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ifo Institut für Wirtschaftsforschung

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung
an der Universität München
ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Logo des Ifo-Instituts
Kategorie: Wirtschaftsforschungsinstitut
Träger: keiner (rechtlich selbstständiger eingetragener Verein)
Mitgliedschaft: Leibniz-Gemeinschaft
Standort der Einrichtung: München, Niederlassung in Dresden
Art der Forschung: Angewandte Forschung
Fächer: Wirtschaftswissenschaft
Leitung: Hans-Werner Sinn
Mitarbeiter: ca. 170 Mitarbeiter
Homepage: www.ifo.de

Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (ifo: Akronym aus Information und Forschung) ist eine Münchner Forschungseinrichtung, die als eines der größten Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands ihre Arbeit der Analyse der Wirtschaftspolitik widmet und monatlich den ifo Geschäftsklimaindex ermittelt. Sie war nach einer vom Handelsblatt zitierten Studie 2006 die veröffentlichungsstärkste ökonomische Denkfabrik in Deutschland.[1]

Rechtsstellung und Finanzierung

Das ifo Institut hat die Rechtsstellung eines eingetragenen Vereins. Es ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Dies bedeutet unter anderem, dass Zuwendungen an das Institut steuerlich abzugsfähig sind.

Die Organe des Vereins sind die die Mitgliederversammlung, der Vorstand, der Verwaltungsrat, das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat. Der Vorstand vertritt den Verein nach außen. Der Vorsitzende des Vorstandes wird von der Satzung auch als Präsident bezeichnet. Neben dem Präsidenten hat der Vorstand zwei weitere Mitglieder. Der Verwaltungsrat übt gegenüber dem Vorstand die Aufsicht aus. Er besteht aus zwei Mitgliedern aus dem Kuratorium, zwei Mitgliedern aus der Ludwig-Maximilians-Universität München, einem Vertreter der Bundesregierung, einem Vertreter der Bayerischen Staatsregierung, dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats und weiteren Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Satzungsgemässe Aufgabe des Kuratoriums ist es, den Vorstand bei der Erfüllung der Aufgaben des Vereins zu unterstützen. Dem Kuratorium sollen laut Satzung "mindestens 20 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Verwaltung" angehören.

Finanziert wird das ifo-Institut zurzeit zu etwa zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln ("Blaue Liste") und zu etwa einem Drittel aus den Erlösen für Drittmittelprojekte, die in der Regel ebenfalls von öffentlichen Auftraggebern stammen ("wissenschaftliche Politikberatung"). Aufträge aus der Wirtschaft spielen keine Rolle.

Es ist als sogenanntes "An-Institut" mit der Ludwig-Maximilians-Universität München assoziiert.

Die Niederlassung Dresden finanziert sich überwiegend aus Zuwendungen des Freistaats Sachsen (sowie in geringem Umfang durch Drittmittel).

Aufgaben und Tätigkeiten

Satzungsgemässer Vereinszweck ist die empirische wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung sowie die Bereitstellung von Daten, Informationen und Forschungsergebnissen auf wirtschaftswissenschaftlichem und wirtschaftspolitischem Sektor. Die Ergebnisse der Arbeit werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sollen - so die Satzung - der Entscheidungsfindung in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung dienen.

Um diesem Zweck nachzukommen, erledigt das Institut die folgenden Aufgaben:

  • Bereitstellung von Wirtschaftsdaten für die interessierte Öffentlichkeit. Hierzu organisiert das Institut auch Seminare und Vorträge eigener und anderer Wirtschaftswissenschaftler. Als prominenteste Wirtschaftsanalyse gilt der renommierte ifo Geschäftsklimaindex. Zusätzlich gibt das ifo Institut mehrere wirtschaftswissenschaftliche Zeitschriften heraus.
  • Erhebung dieser Daten (z. B. ifo Geschäftsklimaindex) durch Befragungen von Unternehmen.
  • Beratung der die Wirtschaftspolitik beeinflussenden Organe in Deutschland, insbesondere Bundes- und Landesministerien
  • Entwicklung von Modellen zur Simulation der Effekte von Eingriffen in die deutsche Wirtschaft.
  • Wirtschaftswissenschaftliche Forschung: Die Forschung des Instituts war bis 1999 sehr auf seine Beraterfunktion zugeschnitten. Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats wurde ab 1999 eine stärker universitäre Ausrichtung implementiert. Das ifo-Institut arbeitet als Forschungseinrichtung mit vielen deutschen Universitäten zusammen, insbesondere mit der Universität München, sowie mit zahlreichen Forschungsinstituten im In-und Ausland.
  • Das Institut unterhält eine Niederlassung in Dresden, die insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen und den übrigen neuen Ländern analysiert

Mitarbeiter

Präsidenten des ifo-Instituts
Name Zeitraum
Karl Wagner 1949–1955
Hans Langelütke 1955–1965
Karl Maria Hettlage 1965–1976
Karl Heinrich Oppenländer 1976–1999
Hans-Werner Sinn seit 1999

Das ifo-Institut hat derzeit ungefähr 170 Mitarbeiter, etwa die Hälfte davon sind wissenschaftliche Mitarbeiter. Der Leiter ist Hans-Werner Sinn.

Geschichte

Das ifo Institut wurde im Jahr 1949 gegründet. Zur Gründergeneration gehörten Dr. Wilhelm Marquart und Dr. Hans Langelütke beide aus dem Planungsamt des Vierjahresplanes für Wirtschaftsstatistik zuständig. [2] Zur Analyse des Zusammenwachsens der beiden Teile Deutschlands wurde 1993 eine Zweigstelle in Dresden eröffnet. Unter der Präsidentschaft Hans-Werner Sinns wurde es zu einem sogenannten "An-Institut" der Ludwig-Maximilians-Universität München, was auch durch die Namensänderung in "ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München" und der engen Kooperation mit dem ebenfalls von H.-W. Sinn geleiteten CES deutlich wird.

Aufgabenbereiche

Evaluierung

Am 4. März 2009 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme zum ifo Institut verabschiedet. Darin empfiehlt der Senat Bund und Ländern, das ifo Institut künftig als "überwiegend forschend tätige Einrichtung" zu fördern. "Die Forschungsleistungen des ifo der vergangenen drei Jahre sind hervorragend. Die Leistungen wurden gegenüber der Situation im Jahr 2005 noch einmal deutlich gesteigert, ohne dass dies zulasten von Aufgaben des wissenschaftlichen Service ging. Zusammenfassend hält der Senat fest, dass das vorgelegte Arbeitsprogramm des ifo die Erwartungen an eine überwiegend forschend tätige Einrichtung erfüllt. Auf der Grundlage der hohen Leistungen in der Forschung wurde zudem das Zusammenspiel von Forschung, Beratung und wissenschaftlichem Service erheblich verbessert." [3]

Mit der Stellungnahme vom März 2009 folgt der Senat einer Ankündigung im Anschluss an die letzte umfassende Evaluierung des ifo Instituts vom Juni 2006. In dieser Evaluierung hatte der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Bedeutung des ifo Instituts bestätigt, und die Fortschritte, die das Institut gemacht habe, gelobt; Kritik wurde an einigen Servicebereichen des ifo geübt.[4] In seiner abschließenden Stellungnahme bescheinigt der Senat dem ifo Institut 2006 „gute, in Teilbereichen sehr gute bis exzellente Leistungen in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung und in der Politikberatung“. [5]

Die FAZ, die den Bewertungsbericht für das ifo mit den Berichten für die anderen in letzter Zeit evaluierten Institute vergleicht, urteilte: „Die wissenschaftliche Arbeit sei mittlerweile meistens ‚sehr gut’, heißt es, bisweilen sogar ‚exzellent’. Die Fortschritte seien gewaltig, wenn auch noch recht uneinheitlich. ‚Sehr gut’ ist ein selten großes Lob. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel hatte bei der Evaluierung im November nur ‚gute bis sehr gute Leistungen’ in der wissenschaftlichen Forschung attestiert bekommen, das Berliner DIW gerade einmal ‚überwiegend gute Leistungen.“[6] Auch die Süddeutsche Zeitung interpretiert die Bewertung durch die Prüfer positiv. Die Politikberatung ist ebenfalls sehr gut. Im Bereich der Dienstleistungen hat es Bewegung gegeben“, heißt es dort.[7]

Publikationsorgane

Buchreihen

  • ifo Beiträge zur Wirtschaftsforschung
  • ifo Forschungsberichte
  • ifo Dresden Studien
  • EEAG Report
  • Ifo Economic Policy (Verlag Edward Elgar)
  • CES Munich Lectures Series (Verlag MIT Press)
  • CESifo Seminar Series (Verlag MIT Press)
  • CESifo Book Series (Verlag MIT Press)

Zeitschriften

  • CESifo Economic Studies (Verlag Oxford University Press)
  • ifo Schnelldienst
  • CESifo Forum
  • CESifo DICE Report
  • CESifo World Economic Survey
  • ifo Konjunkturperspektiven
  • ifo Dresden berichtet

Working Papers

  • Ifo Working Papers
  • CESifo Working Papers

Einzelnachweise

  1. Handelsblatt: Forschungsleistung der Institute: Ifo hat die Nase deutlich vorn, 9. Juli 2007
  2. Götz Aly und Susanne Heim "Vordenker der Vernichtung" Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verl. 1993 S. 54
  3. als PDF-Datei aufzurufen auf der WGL-Seite Senatsstellungnahmen zu Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft
  4. Leibniz Gemeinschaft Referat Evaluierung (Hrsg.): "Leibniz-Senat verabschiedet positive Förderempfehlungen zu fünf Leibniz-Einrichtungen", Pressemitteilung E8/2006 vom 15. Juni 2006, als PDF-Datei aufzurufen auf der WGL-Seite Pressemitteilungen.
  5. Leibniz Gemeinschaft Referat Evaluierung (Hrsg.): "Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), Stellungnahme des Senats vom 14. Juni 2006, als PDF-Datei aufzurufen auf der WGL-Seite Senatsstellungnahmen.
  6. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Das Ifo-Institut ist über den Berg, Gutachter empfehlen bessere Einstufung / Lob für wissenschaftliche Qualität, 11. Mai 2006
  7. Süddeutsche Zeitung: Zukunft des Ifo scheint gesichert zu sein: Kommission bewertet Restrukturierung positiv und empfiehlt eine Aufwertung, 10. Mai 2006