament. 1974 wurde in diesem Bereich ein Limesturm aus Holz rekonstruiert, nachdem hier auch ein hölzerner antiker Bau nachgewiesen werden konnte. Details dieser Rekonstruktion sind umstritten. Am Südrand von Schwabsberg wurde 1969 und 1976 die hölzerne Limespalisade angeschnitten und dendrochronologisch untersucht. Im Zuge der Flurbereinigung wurde im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg 1972 das Südtor, in Buch die Porta principalis dextra, ein kleines Stück der sich östlich anschließenden Wehrmauer sowie der darauffolgende Zwischenturm nachuntersucht. Außerdem nahmen die Archäologen einen Schnitt durch den Doppelspitzgraben vor. Die 1972 untersuchten Mauern wurden nach der Ausgrabung sichtbar konserviert. 1973 und 1974 konzentrierten sich die Arbeiten auf das Limestor. Durch den zwischen 1974 bis 1980 hergestellten und 1982 aufgestauten Bucher Stausees versanken große Bereiche der Täler von Jagst und Ahlbach im Umfeld des Kastells. Die Neutrassierung der Bundesstraße B 290 wurde fast direkt vor die Porta praetoria, mitten durch den Vicus gelegt, weshalb zwischen 1976 bis 1979 in diesem Bereich Notgrabungen stattfanden. 1975/76 ist das Kastellbad erneut untersucht worden und südlich davon wurden 1979/80 zwei weitere Vicusbauten von den Ausgräbern ans Licht gebracht. Die Therme sowie diese zwei Häuser wurden nach der Grabung konserviert und sind zu besichtigen. Ebenfalls 1979 ist nordöstlich des Bades, auf dem östlichen Uferhang der Jagst bei Planierarbeiten ein großer römischer Ziegelbrennofen entdeckt und ergraben worden. Die Archäologen haben den Bau danach jedoch wieder zugeschüttet und in das Grabungsschutzgebiet aufgenommen. 1992 wurden Kastell und Teile der Zivilsiedlung geophysikalisch nachuntersucht.

Baugeschichte

Denkmalschutz

Kastell Buch und sein Vicus sowie alle anderen hier behandelten Bauten sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Daneben sind diese Gebäudestrukturen auch Bodendenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-786-12347-0, S. 263ff.
  • Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9.
  • Dieter Planck: Das Freilichtmuseum am Rätischen Limes im Ostalbkreis. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3806202230.

Einzelnachweise

  1. Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9. S. 133.
  2. Walter Sölter (Hrsg.): Das römische Germanien aus der Luft. 2. Auflage. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1983, ISBN 3-7857-0298-1, S. 58.

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