Wiener Außenring Schnellstraße
Die Wiener Außenring Schnellstraße S1 verbindet derzeit die Süd Autobahn A2 und die Wiener Außenring Autobahn A21 vom Knoten Vösendorf mit der Ost Autobahn A4 beim Knoten Schwechat. Sie soll im Endausbau weiter über die Lobau und die Anbindung zur Nordautobahn A5 bis zur Donauufer Autobahn A22 bei Korneuburg führen. Der bisher gebaute Teil ist seit April 2006 für den Verkehr freigegeben. Der Abschnitt von Süßenbrunn bis Korneuburg ist seit Februar 2007 in Bau. Die vignettenpflichtige S1 ist trotz ihrer Klassifizierung als Schnellstraße straßenverkehrsrechtlich als Autobahn ausgeschildert. Der Betrieb und die Instandhaltung erfolgt durch die ASFiNAG.
Bedeutung
Die S1 ist ein wichtiger Teil des Regionenrings (A1-S33-S5-A22-S1-A21-A1).[1] Der gesamte Regionenring umfasst rund 200 km wobei circa 130 km bereits fertiggestellt sind und circa 70 km noch zu realisieren sind. Die Gesamtkosten betragen circa 3,2 Milliarden Euro. Der Regionenring wird voraussichtlich 2014 fertiggestellt.
Befürworter versprechen sich eine große Entlastung der stark befahrenen A23, während die Gegner einen rapiden Anstieg des Transits auch auf der A21 und der A4 befürchten. So wurde immer wieder versucht, den Bau durch Gerichtsverfahren und Einsprüche zu verzögern.
S1 Süd
Die 16,2 km lange Trasse wurde ursprünglich bereits in den 1940er Jahren geplant. Aber erst mit dem Bau der A21 wurde hier die Neuplanung als "B301" wieder begonnen. In der Zwischenzeit wurden große Teile der ursprünglichen Trasse bereits verbaut, so dass nicht nur zahlreiche Grundstücksablösen, sondern auch Untertunnelungen durchgeführt werden müssen.
Am 25. Oktober 2001 begannen schließlich die Bauarbeiten für die S1-Süd. Am 10. Dezember 2004 konnte das erste Teilstück zwischen Schwechat-Süd und -Ost freigegeben werden, am 4. März 2005 folgte der Abschnitt bis zum Knoten Schwechat. Die Gesamtfreigabe der Strecke Vösendorf–Schwechat erfolge am 28. April 2006.
Nordostumfahrung Wien (geplant)
Verlängert werden soll die S1 von Schwechat in Richtung der in Bau befindlichen Nord Autobahn. Dieser Teil ist auch als Nordostumfahrung bekannt und war früher als B305 geplant. Dabei standen mehrere Varianten zur Auswahl. Im März 2005 fiel der Beschluss die S1 unter der Donau über niederösterreichisches Gebiet und im Bereich der Stadtgrenze von Wien zu bauen.
Die geplante Trasse führt östlich des Kraftwerkes Freudenau unter der Donau und unter dem Nationalpark Donau-Auen durch einen 8 km langen zweiröhrigen Tunnel. Jede der beiden Röhren, mit einem Durchmesser von 15 m, soll zwei Fahrspuren und einen Pannenstreifen aufweisen. Die Sohle des Tunnels wird etwa 50 m unter der Oberfläche und damit unter den Schotterlagen im Schluf liegen. Damit ist mit geringeren Grundwassergefährdungen zu rechnen. Die beiden Röhren werden mehrere Querverbindungen haben, sodass im Falle eines Brandes die nicht betroffene Röhre als Fluchtweg genutzt werden kann. Da innerhalb des Naturparkes keine technischen Hochbauten stehen dürfen, müssen die Entlüftungen bis an das Ende des Tunnels geführt werden. Diese Sicherheitsmaßnahme wird von Tunnelgegnern als nicht ausreichend betrachtet, da man befürchtet, dass im Falle eines Unfalls oder Brandes die Leute nicht rechtzeitig aus dem Tunnel flüchten können. Dieses Baulos wird eines der teuersten in der Geschichte des österreichischen Autobahnbaues. Die Fertigstellung des Abschnitts von Süßenbrunn nach Groß-Enzersdorf ist für das Jahr 2014 geplant. Die weitere Verlängerung zur S1-Süd und Ost Autobahn A4 bei Schwechat und damit der Lückenschluss des Regionenrings soll im Jahr 2018 fertig gestellt werden.
S1 Ost und West (in Bau)
Im Anschluss an die Wiener Nordrand Schnellstraße S2 wird die S1 (Ost) von Süßenbrunn bis zur Nord Autobahn A5 beim Knoten Eibesbrunn seit 2007 gebaut. Die Fertigstellung dieses Abschnitts, welcher die Bezeichnung S1-Ost trägt, ist für November 2009 geplant.
In weiterer Folge wird die S1 vom Knoten Eibesbrunn bis zur Donauufer Autobahn A22 (Einbindung am Knoten Korneuburg) führen. Dieser Abschnitt trägt die Bezeichnung S1-West[2]. Nachdem die ursprüngliche Trassenverordnung für diesen Bereich vom österreichischen Verfassungsgerichtshof wegen eines Formalfehlers im Sommer 2007 aufgehoben wurde, musste das UVP-Verfahren neu durchgeführt werden. Da allerdings schon alle Gutachten vom vorigen Verfahren vorhanden waren, konnte dieses in weit kürzerer Zeit als üblich über die Bühne gebracht werden. Seit 27. Dezember 2007 ist der Verlauf der S1-West durch einen Bescheid des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie wieder fixiert. Die Verkehrsfreigaben für den Abschnitt vom Knoten Eibesbrunn zum Knoten Korneuburg ist für Februar 2010 vorgesehen.
Beide Abschnitte (S1 Ost und West) werden als Teil der PPP Ostregion durch ein Public Private Partnership-Modell von der Bonaventura Straßenerrichtungs-GmbH (einem Konsortium aus HOCHTIEF PPP Solutions GmbH, ALPINE Bau GmbH und Egis Projects) verwirklicht.[3]
Technik
Die S1 gilt auf Grund ihrer Ausstattung als die modernst ausgestattete Autobahn bzw. Schnellstraße in Österreich. Entlang der gesamten Strecke sind Überkopfwegweiser in Form von Prismenwendern und LED-Anzeigen angebracht, die über eine Verkehrsbeeinflussungsanlage die Autofahrer je nach Verkehrslage verschiedene Routen, Hinweise, Geschwindigkeitsbeschränkungen und sonstige Meldungen anzeigen können. Sie werden alle von der Leitzentrale in Wien-Inzersdorf automatisch gesteuert.
Speziell sind in den drei Tunnels Pumpanlagen eingerichtet, die das Niederschlagswasser so schnell wie möglich wegpumpen.
Bauliche Kritik
Gleich von Beginn kam heftige Kritik an der ASFINAG in Bezug auf die Anbindung an die A 4. Der Knoten Schwechat wurde im Zuge des Baus der S 1 nicht ausgebaut, da für Herbst 2006 der Baubeginn des Ausbaus der A 4 inklusive Ausbau des Knotens Schwechat geplant war. Der Knoten Schwechat war vor Bau der S 1 die Anschlussstelle Schwechat. Bei einem sofortigen Ausbaus des Knotens hätte es auf der A 4 während des Baus der S 1 und des A 4 Ausbaus Behinderungen gegeben. Die bestehende Anschlussstelle war als Doppelkurve mit sehr engen Kurvenradien ausgeführt.
Unmittelbar nach Eröffnung der S 1 kam es am Knoten Schwechat sehr häufig zu schweren Unfällen. Trotz anschließend verfügter Beschränkung der Geschwindigkeit auf 60 km/h fuhren die Verkehrsteilnehmer am Verkehrsknoten Schwechat für den dortigen Kurvenradius zu schnell, was zahlreiche Unfallopfer, und schließlich auch Todesopfer, zur Folge hatte. In einer von der Autobahnpolizei Schwechat durchgeführten Geschwindigkeitsmessung am 16. und 17. August 2006 fuhren 1800 Fahrzeuge in weniger als 24 Stunden zu schnell.[4] Auch ein Aufrauen der Fahrbahn im Gefahrenbereich half wegen der Kombination aus engen Kurvenradien und Geschwindigkeitsüberschreitungen nichts. Nach einem Unfall mit Todesfolge wurde der ursprüngliche Plan verworfen und der Umbau umgehend begonnen, welcher im Dezember 2006 abgeschlossen wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Beschilderung speziell für Tempolimits sehr verwirrend sei. Einerseits sind ferngesteuerte variable Verkehrszeichen auf Überkopfbrücken montiert. Zusätzlich sind noch Beschränkungen für Lkw mit Zusatztafeln. Speziell von Ausländern, die die Straße nicht kennen, wird es sehr unübersichtlich empfunden.
Der Umbau sowohl bei der S 1 als auch bei der A 4 führte bereits in den ersten Monaten nach der Eröffnungen zu einem Rekord von Geisterfahrern (16 in nur 4 Monaten). Als Grund wird von der Autobahnpolizei angegeben, dass die meisten Geisterfahrer an Anschlussstellen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit vorbeifahren und dann auf der Schnellstraße wenden oder zurückschieben.[4]
Naturschutzbedenken
Bei der geplanten Verlängerung der S1 im Gebiet der Lobau, gibt es Bedenken, dass zwar der Verkehr selbst unterhalb verläuft, aber die Abgase des Tunnels mitten im Naturschutzgebiet herausgeführt werden.
Aus diesen und anderen Gründen gibt es immer wieder Bürgerinitiativen gegen die Verlängerung nach Norden. So wurde im Dezember 2006 das Gebiet, wo Probebohrungen durchgeführt werden, von Demonstranten besetzt und die Baufirmen an den Bohrungen gehindert. Erst nach acht Wochen konnten diese nach einer Klagsdrohung der ASFINAG und einer Zusage eines Runden Tisches an der auch Umweltschützer teilnehmen sollen, durchgeführt werden.
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fertige S1 bei Schwechat
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S1-Baustelle bei Seyring
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S1 vor dem Knoten Eibesbrunn
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fast fertige S1 zwischen Seyring und Süßenbrunn
Einzelnachweise
Siehe auch
Weblinks
- Schwechat - Süßenbrunn (S2) (Projektbeschreibung der ASFINAG)
- Süßenbrunn (S2) - Eibesbrunn (A5) (Projektbeschreibung Land NÖ)
- Eibesbrunn (A5) - Korneuburg (B6) (Projektbeschreibung Land NÖ)
- Korneuburg (B6) - Knoten Korneuburg (A 22) (Projektbeschreibung Land NÖ)
- Artikel des Bundesdenkmalamts (BDA) zu archäologischen Grabungen auf den Trassen von A5 und S1 (Jänner 2007)