Zum Inhalt springen

Waldenser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juni 2005 um 00:19 Uhr durch GregorHelms (Diskussion | Beiträge) (Zeittafel zur Geschichte der Waldenser). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Waldenser sind eine protestantische reformierte Kirche insbesondere in Italien.

Die Gemeinschaft hat in Italien 29.000 Mitglieder. Sie leben dort in enger Beziehung mit der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Nach der Zuerkennung ihrer religiösen Rechte im Jahre 1848 gründeten die Waldenser in ganz Italien verschiedene soziale Einrichtungen (Altenheime, Kinderheime, Schulen, Begegnungszentren - wie zum Beispiel Agape bei Turin) um die herum sich auch die heutigen Gemeinden der waldensischen Diaspora gründeten, die in ganz Italien verstreut sind. Geographisches Zentrum der Waldenser bilden nach wie vor die sogenannten waldenser Täler in den Cottischen Alpen östlich von Turin, wo sich die meisten und größten Gemeinden finden. Das theologische Zentrum in Form einer theologischen Fakultät liegt dagegen in Rom, wo auch die tavola - die demokratisch gewählte Kirchenverwaltung und der gewählte Repräsentant - der moderatore - ihren Sitz haben. Im Ausland (besonders Argentinien und Uruguay) leben ca. 14.000 Waldenser.

Geschichte

Die Waldenser waren eine vorreformatorische kirchliche Laienbewegung. Die Gemeinschaft leitet ihren Namen von dem Lyoner Kaufmann Petrus Valdes her.

Als die "Armen von Lyon" wandten sie sich predigend und wohltätig den Armen der Gesellschaft zu. Sie verstanden sich als bewusste Glieder der katholischen Kirche, deren Missstände sie kritisierten.

1184 werden die Waldenser - speziell wegen der Laienpredigt - auf dem Konzil von Verona von Papst Lucius III. exkommuniziert.

1252 belegt Papst Innozenz IV. in seiner Bulle ad extirpanda die Waldenser mit den Worten Cataros,...Valdenses, ... et omnes Hereticos ... perpetue damnamus infamia (für immer verurteilen wir die Katharer, Waldenser und alle Häretiker zur Infamie) mit der Kirchenstrafe der Infamie.

Die Waldenser sind im 14. Jahrhundert in unterschiedlichen, teilweise zerstrittenen Gruppierungen weit über Europa verbreitet. Sie werden von der Inquisition bedrängt, 1487 erfolgt durch Papst Innozenz VIII. ein Kreuzzug gegen die Waldenser.

Einige Gruppierungen schließen sich den Hussiten an - daraus geht die Böhmische Brüdergemeinde hervor (siehe auch Johann Amos Comenius), andere der Reformation von Calvin.

In Italien gründen die Waldenser 1532 unter Einfluss der Reformation eine reformierte Kirche in den Cottischen Alpen. 1848 wurde den italienischen Waldensern die bürgerliche und Glaubensfreiheit zugestanden. 1855 entsteht in Torre Pellice eine theologische Fakultät, welche schließlich 1922 nach Rom verlegt wird.

Im Januar 2005 wurde in der norditalienischen Stadt Pinerolo bei Turin ein Denkmal zur Erinnerung an die Verfolgung der Waldenser durch die katholische Inquisition enthüllt. Es ist das erste ökumenische Monument in Italien überhaupt und wurde von der Waldenserkirche und dem römisch-katholischen Bischof von Pinerolo in Auftrag gegeben. Die vom österreichischen Bildhauer Gerald Brandstötter in Bronze gestaltete Rundplastik hat die Form einer großen Flamme und soll die Verbrennung der Waldenser durch die Inquisition darstellen. Hoffnung und Versöhnung symbolisiert eine Mädchengestalt mit erhobenen Händen und mit Blick zum Himmel.

Waldenser in Deutschland

Nach 1698 bildeten sich nach der Vertreibung von Waldensern und Hugenotten aus Piemont auch in Südhessen, in Baden-Durlach und Württemberg waldensische Gemeinden. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erlaubte den vertriebenen Waldensern die Ansiedlung im Herzogtum Württemberg. Damit besiedelten die Vertriebenen unter Leitung des Pfarrers Henri Arnaud eine abgelegene, menschenarme Gegend im Nordwesten des Herzogtums. Das Recht der freien Religionsausübung wurde den reformierten Waldensern ausdrücklich zugesichert. Die Gottesdienste wurden bis ins frühe 19. Jahrhundert in französischem Dialekt gehalten. Obwohl sich die württembergische Siedlung als die dauerhaftere erwies, ging auch sie im 19. Jahrhundert in der evangelisch-lutherischen Landeskirche auf. Zwischen Pforzheim und Stuttgart erinnern heute jedoch noch Ortsnamen wie Pinache, Perouse, Corres, Serres, Groß- und Kleinvillars an die alten Waldenseransiedlungen. Auch im Großraum Karlsruhe finden sich mehrere Waldensersiedlungen, wie Welschneureut oder Palmbach. Schon im Ortsbild mit seinen straßenseitigen Giebeln lässt sich die besondere Siedlungsstruktur der Waldenserdörfer noch heute in diesen Orten erkennen. Auch die französischen Familiennamen vieler Bewohner, wie Durand, Granget, Crocoll oder Clour erinnern noch an die Herkunft aus Savoyen.

Zeittafel zur Geschichte der Waldenser

Jahr Ereignis
1177 Valdes beginnt in Lyon als Wanderprediger.
1179 Valdes' reist nach Rom, um von Papst Alexander III. sich sein Auftreten als Laienprediger genehmigen zu lassen.
1182 / 1183 Vertreibung der Waldenser aus Lyon. Asylsuche und dadurch Ausbreitung in Südfrankreich, in der Lombardei und Deutschland
1184 Papst [[Lucius III. (Papst) Lucius III.]] verurteilt auf der Synode von Verona die Waldenser erstmalig als Ketzer.
1206 ? / 1207 ? Valdes stirbt.
1215 Die Waldenser werden auf dem IV. Laterankonzil von Papst Innozenz III. erneut als Ketzer verurteilt.
1458 Der Waldenserbischof Friedrich Reiser wird in Straßburg verbrannt.
1480 Die letzten mittelalterlichen Waldenser, die in Deutschland Heimat gefunden hatten, werden grausam verfolgt. Die reste schließen|- sich der Brüderunität an.
1532 Die Waldenser der Cottischen Alpen, des Luberon und Kalabriens schließen sich der Reformation an.
  • in Arbeit!

Motto

Lux lucet in tenebris (lateinisch für: "Licht leuchtet in der Finsternis")

Literatur

  • Molnár Amedeo, Die Waldenser. Geschichte und europäisches Ausmaß einer Ketzerbewegung. Vandenhoeck, Göttingen, 1980
  • Tullio Vinay: Liebe, die Berge versetzt, Stuttgart (Quell-Verlag) 1997, ISBN 3791834525
  • Giorgio Tourn: Geschichte der W.-Kirche. Erlangen 1980.
  • Theo Kiefner: Die Waldenser auf ihrem Weg aus dem Val Cluson durch die Schweiz nach Deutschland 1532-1820/ 30. 5 Bände.
    • Band 1: Reformation und Gegenreformation im Val Cluson 1532-1730. Göttingen 1985.
    • Band 2: Vorübergehend nach Deutschland 1685-1698. Göttingen 1985.
    • Band 3: Endgültig nach Deutschland 1698-1820/30. Göttingen 1995.
    • Band 4: Die Pfarrer der Waldenserkolonien in Deutschland. Die Pfarrer und ihre Gemeinden. Göttingen 1997.
  • Theo Kiefner: Henri Arnaud – Pfarrer und Oberst bei den Waldensern. Stuttgart 1989.
  • Theo Kiefner: Die Privilegien der nach Deutschland gekommenen Waldenser. Stuttgart 1991.
  • Barbro Lovisa: Italienische Waldenser und das protestantische Deutschland 1655 bis 1989. Göttingen 1993.
  • Albert de Lange: Die Waldenser. Geschichte einer europäischen Glaubensbewegung in Bildern, Karlsruhe 2000, ISBN 3-89116-048-8

Siehe auch