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Johannes Hahn (Politiker)

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Johannes Hahn

Johannes „Gio“ Hahn (* 2. Dezember 1957 in Wien) ist ein Politiker der ÖVP und seit 11. Jänner 2007 Bundesminister für Wissenschaft und Forschung. Bis 2008 bekleidete er dieses Amt im Kabinett Gusenbauer, seit 2. Dezember 2008 im Kabinett Faymann, wo er auch interimistisch bis zur Angelobung der von der ÖVP vorgeschlagenen Richterin Claudia Bandion-Ortner am 15. Jänner 2009, das Amt des Bundesministers für Justiz innehatte. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Hahn begann seine politische Karriere in der ÖVP-Jugendorganisation Junge Volkspartei, deren Wiener Landesobmann er von 1980 bis 1985 war. Danach folgten Tätigkeiten beim Bundesjugendring und im Generalsekretariat der ÖVP. 1992 wurde Hahn Landesgeschäftsführer der ÖVP Wien, 1996 auch Gemeinderat. Mitglied des Vorstandes der Novomatic AG 1997–2003, Vorstandsvorsitzender der Novomatic AG 2003. Von 2003 bis 2006 war er nicht-amtsführender Stadtrat und seit 2004 Obmann der ÖVP Wien und war damit auch Spitzenkandidat für die im Oktober 2005 abgehaltene Landtagswahl, bei denen die ÖVP mit 18 Mandaten zweitstärkste Partei im Landtag wurde.

Diskussion um Hahns Doktorarbeit

Nach seiner Matura im Jahr 1976 begann Johannes Hahn zunächst das Jus-Studium in Wien, schwenkte dann jedoch auf Philosophie um. 1987 dissertierte er mit Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt zum Dr. phil. Im Mai 2007 warf ihm der Salzburger Medienwissenschaftler Stefan Weber vor, in seiner Arbeit „absolut schlampig“ gearbeitet und „seitenweise unzitiert abgeschrieben“ zu haben.[1] Ein Gutachten der Ombudsstelle der Universität Zürich wertete jedoch die von Weber zunächst inkriminierten Passagen als nicht plagiatsverdächtig.[2] Laut Stefan Weber und dem Wiener Philosophen Herbert Hrachovec läge diesem Gutachten aber nur ein kleiner Teil der Doktorarbeit zugrunde. Über die gesamte Arbeit hinweg gäbe es Dutzende nicht korrekt gekennzeichnete Zitate.[3] Im Juni 2009 veröffentlichte Hrachovec, der wie der Betreuer der Dissertation von Johannes Hahn am Institut für Philosophie der Universität Wien lehrt, einen Forschungsbericht, der die ersten 100 Seiten der Doktorarbeit analysiert. Hrachovec hat über die von Weber aufgefundenen Stellen hinaus weitere abgeschriebene Passagen sowie zahlreiche Schlampereien entdeckt, die die Beurteilbarkeit der Arbeit insgesamt in Frage stellen würden.[4] Die inneruniversitäre und mediale Diskussion zu dem Thema ist allerdings seit 2007 verstummt.

„Es handelt sich um eine Arbeit minderer Qualität, die stellenweise an das Banale und sogar Peinliche grenzt. In ihrer Abfassung sind elementare Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens vielfach mißachtet worden. Die Schlamperei grenzt an Fahrlässigkeit. Mit Wissenschaft hat das nur als abschreckendes Beispiel zu tun.“

Herbert Hrachovec

Austritt aus dem CERN-Projekt

Am 7. Mai 2009 kündigte Bundesminister Hahn im Budget-Unterausschuss des Nationalrats im Zuge der parlamentarischen Beratungen um die Wissenschafts- und Forschungsbudgets für 2009 und 2010 an, die seit 50 Jahren bestehende österreichische Mitgliedschaft beim CERN ab 2010 beenden zu wollen, da die Kosten dafür angeblich zu hoch wären. Mit dem Mitgliedsbeitrag in Höhe von 16 Millionen Euro jährlich seien 70 Prozent der Mittel, die für Mitgliedschaften zur Verfügung stehen, an die CERN-Mitgliedschaft gebunden und blockieren nach Aussage von Bundesminister Hahn zukunftsträchtigere Wege der Forschungskooperation, die für die nationale Profilbildung, die internationale Präsenz und Wettbewerbsfähigkeit wesentlich seien. Wesentlich für die Zukunft seien Beteiligungen im Bereich Sozial- und Humanwissenschaften, Bio- und Medizinwissenschaften, Materialwissenschaften sowie Physik und Astronomie.[5] Dieser Schritt hat heftige Kritik von Wissenschaftlern aus Österreich und dem Ausland, darunter einige Nobelpreisträger, hervorgerufen und hat auch am CERN große Sorge über mögliche Konsequenzen bewirkt. [6]

Mit diesem Schritt, so wird aus Wissenschaftskreisen verlautbart, wäre mittel- bis langfristig die Grundlagenforschung in der Teilchenphysik in Österreich gefährdet. Aber auch das in Wiener Neustadt geplante Krebstherapieprojekt MedAustron würde durch den Ausstieg gefährdet.[7]

Am 18. Mai 2009 sprach Bundeskanzler Werner Faymann ein Machtwort gegen den Ausstieg aus dem CERN. [8]

Quellen

  1. Abgeschrieben? Debatte über Hahns Doktorarbeit - Zitierregeln damals noch anders? ORF abgerufen am 24. Mai 2007
  2. Zeitung der Universität Wien - online: Hahns Dissertation ist „nicht plagiatsverdächtig“, abgerufen am 13. Juni 2007
  3. Die Begutachtungsfrist und der Minister, Herbert Hrachovec (August 2008), abgerufen am 10. April 2009
    a) Tabellarische Übersicht der kritisierten Stellen [1]
    b) direkter Vergleich einiger ausgewählter Textpassagen mit jenen der Originalautoren: [2], [3]
  4. Forschungsbericht zur Dissertation von Johannes Hahn von Herbert Hrachovec, HTML-Dokument, Juni 2009
  5. Presseaussendung vom 7. Mai 2009
  6. SOS - Save Our Science Petition, abgerufen am 15. Mai 2009
  7. Diskussionen über MedAustron auf ORF-Niederösetrreich vom 14. Mai 2009 abgerufen am 27. Juni 2009
  8. Faymann sagt Nein zum Ausstieg, abgerufen am 18. Mai 2009

Johannes Hahn auf der Website des österreichischen Parlaments