Roundup
Unter dem Handelsnamen „Roundup“ vertreibt der Chemiekonzern Monsanto eine Serie von Totalherbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat für die Landwirtschaft, aber auch für Hobbygärtner. Totalherbizide wirken unspezifisch gegen viele Pflanzenarten. Der Wirkstoff ist das für fast alle Pflanzenarten toxische Glyphosat. Die einzelnen Roundup-Produkte unterscheiden sich in der Salzformulierung, dem Medium (Lösung oder Granulat) sowie der Glyphosatkonzentration.
Toxikologie
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass eine Kontamination mit Roundup auch beim Menschen reproduktionstoxisch wirkt und die Entwicklung des Fötus beeinflussen kann.[1] An Seeigel-Embryonen, einem Standardmodell zu Forschungen in der Entwicklungsbiologie, konnte nachgewiesen werden, dass Roundup die Zellteilung stört.[2] Der Wirkstoff Glyphosat reizt die Haut und Hautkontakt sollte vermieden werden.
Eine aktuelle (Dezember 2008) Studie der Universität Caen zeigt, dass Rückstände von Roundup, die bei den meisten auf dem Markt befindlichen Gentech-Lebensmittel und Gentech-Futtermitteln nachweisbar sind, bei menschlichen Zellen schädlich und sogar tödlich wirken können – selbst bei sehr niedrigen Mengen. Das Forscher-Team um Prof. Eric Seralini, Molekularbiologe und Mitglied in zwei Kommissionen der französischen Regierung zur Bewertung von gentechnisch veränderte Organismen (GVO), untersuchte die Wirkung von vier Herbiziden in der Zusammensetzung des Monsanto-Produktes auf unterschiedliche menschliche Zellgruppen. Trotz einer 100.000-fachen Verdünnung führte der Einsatz zu einem völligen Zellsterben innerhalb von 24 Stunden, er blockierte die Zellatmung und verursachte DNS-Schäden.[3] Das europäische Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Organismen berücksichtigt derartige Risiken nicht.
Verwendung in der Landwirtschaft
Klassische Unkrautbekämpfung


In der Landwirtschaft wird Roundup schon seit den 1980er Jahren verwendet, um Felder vor einer Neuansaat von Unkraut oder konkurrierenden Pflanzen in der Fruchtfolge (Weizen-Gerste) zu befreien.
Roundup wirkt ausschließlich über grüne Pflanzenteile und nicht über die Wurzel. Es ist somit möglich, in einem Arbeitsgang einen Bestand „niederzuspritzen“ und zusätzlich eine frische Saat einzubringen. Die Keimung und der Wuchs werden nicht negativ beeinflusst. Auch im Weinbau wird Roundup verwendet, um den Unterstockbereich frei zu halten. So lange bei der Anwendung keine Blätter der Reben getroffen werden, schadet diese Anwendung den Reben nicht.
Verwendung mit genveränderten Pflanzen
Parallel zu Roundup verkauft Monsanto genverändertes Mais-, Soja- und Baumwollsaatgut. Entsprechend genverändertes Weizensaatgut ist verfügbar, kommt derzeit aber mangels Nachfrage nicht zum Verkauf.
Die Manipulation des Saatgutes besteht darin, dass ein Enzym aus dem Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens als Ersatz für das durch Glyphosat blockierte Pflanzenenzym übertragen wurde. Die Pflanze übersteht durch diese Manipulation auch die Anwendung von Roundup. Der Anbau von genveränderten Gewächsen ist zusammen mit Roundup in der Anfangszeit relativ kostengünstig, da das Totalherbizid alle Pflanzen außer der genveränderten Nutzpflanze abtötet und daher den Aufwand von mehreren gezielten Spritzungen von spezifischen Herbiziden, wie in der konventionellen Landwirtschaft üblich, reduziert.
Problem der Resistenzbildung
In letzter Zeit entwickeln sich vor allem im Baumwoll- und Sojaanbau immer mehr Roundup-resistente Unkräuter, die sich seit einigen Jahren in den USA verbreiten und die Kombination des teuren, Roundup-resistenten Saatguts mit Roundup unwirtschaftlich machen. Auch ehemalige Nutzpflanzen wie Raps werden als genveränderte Pflanzen bereits zur Plage, z.B. in Kanada, weil sie nicht mehr zu bekämpfen sind und in der Agrarlandschaft einen erheblichen Vorteil im Konkurrenzkampf haben. Das Artengefüge wird so verändert.
Roundup-Produkte für Hobbygärtner
In Deutschland sind einzelne Roundup-Produkte auch für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen, sofern sie nur in Kleinstgebinden abgegeben werden. Nach § 6 Abs. 2 PflSchG dürfen Pflanzenschutzmittel auf Freilandflächen nur angewandt werden, soweit diese landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden. Sie dürfen jedoch nicht in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern und Küstengewässern angewandt werden. Außerdem ist die Anwendung auf versiegelten Flächen, zu denen gepflasterte oder geteerte Wege und Terrassen zählen, nur mit einer Genehmigung der zuständigen Behörde zulässig. Bei Zuwiderhandlung sind Strafen bis zu 50.000 € vorgesehen.[4]
Umweltverträglichkeit
Biologisch abbaubar?
Roundup wird als biologisch abbaubar und umweltverträglich beworben. In der Broschüre „Roundup-Kompendium“[5] verspricht Monsanto für seine Produkte Roundup UltraMax und Roundup Turbo
- „maximale Wirkung bei nur minimaler Belastung der Umwelt“
- „Durch starke Adsorption des Wirkstoffes an Bodenteilchen erfolgt keine Verlagerung ins Grundwasser und dieser wird vollständig innerhalb von 30 bis 40 Tagen (DT50) abgebaut.“
In New York gab Monsanto jedoch 1996 eine Unterlassungserklärung gegenüber dem Generalstaatsanwalt ab. Darin verpflichtete sich Monsanto unter anderem, im Staat New York glyphosathaltige Pestizide nicht mehr als sicher, ungiftig, harmlos, risikofrei, biologisch abbaubar, umweltfreundlich, ökologisch vorteilhaft oder praktisch ungiftig zu bezeichnen. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass die Hinweise im Sicherheitsdatenblatt diesen Werbeaussagen widersprechen. [6]
In Frankreich verurteilte die Fünfte Strafkammer des Amtsgerichts Lyon zwei Führungskräfte von Monsanto und Scotts France am 26. Januar 2007 zu einer Geldstrafe wegen irreführender Werbung.[7] In der Urteilsbegründung verwies das Gericht unter anderem auf Studien, die Monsanto selbst durchgeführt hat. Diese zeigten, dass Roundup nach 28 Tagen erst zu 2 % biologisch abgebaut ist.[8] Seitdem wird Roundup in Frankreich nicht mehr als biologisch abbaubar bezeichnet. Die Verurteilten haben Berufung eingelegt; die Verhandlung vor dem Appellationsgerichtshof findet am 1. Oktober 2008 statt.
Ursache für das Froschsterben?
Möglicherweise ist das Herbizid Roundup für das teils rasante globale Amphibiensterben mitverantwortlich. Insbesondere für den Zusatzstoff Tallowamin ist eine hochtoxische Wirkung auf Frösche, Kröten und deren Kaulquappen nachgewiesen.[9][10][11] Bei Tallowamin handelt es sich um ein Netzmittel, das das Eindringen des Wirkstoffs Glyphosat in die Pflanze erleichtert. Es ist auch in anderen glyphosathaltigen Herbiziden enthalten, z.B. in "Vorox flüssig" (siehe Sicherheitsdatenblatt, [1]), das man wie "Roundup" im Gartenfachhandel auch für den Heimgarten kaufen kann, sowie "Plantaclean 360" (siehe Sicherheitsdatenblatt, [2]), "Technolit Glyphosat 360" (siehe Sicherheitsdatenblatt, [3]) und "Glyphogan" (siehe Sicherheitsdatenblatt, [4]).
Tallowamin soll nicht in allen Glyphosat- bzw. Roundup-Formulierungen enthalten sein. Grundsätzlich müssen in Deutschland beim Einsatz von Roundup Abstandsauflagen zu Gewässern und Landschaftselementen beachtet werden, in einigen deutschen Bundesländern sind diese in Sondergebieten aufgehoben (z.B. im Marschland, welches mit Gräben durchzogen ist und kein Abstand eingehalten werden kann).
Monsanto soll in Roundup UltraMax mittlerweile ein anderes Netzmittel verwenden. Im Sicherheitsdatenblatt zu Roundup UltraMax ist dieses nur mit „Netzmittel CAS# 68478-96-6“ angegeben. Laut der CAS# handelt es sich hierbei um ethoxyliertes 3-Isotridecyloxypropanamin.
Weblinks
- Telepolis: Monsanto und das globale Amphibiensterben
- Werbeseite von Roundup
- Dokumentarfilm zu Monsanto von Marie-Monique Robin: „Mit Gift und Genen“ - taz-Rezension vom 11.03.2008
Einzelnachweise
- ↑ N. Benachour, H. Sipahutar, S. Moslemi, C. Gasnier, C. Travert, G.E. Seralini: Time- and Dose-Dependent Effects of Roundup on Human Embryonic and Placental Cells. Arch Environ Contam Toxicol., 4. Mai 2007
- ↑ J. Marc, O. Mulner-Lorillon, S. Boulben, D. Hureau, G. Durand, R. Bellé: Pesticide Roundup Provokes Cell Division Dysfunction at the Level of CDK1/Cyclin B Activation. Chem Res Toxicol 15(3):326, 31. März 2002
- ↑ Nora Benachou, Gilles-Eric Séralini: "Glyphosate Formulations Induce Apoptosis and Necrosis in Human Umbilical, Embryonic, and Placental Cells". In: Chemical Research in Toxicology, 23. Dezember, 2008 http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/tx800218n
- ↑ Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Verzeichnis zugelassener Pflanzenschutzmittel - Standardsuche (nach Roundup suchen)
- ↑ Roundup-Kompendium als PDF bei roundup.de (Stand 2007)
- ↑ Die Unterlassungserklärung dokumentiert bei mindfully.org
- ↑ Eau et Rivières de Bretagne: Le Roundup devant les tribunaux
- ↑ Auszug aus dem Gerichtsurteil, dokumentiert bei Eau et Rivières de Bretagne
- ↑ Rick A. Relyea: The lethal impact of roundup on aquatic and terrestrial amphibians. Ecological Applications, Vol. 15, Issue 4 (August 2005), S. 1118–1124
- ↑ Rick A. Relyea, Nancy M. Schoeppner, Jason T. Hoverman: Pesticides and amphibians: The importance of community context. Ecological Applications, Vol. 15, Issue 4 (August 2005), S. 1125–1134
- ↑ NABU: Amphibien- und Reptilienschutz aktuell. abgerufen 06. Mai 2008