Zum Inhalt springen

Liturgie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Januar 2004 um 21:50 Uhr durch Rabanus Flavus (Diskussion | Beiträge) (wikilink). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Begriff Liturgie (v. griech.: λειτoυργια leitourgia öffentlicher Dienst aus leitos öffentlich von λαoς laos Volk; und εργoν érgon Werk, Dienst) bezeichnet den gestalteten Gottesdienst.

Der liturgische Gottesdienstbegriff weist eine doppelte Dimension auf: er beschreibt - doppelter Genitiv - den Dienst von und für Gott. Insofern unterscheidet er sich vom eher deskriptiven Begriff der Kulthandlung.

Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche Geschehen: Wort und Gesang, Gestik, Bewegung und Gewänder, Symbole und Symbolhandlungen.

Die orthodoxen Kirchen verstehen unter Liturgie den ganzen gestalteten Gottesdienst, der im kirchlichen Leben und in der Theologie das Zentrum ist. Die orthodoxen Liturgien, die allen orthodoxen Kirchen gemeinsam sind, entstanden im Wesentlichen vor der Mitte des ersten Jahrtausends und sind seither praktisch unverändert geblieben. Gebräuchlich sind die Liturgie des Chrysostomos an gewöhnlichen Sonntagen und die ausführlichere Liturgie des Basilius an Festtagen.

Die katholische und die evangelischen Kirchen verstehen unter Liturgie in erster Linie die Ordnung des Gottesdienstes, insbesondere der Eucharistie bzw. des Abendmahls.

Bei den Textelementen der Liturgie wird unterschieden zwischen

Die meisten Kirchen haben besondere Liturgien für Taufe, Trauung oder Bestattung.

Im Verlauf des Kirchenjahrs gibt es in vielen Kirchen festgelegte Lesungen für jeden Sonntag, liturgische Farben für die Zeiten des Kirchenjahrs und manchmal auch besondere Liturgien z.B. für die Fastenzeit oder Festtage.

In einigen Freikirchen ist das Wort Liturgie verpönt, weil der Begriff zu sehr mit Tradition verbunden ist, aber die meisten von ihnen haben dennoch eine Gottesdienstordnung (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. die Quäker).

Die Liturgie unterscheidet den Gottesdienst von einer Versammlung oder einer privaten Andacht. In einigen Kirchen gibt es aber neben der Gottesdienstliturgie auch liturgisch gestaltete Andachten für einzelne oder Gruppen, z.B. das Stundengebet.

Das wichtigste liturgische Buch der katholischen Kirche ist das Messbuch (Missale).

Die gesamte Gottesdienstordnung der evangelischen Kirchen ist in der Agende aufgeführt.

In vielen Kirchen sind die Liturgien, zumindest teilweise, im Kirchengesangbuch aufgeführt. Die katholische Kirche kennt das Brevier für die täglichen Andachten, in den Anglikanischen Kirchen gibt es das Book of Common Prayer

Die jüdische Liturgie umfasst vor allem die Torarezitation, Gesang und Gebet.

Angesichts der zunehmenden Wertschätzung von Spontanität und Authentizität sprechen viele Wissenschaftler von einer Liturgieunfähigkeit des modernen Menschen. Andererseits entwickeln sich in vielen Lebensbereichen (Sportveranstaltungen; Medien) neue Gemeinschaftsrituale und Paraliturgien.


Siehe auch: Ritual, Brauchtum, Liturgiereform

Weblinks: